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LessMess INFO 4/2012
Nr. 4/12 - 22. Dezember
Aktuelles

Künstlerwettbewerb zum Thema "Messies"
Unser neuer Flyer

Interview

Mit Rainer Rehberger, Psychologe, von Johannes

Gedicht „Strategie Winterschlaf?“ von Anita
Buchbesprechung Evelyn Grill: „Der Sammler“, von Johannes
Pressespiegel

Auf Artikelsuche...


Liebe Messies und Interessierte

Vor Wochen fand ich ein schönes Herbstgedicht – nun ist aber ein Wintergedicht passender.
Anita hat eines geschrieben, welches nach einer Strategie zum Wohlbefinden fragt. Wir
verbringen mehr Zeit zu Hause an der Wärme. Können es wir uns bequem machen? Oder ist
der Stuhl oder das Sofa schon besetzt? Sind es die Zeitungen vom letzten Monat? Oder die
Einkaufstasche? Oder die neueste Post? Sie geben den Sitzplatz nicht von selbst frei: Wir
müssen es selber machen. So geht es im Leben mit Vielem: Es ist unsere Angelegenheit
und nur wir sind zuständig! Bewegen wir uns! Bewegen heisst leben – oder umgekehrt:
Leben heisst bewegen!

In der Buchbesprechung zeigt Johannes auch die Situation von Angehörigen von Messies
auf. Wenn sich nun die Bedürfnisse von Messies und Angehörigen umeinander kreisen,
immer schneller kreisen wie ein Doppelgestirn, vermischen sich die Gestirne irgendwann
einmal. Was passiert bei Messies und Nicht-Messies? Wer verschluckt wen? Gibt es ein
neues WIR mit gegenseitigen Kompromissen oder Vereinbarungen? Zeigen Messies
Verständnis für das Ordnungsbedürfnis von Nicht-Messies in gleichem Masse wie Messie-
Angehörige das Sammeln von Messies tolerieren? Übernehmen Messies die Verantwortung
für die Situation, die sie geschaffen oder zugelassen haben? Es sind harte Fragen, die sich
alle Menschen stellen müssen: Tragen wir die Verantwortung für unser Handeln und auch
das Unterlassen in der Lebensgemeinschaft und in der Gesellschaft?

Das Jahresende naht und auch das Neue Jahr, für das wir doch wieder einige Wünsche und
Vorsätze gefunden haben. Setzen wir sie doch selber in die Tat um – das geht schneller!

Doch zunächst wünscht euch allen eine gute Adventszeit und fröhliche Weihnachtstage

Das Redaktionsteam LessMess-Info


Aktuelles

Künstlerwettbewerb zum Thema "Messies"

Aus Deutschland hat uns folgendes Schreiben erreicht:

Zum 5-jährigen Jubiläum der Veranstaltungsreihe „Soziales trifft Kunst und Kultur“
H-TEAM e.V. schreibt gespendete Preisgelder in Höhe von 5.000,- € aus

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten Sie auf unseren Künstlerwettbewerb hinweisen.
Näheres zum Wettbewerb finden Sie unter www.h-team-ev.de.

Dort kann auch unser Plakat zum Wettbewerb heruntergeladen werden. Gerne können Sie den Wettbewerb weiter verbreiten.

Im Jahre 2008 haben wir mit der Veranstaltungsreihe „Soziales trifft Kunst und Kultur“ begonnen. Seit dem haben wir jedes Jahr vier Ausstellungen veranstaltet. Das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. hat uns von Anfang an begleitet. Deshalb freuen wir uns, dass das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk die Schirmherrschaft für das im Juni 2013 zu feiernde 5-jährige Jubiläum dieser Reihe übernommen hat.

Das Thema des Wettbewerbs ist „Messies“. Der H-TEAM e.V. arbeitet seit über 20 Jahren auf diesem Gebiet und hat im Jahre 2010 einen Fachtag zum Thema „Desorganisiertes Leben in der eigenen Wohnung – sind das alles Messies?“ im Feierwerk München veranstaltet. Mit diesem Wettbewerb wollen wir erneut dem Thema „Messies“ mehr Aufmerksamkeit in der gesellschaftlichen Diskussion verschaffen.

Es wird spannend sein zu sehen, wie Kunst mit dem Thema Messies umgeht und wie die Beiträge dazu ausfallen werden. Es wird sicher eine interessante Mischung verschiedenster Perspektiven zum Thema „Messies“ zum Wettbewerb eingereicht werden.

Eingeladen sind alle KünstlerInnen aus den Sparten Malerei, Fotografie, Kurzfilm, Musik, Comics, Installationen/Objekte, vorzutragende Literatur/Dichtung/Kurzgeschichte.

An Kunstformen werden akzeptiert:
Malerei
Fotografie
Kurzfilm (bis 3 Minuten)
Musik (bis 3 Minuten)
Comics
Installationen/Objekte
vorzutragende Literatur/Dichtung/Kurzgeschichte (bis 3 Minuten).

Die Werke können vom 1.12.2012 bis zum 15.4.2013 eingereicht werden. Die Preise werden am 20. 6. 2013 im Rahmen der Jubiläumsfeier den Gewinnern persönlich übergeben. Der Präsident des Paul-Klinger-Künstlersozialwerkes e.V., Herr Schmitt-Thiel, wird die Veranstaltung moderieren.

Genaueres kann man den Wettbewerbsbedingungen entnehmen

Mit freundlichen Grüßen

Peter Peschel, Geschäftsführer

Wir möchten alle unsere Leser ermuntern, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Wer kann sich schon aussagekräftiger äussern als Menschen, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen.


Unser neuer Flyer

Nachdem nun auch nahezu die letzten LessMess-Flyer aufgebraucht wurden, haben wir neue drucken lassen. Man muss ja nicht immer alles komplett ändern - auch wir sind da sehr behutsam vorgegangen. Einige Änderungen sind drucktechnisch bedingt: zum Beispiel, dass er jetzt quer gefalzt ist und nicht mehr hoch. Dafür kann man den Anmeldetalon leicht abtrennen und versenden. Mit den frischen, roten Balken gleicht er sich dem Design unserer Website an. Die relativ neue Postfach-Adresse sollte jetzt für längere Zeit stimmen und muss nicht mehr mit viel Fleiss und ständig mit anderen Angaben überklebt werden. Auch die telefonische Beratungszeit wurde auf Montags 18-20 Uhr reduziert. Dafür wurde für emailanfragen eine neue, stets erreichbare Beratungsadresse eingerichtet: beratung@lessmess.ch
Und dennoch: etwas sehr grundsätzliches (zwar kleines und nur wenige Worte betreffendes) haben wir geändert - belehrt durch den langjährigen Kontakt mit Messies und vor allem, deren Angehörigen. Aber was denn ?
Schaut mal hier rein: unser neuer flyer. Was ihr da seht ist eine A4-Version zum selbst ausdrucken. Aber ihr könnt auch das Original betrachten: der gedruckte Flyer

Wer findet den Unterschied ?

Mailt uns die Antwort, sagt uns eure Meinung: info@lessmess.ch

Flyer muss man verteilen - ein Verband nützt nur, wenn man auch weiss, dass es ihn gibt.
Wer flyer kostenlos bestellen, auflegen oder verteilen möchte meldet sich bei info@lessmess.ch.

Ein grosses MERCI für alle, die sich für LessMess einsetzen.

 



Interview mit Rainer Rehberger, Psychoanalytiker
„Ich habe keinen Grund zur Scham…“

Dr. Rainer Rehberger arbeitet seit 1994 in Seefelden/Unteruhldingen am nördlichen Bodenseeufer als Psychoanalytiker und schreibt Bücher. Das letzte, „Messies, Sucht und Zwang“ haben wir im LessMess-Info 1/11 besprochen. Eben ist der vital gebliebene 72-Jährige mit der Drucklegung seines neuesten Buches „Selbsthilfe für Messies – Ursachen verstehen – Änderungen wagen“ beschäftigt. LessMess hat den Autor am 24. November in Zürich getroffen und mit ihm ein anregendes Gespräch geführt.
Rainer Rehberger erwähnt in diesem eine denkwürdige telefonische Hilfe für eine verzweifelte Patientin: „Der Kaminfeger hat sich angemeldet und ich schäme mich so sehr, wenn er kommt.“ Der Analytiker empfiehlt: „Üben Sie einige Tage lang wiederholt und sprechen sie dazu laut, „ich habe keinen Grund zur Scham! Ich trete aufrecht, ja stolz vor den Kaminfeger, wenn ich ihm die Türe öffne.“ Schaut er kritisch auf meine riesige Sammlung, oder fragt er, warum ich eine solche Unordnung habe, dann sage ich, dies ist meine Notlösung. Sonst wäre ich wahrscheinlich bereits tot. Ich arbeite intensiv daran, ohne diese Notlösung zu leben. Die Frau tat so und erlebte, dass danach ihre depressive Stimmung besser wurde.
Dies ist – verkürzt dargestellt – eine von vielen Hilfen, im neuen Buch, das im März 2013 bei Klett-Cotta-Pfeiffer erscheinen wird.
LessMess wird auch dieses Buch nach Erscheinen besprechen.


LessMess:
Rainer, du schreibst jetzt dein viertes Buch. Was ist deine Motivation, nebst deiner Arbeit als Analytiker und Psychotherapeut publizistisch tätig zu sein?

Dr. Rainer Rehberger:
Der erste Impuls kam von meiner Lektorin, sie schlug mir das erste Buch (über Verlassenheitspanik) vor: Sie regte nach einem Seminar über Trennungsängste in Psychotherapien an, meine zwanzigjährige, klinisch forschende Erfahrung in diesem Bereich niederzuschreiben. Nach dem Erfolg dieses Buches (1999/2000) ergriff ich selbst die Initiative zu den beiden folgenden Büchern: „Angst zu trauern“ sowie „Messies – Sucht&Zwang“. Nach letzterem schlug die Lektorin vor, ein Buch für Betroffene und Laien zu schreiben – Selbsthilfe für Messies! Dieses Buch schliesse ich eben ab.

Das Wort „Selbsthilfe“ erheischt Assoziationen an Selbsthilfegruppen. Ich nehme an, dass das nicht das einzige Thema ist?

Gewiss nicht. Zunächst einmal beschreibe ich das Messie-Syndrom auf den sechs Krankheitsebenen:

  • Depression
  • Sucht
  • Zwanghafter Charakter mit Perfektionismus
  • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung mit unbewusster Verweigerung
  • Zwangsneurose
  • Gefühlsunterdrückung bei Schmerz, Ärger, manchmal Angst

Dann folgt die Entwicklungspsychologie, dank der sich eine Messie-Biografie nachvollziehen lässt. Anschließend gebe ich einen Leitfaden, anhand dessen sich Betroffene selbst einordnen können. Für jede der erwähnten sechs Grundstörungen erläutere ich eine Fülle von Hilfestellungen. Zu ihnen zählen auch Empfehlungen, eingeschliffene störende Verhaltensweisen in einem langen Lernen abzulegen und neue einzuüben. Denn ein Verhalten, das seit früher Kindheit eingeübt wurde, kann ich nicht durch Einsicht ändern, sondern durch Umlernen. Ich denke etwa an den Drang einzukaufen, Aktionen nachzurennen und etwa ein Küchengerät nicht nur zweimal, sondern mehrfach einzukaufen. Das hat mit einem inneren Zwang zu tun. Deshalb gebe ich im Buch Formeln zum Lernen neuer Verhaltensweisen. So wie man Vokabeln in einer Fremdsprache oder schwierige Passagen in einem Musikstück vielmal üben muss. Fünfzigmal, Hundertmal.

Kannst du einen weiteren Aspekt aus dem Buch verraten? Ein häufig auch bei Messies anzutreffendes Problem ist die Gefühlsunterdrückung. Augenfällig etwa beim Überlachen eines Schmerzes. Ich schlage vor, selbst zu überprüfen, ob ich in bestimmten Situationen lache, wo eigentlich Betroffenheit, Weinen eine adäquate Reaktion wäre.
Selbsthilfe für Messies. Ist das nicht ein schwieriges Thema? Ja sicher. Natürlich setze ich mich in umfangreichen Abschnitten mit der Frage auseinander, ob Selbsthilfe bei einer derart schweren Störung nicht ein Selbstbetrug ist und es problematisch ist, Leute mit so grossen Nöten Selbsthilfe vorzuschlagen. Aber ich stelle fest, dass in der Depression und beim Vorliegen von Bindungsstörungen der soziale Rückzug und die innere Verschlossenheit zentral sind. Deshalb lege ich dringend nahe: Nehmt Verbindungen auf, geht in Gruppen, knüpft soziale Kontakte, wandert und treibt Sport in Gemeinschaft und so weiter. Das ist das Wichtigste. Übrigens tue ich das in der Wir-Form. Im Buch wie in Seminaren spreche ich nicht zu den Menschen, sondern ich schliesse mich ein als einer, der in seiner Kindheit auch Zwang und Entbehrung erlebt hat. Rückmeldungen bestätigen immer wieder, dass das bei Betroffenen sehr gut ankommt, dass sie die Botschaften viel eher annehmen konnten, weil aus der Seele gesprochen. Dies, auch wenn ich selbst kein Messie bin.
Noch etwas zum Titel des Buches „Selbsthilfe“: Dieser hat mit der Reihe des Verlages „Selbsthilfe bei…“ zu tun. Das Buch soll in diese Reihe passen.
Wenn wir schon beim Thema Selbsthilfegruppe waren: Es zeigt sich, dass sich diejenigen der Messies meistens nach einigen Jahren wieder auflösen. Hat dies mit der Komplexität des Messie-Syndroms zu tun?
Nicht unbedingt. In Deutschland existieren viele Gruppen über lange Zeit. Ich stelle einen gewichtigen Unterschied zu denen in der Schweiz fest: Bei uns finden regelmässig Tagungen statt. Auf diesen gelingt der Austausch auf überregionaler Ebene zwischen Vertretern vieler Gruppen. Die Leute bringen die neuen Erfahrungen und Anregungen zurück in ihre heimatlichen Selbsthilfegruppen. Mitglieder in Selbsthilfegruppen geraten schnell in Konflikte, da Messies selbst Gezwungene sind, die sich schnell und oft zu Unrecht von anderen gezwungen erleben, und die zugleich immer wieder anderen ihre eigenen Auffassungen aufzwingen wollen.

LessMess dankt Dr. Rainer Rehberger für dieses interessante Gespräch.

Johannes von Arx

 



 



Winterschlaf
Gedicht

Strategie Winterschlaf?

Die eisige Zeit hat bereits angefangen,
der Staub auf dem Heizkörper entfaltet subtilen Geruch.
Der Bewohner der Wohnung äussert ein belastendes Bangen.
Er sei dauernd im Stress, habe keine Zeit und sei stetig ausgebucht -
…am liebsten würde er fallen, in einen Winterschlaf.

Anfang des Jahres habe er sich schon vorgenommen,
dies oder jenes endlich mal zu tun.
Wie schnell seien doch die Monate zerronnen
und es blieb nur dabei, bei „dem wollen und nicht können tun“ -
…drum flüchte er nun resigniert in den Winterschlaf.

Seine geliebte Oase sei sein Bett in der Ecke,
umstapelt, umringt von Kartonschachteln und Etlichem mehr.
Eingekuschelt in einer weichen Daunendecke
fühle er Wohlbefinden und Sicherheit, das gefalle ihm sehr -
…zu träumen, wie es wohl wäre im Winterschlaf.

So könne er sogar manchmal die Seele baumeln lassen,
vergessen alle Drohworte und Gewissensqualen - die Augen zu.
Er könne es selbst oft kaum erfassen,
dass er demgleich manchmal finden könne - echte  innere Ruh -
…wie wenn er sich befände im zeitlosen Winterschlaf.

„Die Sinne einfach ausschalten, dann tut nichts mehr weh“.
Ist dies sein Denkspruch um Unannehmlichkeiten auszuweichen?
Durch Rückzug im Schlaf unverletzbar zu sein, ist zu verstehn,
Und auch die Strategie „Winterschlaf“ ist zu begreifen.

Strategiensuche zum Wohlbefinden

Stützpfeiler Anita

 

Tipps

Die Chinesen kennen ein Sprichwort:
„Die Zukunft beginnt in der Gegenwart.“
Machen wir heute unsere Arbeit, planen wir für morgen und beginnen wir, unsere Wohnung frei zu räumen, damit wir uns spätestens im Frühling wieder in unseren vier Wänden bewegen können! Vielleicht können wir schon an Weihnachten Gäste an den schön geschmückten Tisch zum Kaffee und selbst gebackenen Guetsli einladen?

smiley

Buchbesprechung

Evelyn Grill „Der Sammler“

Doppelsterne - eng gebunden und doch unnahbar

Vor etwa zwei Jahren haben wir an dieser Stelle den Roman "Olga" von Herrad Schenk besprochen. Offenbar inspiriert das Thema „Messie“ nicht nur zum Schreiben von wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern ebenso Schriftstellerinnen, denn auch Evelyn Grill hat gut 220 Seiten einem Messie gewidmet, der übrigens real existiert hat. Ihr Buch stand ziemlich lang auf der Warteliste der Buchbesprechungen von LessMess, denn es ist bereits 2006 herausgekommen. Es handelt sich aber um ein derart spannendes und auf-schlussreiches Dokument, dass es Wert ist, sich hier daran zu erinnern.

Wie ein Doppelgestirn, das sich in nahem Abstand mit atemberaubendem Tempo gegen-seitig umkreist, stehen sie da, die beiden Pole des Buches. Einer davon ist Alfred Irgang, der exzessive Sammler („er fühlte sich von den Dingen geradezu angesprungen…“). Ein Stammtisch im Edellokal La Grotta, an dem sich eine Gruppe von Intellektuellen und sozial Engagierten („Doch nun wünschte auch Uta Genaueres über die Thesen der umstrittenen Wissenschaftlerin zu erfahren…“) trifft, bildet den Gegenpol. Zu denen gehört auch der im Laufe der Erzählung nur einmal nicht zu spät erscheinende Alfred.

Eingangs präsentiert Evelyn Grill die Figuren des Stammtisches. Sie kommen etwas holzschnittartig daher, welche beharrlich die ihnen zugedachte Rolle spielen. Denn sie sollen in der Runde für kontroverse Debatten zur Verfügung stehen, etwa über den Philosophen-kongress in Amherst. Doch die Philosophie muss meistens hinter der Aktualität rund um Alfred zurückstehen. Dieser fordert mit Klagen über den angekündigten Besuch des Heizkostenablesers ebenso wie mit der augenfällig angeschlagenen Gesundheit, der er keinerlei Bedeutung beimisst, wohlmeinende Ratschläge und eindringliche Mahnungen geradezu heraus.

Soweit die „Exposition“ des Romans, wie gesagt anfänglich etwas hölzern. Doch nach und nach entwickeln die Figuren Leben, werden spürbar. Die Schriftstellerin – die „echte“, denn auch im Roman spielt eine Schriftstellerin eine bedeutsame Rolle – lässt die Leserschaft hautnah teilhaben an den Gedankengängen ihrer Protagonistinnen, so als ob sie deren Hirnwindungen röntgen könnte. Und immer mehr dreht man mit im Strudel der Ereignisse um Alfred, seine Eskapaden auf den Sammeltouren, seine groteske Begegnung mit Matroschka, der sprachlosen Frau.

Immer inniger verstricken sich Alfred und seine Mit-Stammtischler gegenseitig: Sein Verhalten wird mehr und mehr zur Belastung für die Runde, aus welcher sich die Hilfsbereitschaft zur Hilfeandrohung steigert. Manches kommt wie es kommen muss, in anderen Bereichen setzt uns Grill Unerwartetes, Schockierendes vor, speziell, wenn die Geschichte unerbittlich dem Ende zustrebt.

Selten zuvor hat man zwei Welten – diejenige der wohlmeinenden bürgerlichen Welt und diejenige des Sammlers – so krass aufeinanderprallen sehen können. Psychologen und Soziologen mögen in der Lage sein, das Messie-Syndrom zu analysieren, Zusammenhänge aufzuzeigen, Verständnis zu wecken für Menschen mit diesem für Nichtbetroffene Kopf-schütteln auslösenden Verhalten. Aber der Roman von Evelyn Grill lässt uns so tief in die Seele des Manischen blicken, dass das Verständnis viel tiefer geht als bei allen wissenschaftlichen Erklärungen.

Messies werden Züge Alfreds in sich selbst erkennen, auch wenn sie in einigen Szenen schriftstellerisch überzeichnet sind. Schmerzhafter noch dürften sich Angehörige und Mit-betroffene von Messies in ihren Rollen als hilflose Helfer gespiegelt sehen. Sie werden hof-fentlich in realen Problemfällen nie derart selbstherrlich agieren wie diejenigen im Roman. Aber auch so bleiben manchmal die Distanzen der beiden mentalen Gestirne unüberbrück-bar.

Johannes von Arx

Der Sammler, gebunden

240 Seiten, CHF 34.90 / EUR 19.90, ISBN: 3-7017-1442-8, Residenz Verlag, gebunden.

 

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Oder als Taschenbuch, 208 Seiten
CHF 17.50 (Ex Libris: CHF 11.90)
Haymon Verlag, ISBN: 3-85218-832-6


Pressespiegel

Diesmal wird aus dem Pressespiegel eher eine art Kolumne: eigentlich wollte ich hier eine festtägliche, positive, aufstellende Zeitungsmeldung über Messies bringen. Aber wo ich auch gesucht habe, alle Titel waren das pure Gegenteil:

- Misshandelte Hunde aus Messie-Wohnung gerettet
- Feuer war in einer Messie-Wohnung ausgebrochen
- Die Wohnung des Messie-Nachbarn quillt über vor Dreck
- Babyleiche in Messie-Wohnung gefunden
- Ratten, stinkender Müll bis an die Zimmerdecke.
- Messie-Mieter auf der Anklagebank
- Messies sterben an Mülldämpfen
- Messie-Wohnung: Katzenbabys in der Tiefkühltruhe
- und so weiter und so fort.

Und dann die vielen Messietests, die man nun schon in diversen Zeitschriften findet: schlechter Klamauk auf dem Niveau von Selbstfindung für Pubertierende.

Weitere 20 Meldungen sind zwar wesentlich vergnüglicher, betreffen aber den Fussballstar Lionel Messi.

Dann gibt es noch ein paar Meldungen, bei denen Paparazzi eine etwas wirre Garderobe abknipsen und dann sogleich den zugehörigen Promi zum Messie hochstilisieren.

Ach ja - in der Kulturabteilung gibt es noch ein paar Messie-Berichte: etwa über Rob Pruitt, der im deutschen Freiburg eine beachtliche Museumsausstellung gemacht hat: mit grossflächigen, fotorealistischen Malereien von vermüllten Interieurs. Die hat er in China malen lassen. Davor hat er riesige Dinosaurier aus Kunststoff gestellt. Die hat ihm ein Zulieferer von Naturkundemuseen hergestellt. Zitat eines Kritikers: "Die Messies sind die Fetischisten und Opfer der heutigen Konsumgesellschaft und im Kontext von Pruitts Ausstellung zusätzlich Archäologen, die in dem Schutt unserer Kultur nach verborgenen Hinweisen suchen". Aha, Okay.
Und immer wieder werden 'moderne', kaum zu verstehende Theater- und Operninszenierungen als Messiewerkstatt angeprangert (früher hiess das schlicht 'surreal'). Und dann kommt noch der 'Messie' von Händel (war wohl eine welsche Zeitung...)

Die ganz, ganz wenigen Berichte, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigten, brachten leider auch nichts neues zu Tage - wie auch, wenn's im Internet zum 7ten mal kopiert wird.

Auf dieser langen, ermüdenden und, ergebnislosen Suche bin ich dann doch noch ganz plötzlich etwas kribblig geworden: ich habe ein T-shirt entdeckt mit dem Aufdruck:

"Arretez de prendre les messies pour des lanternes". Wer würde nicht auf so eine kryptische Herausforderung reagieren? Auch, wenn es sich bald als eher doofes Wortspiel entpuppt, führt die Spur weiter. Original heisst es "... prendre des vessies pour des lanternes..", was im deutschen dem sprichwörtlichen 'ein X für ein U vormachen' entspricht. Aber so einfach ist es dann doch nicht: zwar könnte man mit billigen Schweinsblasen (eben 'vessies') teure, gläserne Laternen vortäuschen, würde das Wort 'lanterne' nicht auch eine leere, inhaltslose Geschichte bezeichnen und so im Sprichwort darauf hinweisen, dass mancheiner versucht hat, eine kommune Schweinsblase als wertvoll darzustellen, wo doch nichts als nur Luft drin ist...
Ums X und U stehts ja nicht besser: was da wie Buchstaben aussieht, sind eigentlich Zahlen: man kann nämlich aus einem römischen V=5 (das sich sprachlich zum "U" abgerundet hat) durch unschönes schreiben schnell mal ein X=10 machen - also den Wert betrügerisch verdoppeln.
Aber bis ich das alles herausgefunden habe bin ich über eine ansehliche Kollektion von Messie-T-shirts gestolpert. Bilder und Anschriften sind original kopiert vom jeweiligen Anbieter - wie wärs für die Festtage mit "Messie De Luxe"?

Ach ja, der Aufruck auf dem ersten T-shirt soll wohl heissen, man solle nicht jedem Guru hinterherlaufen...

prendre_les_messies

Arretez de prendre les messies pour des lanternes

 



CHF 29.00

messies_langarm
Ordnung ist das halbe Leben. Mag sein. Aber wer will schon halbe Sachen machen... Drum: Steh auf, wenn Du ein Messy bist! Aber zieh Dir vorher was Anständiges an. Dieses Shirt zum Beispiel.

30,99 €
messie_deluxe
T-Shirt  by Messie De Luxe

24,95 € 

I-love-dirt

Messy Messies T-Shirts, Messy Messies

12,944,155 Ergebnisse
Seite 2 von 269,670
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Thomas

 

 



LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00

oder neu: beratung@lessmess.ch

Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an:
PC 85-555 738-2, LessMess, Zürich



 

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LessMess INFO 3/2012
Nr.3/12 - 30. September
Aktuelles

Basisseminar: „Übergänge kreativ gestalten – wie lasse ich los?“

Interview

Mit Francesca über unser Beratungstelefon

Film Start in der Romandie, DVD
Gedicht "Das Alter kommt auf seine Weise.... "
Pressespiegel

Ein tragischer Fall in Bern


Liebe Messies und Interessierte


Der Sommer ist dem Herbst gewichen, die Tage werden kürzer und wir bleiben länger in den eigenen vier Wänden. Da könnte das Basisseminar von Rita Pfister und Suzanne Moor motivieren, Veränderungen aktiv zu gestalten und in Eigenverantwortung lernen für sich zu sorgen.
Erfreulicherweise ist der Film „Messies, ein schönes Chaos“ vor kurzem in der Romandie, vorerst in Genf und Lausanne, gestartet. Thomas hat die Diskussionen in einem ausführlichen Bericht festgehalten.
Leider hat ein tragischer Todesfall in Bern für Schlagzeilen und schlechte Presse für Messies gesorgt.
Walter Guler ist sozusagen ein freiwilliger Mitarbeiter des LessMess-Info geworden: er hat uns ein Gedicht zum Thema „Älterwerden“ geschickt.
Wir wünschen allen eine gute, ausgiebige Lektüre und einen schönen, sonnigen Herbst.

Der Vorstand von LessMess

Aktuelles

Kurshinweis: Basisseminar

Übergänge kreativ gestalten - wie lasse ich los?


Der Fluss des Lebens bringt immer wieder Veränderungen mit sich, oft sind diese ungewollt und machen uns Mühe.
In einem geschützten Rahmen lernen wir, mit unseren berechtigten Gefühlen besser umzugehen. Gestalterisch erarbeiten wir gemeinsam unseren uns oft unbekanntes Gefühlsspektrum; kreativ, pro-aktiv und voller Lebendigkeit.
Das Ziel: loslassen statt verharren, aufbrechen statt verkrusten, lebendig für sich sorgen lernen.

Dieser Kurs war für den 6. Oktober 2012 vorgesehen. Bis jetzt sind aber zu wenig Anmeldungen eingetroffen um ihn an diesem Datum durchführen zu können.

Sobald genügend Anmeldungen da sind werden mögliche Termine bekanntgegeben.
Deshalb: unbedingt jetzt anmelden !!

Auskunft erteilen Rita Pfister - 044 751 18 48 und
Suzanne Moore 0049 7746 929 5622.

Suzanne hat den Kurs am Frühlingsfest eingehender vorgestellt und wir hoffen, dass viele Mitglieder und Interessierte die Gelegenheit wahrnehmen, den Kurs besuchen und sich im Loslassen üben!



Interview mit Francesca über das Beratungstelefon

LessMess

Liebe Francesca, du hast den Telefondienst für LessMess während ca. zwei Jahren am Montag von 18 bis 20 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr betreut.
Wieviele Anrufe hast du erhalten?

Francesca

Am Montagabend ungefähr 3 Anrufe und am Donnerstag selten einen Anruf.

Wer hat dich angerufen? Ungefähr die Hälfte der Anrufe ist von Betroffenen selber.
Nur ganz selten wollten sie anonym bleiben.
Die andere Hälfte der Anrufe ist von Angehörigen gewesen: Meist haben erwachsene Kinder für ihre Eltern, die im eigenen, vollen Haus wohnen, oder Mütter für erwachsene Töchter oder Väter für erwachsene Söhne angerufen.
Hie und da haben sich Institutionen über Hilfsmöglichkeiten für Messies erkundigt.
Welche Fragen sind dir gestellt worden? „Was kann ich machen?“ – „Wie kann man helfen?“
Es wurde die Situation beschrieben, z.B. dass die Eltern/Kinder schon lange viele Sachen aufbewahrten und dass es in den letzten Jahren viel schlimmer geworden ist.
Wie konntest du helfen oder raten? Ich habe betont, dass die Betroffenen etwas ändern können, wenn sie Hilfe annehmen. Hilfe kostet Geld, aber es lohnt sich! Meist habe ich gefragt, ob die Betroffenen schon in einer Therapie sind. Falls nicht, habe ich geraten mit dem Hausarzt über ihre Schwierigkeiten zu sprechen und die Bereitschaft für eine Therapie zu betonen. Meine Erfahrung zeigt, dass eine Verbesserung der Situation oder die Annahme von praktischer Hilfe nur mit einer begleitenden Therapie möglich ist.
Natürlich verweise ich immer auf die Selbsthilfegruppen für Messies. Zudem stelle ich mich und den Verein LessMess vor.
Zusätzlich habe ich jeweils Unterlagen über das Messie-Syndrom, eine Bücherliste und das „Messie-Gedicht“ verschickt oder auf die Homepage von LessMess verwiesen.
Wie kamen die Anrufenden zu der Telefonnummer des Beratungsdienstes vom Verein LessMess?
Darüber erkundige ich mich bei jedem Anruf. Am häufigsten haben sie jene von unseren Flyern, dann häufig über Internet, Bekannte und „Offene Tür, Zürich“ (neu „Selbsthilfe-Center“).
Kannst du mir Besonderes erzählen? Mit einer Geldspende zeigte ein Anrufer seine Dankbarkeit.
Hie und da gibt es Feedback über Erfolge.
Viele Betroffene haben lange überlegt bis sie den Mut fanden anzurufen.
Oft sind Betroffene verzweifelt und wissen sich nicht mehr zu helfen.
Ein Familienvater hat seine grosse Betroffenheit und Hilflosigkeit über das Messie-Problem seiner Frau beschrieben.
Einige Betroffene haben gewünscht, dass ich bei ihnen einen Hausbesuch machen solle, um ihre Lage zu beurteilen. Diesen Wunsch konnte ich nicht erfüllen!
Ausnahmsweise habe ich mich einmal mit einer Betroffenen und deren zuständigen Sozialarbeiter für ein Gespräch getroffen.
Meist spürte ich eine grosse Erleichterung, wenn Betroffene und Angehörige sich aussprechen konnten und weiter führende Ratschläge erhielten.

Francesca, ich danke dir vielmals für das Gespräch und die lange Betreuung des Beratungstelefons von LessMess.

Annemarie


Neus vom Film "Messies - ein schönes Chaos"

Der Film hat nun seinen Start in der Westschweiz gemacht und wird auch in etlichen Kinos in Deutschland gezeigt. Ort und Datum der jeweiligen Projektionen kann man hier nachschlagen. Für die aktuellen Auffürungen in der Romandie orientiert man sich am besten hier. Im Welschen läuft der Film unter dem englischen Titel 'A Glorious Mess'.

Am 12. September fand im Kino 'Les Scalas' in Genf die Premiere statt. Anwesend warenUlrich Grossenbacher, Helene Karrer-Davaz, Trudi & Karl, Elmira und Thomas.
Nach dem Film äusserten ungewöhnlich viele der etwa 120 anwesenden Zuschauer ihre Ansicht zum Film und stellten Fragen. Dabei zeigte sich, dass Messies in der Romandie scheinbar wesentlich isolierter Leben als in der Deutschschweiz - und dies vermutlich nicht nur des fehlenden Namens 'Messie' wegen, der im französischen eben 'Messias' bedeutet und so als Bezeichnung für Betroffene nicht in Frage kommt. Synonyme und eigentlich gleichermassen unübersetzbare Begriffe wie 'Diogenessyndrom', 'Syllogomanie' oder 'Disposophobia' bezeichnen meist etwas anderes als wir mit 'Messie' meinen und sind nicht dienlicher. Auch trügt die Meinung, der Lebensstil der Welschen sei durchwegs 'leger' und tolerant. Viele Betroffene fürchten sich vor dem hinter dieser scheinbar offeneren Lebensweise versteckten Kleinbürgertum, das dann gnadenloser und abweisender reagiert als man sich von manchem deutschschweizer 'Bünzli' gewohnt ist. Auch existieren in der Romandie kaum Selbsthilfegruppen (geschweige denn solche für Messies) und auch die Unterstützung von sozialen Institutionen fehlt. Wie sich aus der anschliessenden Diskussion im weiteren ergeben hat, wird zur Verbesserung der Situation einer Randgruppe als erstes dann eher versucht, eine Änderung auf politischem Wege mit Hilfe von z. Bsp. Petitionen zu erreichen.

Am 13. September war dann im Minikino 'Zinema' in Lausanne eine weitere Vorführung. Der 'Ansturm' war erfreulicherweise so gross, dass man den Film im wesentlich grösseren Entrée des Kinos projezierte... Auch hier standen nach der Projektion diesmal Ulrich, Elmira, Thomas jetzt auch Arthur für zahlreiche Fragen bereit. Es zeigte sich ein ähnliches Bild wie in Genf: Messies im Welschland haben einen weitaus schwereren Stand als jene in der Deutschschweiz. Bewusstsein, Selbstvertrauen, Zusammengehörigkeit, Organisation und Selbsthilfe sind hier leider quasi nicht vorhanden.
Wir glauben natürlich, dass gerade der Verband LessMess zur Verbesserung der Stellung der Messies in der Deutschschweiz nicht unwesentlich beigetragen hat und hoffen, dass sich in der Westschweiz etwas ähnliches heranbilden kann. Mit der alleinigen Übersetzung unserer Website ins Französische wäre nämlich nichts getan: die unterschiedliche Terminologie, Mentalität und Struktur erfordert eine Eigeninitiative der lokal Betroffenen - nur so kann die Lebenssituation der Messies in der Romandie verbessert werden.

Der Film wurde in der welschen Tagesschau kurz vorgestellt.
Die Tribune de Geneve hat eine hervorragende Kritik veröffentlicht.



Bald wird der Film auch auf DVD erhältlich sein.
Bestellen kann man ihn auf der website des filmes: messies
Dies ab 1. November 2012 zum Preis von 29.-- zuzgl. Versandkosten.

Für Mitglieder des Verbandes LessMess - und nur für solche ! - offerieren wir eine Reduktion von 5 Franken.
Mitglieder bestellen dann bei info@lessmess.ch.




Gedicht

Obwohl das Gedicht nicht spezifisch für Messies geschrieben wurde wird doch manchem Messie das Beschriebene nicht unbekannt vorkommen!

Walter Guler hat es uns zugesendet mit dem Hinweis, den Namen des Autors nicht zu kennen...
Recherchen halfen da zwar nicht weiter, brachten aber ein dutzend Varianten aufs Tapet.

Zwei davon hier zum lesen & vergleichen:

Ich treffe wen und nicke, weil er grüsst.
Wenn ich nur seinen Namen wüsst!
Wie heisst er nur? Ich kenn ihn doch.
Ich forsche, grüble, denke nach,
nichts rührt sich da zu meiner Schmach.
Da sag ich mir ganz still, ganz leise:
Das Alter kommt auf seine Weise.

Vom dritten Stock steig ich herunter
geh auf die Strasse frisch und munter.
Da plötzlich frag ich mich verdrossen:
Hab ich auch wirklich abgeschlossen?
Du könntest schwören einen Eid,
steigst doch hinauf zu deinem Leid.
Da sag ich mir ganz still, ganz leise:
Das Alter kommt auf seine Weise,

Brauchst du mal etwas aus dem Schrank,
der gut gefüllt ist - Gott sei Dank!
Kaum hast geöffnet du die Tür.
da fragst du dich: Was wollt ich hier-?
Verstört bist du, dass in Sekunden
was du vorgehabt - entschwunden.
Da ruft es aus dem Hinterhalt:
Mensch, du wirst alt!

Benutzt du mal dein Bügeleisen
und gehst anschließend gleich auf Reisen.
Drei Wochen bangst du - ungelogen! -
hab ich den Stecker rausgezogen?
Steckt der noch etwa in der Wand?
Bin ich inzwischen abgebrannt?
Da ruft es aus dem Hinterhalt:
Mensch, du wirst alt!

Und kommst Du dann woanders hin,
bewegst du gleich in deinem Sinn,
dein Sparbuch bestens zu verstecken,
damit kein Dieb es kann entdecken.
Brauchst du dann Geld, hast du indessen
den heimlichen Platz total vergessen!
O Gott - stöhnst du ganz starr vor Schreck:
Was soll ich tun? Mein Geld ist weg!
Da ruft es aus dem Hinterhalt:
Mensch, du wirst alt!

Zum Frühstück nimmst du drei Tabletten,
die sollen dein Gedächtnis retten.
Du fragst dich plötzlich ganz benommen:
Hab ich sie eigentlich genommen?
Ja - ist mein Denken denn noch dicht?
Und zweimal nehmen darf ich nicht!
Da ruft es aus dem Hinterhalt:
Mensch, du wirst alt!

Ich muss nicht mehr Erfolg und Glück nachjagen
kann friedvoll umgehn mit den Tagen,
kann reisen wann ich will - und bleiben,
mit nichts und allem meine Zeit vertreiben
kann Sympatie verstreuen, Freundschaft pflegen
mich selbst und mein Wehwehchen hegen
Da sag ich mir ganz still und leise:
Nun - Alter komm und mach mich weise

                              *****
(Verfasser unbekannt)

Wie hieß ER nur? - Ich wußt' den Namen.
Tausend Erinnerungen kamen
hervor aus der Vergangenheit,
sie lagen alle griffbereit.
Nur eines ist es, was mich quält -
der Name, ja, der Name fehlt.
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Vier Dinge schienen ziemlich nichtig,
das EINE aber, das war wichtig.
Damit's im Hirne aber nicht verdämmert,
hast Du Dir's gründlich eingehämmert.
Vier fall'n Dir ein, doch wie fatal,
das EINE fehlt! - Oh, welche Qual!
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Vom zweiten Stock steigst Du herunter.
Trittst aus dem Hause froh und munter.
Doch plötzlich fragst Du Dich verdrossen:
Hab' ich auch wirklich abgeschlossen?
Du könntest schwören viele Eide ...
...steigst doch hinauf, Dir selbst zum Leide.
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Zum Frühstück gibt es drei Tabletten,
die sollen Dein Gedächtnis retten.
Da fragst Du plötzlich ganz beklommen:
Hab' ich sie wirklich eingenommen?
Ja, ist mein Denken denn noch dicht?
Und zweimal nehmen darf ich nicht!
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Die Männer um den alten Fritz,
ich sag' sie her auf einem Sitz.
Und auch um Goethe die Gestalten,
ich hab' sie alle gut behalten.
Doch, wie heißt der, den jeder kennt,
der jetz'ge Bundespräsident?
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Unsre Geschwätzigkeit senilis,
dem Hörer oft zu viel ist,
zumal was gestern Du erzählt,
auch heute im Gespräch nicht fehlt.
Und, wie Erfahrung leider lehrt,
auch morgen brühwarm wiederkehrt.
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Brauchst Du mal etwas aus dem Schrank,
der gut gefüllt ist - Gott, sei Dank, -
kaum hast geöffnet Du die Tür,
da fragst Du Dich: Was wollt' ich hier?
Verstört bist Du, dass in Sekunden,
das, was Du vorhast, ist entschwunden.
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Benutzt Du mal Dein Bügeleisen,
anschließend gehst Du gleich auf Reisen,
drei Wochen bangst Du - ungelogen -
Hab' ich den Stecker 'rausgezogen?
Sitzt etwa der noch in der Wand?
Bin ich inzwischen abgebrannt?
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Und kommst Du dann woanders hin,
bewegst Du gleich in Deinem Sinn,
Dein Sparbuch bestens zu verstecken,
damit kein Dieb es kann entdecken.
Brauchst Du dann Geld, hast Du indessen
den heimlichen Platz total vergessen.
Ei Gott, stöhnst Du, ganz starr vor Schreck -
Was soll ich tun? Mein Geld ist weg!
Da ruft es aus dem Hinterhalt: " Mensch - Du wirst alt!"

Maschinen kann man reparieren
und ihre Räder ölig schmieren.
Und wenn Dein Radio verstummt,
ein neues Drähtlein - und es summt!
Doch, wenn der Kalk im Hirn sich dichtet,
gibt's nichts mehr, was das Dunkel lichtet.
Da fällt die düstre Stimme ein: Mensch - find Dich rein!

 

Tipps

Ja, ich weiss ich wiederhole mich:
Nehmt am Basisseminar teil und setzt euch mit dem Loslassen auseinander!
Es ist niemand perfekt und wenn wir uns selbst ernst nehmen und an den Schwächen, die uns belasten, arbeiten, bringt dies uns weiter, vielleicht Erleichterung, eine neue Lebenseinstellung, Mut zum Aufräumen – Ausräumen und damit
hoffentlich positive Erfahrungen!

smiley

Pressespiegel

Ein Wort zum voraus: Der folgende Artikel wurde nicht ausgewählt, um in die Fussstapfen von RTL & Co zu treten sondern um zu zeigen, dass es Wege gibt, über tragischen Randerscheinungen zu Berichten, ohne gleich eine Kollektivhatz anzuzetteln. Das am darauffolgenden Tag publizierte, nicht nur direkt fallbezogene Interview ist hervorragend!

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Wenn Müll die ganze Wohnung füllt

Von Markus Dütschler. Aktualisiert am 21.08.2012 5 Kommentare

Eine einsame Frau ist in ihrer total vermüllten Wohnung in der Stadt Bern gestorben. Sie wurde knapp 50 Jahre alt. Niemand merkte, dass sie unter dem Messie-Syndrom litt: Annäherung an ein seltsames Phänomen.

Die Sache wäre noch lange nicht aufgeflogen – die Sache mit dem Messie-Syndrom, an dem die Frau litt. Im Wohnblock in einem Berner Aussenquartier kannte man die Endvierzigerin kaum, die elf Jahre lang dort wohnte. «Ich sah sie in dieser Zeit nur ein halbes Dutzend Mal», erinnert sich eine Nachbarin. «Ich grüsste, sie grüsste zurück und verschwand rasch in der Wohnung.»

Was die Nachbarn nicht wussten: Hinter der Türe herrschte nicht biedere Gemütlichkeit, sondern das Chaos. Gratiszeitungen und Werbematerial häuften sich. Nichts wanderte ins Altpapier oder in den Kehrichtsack. Müll bedeckte die Böden in der ganzen Wohnung, den Salontisch, das Bett, die Küchenkombination, den Gang, die Wohnwandvitrine: Papier, Schachteln, Katzenfutter-Verpackungen, Essensreste. Die Zimmertüren liessen sich nicht mehr öffnen oder schliessen. Der Müll war wie der Brei in Grimms Märchenbuch, der unentwegt aus dem Pfännchen quillt, weil sich niemand des Zauberworts entsinnt, das dem Kochen Einhalt geböte. In dem Chaos vegetierten drei Katzen, wovon Kärtchen mit Geburtsdatum und Namen der drei Mitbewohner Zeugnis ablegen.

Bestialischer Gestank

Als der «Bund» mit Erlaubnis des Vermieters die Wohnung besichtigt, thront eine vierte mit geschlossenen Augen auf einem Abfallhaufen. Was wie ein Plüschtier aussieht, ist laut Zeugen der Kadaver einer echten Katze, die verhungert, vertrocknet und geschrumpft war. In der Wohnung stinkt es bestialisch nach Exkrementen. Wie gelang es der Bewohnerin bloss, die WC-Schüssel zu erreichen, Waschmaschine, Kochherd oder Kühlschrank? Unzählige PET-Flaschen zeugen davon, dass sie das Wasser von auswärts mitbrachte.

Wer sich in dem Chaos bewegt, tut es vorsichtig wie ein Bergwanderer auf einem verschneiten Pfad. Auf einem Regal liegt das gelbe Postbüchlein, in dem sich die Frau die Einzahlungen quittieren liess: Mietzins, Krankenkassenprämie, Spenden. Trotz gutem Einkommen hinterliess sie 100'000 Franken Schulden und offene Kleinkredite. Ein Foto an der Wand zeigt eine Frau. Ist es die Verstorbene, aufgenommen in besseren Zeiten? Auf einem Regal liegen medizinische Lehrbücher: Die Frau war Krankenschwester.

Einsamer Tod in der Wohnung

Eines Tages dringt die Polizei in das Logis ein, denn sie hat einen Anruf von Verwandten aus dem Ausland erhalten: Die Frau sei telefonisch nicht erreichbar, man mache sich Sorgen. Die Polizisten finden sie – tot. Auf Anfrage äussert sich die Polizei aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nur knapp. Man kann somit die Todesumstände nur erahnen. Im Bett kann sie kaum gelegen haben, denn dieses ist von Müll bedeckt. Sass sie auf dem Sofa, auf dessen Polsterstoff sich ein Blutfleck befindet? Das Telefon liegt in Griffweite da. Wollte sie Hilfe anfordern – oder sah sie davon ab, da sie ihre Situation für aussichtslos hielt? Niemand weiss es. Der Hauswart aber, der die Wohnung öffnet, weiss eines genau: «Bin i scho vierzig Johr in Schwiiz, aber hani so öppis no nie gseh.»

Ein Verbrechen war es nicht

Man habe die Wohnung versiegelt, wie immer bei Todesfällen unter unklaren Umständen, so die Polizei auf Anfrage. Wenn feststehe, dass «keine Fremdeinwirkung», kein Verbrechen, vorliege, gebe es in der Regel keine weiteren Ermittlungen. Die Katzen seien umgehend in Obhut gegeben worden, das werde bei verwaisten Tieren automatisch veranlasst.

Nach dem Leichenfund wird der Hauseigentümer verständigt, der in einer anderen Stadt lebt. Mit Grausen vernimmt er vom Todesfall. Bei der Wohnungsbesichtigung schwant ihm, dass hohe Kosten auf ihn zukommen werden. Tatsächlich: Drei Mitarbeiter einer Entsorgungsfirma schaffen vier Tage lang Müll in Mulden fort, insgesamt 30 Kubikmeter Abfall. Kostenpunkt: 4500 Franken. Um zu sparen, putzt der Vermieter mit zwei Helfern an zwei 12-Stunden-Tagen, danach verlegt das Trio an drei 12-Stunden-Tagen Böden und streicht die Wände. «Das passiert mir nie mehr», sagt der Vermieter: «Ich werde alle Wohnungen in meinem Block jährlich besichtigen.» Auf den Kosten bleibt er sitzen. Die Verwandten haben das Erbe unter dem niederschmetternden Eindruck bei der Wohnungsbesichtigung ausgeschlagen. Das angesparte Kapital der zweiten Säule der kinderlosen Verstorbenen werde jedoch an die Angehörigen ausbezahlt, wundert sich der Vermieter.

Hat man im ausserkantonalen Spital nichts gemerkt, wo die gelernte Krankenschwester in leitender Stellung tätig war? Wie ging das zusammen: der Dreck zu Hause, die Hygiene im Spital? Trotz Zusicherung voller Anonymität schweigt der Arbeitgeber. Auf Nachfrage schreibt der vorgesetzte Arzt knapp: «Auf Ihre Fragen werden wir nicht eingehen.» Inoffiziell hört man aus dem Spital, dass die Verstorbene eine «verantwortungsvolle, gute Mitarbeiterin» gewesen sei. Ihr Tod und ihre Lebensumstände seien den Arbeitskollegen «sehr nahegegangen». (Der Bund)

Erstellt: 21.08.2012, 09:29 Uhr

 

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«Für einen Messie ist das Fortwerfen von Dingen stets ein Problem»

Von Markus Dütschler. Aktualisiert am 21.08.2012

 

Hansruedi Ambühl

Dr. phil. Hansruedi Ambühl (63) führt in Bern seit vielen Jahren eine psychotherapeutische Praxis. Er hat mehrere Bücher über Zwangsstörungen geschrieben, zuletzt 2008: «Frei werden von Zwangsgedanken», Patmos-Verlag.

Messies suchen erst Hilfe, wenn sie unter Druck stehen. Das sagt der Psychotherapeut und Messie-Experte Hansruedi Ambühl aus Bern.

Hansruedi Ambühl: «Ein Messie empfindet es als Katastrophe, wenn seine vermüllte Wohnung geräumt wird.» (Bild: zvg)

 

Hansruedi Ambühl

In Bern hat eine Messie-Frau im Bad gebrauchte Damenbinden gestapelt.
Die Schilderung deutet auf einen schweren Fall hin, zeigt aber ein typisches Verhaltensmuster: den Hortzwang. Die Patienten sind unfähig, sich von Dingen zu trennen, auch von wertlosen.

Im Schweizer Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos» von 2010 sammelt ein Mann Autoteile, die tatsächlich brauchbar wären. Das kann man halbwegs verstehen, aber völlig wertloser Müll?
Für einen Messie ist das Fortwerfen von Dingen stets ein Problem. Er befürchtet, dass ein Gegenstand nicht zur Verfügung stünde, falls er ihn brauchte.

Hat das Syndrom etwas mit Archivieren zu tun?
Nein. Der Messie herrscht nicht über diese Dinge (Anm. d. R.: Das griechische Wort archein bedeutet herrschen), er weiss oft nicht, was er besitzt.

Wie unterscheidet sich das Messie-Syndrom von anderen Zwangsstörungen?
Bei Messies geht es nicht direkt um Leben oder Tod. Das ist anders bei Zwangsstörungen, bei denen jemand ständig daran denkt, eine Person zu töten, oder wenn jemand panische Angst hat vor Infektionen oder vor einer Feuersbrunst.

Ist das Messie-Syndrom also bloss eine schrullige Macke?
Nein, die Betroffenen leiden sehr, obwohl manche sogar fast stolz sind auf ihre Eigenart. Oft suchen sie erst Hilfe, wenn sie unter Druck geraten, wenn ihnen etwa der Vermieter mit Kündigung droht, falls sie die Wohnung nicht bis zu einem bestimmten Termin ausmisten.

Angehörige könnten den Messie in die Ferien schicken und in seiner Abwesenheit die Mulde bestellen. Dann wäre er bei der Rückkehr von der Last der Müllberge befreit.
Das sollte man keinesfalls tun. Ein Messie empfindet das nicht als Befreiung, sondern als Katastrophe. Man kann ihn damit sogar in den Suizid treiben.

Gibt es überhaupt Therapien?
Ja, aber man muss schrittweise vorgehen. So sortiert der Therapeut zum Beispiel mit dem Patienten die Gegenstände auf drei Haufen. Der erste wird mit Einwilligung des Patienten weggeworfen. Die Gegenstände auf dem zweiten behält er. Beim dritten entscheidet er innerhalb eines Tages, was damit geschieht. Allerdings führt auch dieser Weg nicht immer zum gewünschten Erfolg. Einmal stoppte eine Person diesen Vorgang und warnte mich, sie könne für nichts mehr garantieren, wenn man damit fortfahre. Ich habe ein halbes Dutzend Messie-Patienten behandelt und muss leider sagen: Die Bilanz ist sehr durchzogen.

Wodurch wird das Messie-Syndrom ausgelöst?
Oft hat es mit Verlusterlebnissen zu tun, häufig auch mit Traumatisierungen wie Schläge in der Kindheit. Allerdings erklären Vorgänge in der Kindheit und Jugendzeit nie alles. Menschen entwickeln sich sehr verschieden.

Nicht jeder wird also zum Opfer.
Analytiker arbeiten oft stark das Leiden heraus. Als kognitiver Verhaltenstherapeut weiss ich zwar ebenfalls, dass sich das Syndrom nicht aus heiterem Himmel entwickelt hat, versuche aber, mit dem Patienten zu arbeiten. Wenn ein Schiff auf eine Sandbank aufläuft, muss man zunächst versuchen, es wieder flottzukriegen. Die genauen Gründe für den Unfall kann man später suchen.

Gab es Messie-Fälle schon früher?
Im Gegensatz zu anderen Zwangsstörungen kenne ich keine Beschreibungen des Messie-Syndroms aus früherer Zeit. Das ist jetzt ein wenig spekulativ, aber es hat vermutlich auch mit der Überflussgesellschaft zu tun, in der wir leben. Wir besitzen im Gegensatz zu armen Leuten in früherer Zeit viele Dinge. Dauernd landen Prospekte und Gratiszeitungen im Briefkasten. Entsorgt man nicht ständig, kommt schnell ein Haufen zusammen.

Die verstorbene Berner Messie-Frau arbeitete in einem Spital. Wie ist das überhaupt möglich? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Frau am Arbeitsplatz nicht auffiel, also gewissermassen ein Doppelleben führte. Oft konzentrieren sich Zwangsstörungen auf die eigenen vier Wände. Draussen funktionieren diese Menschen recht normal. (Der Bund)

 





LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00

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LessMess INFO 2/2012
Nr.2/12 - 18. Juni

Aktuelles

Rückblick auf die Mitgliederversammlung 2012
Rückblick auf das Frühlingsfest 2012  

Kurshinweis   

Basisseminar: „Übergänge kreativ gestalten – wie lasse ich los?“

Gedicht

„Das Warenhaus“ von Christian Morgenstern

Pressespiegel

Wie mit Tatsachen umgesprungen wird


Liebe Messies und Nicht-Messies

Am 5. Mai 2012 fand die Mitgliederversammlung 2012 mit erfreulicher Beteiligung statt. Zum
anschliessenden Frühlingsfest gesellten sich noch mehr Mitglieder, Gäste und Interessierte.
Thomas und Johannes stellen die Presseberichte zum Film und Erfahrungen des Regisseurs und der Darsteller zusammen und verraten, was für die Zukunft noch zu erwarten ist - nämlich Anfangs September der Filmstart in der Romandie und kurz darauf das Erscheinen der DVD.

Zum traditionellen Tipp: Wie haben sich doch die Wünsche in den letzten hundert Jahren verändert! Christian Morgenstern hat damals in einem Gedicht den grössten Wunsch eines Mannes beschrieben – und heute ist seine Erfüllung – auch wenn sie gratis ist - für die meisten Leute eine unangenehme Belästigung.

Wir wünschen allen eine schöne, gute Sommerzeit.

Der Vorstand von LessMess



Aktuelles

Mehr als 15 Mitglieder besuchten die Mitgliederversammlung. Dies ist eine Vervielfachung gegenüber 2011, was den Vorstand sehr freute. Die Traktanden wurden speditiv behandelt. Der umfangreiche Jahresbericht 2011, die Jahresrechnung 2011 und der Revisorenbericht genehmigten die Stimmberechtigten einstimmig, obwohl trotz sparsamem Umgang mit dem Geld ein Defizit resultierte. Das akzeptierte Tätigkeitsprogramms 2012 führte folgerichtig auch zur Genehmigung des Budgets 2012, das vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit einen höheren Betrag vorsieht, denn es müssen neue Prospekte / Flyers gedruckt werden und der Vorstand wird die Anliegen des Vereins noch mehr und auch persönlich an die Öffentlichkeit tragen. Natürlich ist der Vorstand bemüht, die Mehrausgaben von gut CHF 2000 kleiner als budgetiert zu halten. Durch den  Rücktritt von Claudia Habegger, die das Sekretariat und die Kasse führte, wurde eine Ersatzwahl nötig: Trudi Engelhardt liess sich vom Vorstand gewinnen, die Lücke zu schliessen. Sie stellte sich kurz vor. Als Partnerin eines Messies kennt sie die Problematik der Messies und auch der Angehörigen gut. Wir gratulieren Trudi zur einstimmigen Wahl. Die Co-Präsidenten und die übrigen Vorstandsmitglieder wurden im Amt bestätigt. Claudia Habegger erhielt als Dank für ihre lang jährige Vorstandsarbeit einen … grünen Hut (!) mit Blumen und einen Gutschein, um ihr neues Zuhause mit Pflanzen schmücken zu können.

Die nächste Mitgliederversammlung wird im Mai 2013 stattfinden. Näheres wird auf der Homepage und im LessMess-Info publiziert.


Das Frühlingsfest 2012 fand wieder im Kirchgemeindehaus Wallisellen statt. Die Räumlichkeiten sind für die Küchenequipe sehr praktisch und wir können flexibel den Garten für den Apéro nutzen, wenn es das Wetter zulässt. Einige Gäste genossen denn auch den feinen Holunder-Sirup im Freien. Wir wurden von den Co-Präsidenten willkommen geheissen und auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht: es musste die Anzahl Nüsse in einer grossen Glasvase geschätzt werden. Wie die früheren Wettbewerbsaufgaben hat Anita auch diese erfunden und geliefert; sie war zu dieser Zeit in der Rehabilitation nach einer Knieoperation. Wir wünschen Anita gute Besserung! Umrahmt und begleitet wurde das Fest vom Keyboard-Spieler Wolfgang „Fats“. Er spielte eine breite Palette von bekannten Evergreens und Jazzstücken, was die aufgeräumte Stimmung unter den Teilnehmenden noch förderte. Der Vorstand und das Küchenteam hatten vorgängig die Tische schön gedeckt. Unser Chefkoch Röbi und sein Team verwöhnten uns wieder mit feinen Grilladen, verschiedenen Salaten, Gemüsen und weiteren Beilagen. Die Spannung stieg als vor dem Dessert die Preisverleihung des Wettbewerbs stattfand. Johannes konnte Tageskarten für den ZVV-Bereich organisieren und für den ersten Preis gab es einen grossen Geschenkkorb mit gluschtigen Delikatessen.
Wiederum genossen die Gäste das ungezwungene Zusammensein und Gespräche.

Nicht nur die Gewinnpreise wurden gesponsert, sondern auch der traditionelle feine, selbst gemachte Holundersirup zum Apéro, die Torten zum Dessert und der fröhliche Blumenschmuck auf den Esstischen. Herzlichen Dank an die Spender!

Spätestens an dieser Stelle sollte ein Foto der schön gedeckten und dekorierten Tische stehen. Leider versagte die Elektronik meines Fotoapparates. Die Gäste werden sie in guter Erinnerung haben und diejenigen, die nicht ans Fest kamen, müssen der Einladung halt nächsten Frühling Folge leisten.

Noch viel authentischer über das Fest berichtet ein Besucher folgendermassen:

Annemarie, oder wer? bat mich am Abschluss des Festes um einen persönlichen Bericht über das Fest 2012

Nun, ich bin kein Mitglied des Vereins, aber ein Sympathisant dieser Bewegung und war seit 2008 bei jedem Fest dabei. Ich fühlte und fühle mich an diesen Festen wie in einer Oase, inmitten der Welt der Konsumgesellschaft. Dieses Jahr war die Wahl von Fats Hoffmann (Domino) mit seinem Spiel besonders wohltuend. Dabei auch ein grosses Lob der Küchenmann/frauschaft für deren Künste.

Die Anwesenden empfand ich wie eine grosse Familie in einer ruhigen Atmosphäre.
Gute Gespräche und Bekanntschaften mit ausserordentlich interessanten, sensiblen Menschen mit einem breiten Spektrum von Wissensgebieten waren möglich.

Ich hoffe sehr und bin zuversichtlich, dass dieser Institution ein langes Leben beschieden sein möge.

Der Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos» von Ueli Grossenbacher hat einen guten und nötigen Beitrag zum Verständnis der sogenannten Messies geschaffen. Er brachte es Zustande, dass die porträtieten Menschen nicht als Spinner oder Verwahrloste dargestellt wurden, sondern mit Verständnis für Ihr Tun und mit feinem Gespür für die Anliegen ihrer Tätigkeit warb.

Am 2. April 2008 widmete sich Radio DRS 2 den ganzen Tag dem Sammeln:
Warum sammelt der Mensch? Sammeln um die Welt zu erklären? mit Hörertelefon
Die versammelten Sammler. Warum Sammeln wir? Sammeln als Ordnung.
Haben wollen - Die Macht der Sammler. Der Radio Sammler René Schmid. Tütensammler etc.
Elmira hat die Sendungen bestimmt aufgezeichnet.
Meine Bandaufnahme davon sind auf alle Fälle archiviert.

Durch den rasanten technischen Fortschritt geht das Basiswissen über diesen Prozess verloren oder in Vergessenheit. Dies ist die Triebfeder vieler sogenannten Messies, dieses Vergessen zu verhindern, indem sie Dokumente sammeln, bearbeiten und dem Vergessen durch ihre Sammlertätigkeit entreissen.

Mir selbst, und für mich kommt es bisweilen vor wie ein böser Zwang vieles meiner Interessen zu dokumentieren und für die Nachwelt retten zu müssen.

Dabei stellt sich die Frage, was passiert eigentlich damit, wenn ich das zeitliche gesegnet habe? Gibt es Institutionen oder Archive die daran interessiert sind? In Museen werden viele Dokumente verschiedener Art aufbewahrt und einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dass ein ganzes Land als Museum eingerichtet würde, ist nicht vorstellbar. Für folgenden Generationen soll für deren Aktivität auch genügend Raum vorhanden sein. Aber die Geschichte prägt die zeitgenössischen Tätigkeiten. Oft, und das scheint mir besonders in der heutigen Zeit, grassiert eine Pietätlosigkeit gegenüber früherem Schaffen, besonders in der Architektur.
Da werden gnadenlos, noch gut bewohnbare Häuser mit deren Wohnungen abgerissen und durch seelenlose Betonklötze, Plattenbauten, (die man hier vor 20 Jahren als Sowjetkommunistische Architektur kritisiert hatte), nun bei uns ersetzt.
Die skrupellosen «Investoren» in ihrer Gier nach Rendite schaffen so massenhaft Sozialfälle, die dann der Allgemeinheit aufgebürdet werden.

Nochmals: ich wünsche der Institution «LesMess» noch viele Jahre ihrer Tätigkeit.

Walter G u l e r

LessMess dankt Walter für sein Engagement, seine erfreulichen Worte & seine präzisen Gedanken.

Merci !


Kurshinweis: Basisseminar

Übergänge kreativ gestalten - wie lasse ich los?


Der Fluss des Lebens bringt immer wieder Veränderungen mit sich, oft sind diese ungewollt und machen uns Mühe.
In einem geschützten Rahmen lernen wir, mit unseren berechtigten Gefühlen besser umzugehen. Gestalterisch erarbeiten wir gemeinsam unseren uns oft unbekanntes Gefühlsspektrum; kreativ, pro-aktiv und voller Lebendigkeit.
Das Ziel: loslassen statt verharren, aufbrechen statt verkrusten, lebendig für sich sorgen lernen.

Basisseminar 6. Oktober 2012 in Watt bei Regensdorf.
Auskunft erteilen Rita Pfister - 044 751 18 48 und
Suzanne Moore 0049 7746 929 5622.

Suzanne hat den Kurs am Frühlingsfest eingehender vorgestellt und wir hoffen, dass viele Mitglieder und Interessierte die Gelegenheit wahrnehmen, den Kurs besuchen und sich im Loslassen üben!


Gedicht

 „Das Warenhaus“ von Christian Morgenstern

Palmström kann nicht ohne Post leben:
Sie ist seiner Tage Kost.

Täglich dreimal ist er ganz Spannung.
Täglich ist’s der gleiche Tanz:

Selten hört er einen Brief plumpen
in den Kasten breit und tief.

Düster schilt er auf den Mann, welcher,
wie man weiss, nichts dafür kann.

Endlich kommt er drauf zurück, auf das:
„Warenhaus für kleines Glück“.

Und bestellt dort, frisch vom Rost (quasi):
Ein Quartal – „Gemischte Post“!

Und nun kommt von früh bis spät Post von
aller Art und Qualität.

Jedermann teilt sich ihm mit, brieflich,
denkt an ihn auf Schritt und Tritt.

Palmström sieht sich in die Welt plötzlich
überall hineingestellt …

Und ihm wird schon wirr und weh … Doch es
ist ja nur das – „W.K.G.“

Das Gedicht schrieb Morgenstern vor ungefähr 100 Jahren! … und heute werden wir gratis und franko mit Werbebroschüren und Prospekten für ein breites Spektrum von Waren und Dienstleistungen überflutet.

Tipps

Wer nicht wöchentlich Berge von Werbebroschüren bündeln und entsorgen will, kann in einem Warenhaus (Migros, Coop, oder Papeterie) einen Kleber „Bitte keine Werbung“ kaufen und ihn gut sichtbar auf den Briefkasten kleben!

smiley

Pressespiegel

Berner Zeitung, Region Thun & Oberland. 8. Juni 12

Steffisburger Landwirt muss Hof entrümpeln

Mättenfeldhof

Der Mättenfeldhof beschäftigt die Behörden schon seit langem, weil er vor alten Maschinen, Fahrzeugen, Geräten oder schlichtweg Schrott überquellt. Die Gemeinde Steffisburg hatte bereits 1990 ein erstes Mal die Wiederherstellung des rechtmässigen Zustandes verfügt, was 1993 vom Bundesgericht bestätigt wurde.

Nachdem sich erneut Unmengen von mehr oder weniger brauchbarem Material aufgetürmt hatten, verpflichtete die kommunale Baupolizei den Bauern Ende 2009 erneut, die illegal gelagerten Gegenstände zu räumen und das Grundstück künftig nur noch zonenkonform zu nutzen.

Gefahr für Grundwasser und Menschen

Das Bundesgericht hat nun in letzter Instanz die vom Betroffenen ohne anwaltliche Vertretung verfasste Beschwerde abgewiesen. Er hatte unter anderem geltend gemacht, dass ein beanstandeter Unterstand mit Fahrzeuglift schon über 60 Jahre auf den Hof stehe.

Der Anspruch der Gemeinde auf Herstellung des rechtmässigen Zustandes sei damit längstens verwirkt. Laut Bundesgericht geht die Berufung auf den Vertrauensgrundsatz oder die Rechtssicherheit allerdings fehl, da eine Gefährdung des Grundwassers sowie von Leib und Leben der Hofbewohner oder von Passanten drohe.

Diese Gefahren und die konsequente Verhinderung von zonenwidrigen Bauten und Anlagen seien weit höher zu gewichten als das Interesse des Beschwerdeführers, in der Landwirtschaftszone weiterhin ausgediente Fahrzeuge und Geräte zu lagern. Der Handlungsbedarf ergebe sich ohne weiteres auch aus dem Fotodossier der Gemeinde.

Messie oder sparsamer Umgang mit Ressourcen

Das von den Behörden verordnete Nutzungskonzept verletzt nach Ansicht der Richter in Lausanne auch nicht die Eigentumsgarantie. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen erscheine das Konzept als geeignete Massnahme, um in Zukunft eine Gefährdung von Gewässer und Menschen zu vermeiden.

Die chaotischen Zustände auf dem Hof, die Ansichten seines Bewohners und dessen Kampf mit den über weite Strecken behutsam agierenden Behörden waren im kürzlich gezeigten Dokumentarfilm «Messies, ein schönes Chaos» zu sehen.

Zur Rechtfertigung seiner unbändigen Sammelwut hatte der Bauer in der Vergangenheit etwa angeführt, dass er im Gegensatz zu anderen Leuten alte Geräte nicht einfach wegwerfe, sondern eben flicke und weiterverwende. So gehe er sparsamer mit Ressourcen um und schädige die Umwelt letztlich weniger als andere.

Kommentar:

Ich habe diesen Artikel ausgewählt um zu zeigen, wie hier nachlässig, ja gar perfide mit den Tatsachen umgesprungen wird:
Es handelt sich keineswegs um den Hof von Arthur aus dem Film, sondern um den Hof seines Bruders. Es kann hier auch keine Rede sein von 'behutsam agierenden Behörden' - ganz im Gegenteil: Das gleiche Foto (als Totale) wurde in einem anderen Hetzartikel bereits vor über drei Jahren gezeigt und dabei regelrecht zum Denunziantentum aufgerufen: «Aber wir können auch diesen Hof nicht dauernd kontrollieren. Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass die Passanten oder Nachbarn sich melden, wenn sie verdächtige Beobachtungen machen.» (Thuner Tagblatt vom 28. Mai 2009). Letzten August wurde abermals dasselbe Foto veröffentlicht (bereits etwas näher gezoomt) unter dem Titel: Und wieder zieht er vor Bundesgericht. Dabei ging es lediglich um die Mitteilung, dass Santschi vor Bundesgericht ziehe...

Waren damals die Kommentare noch mehrheitlich auf Santschis Seite und verteidigten die individuellen Freiheitsrechte, so sieht das heute eher anders aus:
"Das Chaos in Luft, Boden und Lebensmittel wo nicht offensichtlich ersichtlich ist, empfinde ich als eine Schweinerei. .."

"Wir hoffen, dass es nicht wieder verwässert wird und endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Es ist eine absolute Schweinerei, so etwas Jahrelang dulden zu müssen."

oder gar, was eigentlich ein krimineller Aufruf zu Brandstiftung ist:
"Das gäbe eine gute Feuerwehrübung,überwachen und zuletzt ablöschen."

Da ist es echt wohltuend, dass sich dann auch noch vernünftige Menschen mit Herz zu Worte melden:
"Wenn ich die Kommentare lese, gibt es mir schon etwas zu denken. Ist jemand ein wenig anders (k. sich offenbar n. von Sachen trennen) findet eine regelrechte Verfolgung statt. Vielleicht ist es diesem Bauer in seiner Situation auch n. wohl, hat aber vielleicht nicht die Kraft etwas zu unternehmen. Eine Möglichkeit wäre auch dem Bauer seine Hilfe anzubieten anstatt primitive Kommentare zu schreiben"

Irgendwie wird man aber den Verdacht nicht los, dass es hier um ganz andere Dinge geht als um das Messietum: da sind wohl handfeste Interessen an Land und Nutzung im Spiel. Abgesehen davon, dass schlicht schluddrige Journalisten mit schnellen, unrecherchierten, vorurteilsbehafteten Artikeln möglichst mühelos ihr tägliches Honorar verdienen wollen (es ist nämlich durchwegs stets derselbe Berichterstatter). Das wäre ja letztlich noch begreiflich, wenn damit die Betroffenen selbst und viele andere Messies, die in vergleichbaren Situationen leben, nicht direkt in ihrer Existenz gefährdet würden. Und sowieso: wer halt Ressourcen wirklich schont (wie es die Santschi Brüder beide deutlich vorleben), sammelt, spart, bewahrt, flickt und vor Ort direkt recyclet ist offensichtlich ein Wirtschaftsschädling erster Klasse und muss an den Pranger gestellt werden. Hierzulande beruhigt man/frau sein Umweltgewissen halt lieber derart, dass die mit heissem Wasser & Spülmittel gewaschenen Sheba-Katzenfutterschälchen aus Aluminium möglichst schnell & einzeln mit dem neuen Offroader auf den Werkhof gefahren werden - danach hat man sich wenigstens ein feines Nespresso verdient...

Thomas

 




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LessMess INFO 1/2012
Nr.1/12 - 2. April
Aktuelles

Mitgliederversammlung am Samstag, 5. Mai 2012
mit anschliessendem Sommerfest 2012
KOSCH wird SELBSTHILFE SCHWEIZ  

Gedanken

eines Menschen mit Ordnungsschwäche über die Vereinbarung mit seiner Familie

Film

Gesehen von Johannes und anderes

Gedicht

„D’ Stube ufruume“ von Frieda Habegger

Pressespiegel

Entrümpelung des Jahres


Liebe Messies und Nicht-Messies

Vor wenigen Wochen habt ihr wieder eine Sonder-Ausgabe zum Film „Messies, ein schönes Chaos“ erhalten. „Unser“ Film beschäftigt die Filmschaffenden und seine Darsteller täglich, sind sie doch bei vielen Aufführungen gefragte Diskussionsteilnehmer. Sie geben Auskunft über sich und die Filmarbeit. Ebenso ist Presse und Fernsehen interessiert an Auskünften und Erfahrungen aus erster Hand: so sind auch die Co-Präsidentin und der Co- Präsident häufig in den Medien anzutreffen. Das gute Echo auf den Film – der auch im Ausland gezeigt werden wird! – ist für alle Messies eine Chance in ein positiveres Licht gestellt zu werden und vor allem nicht mit Verwahrlosten (RTL u.a. lassen grüssen) verwechselt zu werden!
Im Mai steht die Mitgliederversammlung bevor, zu der wir euch alle ganz herzlich nach Wallisellen einladen.
Für das Sommerfest, das wir gleich anschliessend an die Mitgliederversammlung feiern, hat Claudia schon viele Vorbereitungen getroffen und auch das Küchenteam unter der professionellen Leitung von Küchenchef Röbi ist engagiert. Der Vorstand hofft wiederum viele gut gelaunte Gäste begrüssen zu dürfen.
Anstelle eines Interviews habe ich die Gedanken eines Menschen mit „Ordnungsschwäche“ aufgeschrieben. Es war ein interessantes, langes Gespräch mit einem Menschen mit Ordnungsschwäche über die Vereinbarung, die er und seine Familie miteinander getroffen haben.

Saisongerecht ist das Gedicht von Frieda Habegger über „D‘ Stube ufruume“. Viele Zeitschriften nehmen das Thema „Frühlingsputz“ alle Jahre wieder als Motto um uns mit Tipps für einen möglichst einfachen Frühlingsputz zu gewinnen. Ja, und dann muss halt vorher aufgeräumt werden, damit eine gründliche Reinigung möglich ist. Ob ihr mit dem Aufräumen jetzt gleich beginnen wollt, dürft ihr selber entscheiden!

Das LessMess-Team und der –Vorstand wünschen euch einen schönen Frühling!


Aktuelles

Wie schon angekündigt tritt Claudia als Vorstandsmitglied von LessMess zurück. Seit der Vereinsgründung führte sie gewissenhaft und engagiert das Sekretariat und die Kasse. Glücklicherweise hat Claudia gleich selbst eine Nachfolgerin gefunden: Trudi Engelhardt stellt sich als neues Vorstandsmitglied zur Wahl an der kommenden Mitgliederversammlung am 5. Mai 2012. Die persönliche Einladung wird rechtzeitig zusammen mit der Einladung zum Sommerfest 2012 verschickt.

Wir erinnern daran, dass auch unsere Postadresse geändert hat:

LessMess Sekretariat
Postfach 42  
8934 Knonau


Fest_12

Anmeldungen bis zum 20. April werden mit 10.-- Rabatt belohnt!
Jetzt direkt online anmelden!

Unser traditionelles Sommerfest hat sich mittlerweile zum Frühlingsfest durchgemausert. Dies aus gutem Grund: Um 15 Uhr beginnt nämlich unsere jährliche Mitgliederversammlung, die mit Vorteil nicht allzu spät im Jahr abgehalten werden sollte. Ab 16 Uhr beginnt dann das Frühlingsfest.

So können wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden!

Am Fest gibt es einen Wettbewerb und Fats Hoffmann wird für uns Spielen.

Sowohl Mitgliederversammlung wie auch Frühlingsfest finden am gewohnten Ort im reformierten Kirchgemeindehaus in Wallisellen statt

Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen.


Viele Messies kennen „KOSCH“ als Mitglieder einer Selbsthilfegruppe. Nun heisst es: „Adieu Stiftung KOSCH - Willkommen SELBSTHILE SCHWEIZ“
Der erklärungsbedürftige Name bzw. die Abkürzung KOSCH wurde nach 10 Jahren geändert und seit dem 1. Januar 2012 gilt „Selbsthilfe Schweiz“. Gleich geblieben ist die Adresse: Laufenstrasse 12, 4053 Basel und das Konto: 40-380894-0. Angepasst wurde die E-Mail-Adresse: info@selbsthilfeschweiz.ch und die Webseite-Adresse: www.selbsthilfeschweiz.ch.
Die Stiftung schreibt: „Als einzige Organisation der Schweiz engagieren wir uns - unabhängig von Thematik, Betroffenheit oder Form – für die starke Idee und Methode der Selbsthilfe.“ …  „Unser erklärtes Ziel ist es, die vielfältigen Selbsthilfe-Angebote im gesamten Spektrum von körperlichen und psychischen Krankheiten bis zu psychosozialen Prolemen und belastenden Lebenssituationen für Betroffene und Angehörige zu bündeln.“

Im Aufbau begriffen ist eine Internet-Plattform und eine neue Homepage und gesucht sind Geldgeber, die die Stiftung unterstützen, um die 19 Zentren in 17 Kantonen professionell weiter führen zu können.

Gedanken

Erfahrungen von Menschen mit Ordnungsschwäche
Ein Mensch mit Ordnungsschwäche hat mir viele Gedanken rund ums Thema Chaos und Ordnung mitgeteilt – stellvertretend für andere Menschen mit gleicher oder ähnlicher  Teilleistungsschwäche.
Ein Messie sagt: Hallo, du Messie, der Du eigentlich keiner bist, sondern ein Mensch wie jeder andere mit TEILLEISTUNGSSCHWÄCHEN, ABER AUCH MIT VIELEN STÄRKEN!
Lass endlich Chaos Chaos sein und Kreativität gedeihen, dann wird Zusammenleben täglich nicht nur irgendwie erträglich, sondern auch erfreulich sein. Halte kleine Abmachungen ein und Du wirst sehen wie Du es kannst, wenn Du hinein ins Leben tanzt, gemeinsam mit den Leuten, die dir vielbedeuten.

SOGENANNTE
MESSIES
RAUS AUS DER ISOLATION
TRAUT EUCH IN EINE WOHNGEMEINSCHAFT
MIT GETRENNTEN BEREICHEN UND
HALTET KLEINE ABMACHUNGEN EIN!

Lösungsmöglichkeit im Familienhaushalt
Auf Anstoss der Kinder haben die Familienmitglieder die Probleme um den teilweise chaotischen Haushalt besprochen und sich auf eine Vereinbarung geeinigt:
 
pfeil links pfeil pfeil rechts
RÜCKZUGSRAUM FÜR DEN „DAUER-RÄUMER“* GEMEINSCHAFTSRAUM RÜCKZUGSRAUM FÜR EINEN „AUFRÄUMER“
pfeil pfeil pfeil
CHAOS BRAUCHT GRENZEN UND KANN ZUR KREATIVITÄT ANREGEN Gemeinsam lässt sich das Leben leichter meistern im Wechsel von Nähe und Distanz ORDNUNG GIBT STABILITÄT,
STRUKTUR,
GEBORGENHEIT,
VERLÄSSLICHKEIT
*ein Messie hat oft das Gefühl, dass er aufräumen muss, d.h. er ist dauernd am Aufräumen

Menschen mit Ordnungsschwäche brauchen manchmal mehr und manchmal weniger oder gar kein Chaos. Das Chaos spiegelt ihre innere Welt wider oder wie sie die Welt empfinden. Man kann das Chaos auf sein Zimmer begrenzen – selten lässt man gemeinsame Räume unaufgeräumt – und die Zimmer der übrigen Familienmitglieder sind tabu. Menschen mit Ordnungsschwäche lernen sich an diese Abmachungen zu halten und die Familie akzeptiert das Chaos in deren Zimmer. Das gegenseitige Verständnis kann wachsen und damit die Situation entspannen. Die Familienmitglieder sagen oder schreiben, wenn es irgendwo im Gemeinschaftsbereich nicht aufgeräumt ist und sie gerne Ordnung hätten. Da hilft z.B. ein Zettel eines Familienmitglieds bei der Geschirrwaschmaschine: „Bitte, räume mich aus, ich bin sauber!“
Abmachungen und Kommunikation entspannen und helfen vor allem Menschen mit Ordnungsschwäche die Grenzen der Familienmitglieder zu erfahren. So können sie ihr Dauerräumen aufgeben und dann aufräumen, wenn das Chaos wirklich stört. Sie gewinnen so ohne schlechtes Gewissen und Druck Freiraum für andere Beschäftigungen, Hobbies u.a.

Ein interessanter Mensch mit Ordnungsschwäche hat mir seine Gedanken mitgeteilt. Herzlichen Dank für das spannende und positive Gespräch, das mich die Zeit völlig vergessen liess!
LessMess / Annemarie


Ein Sprössling, der viel Aufmerksamkeit erheischt

Gewiss, das gleissende Projektorenlicht der Welt erblickte das Baby schon letzten Sommer am Filmfestival in Locarno. Aber es brauchte doch noch ein bisschen Zeit, bis er sich einer breiteren Öffentlichkeit zeigen konnte. Das tat der Junge dann im Januar an den Filmtagen Solothurn, wo namentlich die Presse den Jungen scharf beäugte. So richtig gefeiert wurde er eben erst in Zürich.
Der schon schön stämmige Bub heisst „Messie“. Und um allfälligen Verwechslungen mit einem schon sehr kräftigen, berühmten Mann vorzubeugen hat er noch den Beinamen „ein schönes Chaos“ bekommen. Kein Zweifel mehr, wir reden vom neuen Film von Ueli, der wiederholt an den Vorstandsitzungen von LessMess auftaucht, um von seinem Projekt zu erzählen, von der nicht ganz einfachen Aufgabe, vier Messies vor die Kamera zu bringen und ganz speziell vom Urproblem aller Filmemacher, nämlich das nötige Kleingeld zusammenzukratzen. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass Uelis „Schwangerschaft“ um die vier Jahre dauerte. Aber es hat sich gelohnt, wie wir jetzt alle sehen können: Nicht nur strömen die Leute in Massen in die Kinos, sondern die Journalistinnen und Journalisten schreiben sich die Finger wund, um über die Protagonisten, die kulturbeflissene und deshalb fleissig Musikkassetten mit Kultursendungen bespielende Elmira, unseren umtriebigen, genialen Computer- und Technofreak Thomas, der auch die LessMess-Webseite betreut, dem stotternden alten Radioapparaten neues Leben einhauchenden Karl und dem seine schrottverdächtigen Landwirtschaftsmaschinen in der Schutzzone herum manöverierende Arthur zu schreiben (Messies häufen manchmal nicht nur Gegenstände, sondern auch Wörter an, womit jetzt der Berichtverfasser Johannes gemeint ist…).
Über die Première in Locarno hat LessMess-Info schon berichtet. An den Filmtagen Solothurn stiess der Film trotz der ihn umgebenden Flut an anderen Filmen auf grosse Beachtung. Nach der ersten Vorführung im Kino Canva standen der Regisseur und einige von uns Red‘ und Antwort auf die Fragen aus dem Publikum. In der Diskussionsrunde der Filmkritiker bekannte Katja Nicodemus (Die Zeit), dass sie, nachdem sie ihn in Locarno gesehen habe, anderntags gleich ihr Büro aufgeräumt habe. Und der freie Journalist Bert Rebhandl stellte fest, dass „Dokumentarfilme genauso spannend und inspirierend sein können wie Spielfilme“, stiess aber bei Andreas Kilb (FAZ) auf Widerspruch: „Dokumentarfilm findet immer aus einer Distanz statt.“
An die Lunchvorführung im Kino Le Paris beim Bahnhof Stadelhofen strömten die Besucherinnen und Besucher ohne Unterlass und füllten schliesslich den grossen Saal fast ganz. Und hier standen nach der Vorführung gar alle Protagonisten auf der Bühne. Martin Walder, der renommierte Film- und Literaturjournalist moderierte die Fragerunde. Der Film löste Natur gemäss unterschiedliche Gefühle aus – nicht zuletzt auch Betroffenheit und Nachdenklichkeit. Im Anschluss spendete Ueli im benachbarten Bahnhofbüffet seiner Crew einen Imbiss.
Am Sonntag, 4. März durfte ich in Solothurn am Schluss der Nachmittagsvorstellung erneut Fragen beantworten. Sonniges Vorfrühlingwetter hielt offenbar viele potenzielle Besucher ab. Ganze 15 Menschen fanden sich ein. Sie alle blieben, stellten viele Fragen und erzählten von ihren langjährigen, bewundernswerten Engagements zugunsten von Messies. Es war eine halbstündige, sehr engagierte Diskussion, quasi en famille, wie sie wohl in einem vollbesetzten Saal kaum zustande gekommen wäre. Auch hier erwies sich, dass Qualität vor Quantität steht.
In Zürich ist der Film – die Kinoszene ist hier auch viel grösser – auf grosse Resonanz gestossen: An der erwähnten Vorführung war der 400 Personen fassende Saal fast voll und auch die folgenden Vorführungen seien überdurchschnittlich gut besucht worden, wie Beat Käslin von den Arthouse-Kinos auf Anfrage mitteilt.
Klar: Auf so einen ungewöhnlichen Sprössling reagiert auch die Presse. Leben+Glauben/Sonntag, war die erste Zeitschrift, welche einen Hintergrundbericht startete. TeleZüri war live dabei. Am 1. März brachte der Tages-Anzeiger und Bund eine ganze Seite, am 5. berichtete das Migros-Magazin und bald werden die WOZ schreiben. Und zu guter Letzt strahlte „Der Club“ des Schweizer Fernsehens letze Woche einen Bericht mit Protagonisten des Films aus. Dies nur einige von wahrscheinlich etlichen Beispielen.
Fazit: Ueli und Thomas, welcher Ueli auch beratend zur Seite stand, haben – ganz herzlichen Dank euch für eure grossartige Arbeit – ein Kind in die Welt gesetzt, dessen Rolle als Aufklärer in unserer Sache jetzt schon feststeht. „Messies - ein schönes Chaos“ ist mittlerweile erwachsen geworden und entfaltet jetzt eine sehr wertvolle Aufklärungswirkung in der Öffentlichkeit.
Johannes

Lunchkino Kinopremiere in Zürich,
Lunchkino am 24. Februar 12

V.l.n.r: Thomas, Arthur, Moderator Martin Walder, Ueli Grossenbacher, Trudi, Helene, Elmira und Karl

Der Film wirft hohe Wellen und wir werden weiterhin darüber berichten.
So hat etwa am Dienstag, den 13. März eine SFDRS-Club-Diskussion stattgefunden unter dem Titel

«Club»: Wenn die Wohnung aus allen Nähten platzt – ein Leben als Messie

Unter der Leitung von Karin Frei diskutierten:
Elmira, Messie im Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos»
Johannes von Arx, freier Journalist, Messie
Heinz Lippuner, Psychologe, Psychotherapeut FSP
Helene Karrer-Davaz, hilft Messies beim Entrümpeln, Home-Managerin
Trudi, war 38 Jahre mit einem Messie verheiratet
Hans-Ulrich Reichling, Geschäftsführer Baugenossenschaft Zürichsee

Die Sendung kann hier gesehen werden.


achaos Bildung & Information ist eine Einzelfirma, die von Bundesämtern, kantonalen Stellen und privaten Stiftungen unterstütz wird. Zur Förderung der Kinokultur in der Schule erarbeitet <achaos Bildung & Information> Unterrichtsmaterialien zu aktuellen Schweizer Kinofilmen, die Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler motivieren sollen, die Filme im Kino anzuschauen und sich vertieft mit inhaltlichen und formalen Aspekten auseinanderzusetzen. Die Unterrichtsmaterialien sind kostenlos.
Erfreulicherweise wurde der Film 'Messies, ein schönes Chaos' in dieses Programm aufgenommen und wir hoffen auf interessante Diskussionen in den Schulen. Es wurde ein knapp 20-seitiges (!) Unterrichtsmaterial dazu erarbeitet, das hier heruntergeladen werden kann.

Anmeldung für Klassenbesuche im Kino während der Schulzeit zu reduzierten Eintrittspreisen und Filmgespräche:
Tel. 032 623 57 07, E-Mail:
kinokultur@achaos.ch

Sicher wären Kommentare, Ergänzungen und Anregungen zum Unterrichtsmaterial erwünscht!


Der Film „Messies, ein schönes Chaos“ ist ab 1. März 2012 in vielen Schweizer Kinos angelaufen. www.messies.ch oder die Lokalpresse gibt Auskunft über Vorführungen in eurer Region.

Oder schaut hier für aktuelle Projektionsdaten.


Gedicht

„D‘ Stube ufruume“ von Frieda Habegger

Eh i ma gar nid druflos di Stube ufzruume
gäng tueni mi äxtra mit süsch öppis versuume

tuusig Sache tüe ume desume lige u sta
säget – wo söll ig mit ufruume afaa

so gleitig isch da gäng ume es Gnuusch
am liebschte nähmti di Ruschtig grad ene Wusch

Zytige u Heftli lige ufem Ofe, Ruehbett u Tisch
me chönnt se doch verruume wem e mit läse fertig isch

über e ganz Teppich Hültsche vo spanische Nüssli
u uf em Ruehbett es grosses Chaos vo Chüssi

e Chugelschryber u Chüder vom Bleistift spitze
Chatzehaar u Öpfel-Gigetschi uf de Ofetritte

a de Ofestangli es Ghäich vo trochniger Wösch
ungerem Tisch ligt der Hung dä tuusigs Blösch

e Zylete dräckegi Schueh stöh ungerem Ofe
u uf em Eggbank lige verschrissnegi Hose

wo zum Gugger sölli mit ufruume aafaa
ganz verlore tueni i däm Wirrwarr inn stah

da, uf ds mal weisi winis chönnt mache
i fa a zelle u mache zersch afe zäche Sache

erschtens dert di Spinnhuppele müesse furt
zwöitens uf d Heftli u Zytige e gäije Spurt

drittens de Zimmerpflanze jetz Wasser gäh
viertens d Öpfelstile u Gigetschi zämenäh

föiftens, d Poscht uf de Schrybtisch iche lege
de tuet mi die hie ou nümme ufrege

no d Wösch abnäh die isch ja schön suber
scho luggets, i erguege no witer die Stube

d Schueh no usestelle zum putze
der Meie uf em Tisch tueni ou no ufhütze

u druuf mit em Stoubsuger dertür suus
jetz chame ja da inn scho wider huuse

lueg, i ha ja nume uf zäche müesse zelle
für dä Ruum wider rächt id Gredi zstelle

u jetz luegni di schöni heimelegi Stube aa
u schäme mi, das i zerschs schier echli tublet ha

wie wärs we keis Gnuusch u ig ganz elei
das isch ja für üsi Familie es liebs warm Hei.

Liebe Frieda Habegger, die LessMess-Redaktion dankt dir vielmals, dass du uns die Erlaubnis erteilt hast, deine zwei treffenden und stimmungsvollen Gedichte abzudrucken.

Tipps

Auf Zehn zählen beim Aufräumen. Das hat Frieda Habegger motiviert ihre Stube zügig aufzuräumen.
ODER:
Einmal im Jahr entrümpeln – mindestens eines Zimmers.
Bei zu vielen Dingen in der Wohnung „hilft nur eines: sichten, aussortieren, wegwerfen, loslassen. Die so entstehenden ballastfreien Zonen schaffen Freiräume und setzen Energien frei.“

Siehe Pressespiegel !

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Pressespiegel

30. Dezember 2011, Neue Zürcher Zeitung

Die Entrümpelung des Jahres

Im Zürcher Recyclinghof Hagenholz herrscht zwischen Weihnachten und Silvester Betrieb wie sonst nie

hagenholz

Die Leute werfen zum Jahresende viel Ballast ab – sei es, um den Weg zum inneren Ich zu ebnen, oder meistens schlicht, um die überfüllte Wohnung, den Keller oder die Garage zu räumen. (Bild: NZZ / Karin Hofer)

Bis zu 800 Personen täglich entsorgen diese Woche ihren Abfall an der Entsorgungsstelle Hagenholz in Zürich. An einem durchschnittlichen Tag im Jahr sind es halb so viele. Es herrscht Ausnahmezustand, für das Personal gilt ein Ferienstopp.

Andreas Schmid

(Neue Zürcher Zeitung) Wie am Zoll werden die Autos zur Abfertigung eingewiesen. Der Andrang zum Recyclinghof Hagenholz in Zürich Oerlikon ist zum Jahresende deutlich grösser als in den übrigen 51 Wochen des Jahres. Laut dem Leiter Robert Wasescha werden 700 bis 800 Leute pro Tag abgefertigt, während unter dem Jahr täglich durchschnittlich 250 bis 300 Abfall herbeitransportieren. An den Spitzentagen vom 27. Dezember bis zum Silvester sind deshalb auf dem gesamten Hagenholz-Areal 21 Angestellte statt wie sonst üblich 10 im Einsatz, um die Leute beim Sortieren des Sperrguts anzuweisen, sie zu den Entsorgungsstellen zu leiten und den Verkehr zu regeln.

Das alte Jahr wird ausgemistet und aufs Gemüt drückender Ballast anderswo deponiert. Das hat neben psychologischen und philosophischen Erklärungen ebenso praktische. «Die Leute haben nach Weihnachten Zeit, und vor allem laufen Ende Jahr die Entsorgungs-Coupons ab, die in Zürich ansässige Personen jeweils von der Stadt erhalten», sagt Wasescha.

Bereits beim Vorstellungsgespräch würden Stellenbewerber und Lehrlinge – sie absolvieren die dreijährige Ausbildung zu Rezyklisten – darauf hingewiesen, dass sie in den letzten Tagen des Jahres intensiv arbeiten müssten und in dieser Zeit wegen des Hochbetriebs ein Ferienstopp gelte. «Bei der Vertragsunterzeichnung machen wir nochmals auf diesen Umstand aufmerksam.»

Das Gebiss der Grossmutter

Wasescha arbeitet seit 13 Jahren für die Dienstabteilung Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ). Mit der Zeit wundere man sich nicht mehr darüber, was alles weggeworfen werde. Zum Beispiel ungeöffnete Hochzeitsgeschenke, noch verpackte Computer und DVD-Spieler, Teppiche oder dritte Zähne der verstorbenen Grossmutter werden im Hagenholz abgegeben. Vor allem Private und Mitarbeiter von Kleinbetrieben aus der Stadt und dem ganzen Zürcher Unterland kommen vorbei und laden halbe Wohnungen, Büros und Geschäfte ab. 30 Franken bezahlen sie für die Entsorgung der ersten 100 Kilogramm Material, für weitere 100 Kilo 26 Franken.

Wie auf einer Feng-Shui-Welle

Verstellte Räume scheinen am Jahresende speziell zu belasten. Mit dem Ausmisten der Garage, des Kellers und des Estrichs soll offensichtlich auch einem Neuanfang der Weg geebnet und die innere Ordnung hergestellt werden. Im Hagenholz jedenfalls herrscht Betrieb, als ob alle rundherum Feng-Shui-Ratgeber zu Weihnachten geschenkt erhalten und eingehend die Anleitung studiert hätten, wie sie dank einer Entrümpelung die Entdeckungsreise ins Ich antreten können.

Obwohl die Leute teilweise hochwertige Produkte im Recyclinghof anliefern, wird dort alles strikt entsorgt – je nach Material entweder im Kehrichtheizkraftwerk oder über Schrott- und Elektrohändler. Die Angestellten dürften nichts aussortieren und es werde auch nichts verkauft, selbst wenn Angebote vorlägen, sagt die ERZ-Sprecherin Leta Filli. Um Fehler beim Entsorgen zu verhindern, helfen die Mitarbeiter den Kunden nicht beim Ausladen. Diese werden lediglich beim Sortieren unterstützt und an die Standorte der Wertstoff-Entsorgung geleitet.

Allgemein werde gegenüber früher mehr Dreck und tatsächlich unbrauchbarer Abfall verarbeitet, sagt Filli. Sie führt diese Entwicklung darauf zurück, dass Ausrangiertes zunehmend in Brockenhäuser gebracht oder auf Internetplattformen versteigert wird. «Das ist ein positiver Trend, denn unsere Aufgabe ist es, Kehricht zu beseitigen, nicht hochwertige Produkte.»

Im Hagenholz und im Werdhölzli, dem zweiten Recyclinghof der Stadt, wurden laut Filli letztes Jahr über 9500 Tonnen Sperrgut abgeliefert. Zudem sammelten ein Cargo-Tram und ein E-Tram (für elektronische Geräte) in den Quartieren tonnenweise nicht mehr gebrauchte Gegenstände ein. «Damit bietet sich auch jenen 40 Prozent der Zürcher Bevölkerung, die kein Auto besitzen, eine bequeme Entsorgungsmöglichkeit», sagt Filli. 160 über ganz Zürich verteilte Sammelstellen für Glas, Kleinmetall und Öl komplettieren das Recycling-Angebot der Stadt.

In gemieteten Kleinbussen und Privatautos, zu zweit oder allein, fahren Scharen von wild entschlossenen Aufräumern vor. José Javan entsorgt seine alte Matratze, und Marcel Hirschi lädt kistenweise altes Büromaterial aus. «Häufiger als alle 10 Jahre möchte ich eine solche Aktion nicht durchführen», sagt Hirschi; obwohl das Hagenholz ausgezeichnet organisiert sei. Sie hätten gerade Zeit, begründen die einen ihren Ausflug in den Recyclinghof, sie seien eben umgezogen und nutzten diese Gelegenheit zum Ausmisten, sagen andere.

Seit über sieben Jahren arbeitet Sandro Flachsmann im Hagenholz. Die Arbeit bringe jeden Tag Neues und sei abwechslungsreich. Er schätze den Kontakt zu den Leuten, auch wenn nicht alle gleich geduldig und freundlich seien. «Aber wenn an einem Tag 800 Leute vorfahren, lassen sich Wartezeiten beim besten Willen nicht vermeiden.»

Ausmisten als Energiequelle

Entsorgen will gelernt sein. Wer 2011 noch nicht bereit war, der kann sich zum Beispiel an der Volkshochschule Zürich für das nächste Jahr wappnen. Diese bietet im Januar einen Kurs an unter dem Titel «Entrümpeln – Loslassen». In der Ausschreibung heisst es: «Wenn Schränke und Schubladen voll sind von überflüssigen Dingen, hilft nur eines: sichten, aussortieren, wegwerfen, loslassen. Die so entstehenden ballastfreien Zonen schaffen Freiräume und setzen Energien frei.»


Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG



LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an:
PC 85-555 738-2, LessMess, Zürich



 

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LessMess INFO Spezial Februar
Spezial Februar 12

Film

«Messies, ein schönes Chaos»

Vorpremiere in Zürich: 24. Feb. 12h15 Lunchkino

Kinostart Deutschschweiz 1. März



Liebe Messies und Nicht-Messies

schon oft & das seit Jahren haben wir über den Film 'Messies - ein schönes Chaos' von Ueli Grossenbacher berichtet.
Jetzt ist es endlich soweit: der Film kommt in die Schweizer Kinos, und das bereits hoch dekoriert:
- Gewinner der 'Semaine de la Critique', Locarno 2011
- Gewinner des Berner Filmpreises 2011
- und nun in Solothurn: nominiert für den Schweizer Filmpreis...

Lessmess empfiehlt allen Messies, Nicht-Messies, Freunden, Bekannten und einem weiteren Publikum den Besuch dieses Filmes.

Hier könnt ihr herausfinden, in welchem Kino eurer Wohnregion der Film gezeigt wird. Abspielzeiten entnehmt ihr der Tagespresse. Es gilt zu beachten, dass die Kinos das aktuelle Programm jeweils erst recht kurzfristig veröffentlichen.

Ulrich Grossenbacher und Protagonisten des Films werden an folgenden Vorstellungen persönlich anwesend sein und euren Fragen Red und Antwort stehen:

24. Februar Zürich Arthouse Kino Le Paris Lunchkino, Vorstellung 12:15 Uhr
1. März Bern Kino Kunstmuseum Apéro 19:30 Uhr, Vorstellung 20:30 Uhr
2. März Biel Filmpodium 20:00 Uhr
3. März Thun Kino City 13:30 Uhr
5. März Luzern Stattkino 18:30 Uhr
8. März St. Gallen kinok 20:00 Uhr
19. März Langnau Kinogenossenschaft Langnau 20:00 Uhr
26. März Langenthal Kinonächte Chrämerhuus 20:00 Uhr

Ganz besonders möchten wir euch den Besuch des Lunchkinos in Zürich nahelegen.
Hier soll die Projektion am 24. Februar in Gegenwart von Regisseur und Protagonisten zu einem richtigen Fest aufblühen.

Auf der website www.messies.ch gibt es weitere Informationen zum Film.

Auf den Seiten des Filmportals Outnow.ch wird der Film mit über 5 von 6 Sternen bewertet und man kann folgendes lesen:

Kinofilm-Rating

Mit Kindern sollte man Messies, ein schönes Chaos besser nicht schauen. Sie werden nachher garantiert nie mehr ihr Zimmer aufräumen, weil: "Die im Film hatten ja ein viiel schlimmeres Durcheinander als ich!". Doch ansonsten ist Ulrich Grossenbachers Film wärmstens zu empfehlen, denn er ist amüsant und beklemmend zugleich.

Untermalt von gelegentlich eingespielten melancholischen Jazzklängen, begleitet Grossenbacher seine vier Protagonisten bei ihren alltäglichen Adventure-Trips durch ihr eigenes Chaos. Dabei hängt er ihnen auch gerne mal eine Minikamera um den Hals, so dass der Zuschauer die gefährliche Tour aus der First-Person-Perspektive hautnah miterleben kann. Dann wiederum sind höchst intime Szenen zu sehen, beispielsweise, wenn der zwanghafte Sammler Karl vor den Trümmern seiner Ehe steht und nicht fähig ist, etwas dagegen zu tun.

Man weiss nicht so recht, ob man lachen oder weinen soll. Auf jeden Fall gelingt es Grossenbacher, dem Zuschauer die auf den ersten Blick verschrobenen Charaktere näherzubringen. Er bewahrt dabei stets eine leicht ironische Distanz, ohne aber jemals in Versuchung zu geraten, seine Protagonisten blosszustellen. Von den vieren kommt der Technikfreak Thomas im Vergleich zu den anderen deutlich zu kurz - dabei ist just er derjenige, der das Filmplakat ziert und für Schmunzler sorgt, wenn er mit dem "Messi"-Fussballshirt (gestellt oder nicht?) durch seine vollgemüllte Garage schleicht. Ob die Szenen mit ihm deswegen so vergleichsweise kurz ausgefallen sind, weil er als einziger der vier Porträtierten keine sichtbaren ernsthaften Probleme aufgrund seines Messietums zu haben scheint?

Vielleicht ist er auch nur der Schere zum Opfer gefallen. Denn auch so schon weist Messies mit knapp zwei Stunden für Dokfilm-Verhältnisse Monsterlänge auf. Möglich, dass die eine oder andere Räumungsszene auf Dauer etwas ermüdend wirkt und gekürzt hätte werden können. Verschwendete Zeit ist der Film dennoch nicht - im Gegenteil. Bis zum symbolischen Schlussbild mit einer säuberlich ausgedrückten Senftube und dem folgenden Schlussong "Messi vielmal" (höhö) ist Grossenbachers Film ein konsequentes, unterhaltsames, aber auch nachdenklich stimmendes Porträt von vier Menschen, deren Sammeltrieb sie zu Aussenseitern der Gesellschaft gemacht hat.

Als Appetithäppchen: klicke aufs Bild und schau dir den Kinotrailer an!

Trailer

Wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen und wünschen jedenfalls schon jetzt allen sehr viel Vergnügen

LessMess

 

Titel_xmas_11 Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 4/2011
Nr.4/11 - 22. Dezember
Aktuelles

LessMess Sekretariatswechsel, MV & Sommerfest 2012, Solothurner Filmtage

Interview

Mit Alexander Frommherz

Studienarbeiten

Tipps von Johannes

Pressespiegel

Verständnis & Unverständnis

Gedicht

„Rychtum im Alter“ von Frieda Habegger

Büchertipp Ursus räumt auf

Eisblumen von Anita


Liebe Messies und Nicht-Messies

Schon stehen die Festtage wieder vor der Türe und sicher auch schon mit einem Bein in der Wohnung mit Kerzen, Tannenzweigen, Weihnachtskrippen, Adventskalender und was uns sonst noch so freut in dieser eher grauen Jahreszeit.
Dies ist das Schlussprogramm des LessMess-Infos 2011: Anita lässt alle im Namen des Vereins LessMess mit ihrem stimmungsvollen Bild zum neuen Jahr grüssen und Frieda Habegger bringt euch hoffentlich mit ihrem Gedicht „Rychtum im Alter“ zum Schmunzeln und Staunen. Helene weist auf das neue Buch von Ursus hin, unserem grosszügigen Sponsor, und Thomas bringt aus den vielen Pressemitteilungen die interessantesten, gescheitesten oder auch unangenehmsten über Messies. Alexander Frommherz arbeitet seit Jahren für Messies und hat seine Erfahrungen im Interview zusammengefasst. Johannes ist Ansprechperson für Studienarbeiten und hat die wichtigsten Tipps zusammengestellt.
Fröhliche Festtage und einen guten und sicheren Rutsch ins neue Jahr 2012 wünscht euch das Redaktionsteam.

LessMess



Aktuelles

In eigener Sache:
Claudia Habegger, die nun seit Jahren das Sekretariat von LessMess so vorzüglich geleitet hat, tritt auf Ende Vereinsjahr zurück. Wir danken Ihr schon jetzt ganz herzlich für Ihre liebenswürdige & kompetente Mitarbeit. Sie wird auch noch bis und mit dem nächsten Sommerfest tatkräftig dabei sein - merci!
Nachfolgerin wird Trudi Engelhardt, die dem Verband seit langem nahe steht und sich nun dafür engagiert. Auch Ihr gilt unser ganz herzlicher Dank.
Damit verbunden ist auch eine Adressänderung des Sekretariats.
Dieser Adresswechsel gilt nun ab sofort und die neue Anschrift lautet:

LessMess Sekretariat
Postfach 42  
8934 Knonau

Hinweis:
Die Mitgliederversammlung des Verbandes LessMess sowie das beliebte 'Sommerfest' finden am 5. Mai 2012 statt.
Reserviert Euch dieses Datum!

Film:
Mehrfach haben wir über den Film 'Messies - ein schönes Chaos' berichtet.
Der Film kommt nun definitiv am 1. März 2012 in die Schweizer Kinos.

Zuvor aber wird er noch an den 47. Solothurner Filmtagen gezeigt, und das am:

Samstag, den 21. Januar 2012, 14h30 im Kino Canva
Mittwoch, den 25. Januar 2012, 21h00 im Kino Reithalle


 

Gedicht von Frieda Habegger: „Rychtum im Alter“


Wüsse mir eigetlig wi wärtvoll mir sy
Chöschtlegi Sache trage mir nämlig mit üs
Edelmetall – gäng meh jedes Jahr
Luege mir doch ds Silber i üsne Haar

Ou Guld, das gits i de Müüler zfinge
Nid nume a Brosche, Chötteli u Ringe

Das isch ja ganz es bsungrigs Edelmetall
Eso hei mir allermüglichs guets Kapital

Plombe, Prothese u de ou Brügge
Wo hälfe ds Aesse guet chönne z’schlücke

U de ygsetzt i de Hüfte oder de Chnöi
Titan – was doch di Dökter alls chöi

Steine i de Niere oder der Galleblase
U im Mage u de Därm verschidnegi Gase

U zletscht i de Füess no richtigs Blei
E Rychtum – wo mir fasch alli im Körper hei

Silber u Guld u Brügge u Stei
Gas u Titan u äbe no Blei.


Tipps

Wenn ihr über Weihnachtsmärkte, Flohmärkte oder durch Warenhäuser schlendert, sollt ihr euch – bevor ihr schon zum Portemonnaie greift – fragen:

smiley
 

… brauche ich das wirklich und konkret? (nicht vielleicht dann einmal ..!)
… hat es Platz oder vergrössert es nur mein Chaos?


Also im Zweifelsfall nichts kaufen!


Interview mit mit Alexander Frommherz, Geschäftsinhaber von Praxas

Praxas bietet seit Januar 2008 im Raum Bern, Freiburg und Biel verschiedene Dienstleistungen an: Aufräumhilfe/Ordnungscoaching, Seniorenservice und Gartenunterhalt.

LessMess:
Herr Frommherz, wie entdeckten Sie diese Bedürfnisse, besonders die Aufräumhilfe/das Ordnungscoaching?
Alexander Frommherz:
Ich führte für das Arbeiterhilfswerk verschiedene Aufträge in Haus und Garten aus, was mir gut gefiel und die ich gerne machte. Zur Aufräumhilfe kam ich durch Frau Joss, Ergotherapeutin in Bern, die mich für die Betreuung eines Messies anfragte.
Welche Dienstleistungen werden am häufigsten gebraucht? Eindeutig die Aufräumhilfe, dann aber auch der Gartenunterhalt.
Der Senioren-Service ist noch neu.
Stellt sich bei der Anfrage nach dem Senioren-Service auch gelegentlich eine Messie-Situation heraus?

Ja, oft wird der Senioren-Service zuerst fürs Einkaufen angefragt und später dann fürs Reduzieren der vielen Sachen, weil vielleicht der Umzug ins Altersheim geplant ist. Oder jemand braucht den Gartenunterhalt und dann später auch Hilfe im Haushalt, zum Putzen oder allgemein zum Aufräumen. Es sind meistens Stammkunden, die uns schon lange kennen.
Unsere Kunden bezahlen die Dienstleistungen selbst, deshalb haben wir auch mehr Möglichkeiten auf ihre persönlichen Bedürfnisse einzugehen als die Spitex. Wir sind für dringende Bedürfnisse für sie auch immer erreichbar. Zudem arbeitet immer die gleiche Bezugsperson mit den Kunden, ausser für Ferienablösungen.

Wer setzt sich für Aufräumhilfe / Ordnungscoaching mit Ihnen in Verbindung? Meist die Betroffenen selber. Dies ist gut, denn das zeigt auch die erste Bereitschaft, etwas zu ändern. Gelegentlich melden sich Angehörige für Informationen. Hie und da meldet sich auch eine Behörde, ein Sozialdienst, die uns dann einen Auftrag erteilen.
Welche besonderen Herausforderungen erleben Sie bzw. Ihre Coaches bei der Betreuung von Messies? Das Gewinnen von Vertrauen ist zu Beginn eines Auftrags eine sehr grosse Herausforderung. Messies müssen zuerst erfahren, dass wir für sie da sind, dass wir sie nicht verurteilen und dass wir vor allem vertraulich arbeiten. Konnten wir das Vertrauen gewinnen, läuft es gut.
Mit welcher Einsatzdauer rechnen Sie beim Coaching von Messies? Dies ist sehr unterschiedlich: 2 Wochen bis 2 Jahre. Es hängt davon ab, ob z.B. ein Kündigungsdruck vorhanden ist, oder wie alt das Problem ist.
Welches Alter hat Ihre Kundschaft? Das Alter unserer Kunden reicht von 25 bis 85 Jahren.
Müssen Sie auch Einsätze für Wohnungsräumungen für Messies machen? Welche Gründe gibt es dafür? Oft sind es im Rahmen des Senioren-Service Umzüge ins Altersheim. Aber es gibt auch Zwangsräumungen, weil die Verwaltung zu keinen Konzessionen bereit war. Glücklicherweise gibt es auch kulante Vermieter.
Welche Lösungen bieten Sie Messies beim Räumen und Entsorgen betreffend Diskretion an? Dies hängt sehr von der Wohnsituation ab. Wir besprechen dies mit den Kunden. Bis jetzt hatten wir wenige Probleme damit. Wenn wir sehr viele Waren entsorgen müssen, machen wir dies gestaffelt, damit es nicht so auffällt.
Gibt es genügend finanzielle Zuschüsse für Messies in bescheidenen finanziellen Verhältnissen? Welche hauptsächlich? Unser Sozialarbeiter stellt die Gesuche z.B. an Pro Senectute oder an eine Stiftung, die einen passenden Stiftungszweck hat. Es ist oft sehr schwierig und braucht viel Zeit und Geduld bis eine Antwort oder gar Zusage für einen Teilbetrag kommt.
Worauf achten Sie besonders im Umgang mit Messies? Diskretion ist besonders wichtig. D.h. wir tragen keine beschriftete Arbeitskleidung und unsere Korrespondenz trägt keinen Firma-Absender.
Eine wichtige Feststellung müssen wir immer wieder Familienangehörigen mitteilen oder sie sogar trösten, dass sie und auch gute Freunde als Helfer von Messies ungeeignet sind. Denn die ganze Familiengeschichte ist oft durch das Messieproblem stark belastet und wird beim Aufräumen wieder aktiviert.
Beim Vorgehen unserer Hilfe machen wir zuerst möglichst schnell wieder Platz für den Alltag, sei es, dass die Küche, der Tisch aufgeräumt oder das Bett frei geräumt wird. Wichtig ist auch, dass wir vermisste Sachen gleich suchen (Schlüssel, Brille, etc.)!
Mit Hilfe von kleinen Aufgaben lassen wir Messies ausprobieren, was für sie beim selber Aufräumen möglich ist. Dies führt zu den ersten wichtigen Erfolgserlebnissen!
Die Vision des Kunden von einem (neuen) Wohnalltag hilft dem Messie und uns seinen Wunsch in die Tat umzusetzen.
Vielen Dank, Herr Frommherz für das interessante und einfühlsame Gespräch. Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Interview von Annemarie

Studienarbeiten über das Messie-Syndrom – Ja, aber wie

Liebe Verfasserinnen und Verfasser von Studienarbeiten 

Wir freuen uns, dass ihr euch dafür interessiert, bei eurer Vertiefungs-, Matura-, Diplomarbeit etc. das vielschichtige Thema „Messie-Syndrom“ vorzunehmen. Im Verlauf der letzten Jahre haben wir gut zwei Dutzend Anfragen erhalten und in der Folge entsprechend begleitet. Daraus können wir eine erfreuliche Bilanz ziehen:

  • Für LessMess sowie die ganze Messie-Bewegung sind solche Arbeiten wichtig, weil sie in den jeweiligen Institutionen mit zu einer seriösen Aufklärung beitragen. Das ist nach wie vor nötig, weil das Informationsdefizit seit dem Start der Bewegung in der Schweiz 2001 noch gross ist.
  • Wir werden immer wieder mit Fragen konfrontiert, die wir nicht mit einem Standardsatz beantworten können, sondern welche uns zum Nachdenken und Nachforschen animieren. Das vergrössert auch unsere Erkenntnisse.
  • Es entstehen immer wieder hervorragende Arbeiten, welche einen würdigen Platz in der Messie-Literatur verdienen.

Diese Erfolgsbilanz wirft allerdings auch ihre Schattenseiten: Die zeitliche Belastung durch solche Unterstützungen ist gross und manchmal kaum vereinbar mit den übrigen Aufgaben, die bei LessMess anstehen. Wir haben uns deshalb überlegt, wie wir die Situation für beide Seiten, also für uns sowie für die Verfasserinnen und Verfasser der Arbeiten, optimieren können. Die wichtigste gemeinsame Erfahrung ist diejenige, dass viele die Komplexität des Themas unterschätzen. Dies und die angestrebte Optimierung führen uns zu einigen Ratschlägen und Forderungen: 

  • Einem Entscheid zur Themenwahl muss ein Vorstudium vorangehen: Mindestens die Lektüre von einem oder zwei der Fachbücher aus unserer Literaturliste. Das darin Aufgeführte muss auch einigermassen nachvollzogen werden können – nicht nur sachlich, sondern auch gefühlsmässig. Erfahrungen im eigenen oder engeren Bekanntenkreis und Gespräche mit Messies bzw. deren Angehörigen, sind weitere Hilfen bei der Themawahl.
  • Es muss unbedingt ausreichend (Reserve)Zeit eingeplant werden. Um eine seriöse Arbeit zu gestalten, werden in der Regel mindestens zwei Monate beansprucht, es sei denn, jemand könne sich vollzeitlich auf diese Aufgabe konzentrieren.
  • Um das komplexe Thema auch nur einigermassen adäquat beschreiben und darstellen zu können, sollte die Arbeit mindestens 30 Seiten umfassen, besser 40 oder mehr, es sei denn, man beschränke sich auf ein Unterthema, z.B. „Messie-Syndrom in der Literatur“ oder „Wie kreativ sind Messies wirklich?“
  • Um unsere eigenen Ressourcen zu schonen, können wir keine Unterstützung auf der Ebene des sprachlichen Ausdrucks und der Orthographie anbieten.
  • Aus dem gleichen Grund müssen wir uns auf Studienarbeiten aus der Schweiz beschränken. Das schliesst keineswegs aus, dass wir nach Möglichkeit Verfasserinnen und Verfasser aus anderen Ländern unterstützen.

Wir erwarten gerne eure Anfragen direkt über cleardotstudienarbeiten@lessmess.ch (vgl. dazu auch unsere Ausführungen unter www.lessmess.ch und bitten um Verständnis für unsere Situation.

Mit aufmunternden Grüssen, der Zuständige für Studienarbeiten bei LessMess, Johannes 


Pressespiegel

Über Verständnis & Unverständnis oder anders ausgedrückt: über Intelligenz & Dummheit

Verständnis zuerst: wie ein deutscher Kolumnist, der sich 'Phillip Zapper' nennt, in wenigen Sätzen die Komplexität von Zeit, Welt & Ordnung quasi so nebenbei derart erwähnen kann, dass man noch tagelang darüber nachdenken und -forschen darf...:

MainPost

Der Zapper-Philipp: Immer schlimmer

Gestern hatte ich angesichts der Kabel 1-Sendung „Raus aus dem Messie-Chaos“ gefordert, man solle nicht die Wohnungen chronisch unordentlicher Menschen entrümpeln, sondern das Fernsehprogramm. Nun hat mich einer meiner hochintelligenten und gut informierten Leser per Mail darauf aufmerksam gemacht, dass das ein vergebliches Unterfangen sei.

Denn es gebe die Entropie. Die sei Thema des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik – ich versuche die hoch komplizierte Mail zusammenzufassen –, und der sei ein Naturgesetz, das im ganzen Kosmos gelte. Bei Wikipedia fand ich unter „Entropie“ ein Bündel von Formeln. Die optisch schönste – über die Wichtigkeit des Inhalts kann ich nichts sagen – hätte ich Ihnen gerne präsentiert. Doch als ich die Ansammlung von griechischen und lateinischen Buchstaben kopierte, kam das heraus:

„\mathrm dS = \frac{\delta Q_{\mathrm}}“

Mein Computer hatte aus der schönen Gleichung eine hässliche Unordnung gemacht.

Nun habe ich nicht nur hochintelligente Leser, sondern ebensolche Freunde. Einer von denen erklärte mir, dass genau das Entropie sei: Aus Schönheit und Ordnung wird zwangsläufig Unordnung. Es habe also gar keinen Sinn aufzuräumen, egal ob es sich um Messie-Wohnungen oder ums Fernsehprogramm handelt. Laut Naturgesetz wird sowieso alles immer schlimmer. Ein unordentliches Zapperlott!

Copyright by philipp.zapper@mainpost.de

Was Herr Zapper nicht erwähnt, ist, dass er als Profi-journalist natürlich im Interesse der Geschichte etwas verschönert, etwas kürzt & etwas verschweigt: denn er hat die Formel zu einer mathematischen Sinnlosigkeit herabgekürzt & die 'hässliche Unordnung' ist halt Konstrukt einer Programmiersprache, die TeX (oder LaTeX) heisst und die versucht, mathematische Formeln & ähnliches so zu beschreiben, dass ein fortgeschrittenes Textprogramm daraus automatisch ein korrektes, grafisches Bild erzeugen kann, das dann eben so aussehen würde:

  Entropie-Formel


Kopiert man das 'Formel-Bild' allerdings in ein äusserst einfaches Textprogramm (was Zapper als low-tech-fanatiker entlarvt (und dies wiedrum auf dessen Intelligenz & Professionalität hinweist !)), so entsteht daraus dann allerdings "\mathrm dS = \frac{\delta Q_{\mathrm{reversibel}}}{T}
".

 

Über Unverständnis:

Leider betrifft uns das in eigener Sache:
Seit ein paar Monaten läuft unsere PowerPoint Präsentation 'Was sind Messies?' auf YouTube. Immerhin wurde sie bereits über 2'300 mal angeschaut. In den letzten paar Wochen nun haben sich Leute entschlossen, Kommentare zu schreiben. Leider geht es um Wortwechsel, die mit der Sache eigentlich rein überhaupt nichts zu tun haben. Das Phänomen ist bekannt: die Leute surfen stundenlang im Internet und hinterlassen in allen Blogs, Filmen, Meldungen und Foren ihren Kommentar - weit abseits von Fach- und Sprachkenntnis. Vermutlich handelt es sich hier auch um ein psychologisch erklärbares Verhaltensmuster.
Erschreckend aber ist die Vermutung, dass die massenhaft ausgestrahlten, erniedrigenden 'Messie'-Drecksendungen von RTL, Kabel1 usf. halt doch Wirkung zeigen.Ich kopiere hier zwei Kommentare :

1) Sammeln ist ja eine andere Sache Teil weise Leben diese Menschen Wie Schweine selbst im Schweine Stall ist es Teilweise Sauberer.Teilweise sind das Faule Menschen die keine Sauberkeit kennen Harz 4 Kassieren fressen ficken und im Dreck leben wollen.Ob es wirklich eine Krankheit ist weis ich nicht aber Faulheit ist es jedenfalls.Man kann es mal unordentlich zu Hause haben aber bei einigen Messies ist es im Dreck leben wegen Faulheit weil sie ihren Arsch nicht hoch bekommen.Bahhhhhhhhh ekelig

2) Messies sind faule hartz4 schmarotzer die ihren lahmen´ fetten vereiterten arsch nicht hochbekommen , warum sollte man verschimmelten dreck sammeln und nicht einmal etwas aufräumen , alles ausreden ihr lappen , von wegen krankheit hahaha das ich nicht lache

Tja - leider ist es so & verschlägt einem die Sprache.
Thomas


Büchertipp


Das neue Buch von Ursus Wehrli

Ursus Buchtitel

In seinem neusten Buch räumt Ursus Wehrli den Alltag auf: einen Tannenzweig, eine Buchstabensuppe, die Wäsche auf einer Wäscheleine, einen Pausenplatz, einen Spielkasten, einen Sternenhimmel, einen Hühnerhof, eine Portion Pommes-frites und vieles mehr.

Ursus_puff_3aUrsus_aufger_3bBuchstabensuppe

Weiteres zu den Büchern vom Künstler findet ihr auf: www.kunstaufräumen.ch

ursus portraitUrsus Wehrli ist Linkshänder, Querdenker und gelernter Typograf. Seit 24 Jahren tourt er zusammen mit Nadja Sieger als Bühnenduo „URSUS & NADESCHKIN“. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet – u.a. mit dem „New York Comedy Award“, dem „Salzburger Stier“, dem „Deutschen Kleinkunstpreis“ und dem „Reinhart Ring“.

Am 26. August stellte Ursus Wehrli sein neues Buch in Zürich vor. Schweizerische und deutsche Medien freuen sich über dieses Buch und stellen es detailliert vor. Bereits früher sind zwei Bücher zum Thema „Kunst aufräumen“ erschienen.


Helene

 


LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

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Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


Titel Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 3/2011
Nr.3/11 - 12. Oktober
Aktuelles

KOSCH: Workshop am 26. Oktober 2011, Chur

Interview

Schwierigkeiten bei Wohnsituationen: Ein Interview mit Herrn Manser, Rechtsanwalt

Film

Messies - ein schönes Chaos - Gewinnt Berner Filmpreis

Pressespiegel

Mietrecht Mieter und Vermieter - von Nomaden und Haien - Bericht aus Deutschland



Anfangs September habt ihr aus hoch aktuellem Anlass eine tolle Spezialausgabe des LessMess Info erhalten. Der Film „Messies – ein schönes Chaos“ konnte in Locarno einen Preis gewinnen und wurde daher auch am Filmfestival Zürich gezeigt. Jetzt gewinnt er auch noch den Berner Filmpreis. Der Film kann nur wärmstens empfohlen werden: Schaut ihn euch an! Er kommt am 1. März 2012 in die Kinos.
In diesem „normalen“ LessMess Info finden sich weitere Themen, die Messies und auch Nicht-Messies beschäftigen: Zur oft sehr schwierigen Wohnsituation und der häufig drückenden finanziellen Lage von Messies werden Fragen von Rechtsanwalt Manser beantwortet.
Im Pressespiegel hat Thomas einen zum Interview passenden, aktuellen Artikel gefunden.
LessMess wünscht allen einen schönen Herbst.


LessMess



Aktuelles

KOSCH: Workshop am 26. Oktober 2011, Chur
Thema: „Gemeinsam neue Perspektiven entwickeln“.


„Wenn’s anhaltend schwierig ist, versucht man häufig mit gleichen Mitteln die Situation zu bewältigen, auch wenn es nichts nützt. Die Selbsthilfegruppe hat ein grosses Potenzial, einander für neue Perspektiven und Handlungsweisen zu ermutigen. Damit verbunden ist ein verstärkter Blick auf das, was in einem positiven Sinn „Vorhanden ist und werden könnte“. In Gruppen, die mehr ressourcenorientiert arbeiten, gibt’s kaum mehr „diese undefinierbare Schwere oder das Gefühl, an Ort zu treten.“
„In diesem Workshop erweitern Sie auf spielerische Weise Ihre Kompetenzen in ressourcenorientierter Gesprächsführung“.
Anmeldung und Auskunft: KOSCH Geschäftsstelle, Laufenstrasse 12, 4053 Basel;
Tel: 061 - 333 86 01; e-mail: gs@kosch.ch; website: www.kosch.ch.

Wer ist nicht schon einmal in einer Sackgasse gesteckt und hat den Ausweg fast nicht gefunden? Kreative und positive Vorschläge, andere Sichtweisen können einen Weg aus einer schwierigen Lage zeigen.


Tipps

„Das Aussortieren des Unwesentlichen ist der Kern aller Lebensweisheit.“ (Lao Tse)

smiley
  Folgende Fragen sind hilfreich für eine Entscheidung:
    - Was mag ich?
- Was brauche ich noch?
- Was ist kaputt?

Interview mit Herrn Manser, Rechtsanwalt

Herr Urs Manser, Luzern, ist Anwalt und Notar mit langjähriger Erfahrung auch mit Problemen von Messies.
Er absolvierte eine anerkannte Zusatzausbildung als Mediator.

LessMess:
Messies haben oft Probleme mit dem Hauswart, der Wohnungsverwaltung oder dem Hauseigentümer, weil sie zu viele Sachen haben (sichtbar auf dem Balkon, im Keller).
Wo liegt die Grenze zwischen vielen und zu vielen Sachen? Gibt es eine rechtliche
Regelung?
Herr Manser:
Der Vermieter hat gegenüber den Mietern die Pflicht, das Mietobjekt in einem tauglichen Zustand zu übergeben und in demselben zu erhalten. Gleichzeitig hat der Mieter die Pflicht, die Mietsache vertragsgemäss und sorgfältig zu gebrauchen und auf die anderen Hausbewohner und Nachbarn Rücksicht zu nehmen.
Die Grenze liegt dort, wo aufgrund des Verhaltens eines Messies, dem Vermieter und/oder den anderen Hausbewohnern die Fortsetzung des Mietverhältnisses nicht mehr zumutbar ist. Dann nämlich gibt das Gesetz dem Vermieter das Recht, dem Messie nach erfolgloser schriftlicher Mahnung unter Beachtung der gesetzlichen Frist zu kündigen.
Die Sorgfaltspflichtverletzung muss eine gewisse Schwere aufweisen. Nur weil also ein Messie eine gewisse Unordnung in seiner Wohnung aufweist oder mehr Sachen besitzt als der Durchschnittsmensch, kann ihm noch nicht gekündigt werden. Lässt er hingegen seine Wohnung dermassen verwahrlosen, dass die Wohnung Schaden nimmt oder dass dies für die übrigen Mieter negativ spürbar wird - z.B. durch Ungeziefer oder Gestank - dürfte die Grenze überschritten sein. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Frage der Zumutbarkeit. Was im Einzelfall den übrigen Mietern und dem Vermieter zumutbar ist, bestimmt sich nach Billigkeit, d.h. ob die vom Messie ausgehende Störung für die anderen Hausbewohner erträglich ist, bzw. ob die Gründe für eine ausserordentliche Kündigung vernünftig und verhältnismässig sind. Dies beurteilt sich aus der Sicht eines "vernünftigen Mieters". Kriterien hier sind auch die Dauer und die Art der Störung, der Verwendungszweck der Mietsache, ihr baulicher Zustand oder die Lage der Liegenschaft. Ebenfalls entscheidend sind auch die Anstrengungen des Messies, die Störung zu beheben.
Kein Messie ist ein leidenschaftlicher Sammler, der im Laufe der Zeit sehr viele Sammelobjekte zusammen getragen hat, sie gut organisiert aufbewahrt und unter diesem Zustand nicht leidet.
Welche ethische Haltung wäre von einer Verwaltung und der Nachbarschaft ideal? Die Verwaltung steht in diesen Fällen meist unter Druck von den anderen Mietern. Diese drohen häufig mit der Geltendmachung einer Mietzinsreduktion oder einer Kündigung, wenn die Verwaltung das Problem nicht beseitigt. Es ist deshalb wichtig und auch verständlich, dass die Verwaltung dem Messie klarmacht, dass dieser Zustand nicht geduldet wird und jetzt sofort etwas geschehen muss. Als hilfreich erweisen sich oft auch Anzeigen bei der Gemeinde, der Pro Infirmis oder der Pro Senectute (bei älteren Messies), welche dann den Kontakt mit dem Messie suchen und ihm professionelle Hilfe anbieten.
Eine ideale ethische Haltung wäre, das Problem zu benennen, einzugreifen und gleichzeitig durch Information geeigneter Stellen Hilfe anzubieten. Wenn sich dann abzeichnet, dass der Messie die angebotene Hilfe annimmt und sich eine Verbesserung der Situation abzeichnet, ist ein gewisses Mass an Geduld und Toleranz seitens der Vermieterschaft und der Mitmieter gefordert und wünschenswert.
Wenn sich ein Messie jedoch völlig verschliesst und auf keinerlei versuchte Kontaktaufnahme reagiert, bleibt der Verwaltung nichts anderes übrig, als zum Wohle und Schutz der übrigen Mieter eine Kündigung auszusprechen, und eine allfällige Zwangsräumung anordnen zu lassen.
Welche Fristen sind bei Ankündigung einer Wohnungsbesichtigung einzuhalten?
Wer darf mitkommen? (Verwaltung? Hauswart?)
Das Gesetz spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die Besichtigung dem Mieter rechtzeitig vorangemeldet werden muss. Rechtzeitig bedeutet in diesem Zusammenhang ungefähr eine Woche im Voraus (liegt nicht ein dringender Fall vor, muss der Vermieter gemäss Art. 5 Abs. 2 PWG (= Rahmenmietvertrag Westschweiz, vom Bundesrat bis 30. Juni 2014 als allgemeinverbindlich erklärt) eine Besichtigung 5 Tage im Voraus ankündigen und die Interessen des Mieters mitberücksichtigen.).  
Das Besichtigungsrecht steht dem Vermieter und dessen Vertretung (Verwaltung, Hauswart, Architekt, Handwerker) zu.
Welche Gründe gibt es für den Zutritt zur Wohnung bei Abwesenheit?
Wer darf dann die Wohnungstüre öffnen?
Verweigert der Mieter eine Besichtigung durch den Vermieter, so läuft er Gefahr, für einen allfälligen Schaden des Vermieters haftbar zu werden. Der Vermieter darf sich aber auch bei einer Verweigerung der Besichtigung nicht eigenmächtig und gewaltsam Einlass verschaffen. Der Vermieter muss sich in diesem Fall an das Gericht wenden und beantragen, der Mieter sei zur Duldung der Ausübung des Besichtigungsrechts zu verpflichten.
Ein Selbsthilferecht steht dem Vermieter nur bei Notstandssituationen zu (Art. 52 Abs. 3 OR). Andernfalls macht er sich des Hausfriedensbruchs schuldig.
Darf der Hauswart oder die Verwaltung Fotos von der Wohnung machen? Auch ein Messie hat Anspruch auf den Schutz seiner Persönlichkeit. Ohne seine Erlaubnis darf der Vermieter m. E. Fotos nur erstellen lassen, wenn er zuvor beim Gericht eine vorsorgliche Beweisabnahme verlangt hat. Diesfalls werden dann die Fotos durch einen vom Gericht bestellten Beauftragten erstellt. Fotos dürfen aber nur soweit gemacht werden, als damit Schäden an der Wohnung nachgewiesen werden sollen. Voyeuristische Bilder sind unzulässig.
Gibt es Fristen für die Entsorgung bei zu vielen Sachen? Auch hier wird von einer angemessenen Frist auszugehen sein. Die Grenze kann hier nicht nach Tagen bestimmt werden. Entscheidend sind die Umstände des Einzelfalls.
Falls eine Zwangsentsorgung durch die zuständige Behörde erfolgte: wem gehören die Sachen? Wie ist der Zugriff auf die Sachen zu regeln? Wer ist kostenpflichtig? Das eigenmächtige Entsorgen der Habe des Mieters ist juristisch heikel und das Gesetz gibt darauf keine eindeutige Antwort. Unbestritten ist immerhin, dass Abfall und verderbliche Ware entsorgt werden dürfen.
Häufig wird kaum mehr etwas brauchbar sein. Müssen hingegen Waren des Mieters in einem Lagerhaus zwischengelagert werden, geht das ebenfalls auf Kosten des Mieters. Dieser wird die Ware wohl auch nur gegen Bezahlung wieder heraus erhalten. Von daher muss gut überlegt sein, ob sich im Hinblick auf die Lagerkosten eine Zwischenlagerung überhaupt lohnt.
Entsorgung und Lagerung gehen somit auf Kosten des Mieters. Vorleistungspflichtig ist der Vermieter, von dem der Auftrag in der Regel ausgehen wird. Bei diesem bleiben die Kosten auch hängen, wenn er sich nicht beim Mieter schadlos halten kann.
Bei wem kann ein Messie Hilfe holen? Inzwischen gibt es zahlreiche Webseiten und Stellen, welche Messies Hilfe anbieten sowie Organisationen, welche sich auf die Räumung von Messie-Wohnungen spezialisiert haben, wie etwa über den Verband Lessmess oder die Home Management GmbH.
Zu denken ist aber auch an die Gemeinden, das Sozialamt, die Caritas oder die Pro Senectute, oder Messie-Coaching und Messie-Räumungen im Kanton Luzern bzw. in der ganzen Deutschschweiz.
Ein zweiter Problemkreis sind finanzielle Probleme, weil einerseits die Post nicht geöffnet oder weil zu viel Geld unkontrolliert für „Hobbies“ (Kaufzwang) oder den Haushalt ausgegeben wird.
Bei Schulden droht die Betreibung: Wo kann Hilfe geholt werden?
Bei der Schuldenberatung. Beispielsweise bietet die Caritas kostenlose Schuldenberatungen an. Auch die Fachstelle für Schuldenberatung Luzern ist eine mögliche Anlaufstelle. Teilweise bieten die Gemeinden auch die freiwillige Vermögensverwaltung an. Dies kann eine Hilfe sein, wenn man mit dem Finanziellen überfordert ist.
Wo soll nicht Hilfe geholt werden? Bei diversen unseriösen Kreditinstituten. Mit einem kurzfristigen Kredit wird die Schuldenlast nur grösser.
Einige Messies wollen rechtzeitig aus ihren Problemen herauskommen und möchten gerne Hilfe.
Ist eine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse, Ersatzleistungen, o.a. möglich? Braucht es dazu allenfalls ein Arztzeugnis? Von welchem Arzt (Hausarzt, Psychiater?)?

Die Krankenkasse wird wohl nur für die Gesundheitskosten aufkommen, sofern und soweit das Messie-Symptom Krankheitswert aufweist und eine ärztliche Betreuung notwendig ist. Bei einer "blossen" Überforderungssituation müsste eine allfällige Kostenübernahme der Gemeinde und/oder eventuell des Sozialamtes abgeklärt werden.

Möglicherweise findet sich eine Stiftung, wie beispielsweise die „Stiftung Hilfe für betagte Menschen in Bedrängnis“, Luzern, die auf schriftlichen Antrag eventuell einen finanziellen Beitrag leisten könnte.
Vielen Dank Herr Manser für Ihre ausführlichen und kompetenten Antworten


MESSIES, EIN SCHÖNES CHAOS

Berner Filmpreis für den Kinodokumentarfilm von Ueli Grossenbacher

Medienmitteilung der Erziehungsdirektion
Amt für Kultur des Kantons Bern / Berner Filmförderung

Der Filmpreis 2011 geht an "Messies, ein schönes Chaos"

Die Berner Filmförderung verleiht dieses Jahr einen Berner Filmpreis, zwei Regiepreise und zwei Nachwuchsförderpreise: Ausgezeichnet mit dem Berner Filmpreis 2011 von 30'000 Franken wird der Dokumentarfilm "Messies, ein schönes Chaos" von Ulrich Grossenbacher. Der Spielfilm "Silberwald" von Christine Repond und der Dokumentarfilm "Bouton" von Res Balzli erhalten den Regiepreis 2011 von je 10’000 Franken. Zwei Nachwuchsförderpreise von 5’000 Franken gehen an den Animationsfilm "Eisprung" von Loretta Arnold und den Abschlussfilm "Handschlag" von Gregor Frei. Die Preisverleihung findet am 16. November 2011 statt.
Eine unabhängige Fachjury der Berner Filmförderung zeichnet dieses Jahr zwei Dokumentarfilme, einen Spielfilm, einen Animationsfilm und einen Kurzfilm aus.

Der Berner Filmpreis von 30'000 Franken geht an den hervorragenden Film "Messies, ein schönes Chaos" von Ulrich Grossenbacher. Sein Film ist witzig und traurig zugleich, schafft das Kunststück, dass wir hinter sich türmenden Bergen von Gerümpel nicht Verwahrlosung sondern Menschen mit ausserordentlichen Fähigkeiten entdecken. In diesem tiefgründigen Spiegel unserer Wegwerfgesellschaft verschwimmt der Unterschied zwischen Krankheit und Normalität, während sich die Notwendigkeit gegenseitiger Toleranz verdeutlicht.

Die Berner Filmemacher Res Balzli und Christine Repond erhalten je einen Regiepreis von 10’000 Franken. Mit ihrem ersten Kinospielfilm "Silberwald" schafft es Christine Repond, den Prozess einer Rechtsradikalisierung von jungen Menschen intelligent und sensibel nachzuzeichnen. Angesiedelt im Emmental, baut der Film in ruhigen Bildern und mit wenig Worten eine beklemmende Atmosphäre auf und erzählt uns eine universelle und aktuelle Geschichte. Die Regisseurin beeindruckt mit einem guten Drehbuch, grossem Einfühlungsvermögen und einer starker Handschrift.
Dem feinfühligen Dokumentarfilm "Bouton" von Res Balzli gelingt es, eine todkranke junge Schauspielerin im letzten Jahr zu begleiten und dabei gleichzeitig nahe und respektvoll zu sein. Durch den Dialog mit der sprechenden Handpuppe „Bouton“ entsteht eine dramatische Dynamik zwischen Begeisterung und bangender Verzweiflung mit durchdringendem Schmerz, der direkt ins Herz der Zuschauer trifft.
Zwei Nachwuchsförderpreise von je 5’000 Franken gehen an zwei Absolventen von Filmschulen. Der Animationsfilm "Eisprung" von Loretta Arnold ist erfrischend, kurz und bündig. Der Macherin gelingt es, mit einfachen Mitteln, der ältesten Frage der Welt nachzugehen: "War das Huhn oder das Ei zuerst da?". Sie vermag die Frage zwar nicht zu beantworten, doch auf sehr humorvolle und starkem Text amüsant und gescheit zu beleuchten. Der junge Filmemacher Gregor Frei inszeniert in seinem Kurzfilm "Handschlag" gekonnt eine Geschichte, die auf einer Schweizer Baustelle spielt und wunderbar aufzeigt, wie schnell es geht, durch einen inneren Konflikt mit seinem Umfeld in ein Dilemma zu geraten.
Die Fachjury des Berner Filmpreises betont, dass die eingereichten Filme für den Berner Filmpreis 2011 gegenüber den Vorjahren qualitativ und quantitativ einen Quantensprung gemacht haben. Noch nie zuvor wurden so viele hochstehende Berner Filme eingereicht. Insgesamt 44 Filme visionierte die Fachjury innert drei intensiven Tagen.


Die Verleihung des Berner Filmpreises 2011 findet gemeinsam mit der Verleihung des Berner Musikpreises 2011 am Mittwoch 16. November, um 19.30 Uhr, in der Dampfzentrale Bern statt. Die Preisverleihung ist öffentlich und der Eintritt ist frei. An der Preisverleihung werden auch Ausschnitte aus allen fünf ausgezeichneten Filmen gezeigt.
Notiz an die Redaktionen
Zur öffentlichen Preisverleihung vom Mittwoch, 16. November 2011 um 19.30 Uhr in der Dampfzentrale Bern sind auch die Medien herzlich eingeladen.


Pressespiegel

Derwesten.de
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Mietrecht Mieter und Vermieter - von Nomaden und Haien

Essen, 07.10.2011, Jörn Esser

Essen. Feuchte Wände und horrende Nebenkosten auf der einen, Mietnomaden und Messies auf der anderen Seite. Mieter und Vermieter leben nicht immer friedlich miteinander. Zwei Rechtsanwälte von Mieterschutzbund und Haus und Grund berichten aus ihrem Alltag.

Das sagt der Mieterschutzbund:
Harald Bartnik
Harald Bartnik vom Mieterschutzbund. Foto: Christoph Wojtyczka

Feuchte Wände in Häusern und Wohnungen aus den 50er, 60er und 70er Jahren sind für viele Mieter ein Problem. Sie sind besonders betroffen weil in diesen Gebäuden oft keine ausreichende Wärmedämmung vorhanden ist. Deshalb werden viele Außenwände feucht. Im Grunde müsste man 20 Mal am Tag lüften und natürlich auch nachts, aber das ist natürlich nicht zumutbar. Schimmel ist besonders von Oktober bis April ein Problem, da es kalt und feucht ist und sich diese Feuchtigkeit dann an den kältesten Stellen der Wohnung festsetzt. Früher waren es die Eisblumen an den Fenstern, doch durch nachträgliche Isolierverglasung sucht sich die Feuchtigkeit jetzt andere Stellen. Wir empfehlen, dreimal täglich stoßzulüften. Beim Heizen sollte man zudem nicht zu sparsam sein, denn die Wärme muss in den Zimmern bleiben, damit die Außenwände eine gewisse Temperatur behalten. Entscheidet sich der Vermieter für eine vernünftige Wärmedämmung, ist das Thema jedoch schnell vom Tisch.

Nebenkosten sind über das ganze Jahr aktuell, vor allem wenn große Nachzahlungen fällig werden. Wir hatten gerade noch einen Fall, wo 40 Euro Vorauszahlung geleistet wurde und dem Mieter nach der Abrechnung 700 Euro als Nachzahlung berechnet wurden. Das ist wie eine zweite Miete. Wenn der Vermieter die Nebenkosten zuvor zu niedrig kalkuliert, ist es praktisch ein Lockvogelangebot. Man sollte sich vor Abschluss des Mietvertrages informieren, wie hoch die Nebenkosten wirklich sind. Positiv ist jedoch, dass die Qualität der Abrechnungen, zumindest bei Großvermietern, grundsätzlich in Ordnung sind.

Eigenbedarf anzumelden ist vor allem bei Eigentumswohnungen ein wiederkehrendes Phänomen. Jüngst hatten wir den Fall, dass eine Wohnung zwangsversteigert wurde. Noch bevor der Käufer den Zuschlag bekam, wollte er den Mieter zu einer Anpassung des Mietvertrags bewegen. Dieser lehnte ab. Nachdem der Käufer das Objekt ersteigert hatte, gab es sofort eine Kündigung wegen Eigenbedarf. Eingezogen ist der Käufer natürlich nicht. Vorher heißt es immer, dass sich der Eigentümer von Frau oder Freundin getrennt habe und deshalb eigenen Bedarf habe. Doch bevor er einzieht kommt es dann regelmäßig zur Versöhnung. Leider gibt es für solche Geschichten immer wieder Menschen, die das auch noch bezeugen.

Abzuraten ist übrigens davon, in einem Zwei-Familienhaus einzuziehen, wenn dort eine Wohnung vom Eigentümer bewohnt wird. Der hat nämlich in diesem Fall ein Sonderkündigungsrecht.

Das sagt Haus und Grund:
Werner Weskamp
Werner Weskamp, Geschäftsführer von Haus und Grund. Foto: Jan Dinter

Große Sorgen machen Essener Vermietern sogenannte Mietnomaden. Wir bei Haus und Grund verstehen darunter solche Personen, die schon bei Abschluss des Mietvertrags wissen, dass sie innerhalb kürzester Zeit nicht mehr in der Lage sind, zu zahlen. Meist wird eine Monatsmiete bezahlt und dann kommt nichts mehr. Oft kommt es dann zu Grimms Märchenstunde – so geben viele Mieter der Bank die Schuld und erklären, dass das überwiesene Geld zurückgekommen sei, obwohl sie nie überwiesen haben. Private Vermieter sind meist sehr geduldig, auch wenn schon drei oder vier Monatsmieten ausgeblieben sind. Oft bleibt dann nur die fristlose Kündigung und eine Räumungsklage. Auf den Kosten, die oft im vier- oder sogar fünfstelligen Bereich liegen, bleibt der Vermieter meist sitzen.

Nicht selten sind diese Wohnungen bei der Räumung extrem unhygienisch. Weil der Strom schon lange abgestellt ist, machen sich im dennoch prall gefüllten Kühlschrank Maden breit. Dieses Szenario zu vermeiden, ist für den Vermieter nicht einfach. Um selbst die Messie-Wohnung in Augenschein nehmen zu können, braucht er zuvor gewisse Anhaltspunkte. Manchmal fällt so etwas jedoch bei Reparaturarbeiten auf oder wenn der Heizungsableser in der Wohnung war. Meist erkennt man gar nicht, wo der Mieter überhaupt schläft. Trotzdem kann in diesen Situationen das Mietverhältnis vom Vermieter nicht sofort beendet werden – auch hier muss erst abgemahnt werden.

Nicht ungewöhnlich ist es, dass Mieter beim Auszug vor allem aus dem Badezimmer, fast alles mitnehmen: Handtuchhalter, Spiegel, Lampe oder den Halter für die Toilettenrollen. Auch wenn ein Mieter lange in einer Wohnung gelebt hat und nach einer gewissen Zeit ohne Rücksprache mit dem Vermieter zum Beispiel ein neues Waschbecken angeschafft hat, kommt es vor, dass er dieses beim Auszug mitnimmt. Das alte Waschbecken ist natürlich längst weg. Zudem sehen Badezimmer oft aus wie Schweizer Käse. Die Bohrmaschine kommt manchmal viel zu oft zum Einsatz. Die Fliesen sind dann völlig durchlöchert. Häufig sind so viele Fliesen betroffen, dass ein punktueller Austausch nicht mehr möglich ist.

Gnerell raten wir unseren Mitgliedern jedoch immer, mit den Mietern ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Schließlich haben alle Parteien ein Interesse an einem partnerschaftlichen Mietverhältnis.


Anmerkung von LessMess:

Zu diesem spezifisch auf Deutschland bezogenen Artikel hat es mehrere Leserbriefe gegeben. Zwei davon seien hier wiedergegebe - sie illustrieren den etwas angespannten Ton der Kontrahenten...

1)
Neue Mieter?
Nur mit vorgelegter eigener Schufa-Auskunft (siehe Kasten unten), Creditreform-Auskunft eingeholt und Rufnummer vom Vormieter.
Weiterhin sollte man sich über den potentiellen Mieter, genau wie bei Jobbewerbern, im Internet erkundigen und wenn die Vormiet-Stätte zu weit entfernt ist, auch über diese im Internet mitsamt Kartendarstellung.

Weiterhin sollte man auf Kleidung, Auto und Allgemeinbildung bei der Besichtigung achten!

Hinzu kommt ein entsprechender Mietvertrag sowie Kaution.
Danach sollten beide Parteien die Vereinbarung entsprechend pflegen.

Oder man hat schon ohnehin abgewirtschaftete Objekte, wo der Mietzins die Kosten weit übertrifft. Dann ist es auch egal...

von WilliErpel , am 10.10.2011 um 10:46

2)
tja Erpelchen....mit deinem letzten Absatz hast dich als Vermieterhai geoutet. Schufa: Ist normalerweise Gang und gebe, jedoch braucht ein Mieter lediglich den Teil der Schufaauskunft preisgeben,der sich auf Mietschulden bezieht. Eine allgemeine Schufaauskunft ist nicht Rechtens. Auskunft über den letzten vermieter. tja..wenn ein schwebendes verfahren GEGEN den letzten Vermieter läuft,braucht man mit Hinweis darauf auch nichts Preis geben.

Kleidung,Bildung und Auto als Kriterium ? Sonnenbrille auf,oder wie ? Die meisten Mietnomaden kommen nicht in Asi-Aufzug daher,sondern treten ordentlich gekleidet,rasiert etc auf. Stellenweise haben sie sogar ein gutes Mittelklasse-Fahrzeug (können die sich dank der nicht gezahlten späteren Miete leisten)

Letztendlich ist es eine 50/50 Chance an ordentliche Mieter zu geraten.Ich kann da selber ein Liedchen von singen.

Aber eins ist sicher: Lieber einen Hartzler ( wo dann im Mietvertrag eine Regelung reinkommt,das der Mietzins direkt von den Argen überwiesen wird),als einen Jungspund,der grade mal 1 oder 2 Monate als Lagerhelfer beschäftigt ist...

von WatKykJy , am 10.10.2011 um 16:42


Wikipedia klärt auf:
Die Schufa Holding AG (Eigenschreibung SCHUFA, früher: SCHUFA e. V.; Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) ist eine privatwirtschaftlich organisierte deutsche Wirtschaftsauskunftei, die von kreditgebenden Unternehmen getragen wird. Sitz der Schufa Holding AG ist das hessische Wiesbaden.
Ihr Geschäftszweck ist, ihre Vertragspartner vor Kreditausfällen zu schützen; nach Meinung der Schufa trägt sie zudem zum Schutz der Verbraucher vor Überschuldung bei. ...
In der Schweiz haben die Vereine der privatwirtschaftlichen Institutionen – Verein zur Führung einer Zentralstelle für Kreditinformationen (ZEK) und Verein zur Führung einer Informationsstelle für Kreditinformationen (IKO) – eine mit der Schufa vergleichbare Funktion. Im normalen Leben, z.B. für Bestätigungen für Vermieter, sind aber die Auskünfte und Bestätigungen der Betreibungsämter der Gemeinden – also öffentliche, unabhängige und demokratisch kontrollierte Stellen – maßgeblich.

Was Asi & Hartzler sind sollte ja aus den bisherigen LessMess-Infos zur Genüge bekannt sein...






LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an:
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Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
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LessMess INFO spezial September

Spezial September 11

Film

«Messies, ein schönes Chaos» am ZFF (Zurich Film Festival)
«Messies, ein schönes Chaos» von Ulrich Grossenbacher (CH), der Gewinnerfilm der diesjährigen Semaine de la critique von Locarno, wird am Zurich Film Festival zweimal aufgeführt:
Sonntag, 25.9.2011, 13.15, corso 2 (in Anwesenheit des Regisseurs)
Freitag, 30.9.2011, 19.00, corso 4



Liebe Messies und Nicht-Messies

im letzten LessMess Info (2/11) haben wir von der Präsentation des Filmes "Messies - ein schönes Chaos" von Ueli Grossenbacher am Filmfestival von Locarno berichtet.

Der Film erzielte einen überwältigenden Erfolg bei Publikum und Kritik und wurde bald zum Geheimtyp der Festivalbesucher: trotz einer zusätzlich eingeräumten, dritten Projektion mussten leider sehr, sehr viele Besucher wegen Platzmangel zurückgewiesen werden.
Als Krönung hat der Film schlussendlich den Preis SRG der 'Semaine de la critique' gewonnen:

Auf der Internetseite des SVFJ (Schweizerischer Verband der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten) kann man folgendes lesen:


"Seit 1990 führt der Schweizerische Verband der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten (SFVJ) am Filmfestival von Locarno die Semaine de la Critique durch und zeigt in diesem Rahmen jedes Jahr sieben herausragende Dokumentarfilme aus aller Welt. Seit 2009 wird der mit dem Preis SRG-SSR ausgezeichnete Siegerfilm jeweils auch am Zurich Film Festival zweimal vorgeführt. Nachdem 2009 ... ist dieses Jahr eine Schweizer Produktion an der Reihe: «Messies, ein schönes Chaos» des Berners Ulrich Grossenbacher.

Ulrich Grossenbacher porträtiert in seinem äusserst witzigen, zugleich auch sehr feinfühligen Film vier Menschen, die am so genannten Messie-Syndrom leiden. Er vermittelt dabei einmalige Einblicke in einen Alltag, der sich für die Betroffenen als permanente Gratwanderung zwischen Genialität und Überforderung darstellt. Grossenbacher nimmt seine Zuschauer mit auf Expeditionen in überfüllte Wohnungen, Dachstöcke und Scheunen und lässt sie teilhaben an vergeblichen Auf- oder besser Umräumaktionen. Dabei ringen die vier Protagonisten nicht nur stets mit sich selber, sondern ihr Verhalten wird auch für ihre Umgebung – ihre Lebenspartner, die Nachbarn, die Behörden – immer wieder zur Herausforderung.
Ulrich Grossenbacher hat seinen Film mit viel Respekt vor seinen Protagonisten, einem ausgesprochenem Sinn für Dramaturgie und viel Flair für leise Situationskomik gedreht. «Messies, ein schönes Chaos» ist ein wunderbar skurriler, zugleich tief humaner Film über die bisweilen köstlichen Unwägbarkeiten des menschlichen Seins.
Der Preis SRG-SSR / Semaine de la critique 2011, Jury-Begründung
Die Jury der 22. Filmkritikerwoche von Locarno, bestehend aus Hans Hodel (Schweiz), Stas Tyrkin (Russland) und Isabelle Regnier (Frankreich), begründet ihren Entscheid folgendermassen:
«Die Jury zeichnet ‹Messies› wegen seiner prägnanten und witzigen Darstellung der Conditio humana aus, die zugleich satirisch, metaphorisch aber auch äusserst human ist. Die Art und Weise, wie dieses filmisch vollendete Werk Menschen portraitiert, die am Messie-Syndrom leiden, ist komplex, widersprüchlich und äusserst unterhaltsam. Indem sich der Film weigert, das Verhalten seiner Protagonisten zu werten, stellt er auch unsere Vorstellungen von Normalität und Ordnung zur Diskussion und bringt selbst den ‹normalsten› Zuschauer dazu, sich unerwartete Fragen zu stellen.»
Locarno, 13. August 2011
Für die Semaine de la Critique
Die Delegierten Irene Genhart und Simon Spiegel
"

Das sogar so etwas geordnetes wie das Alfabet schwer zu beherrschen ist zeigt das 'Zurich' Film Festival (es heisst wirklich so) deutlich: es reiht den Film unter 'A' ein...

Screenings

Zeit

 

Kino

13:15

So, 25. Sep

corso 2

19:00

Fr, 30. Sep

corso 4


Der Ansturm auf den Film wird auch in Zürich gross sein - wer kann, nutzt die Billetvorbestellung oder erscheint rechtzeitig.
Der Kinostart des Filmes ist im Frühjahr 2012 vorgesehen.

Der Vorstand von LessMess ist einhellig begeistert von dem Film und überzeugt, dass dank ihm viele Menschen ihre Vorurteile gegenüber Messies abbauen werden und das hoffentlich viele Messies sich aus ihrer Isolation lösen und vermehrt und offener über ihre Situation sprechen können.

Wir wünschen viel Vergnügen

LessMess

PS
Auf der Seite www.messies.ch werden demnächst ausführlichere Informationen und Pressestimmen zum Film veröffentlicht.

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LessMess INFO 2/2011
Nr.2/11 - 18. Juli
Aktuelles

Rückblick auf Mitgliederversammlung und Frühlingsfest
KOSCH-Tagungen

Interview

mit Johannes: „10 Jahre Messie-Bewegung Schweiz“

Film

Messies - ein schönes Chaos - Der Kinodokumentarfilm von Ueli Grossenbacher

Pressespiegel

Fette, faule Sau - das Ekel-TV (20 Min) und
Annes Antwort: Was tue ich, wenn mein Arbeitskollege Messie ist?



Liebe Messies und Nicht-Messies
Dass „man“ viel zu tun hat und dabei nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht, kennt ihr sicher aus eigener Erfahrung. So sitze ich jetzt – in meinen „Ferien“ - endlich am Computer und schreibe das LessMess-Info Juni 2011. Offensichtlich hat noch niemand das Info vermisst, wohl weil ihr alle auch viel zu tun habt! Es gibt einen Rückblick auf die Mitgliederversammlung vom 28. Mai (das Protokoll wurde inzwischen schon verschickt) und auf das Frühlingsfest mit dem Interview über „10 Jahre Messie-Bewegung Schweiz“.
Thomas hat für den Presespiegel recherchiert und ist dabei einmal mehr auf sensationslüsterne Sendungen in deutschen Fernsehsendern gestossen. Es ist doch sehr traurig, wie unsensibel und unkritisch "Journalisten" oder "Messie-Therapeuten" mit Situationen von schwer kranken Menschen umgehen - da zählt offensichtlich nur die hohe (!) Einschaltquote! Der Vorstand von LessMess wird darauf schriftlich und deutlich reagieren. Umso erfreulicher ist der gerade fertig gestellte Kinodokumentarfilm von Ueli Grossenbacher "Messies - ein schönes Chaos". Er zeigt echte Messie-Situationen, aber im Mittelpunkt stehen die vier kreativen Menschen mit ihren Stärken und Problemen. Wir freuen uns auf diesen Kinobesuch besonders!

LessMess wünscht euch allen einen guten Sommer!


LessMess


Aktuelles aus dem Vorstand von LessMess

Rückblick auf die Mitgliederversammlung vom 28. Mai 2011
Der vollständige Vorstand und drei Mitglieder fanden sich im reformierten Kirchgemeindehaus in Wallisellen um 15 Uhr zur Mitgliederversammlung ein. Die Traktanden wurden professionell und zügig behandelt.

Johannes stellte den Jahresrückblick 2010 zusammen, der natürlich nur einen Teil der gesamten Arbeit des Vorstandes zeigt. Hier die wichtigsten Arbeiten in Stichworten:

-

Mitgliederversammlung 2010 in der „Offenen Tür Zürich“ mit 17 Mitgliedern.

- LessMess-Sommerfest 2010 mit einem überraschenden Gewitter, das alle ins Haus zwang und dabei auch gleich das Aufräumen mit gemeinsamer Hilfe erledigte!
- Telefondienst: Neu betreut Francesca den Telefondienst während zwei mal zwei Stunden pro Woche.
- Webseite / LessMess-Info: Thomas betreut unsere Webseite www.lessmess.ch, die ca. 130 Besucher pro Tag und 3‘500 bis 4‘000 pro Monat verzeichnet! Im Forum haben sich 155 Mitglieder angemeldet, die Beiträge, Fragen, Antworten schreiben. Das LessMess-Info erscheint viermal und wird auch auf der Webseite publiziert.
- Weitere Aktivitäten: Die Vorbereitungen für eine Informationskampagnie bei Institutionen wie Spitex, Sozialbehörden, medizinsichen und psychologischen Verbänden usw., die 2011 in die Tat umgesetzt wurde. Bei verschiedenen Anlässen waren Vorstandsmitglieder von LessMess präsent.
- Studienarbeiten: Johannes erhielt wieder einige Anfragen für Auskünfte zu Studien- oder Maturaarbeiten.
- Selbsthilfegruppen: In St. Gallen wurde eine neue Selbsthilfegruppe für Messies gegründet.
- Wien: Johannes nahm an der Tagung über Messie-Themen der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien teil.
-

Vorstand: 2010 trafen sich die Vorstandsmitglieder viermal.

Warum zeigen die Mitglieder nur ein schwaches Interesse an der Arbeit des Vorstandes und am Verein LessMess? – mindestens anhand des Erscheinens an der Mitgliederversammlung! Der Vorstand wird sich Fragen stellen und Antworten suchen. Er hofft, dass am 12. Mai 2012 mehr Mitglieder an die Versammlung kommen.

Frühlingsfest 2011

Gegen vier Uhr trafen erste Gäste des Frühlingsfestes ein. Sie durften im Garten den Apéro geniessen, den die Küchenmannschaft und der Vorstand schon vorbereitet haben. Begehrt war wieder der feine selbstgemachte Holdersirup von Anita: Herzlichen Dank dafür! Nach und nach trafen die weiteren Gäste ein und genossen den Apéro.
Die Überraschung dieses Festes wurde bald hörbar: Marcel begrüsste die Anwesenden mit einem Tusch und Helene hatte dann die ganze Aufmerksamkeit für die Begrüssung der Anwesenden im Namen des Vorstandes. Sie wünschte ein geselliges und genüssliches Fest mit Bekannten und neuen Gästen. Dann wurde das Buffet mit vielen verschiedenen Sommersalaten eröffnet! Und schliesslich brachte unser „Hausküchenchef“ Röbi unter dem Trommelwirbel von Marcel die köstlichen Grilladen und Zutaten, die sich alle schmecken liessen. In der Essenspause vor dem Dessertbuffet wurde Johannes zu „10 Jahre Messiebewegung Schweiz“ interviewt (s. unten).
Das Dessertbuffet mit Kuchen, Torten und Gebäck von Vorstandsmitgliedern gebacken und mit schön präsentierten Früchten rundete dieses Frühlingsfest kulinarisch ab.
Anita hat einen Wettbewerb vorbereitet: In einem grossen Glasgefäss standen Zweige, die mit roten, grünen und gelben Wollfäden umwickelt waren. Die Wettbewerbsfrage: Von welcher Farbe war der längste Wollfaden? Aus vielen richtigen Antworten zog Marcel die drei ersten Preise: Ein freier Eintritt ans nächste Frühlingsfest, eine einjährige Gratismitgliedschaft im Verband LessMess und ein Buch.
Einen besonderen Tusch erhielt die gesamte Küchen- und Servicecrew von Marcel und Anita bedankte sich bei ihr für den tollen Einsatz, das vielseitige Buffet und die frühlingshafte Tischdekoration mit Rhododendrenblüten von Claudia.


KOSCH-Tagungen

am 4. Oktober 2011 in Lausanne: „Animer les rencontres de groupe“ (französisch!) und am

26. Oktober 2011 in Chur: “Gemeinsam neue Perspektiven entwickeln“.

Diese Workshops werden im Rahmen von Denk Quer veranstaltet.

Anmeldungen und Informationen zu den Workshops erhalten Sie unter
Stiftung KOSCH, Laufenstrasse 12, 4053 Basel,
Tel. 061/333 86 01, gs@kosch.ch


Tipps

von Thomas Carlyle:

„Fang an. Dadurch allein kann das Unmögliche möglich werden.“

Oder: Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt – so auch das Aufräumen in kleinen aber stetigen Etappen.

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Interview mit Johannes: „10 Jahre Messie-Bewegung Schweiz“
Johannes, wie ist die Messie-Bewegung entstanden? Am 6. September 2001 hat Heinz Lippuner, Psychologe die erste Selbsthilfegruppe in der Schweiz gegründet. Die damals populäre Fernsehsendung „Quer“ des Schweizer Fernsehens interessierte sich für das Thema „Messies“ und strahlte am 28. September 2001 eine Informationssendung darüber aus, bei der neben Heinz Lippuner auch ich als bekennender Messie teilnahm. Das grosse Echo löste – nach Zürich - ab Januar 2002 die Gründungen  von schliesslich neun Selbsthilfegruppen aus: in Olten, Uster, Weinfelden, Bern und Basel.
Im November 2003 entdeckte ich die Webseite www.messie.ch, die von Thomas ins Leben gerufen und gestaltet wurde. Meine Anfrage bei Thomas, ob eine Zusammenarbeit mit der Messie-Bewegung Schweiz und der Webseite möglich sei, beantwortete Thomas sofort und grosszügig mit „Ja“.
Wie entwickelte sich die Messie-Bewegung Schweiz und ihre Selbsthilfegruppen? Die Idee war eine Zusammenarbeit von Selbsthilfegruppen, Psychotherapie und Coaching = ein Netzwerk für Messies.
Die Selbsthilfegruppen hatten oft ein kurzes „Verfalldatum“. Offensichtlich hatten Messies Mühe mit einer gemeinsamen Selbstorganisation, was nicht so erstaunlich ist, da sie ja auch in ihrem Alltag meist Probleme mit der eigenen Organisation haben. Andere fanden – dank ihrer Kreativität – alternative Lösungen für sich und ihre Gruppen.
Die Psychotherapie ist meist nötig, um einen Weg aus gravierenden psychischen Problemen heraus zu finden.
Coaching ist eine weitere unterstützende Hilfe für Messies, um ihren Alltag und die Wohnsituation zu verbessern.
Wie viele Selbsthilfegruppen für Messies gibt es heute? In Zürich gibt es zwei Gruppen und in der Stadt St. Gallen ist kürzlich eine neue Gruppe entstanden.
Von Wo kommt die erste Messie-Bewegung? Wieso nennen sich die Messies „Messie“? Messie kommt aus dem Englischen:“mess“ heisst auf deutsch „Unordnung, Chaos“. Die Bezeichnung „Messie“ haben sich die Betroffenen selbst gegeben. Die ersten bekennenden Messies haben sich in den USA zu Selbsthilfegruppen zusammen gefunden. Bald entstand eine ausgiebige Literatur über das Thema.
Welche Verbindung gibt es zum Verein LessMess? Durch die Begegnung mit Helene Karrer entstand die Idee und dann die konkrete Gründung von „LessMess“ am 9. September 2005 in Zürich. Somit ist LessMess dieses Jahr 5 Jahre jung! Eine grosszügige anonyme Gönnerin ermöglichte die Startfinanzierung des Vereins.
LessMess hat ein Beratungstelefon eingerichtet. Da du gerade die Ferienvertretung für Francesca machst, die das Telefon seit einem Jahr betreut, kannst du einige Einblicke in diese Arbeit geben? Wie viele Anrufe gibt es pro Woche? Wer ruft an? Die Anrufe sind unterschiedlich oft: 1 bis mehrere. Es rufen Betroffene wie auch Angehörige, Freunde an. Meist wollen sie Auskünfte über Hilfen oder Unterstützung.
Danke Johannes für deine interessanten Einblicke.
Literaturhinweis: Im Buch „Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns“ (S. 189 ff.), Springer Verlag 2008 beschreibt Johannes die Messie-Bewegung Schweiz ausführlich.


MESSIES, EIN SCHÖNES CHAOS

Der Kinodokumentarfilm von Ueli Grossenbacher

Vor etwa 4 Jahren haben wir zum ersten Mal über das Filmprojekt von Ueli Grossenbacher berichtet. Nun ist es soweit: der Film ist eben fertiggestellt und darf einen fulminanten Start erleben.
Der Film wurde ausgewählt zur Projektion in der 'Semaine de la Critique' am Filmfestival Locarno vom 3. - 10. August 2011.

Projektionen am Festival Locarno:
06.08.09, 11.00 – cinema Teatro Kursaal
07.08.09, 18.30 – L’Altra Sala

Dazu schreibt Thomas Schärer:

Etwa zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung gelten als krankhafte «Messies». Sie sammeln so extensiv und kompromisslos, dass ihr Verhalten sie isoliert. Sie werden ihren Mitmenschen zur Last oder verkriechen sich in den eigenen Wänden – sofern da noch Platz ist. Nicht nur in Boulevardmedien werden jeweils besonders abstruse Fälle vorgeführt: als Beleidigung jeglichen Empfindens für Ordnung und Mass in der aufgeräumten Schweiz. Ulrich Grossenbacher wählte einen anderen Weg. Neugierig begegnet er vier Menschen, die mit ihrem «Puff» auf unterschiedliche Weise umgehen.
Arthur, ein lediger Bauer, bewohnt sein Heimetli auf seine Art. Nicht Geranien sind sein Stolz, sondern verrostende Traktoren, Bagger, Autos und Lastwagen. Seine Passion für schweres Gerät hält die Gemeindeverwaltung seit Jahren auf Trab.
Elmira legt in ihrer Wohnung äusserste Gelenkigkeit an den Tag. Meterhoch türmen sich die zu überquerenden Zeitungs- und Kassettenstapel, keine Kultursendung darf unaufgenommen bleiben.
Karl und Trudi bewohnen ein grosses Bauernhaus. Einer der letzten passierbaren Räume ist die Küche. Sie beklagt das verlorene Sozialleben, nicht mal mehr die eigenen Kinder besuchen sie. Ihr Ultimatum: Er schafft Platz oder sie zieht aus. Der Tüftler Thomas baut aus Schrott sinnige Apparate. Seine Werkstatt ist so übervoll wie seine Pläne.
Grossenbacher scheut zwar keine Drastik der Anschauung, etwa wenn er in einem Schwenk genüsslich langsam die Dimension eines Chaos enthüllt oder wenn er seine Protagonisten bei ihren Gängen durch ihre archäologischen Ablagerungsschichten mit einer Minikamera behängt. Die präzis gesetzte Musik unterstützt mitunter den ironisierenden Blick. Es ist aber das Interesse für seine Protagonisten, ihr Erleben, ihre Kreativität, ihre Verdrängungsstrategien und ihre Erklärung des eigenen Tuns, das ihn leitet. Hinter Verschrobenheiten zeigen sich komplexe Charaktere. Sie präsentieren sich nicht vornehmlich als Kranke, sondern als Menschen mit einem überschäumendem Interesse für alles. Sie konfrontieren uns mit Fragen: Was ist normal, was ist krankhaft? Grossenbachers Respekt für seine «Messies», sein Sinn für Dramaturgie und seine visuelle Poesie führen zu Szenen voller Situationskomik und Skurrilität, ohne dass unser Lachen auf Kosten der Protagonisten geht. (Thomas Schärer)

Anderen Orten wird der Film folgendermassen angepriesen:

Messies - eine Gratwanderung zwischen Genialität und Überforderung. Beherrschen sie das Chaos oder beherrscht das Chaos sie? Der Film gewährt einen vielschichtigen Einblick in den Alltag von vier Messies. Wir begeben uns auf Höhlenwanderungen durch ihre vollen Schatzkammern, entdecken ihre genialen Erfindungen, ihre gefährlichen Basteleien und stöbern in ihren riesigen Archiven. Wir erleben Konflikte, die sie durch ihr Anderssein mit ihren Angehörigen, Nachbarn und Institutionen zu bewältigen haben. Ein intimer Blick auf ein irritierendes wie faszinierendes Phänomen.

messies_filmplakat

Switzerland 2011
Director/cinematographer: Ulrich Grossenbacher
Screenplay: Ulrich Grossenbacher
Editing: Maya Schmid
Music: Resli Burri
Sound: Niklaus Wenger, Balthasar Jucker, Wendelin Schmidt-Ott, Peter von Siebenthal, Olivier Jeanrichard
Production/World Sales:
Fair&Ugly filmproduktion GmbH
Lorrainestr 15, CH-3013 Bern
ulrich@lorraine.ch
DCP, 117’
Swiss German, English and German subt.


Der Regisseur
Ulrich Grossenbacher, 1958 in Langenthal geboren, besuchte ab 1975 die Kunstgewerbeschule in Basel. Anschliessend arbeitete er als Künstler und Kunstrestaurator; ab 1994 belegte er Filmkurse an der Kunstgewerbeschule in Bern. Seither arbeitet Grossenbacher als freischaffender Kameramann und Regisseur. 2006 realisierte er seinen ersten Kinodokumentarfilm Hippie Masala, für immer in Indien. 2009 Gründung der Fair&Ugly filmproduktion GmbH. Grossenbacher ist Mitglied der Schweizer Filmakademie.

Im 'Filmbulletin', der renommierten Schweizer Filmzeitschrift, wird im Augustheft bereits vor der Erstaufführung ein Artikel über den Film erscheinen!

An dem Film sind auch vier Vorstandsmitglieder von LessMess beteiligt - Elmira, Helene, Claudia und Thomas.

Wir haben den Film bereits sehen dürfen und sind allesamt sehr glücklich über den Film, der die Anliegen von LessMess grossartig unterstützt und die wirkliche Messieproblematik einem breiten Publikum nahe bringen kann (ganz im Gegensatz zum aktuellen Sensationsfernsehen, das immer wie schlimmer und grausiger mit dem Thema umgeht).

Vermutlich wird der Film dann anfangs Winter im Kino zu sehen sein.
Wir werden noch ausführlicher darüber berichten.


Pressespiegel

Die Zeitungen sind wieder randvoll von "Besprechungen" der Quotenreiter von RTL & Co.(1.42 Mio Zuschauer...), wo zum x-ten Male "Messie"-Behausungen mit viel Hauruck und Hobbypsychologie zu lifestyle-Wohnungen gepimpt werden.

Einen guten Kommentar dazu hat es ausgerechnet in 20-Minuten gegeben - er beschränkt sich nicht auf "Messies" sondern entlarvt auch andere "Shows", die in Deuschland auch unter dem Sammelnamen "Assi-TV" (von "asozial") kursieren:

Entwürdigendes Ekel-TV

11. Juli 2011

«Fette, faule Sau»

von Bettina Bendiner - RTL 2 und Sat.1 geben alles: Sie räumen Messie-Wohnungen auf, vermitteln bärtige Single-Ladys und operieren ästhetisch benachteiligte Menschen schön – willkommen bei Ekel-TV.

In Markus' Bude gab es laut RTL 2 nur eine Sau – nämlich Markus. Ihn lernt der Zuschauer bei «Das Messie-Team – Start in ein neues Leben» gleich noch besser kennen. Er sei auch «fett und faul».

Über den schwerkranken Frühpensionär erfahren wir so einiges: Er haust in einer versifften Höhle, hat seinen Haushalt gar nicht im Griff und verbringt seine Tage zwischen leeren Suppendosen, verschimmelten Essensresten, einer toten Katze und einem fröhlichen Geschwader von Kakerlaken und sonstigem Getier. Ah ja, Markus leidet an einer Leberzirrhose, an Diabetes und unter schwerem Übergewicht.

Doch keine Bange – Hilfe naht: Therapeutin Sabina Hankel-Hirtz will Markus’ verkorktes Leben wieder blitzblank polieren. Ihre erste Offenbarung, ein Treffer ins Schwarze: «Er ist ernsthaft krank.» Bravo. Eine messerscharfe Diagnose von einer Frau, deren Lebenslauf mit Weiterbildungskursen wie «Fruchtbarkeitsmassage», «musikalisches Coaching mit Djembe, Bongo, Cajon & Xylophone, zur Nutzung von Musik zur Selbstheilung & Fantasiereisen in Spanien/Ibiza» oder «Hypnosetherapie bei unerfülltem Kinderwunsch» brilliert.

Mit Spezialtransport ins Spital

Nur ein Kurs in Feingefühl fehlt: Natürlich ist es eklig, wenn zwischen Müllbergen Katzenbaby-Kadaver vor sich hin modern. Doch Hankel-Hirtz' Standpauke verstört den Patienten dermassen, dass er zusammenbricht und zusammen mit seinem letzten Quentchen Würde von einem Spezialtransport für Übergewichtige abgeholt werden muss.

Um sich zu gruseln, braucht es heute kaum mehr Horror-Filme. Da reicht es, im Abendprogramm auf RTL 2 oder Sat.1 zu zappen. Dank der Sendung «Schwer verliebt» mit Britt Hagedorn steht Sat.1 der Konkurrenz in nichts nach. Das Konzept der neuen Kuppel-Show ist schnell erklärt: Frauen und Männer wollen sich verlieben. Dass die Herrschaften ein wenig skurril sind – eine Barbie-Puppen-Sammlerin, ein «einsamer Kirchgänger mit Schnappatmung» oder «der fröhliche Flötenspieler» – versteht sich von selbst.

Frau mit Bart sucht Mann

Doch skurril reicht nicht mehr. Zwischen Erdbeertörtchen und fröhlichem «ich hab totales Verständnis für deine Probleme»-Gedöns von der hochschwangeren Moderatorin erzwingt die Fernsehkamera von einem laut Britt «sanften Harzer» noch flugs ein Coming-out. Sein Vater erfährt im Fernsehen von der Homosexualität des Sohnes. Den Vogel schoss der Sender jedoch mit Kandidatin Mariam ab: Die 47-Jährige sucht einen Mann, der sie mit Haut und Haaren liebt. Die Haare sind bei ihr der Knackpunkt. Mariam hat einen Bart. Und der ist echt – die Moderatorin zupft am Bart und beweist es höchstpersönlich. Statt Streichelzoo gibts bei ihr Freaks zum Anfassen. Zwar suggeriert die Sendung, dass jeder Topf einen Deckel verdient, doch die Art und Weise wie Menschen inszeniert werden – beim Coming-out des sanften Harzers läuft im Hintergrund der Song «YMCA» und Mariam will einen Mann zum Fingerpuppen Basteln – ist schlicht entwürdigend.

«Extrem schön» dank neuer Zähne

Die Kollegen arbeiten bei «Extrem schön» auf RTL 2 zumindest hart daran, die Krone zurückzuholen. Auch hier funktioniert das Konzept auf dem traurigen Schicksal ästhetisch benachteiligter Menschen. So verlor Marina (32) vor 16 Jahren bei einem Fahrrad-Unfall fast alle Zähne. Dank dem Team von «Extrem schön» bekommt die verzweifelte Hausfrau einen neuen Satz Zähne – und von Star-Chirurg Werner Mang auch gleich noch eine Brustvergrösserung, Bauchdeckenstraffung, Fettabsaugung an der Hüfte dazu. Zurecht gezurrt kehrt Marina zurück in den Schoss ihrer Lieben. In ein neues glückliches Leben – dabei ist das doch gar nicht, wie wir bei «Schwer verliebt» gelernt haben, von Schönheit abhängig.

Worin der Zauber solcher Shows liegt? Das ist leicht. Schon vor vielen hundert Jahren strömten Menschen auf den Jahrmarkt um Menschen, die aus der Norm fielen, anzustarren. Das Publikum war schon damals abgebrüht – und ist es immer noch. Warum? Auch darüber dürfen Generationen von Sozial- und Medienwissenschaftlern spekulieren. RTL 2 findet da in seinem Slogan viel schlichtere Worte: «It’s Fun». Denn feststeht: Ekel-TV kommt gut an.

Gute Quoten, viele Staffeln

Die Quoten geben den Machern recht. So wollten immerhin 1.42 Millionen Zuschauer die zugemüllte Wohnung von Markus sehen. Auch «Extrem schön» läuft erfolgreich in der dritten Staffel. Bei «Schwer verliebt» wirds im Herbst ernst, dann zeigt Sat. 1 das Resultat des Kuppel-Aufrufs. Auch dort scheint absehbar: «Bauer sucht Frau» und «Schwiegertochter gesucht» liefen (und laufen) bei RTL sehr erfolgreich. Ein gutes Omen für die noch trashigere Variante von Sat.1.


Financial Times Deutschland, 29.05.2011

Annes Antwort

Probleme, haufenweise

Als Beraterin und Coach kennt sich unsere Autorin mit Problemen im Büro bestens aus. Jede Woche beantwortet sie Ihre Fragen. Heute: Was tue ich, wenn mein Kollege ein Messie ist? von Anne Weitzdörfer

Das Problem Ich bin Doktorand an der Uni und teile mir mein Büro mit einem anderen Doktoranden - einem vom Typ "Messie". Er sammelt einfach alles: Fachzeitschriften, Bücher, ausgerissene Artikel und Notizen liegen in großen unordentlichen Stapeln überall herum. Das hat zur Folge, dass unser Büro aussieht wie eine Müllhalde. Mich nervt das ungemein, denn ich brauche Ordnung, um mich zu konzentrieren. Was kann ich tun?

Annes Antwort Eine Freundin von mir hat ihrem sehr unordentlichen Typen jahrelang die Klamotten hinterhergeräumt und sich dabei vor lauter Ärger etwa 20 Magengeschwüre zugezogen. Irgendwann kam ihr die Idee, die Sachen nicht mehr wegzuräumen, sondern ohne Rücksicht auf Verluste auf seine Seite des Bettes zu legen. Jacken, Schuhe, saubere und auch schmutzige Wäsche bunt gemischt. Freundlich und kommentarlos aufgetürmt. Abends hat sie dann mit viel Genugtuung auf ihrer Seite des Bettes gelegen und zugesehen, wie er den ganzen Krempel wegräumen musste. Ich habe keine Ahnung, wie lange es gedauert hat, bis dieses Therapiekonzept anschlug, aber Klagen höre ich keine mehr.
Nun ist das vermutlich kein Ansatz, der Ihnen hilft. Würde man Ihre Fragestellung auf ein normales Arbeitsumfeld in einem Unternehmen übertragen, müsste sich Ihr Chef - aus eigenem Antrieb oder auf Ihr Bitten hin - den Kollegen mal zur Seite nehmen und ihm erläutern, dass seine Neigung zum Haldenbau nicht in die Kategorie "professionelles Arbeitsumfeld" passt. Er müsste ihn bitten, sich diesem Anspruch zügig zu nähern. Dabei ist allerdings unbedingt erforderlich, dass Ihr Chef die nachhaltige Umsetzung dieser Bitte auch konsequent im Auge behält. Fraglich, ob er Lust hat, sich diesen Schuh anzuziehen. ("Wenn du nicht sofort dein Zimmer aufräumst, dann ...").
Ausziehen wäre noch eine Option. Ich bin gespannt, welche interessante Geschichte Sie sich aus den Fingern saugen, damit ein Kollege mit Ihnen das Büro tauscht. Vielleicht eine spontan auftretende Stauballergie? Das wird ein schwieriges Unterfangen, und ich bezweifle, dass Sie damit Erfolg haben werden.
In Ermangelung möglicher Ansatzpunkte bleibt also nur der Blick auf Sie selbst. Blöd, aber aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass die Unordnung auf dem Schreibtisch Ihres Kollegen vielleicht ein Spiegel sein könnte für das Durcheinander in Ihrem Kopf? Und Sie deshalb so ungern damit konfrontiert werden? Nachvollziehbar wär's. Wenn dem so ist, wäre die Lösung so einfach wie schwer: Räumen Sie auf! Schmeißen Sie Altes weg, behalten Sie, was Ihnen lieb und teuer ist, und erfreuen Sie sich an der gewonnenen inneren Klarheit. Woran Sie merken, dass es so weit ist? Wenn Sie gelassen und schmunzelnd am Schreibtisch sitzen, während der Kollege gegenüber eifrige neue Häufchen baut




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Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

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Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
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LessMess INFO 1/2011
Nr. 1/11 - 10. März
Aktuelles

MV, Sommerfest, Gönner, Hinweise

Thema

Haltbarkeit von Lebensmitteln

Pressespiegel

Homer & Langley

Bücherliste Eine Übersicht über Büchern zum Thema „Messie“


Liebe Messies und Nicht-Messies


Anstelle einer Buchbesprechung hat Johannes eine Liste von Büchern zusammengestellt. Johannes: „LessMess-Info hat im Verlauf der letzten Jahre zahlreiche Buchbesprechungen gebracht. Damit Betroffene, Angehörige, Fachleute, Medien, Kandidaten und Kandidatinnen für Studienarbeiten und weitere Interessierte rasch eine Übersicht gewinnen und die für ihre Ansprüche geeignetsten Bücher finden können, präsentieren wir eine stichwortartige Inhaltsangabe und Wertung. Die Reihenfolge richtet sich, subjektiv gewichtet, nach Informationsgehalt, Aktualität und Qualität.
Ausführliche Besprechungen findet ihr auf dieser Seite weiter unten oder im archiv.
Es findet sich bestimmt ein lesenswertes und lehrreiches Buch für Interessierte!
Die Vorbereitungen für die Mitgliederversammlung und das Sommerfest am 28. Mai 2011 nehmen konkrete Formen an und der Vorstand freut sich auf eure Teilnahme. Sie erhalten rechtzeitig eine schriftliche Einladung.
Für uns alle, aber besonders für Messies ist die Haltbarkeit von Lebensmitteln ein häufiges Thema. Das Kantonale Labor der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich beantwortet oft gestellte Fragen professionell. LessMess hat einige Fragen und gekürzte Antworten zusammengestellt.


LessMess

 



Aktuelles aus dem Vorstand von LessMess

um Weihnachten Urs(us) Wehrlin ist ein grosszügiger Gönner von LessMess und hat uns einen nahmhaften Betrag gespendet. Vielen, herzlichen Dank!
Ursus ist ein Profi im aufräumen: Kunst aufräumen, oder bei youtube

ab sofort

Unsere Powerpoint Präsentation "Was sind Messies" kann jetzt direkt auf unserer homepage (und auch auf youtube) betrachtet werden. Sie wird jetzt als DVD versendet, läuft somit auf allen Betriebssystemen & DVD-player und bietet viele zusätzliche Informationen.
Bestellungen unter info@lessmess.ch

im Februar Post:
Liebe Macher von Less-Mess,   
wir freuen uns Euch folgende neue website vorstellen zu können:  
http://www.angehoerige-messies.de/
Alles Gute vom  Team von Stadtrand gGmbh Berlin

26. Mai 2011
Basel

Post mit Veranstaltungshinweis:

„Das Messie-Phänomen“, Leitung Veronika Schröter
26.5.11 / 19 - 20.30 Uhr im L’ESPRIT in Basel
(Laufenstrasse 44/46, Tram 15/16 Haltestelle Heiliggeistkirche)
Anmeldung

Freundliche Grüsse

Zentrum Selbsthilfe
Feldbergstr. 55
4057 Basel

28. Mai 2011 Wallisellen

Unser Sommerfest ist jetzt schon im Frühling, kombiniert mit der MV:
Mitgliederversammlung (15h) und anschliessend das Sommerfest (ab 16h)

 




Pressespiegel

Unser Pressespiegel ist zur Abwechslung eine auditive Überraschung:

Hören

na ja - wer es lieber liest (geht auch simultan...)

Lesen

Und wer keine Überraschungen liebt und die Katze nicht im Sack geschenkt kriegen will:

Es geht um den Versuch eines erfahrenen & bewährten, amerikanischen Schriftstellers, das Leben der beiden grössten Messies des vergangenen Jahrhunderts zu beschreiben: "Homer & Langley" von E. L. Doctorow.

Nimm dir mal echte 20 Minuten :-) Zeit !!




Thema: Haltbarkeit von Lebensmitteln

„Kann ich ein Joghurt mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essen?“
„Darf ich Resten in geöffneten Konservendosen aufbewahren‘“
„Was tun mit einem Glas angeschimmelter Konfitüre?“
„Weshalb ist beim Umgang mit rohem Fleisch (und insbesondere bei Geflügel) Vorsicht geboten?“

Diese und weitere Fragen stellen Konsumentinnen und Konsumenten an das Kantonale Labor Zürich der Gesundheitsdirektion, welches kompetente Antworten gibt.

Der Gesetzgeber hat in der Verordnung über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln (LKV) vom 23. November 2005 Vorschriften über das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum erlassen. Wir Konsumentinnen und Konsumenten sollen damit vor verdorbenen Lebensmitteln geschützt werden. Wir können schon beim Kauf kontrollieren, ob wir das Lebensmittel überhaupt noch essen dürfen. Auf der Verpackung stehen auch die Bedingungen wie das Lebensmittel aufbewahrt werden muss. Werden diese Bedingungen nicht eingehalten (z.B. Kühlung), kann ein Lebensmittel schon vor dem Verbrauchsdatum verdorben sein. Ob ein Lebensmittel verdorben ist oder noch nicht, sieht man ihm nicht unbedingt an! Deshalb ist das Verbrauchsdatum unbedingt zu beachten!

Mindesthaltbarkeitsdatum – Verbrauchsdatum
„Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt das Ende des Zeitraumes an, bis zu dem ein Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält. Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ist die Ware nicht automatisch verdorben. (Z. B. Teigwaren, Reis, u.a.; Die Redaktion)
Im Unterschied dazu gibt das Verbrauchsdatum den Zeitpunkt an, bis zu welchem ein Lebensmittel verzehrt werden soll. Nach diesem Datum ist das Lebensmittel nicht mehr für die menschliche Ernährung geeignet, unabhängig davon, ob dessen Zustand noch einwandfrei erscheint. Die Angabe des Verbrauchsdatums ist für leicht verderbliche, resp. hygienisch kritische Lebensmittel vorgeschrieben. (Sie enthalten viel Wasser! Die Redaktion)
Der Lebensmittelhersteller legt das Mindesthaltbarkeitsdatum oder das Verbrauchsdatum in eigener Verantwortung fest. Er garantiert bis zum angegebenen Zeitpunkt eine einwandfreie Qualität seiner Ware. Dabei wird das Datum so gewählt, dass das Lebensmittel mit Ablauf der angegebenen Frist die von den Konsumentinnen und Konsumenten erwarteten spezifischen Eigenschaften besitzt und nicht gesundheitsschädlich ist. Auf die Datierung kann sich allerdings nur verlassen, wer sicherstellt, dass das Produkt auch ohne massgeblichen Unterbruch unter den auf der Verpackung angegebenen Bedingungen aufbewahrt wird (insbesondere Einhaltung der Kühlkette).“ (Kantonales Labor Zürich)

„Kann ich ein Joghurt mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essen?“ „Was tun mit einem Glas angeschimmelter Konfitüre?“

Vor allem Joghurt, Kompott und Konfitüre können verschimmelt sein. Wir alle haben schon Schimmelpilze gesehen und wenn wir die Schimmelpilze sehen, sind dies schon Millionen! Schimmelpilze scheiden Gifte (Mykotoxine) aus, die für uns krebserregend sind. Die Mykotoxine können auch durch Kochen nicht zerstört werden! Verschimmelte Lebensmittel müssen also weggeworfen werden! „Durch hygienische einwandfreie, kühle und trockene Lagerung lässt sich im Haushalt das Wachstum von Schimmelpilzen in Grenzen halten.“ (Kant. Labor Zürich)

 „Darf ich Resten in geöffneten Konservendosen aufbewahren?“ Wie bewahrt man Lebensmittel richtig auf?
Auf der Verpackung steht, unter welchen Bedingungen das Lebensmittel aufbewahrt werden muss. Lebensmittel, die gekühlt aufbewahrt werden müssen, müssen auch gekühlt nach Hause gebracht und sofort in den Kühlschrank gestellt werden. Denn wird die Kühlkette zu lange unterbrochen, können sich Schimmelpilze und Bakterien schnell vermehren. Der Kühlschrank muss auf ca. 2 – 4°C eingestellt sein und damit er diese Temperatur einhalten kann, darf er nicht überfüllt sein! Die Temperatur soll jede Woche kontrolliert werden.
Resten von Lebensmitteln, auch gekochten, müssen im Kühlschrank aufbewahrt werden. In sauberen Behältnissen können sie bis drei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Zum Essen müssen sie wieder gut gewärmt oder gekocht werden.
Resten von beschichteten Konservendosen dürfen kurze Zeit darin und im Kühlschrank aufbewahrt werden. „Es gibt nur noch wenige Lebensmittel wie Ananas, Tomatensaucen, Pelati und Spargeln, die in unbeschichteten Weissblechdosen aufbewahrt werden. Diese sind auf der Innenseite verzinnt. Bei einer geöffneten Dose kommt die metallische Innenfläche mit dem Sauerstoff aus der Luft in Kontakt, was zu Korrosion führt. Dadurch werden die Metalle gelöst und gelangen in das Füllgut. Geöffnete Dosen ohne Beschichtung sollten daher raschmöglichst entleert werden.“ (Kant. Labor Zürich)

„Weshalb ist beim Umgang mit rohem Fleisch (und insbesondere bei Geflügel) Vorsicht geboten?“
„Rohes Fleisch, insbesondere dasjenige von Geflügel, ist häufig mit Keimen, die Lebensmittelvergiftungen verursachen können, belastet. Durch Erhitzen über 65°C (Kochen, Braten, Grillieren) werden diese Keime abgetötet und das Fleisch ist ohne gesundheitliche Bedenken geniessbar.“ (Kant. Labor Zürich) Das kantonale Labor Zürich empfiehlt dringend schon bei der Zubereitung von rohem Fleisch Hygieneregeln zu befolgen: Händewaschen, Benützen von Einwegtüchern, alle Materialien, die mit dem rohen Fleisch in Berührung gekommen sind, sofort gründlich reinigen, für Fondue chinoise kein Geflügelfleisch verwenden.
Dies sind einige wichtige Punkte zur Haltbarkeit von Lebensmitteln und zum hygienischen Umgang mit Lebensmitteln. Viele weitere Fragen und ihre ausführlichen Antworten findet ihr unter www.klzh.ch.
Natürlich werfen wir nicht gerne Lebensmittel weg, die vielleicht noch essbar wären. Aber lohnt es sich z.B., das Brot oder die Konfitüre fertig zu essen, obwohl schon mehrere Schimmelkolonien sichtbar sind? Unsere Gesundheit ist doch wichtiger! Übrigens: verschimmelte und verdorbene Lebensmittel sollen auch nicht an Tiere verfüttert werden!

Weiterführende links zum Thema:

Im Auftrag von Stern-TV hat Professor Dr. Guido Ritter, seines Zeichens Professor für Oekotrophologie an der Fachhochschule Münster, eine Studie über Haltbarkeit von Lebensmitteln verfassst und sie im September 08 mit dem bekannten Moderator Günther Jauch vorgestellt. Die Sendung selbst ist leider nicht mehr zu sehen aber auf der folgenden Seite finden sich Ratschläge zu einzelnen Lebensmitteln.

Stern-tv: Mindesthaltbarkeit Daraus seien hier ergänzend zwei Beiträge zitiert, die uns wichtig erscheinen:
Trockengewürze: ( z.B. getrocknete Kräuter) unbedingt nach Ablauf des MHD wegwerfen. Die Dosen stehen oft in der Nähe des Herdes, wo sie immer wieder im Wasserdampf stehen, was wiedrum die Keimbildung beschleunigen kann. Außerdem verlieren sie deutlich an Geschmack. Im verschlossenen Zustand halten gewürze länger: Vor Gebrauch prüfen.
Nüsse: Auch wenn "nur" die Schale von Schimmel befallen ist, müssen Nüsse komplett weggeworfen werden. Hier bilden sich besonders gefährliche Schimmelpilzgifte, die Aflatoxine. Eine Vergiftung kann zu Leberschäden führen. Zudem wirken Aflatoxine stark krebsfördernd.

Münstersche Zeitung
Hier gibt Dr. Guido Ritter ein Interview zu eben zitierter Sendung mit einem wichtigen Ratschlag:
" Ein Grundsatz bei mir ist: Durch den Schimmel in den Himmel. Man sieht dem Schimmel nie an, ob er einen Giftstoff bildet oder nicht."

Mehr zum Thema Schimmel erfährt man bei Schimmel-auf-Lebensmitteln


Tipps

Damit wir möglichst keine Lebensmittel wegwerfen müssen, weil sie verdorben sind oder das Verbrauchsdatum überschritten haben, machen wir einen Menuplan und brauchen die vorhandenden Lebensmittel innert der Verbrauchsfrist.

Wir kaufen nur nach Menuplan und mit  Einkaufszettel ein.

Wir bewahren unsere Lebensmittel richtig und übersichtlich auf. Wir prüfen unsere Vorräte im Kühlschrank mindestens einmal pro Woche und unsere anderen Vorräte einmal im Monat.

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Bücherliste

Alle Angaben beziehen sich auf buch.ch.
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Auch wenn ein Buch als 'nicht mehr lieferbar' bezeichnet wird ist es durchaus möglich, dass es bei einer Buchhandlung oder einem anderen Lieferanten noch auf Lager ist oder dass man es antiquarisch beziehen kann.

Das Messie-Syndrom - Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns
Dieses – im Auftrag der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) Wien geschriebene – Buch ist das erste, in dem über das Phänomen Messie wissenschaftlich umfassend und auf Grund der dortigen Forschungstätigkeit sowie der Erfahrung mit eigenen Selbsthilfegruppen informiert wird. Es wendet sich an Fachleute wie Betroffene gleichermassen. In 17 Kapiteln, je von anderen AutorInnen verfasst, wird ein Überblick gegeben über historische Aspekte, die Frage, ob Messie-Sein eine Krankheit ist, Diagnosekriterien, Therapieformen. Betroffene kommen zu Wort.
Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N.
Springer Verlag 2008, ISBN-10:3-211-76519-0, CHF 56.90, bild

„Messies – Sucht und Zwang, Psychodynamik und Behandlung beim Messie-Syndrom und Zwangsstörung“
von Rainer Rehberger

In diesem Buch wird das Phänomen v.a. unter dem Aspekt des Zwangs beleuchtet und analysiert. In der frühen Kindheit ausgeübter Zwang führt später zu Fehlverhalten, wie übermässigem Sammeltrieb. Ebenso verheerend wirkt sich der Mangel an Zuwendung aus. Rehberger beschreibt auch messietypisches Verhalten im Rahmen einer Therapeutenbeziehung wie zuspätkommen, sich zu entschuldigen, Anpassungs- und Unterwerfungsmuster. Eine aufschlussreiche Entwicklungspsychologie. Fachleute finden in diesem Buch wichtige Erkenntnisse zur Therapie, Betroffene und Angehörige erfahren viel über Zusammenhänge in einer Messie-Laufbahn.
Klett Cotta 2007, ISBN-10:3-608-89049-1 , CHF 37.90 bild

„Das Vermüllungssyndrom –Theorie und Praxis“
von Peter Dettmering und Renate Pastenaci

Primär ein Fachbuch, in dem wissenschaftlich fundiert den psychoanalytischen Wurzeln von Vermüllung und Verwahrlosung nachgegangen wird. Wiewohl die beiden Autoren nur am Rande über das Messiesyndrom schreiben, lassen sich die fundamentalen Unterschiede zwischen Messie und Vermüllung erkennen. Ein Fachbuch, das aber auch für interessierte Laien aufschlussreich – und für „seriöse“ Medien Pflicht – ist.
Dietmar Klotz 2004, ISBN 3-88074-295-2 ,CHF 27.50 bild

„’Messies’ – Alltag zwischen Chaos und Ordnung“
von Annina Wettstein

Diese volkskundliche Lizenziatsarbeit beruht auf einem guten Dutzend längeren Interviews mit Betroffenen in ihren Wohnungen, ausführlichen Hintergrundrecherchen sowie einer Diskussion der vorhandenen Literatur. Das Buch führt vom Ursprung der Messie-Bewegung, 1981 in den USA, über die allgemeine Selbsthilfegruppen-Bewegung zur Schweizer Szene. Ein aufschlussreicher Einblick in die Wohn-, Beziehungs- und Arbeitssituationen, Vorgeschichten von Messies. Für sämtliche Wissensansprüche sehr empfehlenswert.
Reihe: «Zürcher Beiträge zur Alltagskultur» 2005, ISBN-10:3-908784-03-4, (CHF 34.--) leider nicht mehr lieferbar bild

„Raus aus dem Chaos: Das Messie-Syndrom überwinden“
von Fugen Neziroglu · Jerome Bubrick · Jose A. Yayuara-Tobias
Das amerikanische Fachbuch, das sich umfassend und klar strukturiert mit dem Messie-Syndrom beschäftigt. Biologische, hirnorganische Zusammenhänge werden – auch für Laien – verständlich dargestellt. Behandelt wird auch das ganze Spektrum der psychischen Begleiter wie Zwang, Depression, Psychose, Essstörungen usw. Viele praktische Übungen, Selbsttests, Aufgaben ermöglichen ein systematisches, differenziertes Vorgehen zum Aufräumen. Einzige Kritik: die Orientierung am einseitig krankheitsorientierten Messie-Bild.
Patmos Verlag 2008, ISBN-10: 3-491-40126-7, (CHF 29.80), leider nicht mehr lieferbar bild

Das Leben einsammeln: Olga, die Geschichte einer Messie“
von Herrad Schenk

Ein höchst eindrücklicher Roman, der auf der Geschichte zweier real existierender Messie-Frauen beruht. Er leuchtet tief in die Abgründe einer Messie-Seele, die nicht nur vom Alltags-Chaos erdrückt wird, sondern sich auch immer heilloser in die bedrohlichen Verwandten-Beziehungen verstrickt.
Beltz 2009, ISBN-10:3-407-85885-X, CHF 27.50 bild

„Einmal Messie, immer Messie“
von Eva Roth

Frühkindliche Traumatas und ihre Folgen im Erwachsenenleben bilden das Rückgrat dieses Buches. Der tägliche Kampf um Übersicht über das Zuviel an Gegenständen, die Angst vor der Dunkelheit wird höchst eindringlich und hautnah geschildert.
Dietmar Klotz, ISBN-10:3-88074-470-X. CHF 19.90 bild

Desorganisationsprobleme: Das Messie-Phänomen“
von Gisela Steins

In diesem Buch wird eine Annäherung an das Phänomen „Messie“ aus einer sozialpsychologischen und empirischen Perspektive versucht. Die dargestellte Forschung trägt zu einem besseren Verständnis von Messies bei und regt zur Generierung weiterer Annahmen und zur Entwicklung eines Interventionskonzeptes an.
Pabst 2003, SBN-10:3-89967-009-4, (CHF 21.50), leider nicht mehr lieferbar bild

Endlich aufgeräumt – Der Weg aus der zwanghaften Unordnung“
von Thomas Ritter

Ein Buch, das mit einem radikalen Autosuggestions-Konzept den Befreiungsschlag provozieren soll: „Nein, ich will kein ‚Messie’ mehr sein. Ich will zukünftig normal und frei als Nicht-Messie leben!“. Ein rechter Funke Wahrheit steckt drin, es kann eine träge Messie-Seele einmal richtig aufrütteln und ihr inneres Spiel entlarven, aber der Erfolg dürfte doch fragwürdig sein.
rororo 61591, Hamburg, März 2004, ISBN-10:3-499-61591-6, CHF 14.50 bild

„Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“
von Karen Kingston

Respekt vor einer Philosophie, die sich nicht nur an oberflächlicher Ordnung orientiert. Wer aber heillos im Chaos verstrickt ist und tief in der Verzweiflung steckt, dem müssen Weisheiten à la Kingston vorkommen wie der Rat, bei einer Lungenentzündung Hustentäfeli zu lutschen.
rororo 62584, 2009, ISBN-10:3-499-62584-9, CHF 15.90 bild

„Kampf dem Alltags-Chaos – Wie Messies organisieren lernen“
von Andrea Rodat

Fragwürdige Rezepte, schlecht geschrieben. Für leichte Fälle (speziell in Partnerschaften) mag das Buch nützlich sein. Alle andern: Lieber das Geld für LessMess spenden ;-)
Falken Band 60659, 2000, ISBN-10:3-635-60659-6, (CHF 13.60), leider nicht mehr lieferbar bild

Johannes



LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97
Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an:
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Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 4/2010
Nr. 4/10 - 19. Dezember
Aktuelles

Aus dem Vorstand von LessMess, KOSCH-Tagung

Interview

Medienerfahrungen von Norma und Dominik

Pressespiegel

Fara Zetsche fotografiert Messies

Adventsgeschichte

Brief an eine Freundin

   

Liebe Leserinnen und Leser
Der letzte Monat des Jahres 2010 ist angebrochen und erfüllt uns mit weihnächtlichen Gedanken und mit geschäftigem Treiben: Grittibänzen, Weihnachtsguetsli, Geschenke, Einladungen usw. Vielleicht wollen wir noch ein Jahresziel erreichen und einen Kasten oder eine Zimmerecke aufräumen, um das neue Jahr unbelastet(er) angehen zu können. Halt, wir haben uns doch vorgenommen nur kleine Ziele zu setzen, die wir in nützlicher Frist und mit genügend Energie umsetzen können. Also gönnen wir uns auch gelegentlich eine Pause, einen Spaziergang mit einem Freund oder einer Freundin an der Wintersonne im Schnee oder eine Tasse Kaffee oder Tee.
Der Vorstand von LessMess und das Redaktionsteam wünschen euch allen fröhliche Feiertage und einen guten Start in ein neues Jahr, das euch nur Gutes bringen soll.


LessMess

 



Aktuelles aus dem Vorstand von LessMess
Der Vorstand von LessMess sieht nach wie vor die Information über das Thema Messie als wichtigste Aufgabe. Es sollen Institutionen, die mit Messies in Kontakt kommen können oder schon sind, angeschrieben werden, um sie über die Messie-Problematik zu informieren und zu sensibilisieren.
Zudem wird in Zürich eine Messie-Tagung 2012 mit Fachleuten geplant. Dafür wurden schon erste Gespräche geführt, die sehr positiv verlaufen sind. Die involvierten Personen sind sehr an einer Tagung interessiert und planen nun die weiteren Schritte. Da eine solche Tagung Geld kostet und nicht über hohe Tagungskosten gedeckt werden soll, sucht der Vorstand potentielle Sponsoren.

BERICHT über KOSCH-Tagung (Koordination und Förderung von Selbsthilfegruppen in der Schweiz)
vom 3. November 2010 in Bern

Thema: „Umgang mit herausfordernden Situationen in der Gruppe“

Wie jedes Jahr bot KOSCH zwei Weiterbildungskurse für Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Selbsthilfegruppen an: am 3. November wieder unter der bewährten Leitung von Klaus Vogelsänger (Leiter Selbsthilfezentrum Bern-Mittelland). Mit seiner aufmerksamen, konzentrierten und zugleich lockeren und entspannten Art fällt es einem als Teilnehmerin leicht, sich wohl zu fühlen und ohne Vorbehalte mitzumachen. Dabei gelten Grundsätze wie „Jeder Beitrag ist wertvoll“ – „Es gibt nicht richtig oder falsch“ – „Alles hat Platz“. In Gruppen von 4-5 Personen lernten wir in kurzen Vorstellungsgesprächen die ersten Beteiligten kennen und übten dabei auch gleich aufmerksam zuzuhören. Auf die Frage nach konkreten schwierigen Situationen in unseren Gruppen kamen vor allem drei immer wieder auftauchende, den Gruppenprozess störende und lähmende Schwierigkeiten zur Sprache, auf die wir uns als lohnende Übungsbeispiele einigen konnten:

  • Teilnehmer, die immer wieder/jedesmal vom Gleichen erzählen;
  • Teilnehmer, die sich nicht an Gruppenregeln/Strukturen halten;
  •  Schwierigkeiten bei anhaltender Aversion/Konfrontation zwischen zwei bestimmten Teilnehmern und Verunsicherung der übrigen Teilnehmern.

Beim anschliessenden Durchspielen mit abgesprochen verteilten Rollen und nach genauem Beobachten und Beschreiben der jeweiligen Verhaltensweisen zeigten sich teils erhellende, teils unerwartete, teils auch recht erheiternde Einblicke sowohl für die Mitspielenden als auch für die Zuschauenden. Bei andern Lösungsvorschlägen als den gespielten wurden die Rollen gewechselt. So ergaben sich je nach dem andere Reaktionen und Lösungsvorschläge. Im intensiven Überdenken, Hinterfragen und gegenseitigen Austauschen zeigten sich einerseits durchaus klare Erkenntnisse, andererseits neue Aspekte, die erst nochmals durchgedacht und/oder „verdaut“ werden wollten. So gingen wir sicher alle „neu eingedeckt“ und reicher an Erfahrungen heim mit dem Auftrag, Gelerntes in der Gruppe umzusetzen und zu versuchen, Neues auszuprobieren.
Ich bin überzeugt, dass viele von uns diese Art von Weiterbildungsangebot nicht missen möchten und sich bereits auf die nächste Möglichkeit zur Teilnahme freuen.
Elmira 



Interview mit Norma* und Dominik* über ihre Medien-Erfahrungen beim Radio-Interview auf DRS3 vom 2.5.2010 über „Messie: Im ständigen Kampf gegen das Chaos“

LessMess Dominik, war dies dein erstes Radio-Interview?
Dominik Dies war mein erstes Interview. Es wurde durch Helene vermittelt. Die Radiofrau Karoline Thürkauf war bei mir zu Hause und hat mich dort interviewt. Vorgängig telefonierte sie mir und informierte mich über den Ablauf und den Rahmen des Interviews. Sie gab mir auch schon Fragen, über die ich mir Gedanken und Notizen machte. Vor dem Interview räumte ich natürlich auf, begutachtete mein altes Sofa und legte eine Decke darüber. Frau Thürkauf schaute sich im Wohnzimmer um und entdeckte einen Stapel Zeitungen, die ich noch nicht entsorgen konnte und die ich rasch ins Büchergestell geschoben habe. Diese Zeitungen fielen ihr sofort auf, was mir peinlich war.
LessMess Welche Gefühle, Empfindungen hattest du während und nach dem Interview?
Dominik

Ich hatte keine negativen Empfindungen. Ich war über meine eigene Stimme erstaunt und denke, dass sich Norma besser ausgedrückt hat. Ich wollte mich nicht outen, da ich eine Arbeitsstelle hatte. Dies bewog mich, sehr vorsichtig zu sein, weil ich negative Konsequenzen befürchtete. Ich informierte nur ausgewählte Verwandte „top secret“ über die Ausstrahlung des Interviews!

LessMess Welche Überlegungen hast du dir über dich und deine Situation gemacht?
Dominik Ich habe mich mit meinem Messietum auseinander gesetzt. Zu Hause hat meine Mutter immer hinter mir aufgeräumt. Ordnung war wichtig! Ich hatte schon immer eine Unordnung im Zimmer, auch als ich dann ein Zimmer gemietet habe, räumte die „Schlummermutter“ auf, was ich nicht schätzte.
Mir wurde gesagt, dass ich verwöhnt sei. Dies verstand ich nicht, da ich in der Jugend sehr viel auf dem elterlichen Bauernhof helfen musste. Mir wurde jeweils spontan eine Aufgabe gegeben: abwaschen, draussen wischen, Schuhe putzen, im Stall helfen. Ich erhielt nicht verantwortungsvolle Ämtli und konnte somit nicht selbständig werden. Heute denke ich, dass ich lieber ein Ämtli für längere Zeit erledigt und damit auch Verantwortung für das Ämtli erhalten hätte.
Ich habe es schwer beim Ordnung-Halten, es gibt so viele Sachen, z.B. WC-Rollen, die ich sammelte bis ich Berge davon hatte. Jetzt habe ich eine Karton- und eine Papiersammlung. Wenn man nicht entsorgt, ist man zu bequem dazu oder hängt es damit zusammen, dass Messies einen Tunnelblick haben? Sie sehen ihre Ordnung nicht, sondern wollen fernsehen, gehen einkaufen oder ins Kino.
Häufig improvisiere ich. Manchmal habe ich auch zwei linke Hände. Oft stelle ich die Sporttasche im Korridor ab und gehe dann hundert Mal um sie herum, statt dass ich sie auf die Seite stelle. Je älter ich werde, merke ich, dass mein unordentliches Verhalten auch eine Gefahrenquelle für Stürze ist.
An Lieblingssachen hänge ich manchmal und kann sie nicht weggeben oder wegwerfen, wenn sie alt und verbraucht sind.
Heute stelle ich beim Erledigen von Hausarbeit ein gutes Gefühl fest, z.B. beim Abwaschen. Da sehe ich den Erfolg sofort.
LessMess Norma, wie erging es dir beim Interview?
Norma Ich fühlte mich sehr wohl und fand, dass Frau Thürkauf das Interview sehr gut führte. Sie war sehr wohlwollend und respektvoll. Ich war über mich selber überrascht, dass ich so spontan auf die Fragen antworten konnte. Gelegentlich denke ich, dass ich noch weiteres hätte sagen können. Dies war nicht mein erstes Interview: ich wurde schon einmal in einem Arbeitstauschkreis interviewt.
Auch in der Selbsthilfegruppe hörten wir das Interview und die Anwesenden fanden das Interview sehr gut. Selber würden sie sich aber doch nicht wagen, ein Interview zu geben. Sie hätten Angst, dass ihre Stimme in einem Radio-Interview erkannt würde.
Dieses Interview war nicht live, sondern wurde für die Sendung sorgfältig bearbeitet.
LessMess Welche Erkenntnisse oder Folgerungen habt ihr aus dem Interview gezogen?
Dominik Ich nehme mir das chinesische Sprichwort: „Jeden Tag kämmt man die Haare, warum bringt man nicht auch die Seele in Ordnung?“ zu Herzen. Denn zur Seele gehört auch das Umfeld, die Wohnung. Ich habe jetzt eine Putzfrau, die regelmässig meine Wohnung reinigt. Bevor sie kommt, muss und will ich aufräumen.
Das Aufschieben von Arbeiten, die ich doch erledigen muss, macht mir am meisten Mühe und doch bringe ich das sofortige Erledigen nur selten fertig.
Norma

Ich weiss, dass ich viele Sachen habe, z.B. sieben Brieföffner und viel Papier … Eigentlich kann ich gut etwas verschenken, vor allem wenn der Beschenkte Freude hat und das Geschenk brauchen kann. Meist ist das Weggeben oder Entsorgen mit guten Gefühlen verbunden: ich fühle mich nachher befreit, entlastet. Nach dem Zügeln habe ich eine Schachtel mit Briefen von meiner Mutter gefunden. Beim Lesen der Briefe musste ich weinen, weil mir so viele Erinnerungen wieder präsent wurden. Ich kann die Briefe trotzdem nicht wegwerfen und werde sie nochmals lesen – im Gegensatz zu meiner Schwester, die die gelesenen Briefe wegwerfen würde.
Am meisten belastet mich, dass ich eigentlich aufräumen will, aber oft blockiert bin und nicht einmal damit beginnen kann

LessMess Würdet ihr noch weitere Interviews geben, z.B. für eine Zeitung oder fürs Fernsehen?
Dominik Eine Tageszeitung möchte ein Interview - mit Foto - machen. Dies will ich nicht, da ich ein Erkennen sehr fürchte.
Norma Ich würde wahrscheinlich sogar beim Fernsehen ein Interview geben. Bei den Sendungen / Interviews vermisse ich weiter führende Hilfe, wie Messies aus ihrem „Chaos“ herauskommen können. Für mich war das Beste, dass ich Zügeln und vorher Vieles aussortieren musste.
LessMess Norma und Dominik, vielen Dank für das Interview!

*Namen von der Redaktion geändert.

Input vom Sonntag, 2.5.2010, DRS3
Die Sendung kann hier gehört werden, sie dauert ca.50 Minuten.

Das Interview hat Annemarie geführt.




Pressespiegel

Die
Süddeutsche Zeitung Magazin
 
hat am ‎25.11.2010‎ ein Interview mit einer Fotografin veröffentlicht, das gut in unsere heutiges Thema des 'outings' passt...

Zu Hause bei den Messies

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Fara Zetzsche, die den Alltag einer Familie mit "Vermüllungssyndrom" dokumentiert.

von Krisha Kops (Interview)

messiefamilie Es gibt hier eine Bilderstrecke

Name:
Fara Phoebe Zetzsche
Alter: 26
Ausbildung: Fotojournalismus im 7.Semester an der FH Hannover (Information und Design)
Kontakt: fara.zetzsche@googlemail.com

Frau Zetzsche, in Ihrer Bilderstrecke Hoard and Clutter dokumentieren Sie das Leben einer Messie-Familie. Wie waren die Arbeitbedingungen in solch einem Umfeld?

Anfangs war die Familie sehr skeptisch und wollte nicht fotografiert werden. Sie willigte erst ein, nachdem wir uns Zeit füreinander genommen hatten, damit wir uns besser kennen lernen konnten. Von da an war die Familie sehr offen und unkompliziert. Sie hat mich tief in ihr Leben blicken lassen. Das ging soweit, dass ich mich die ganze Zeit frei in ihrem Haus bewegen durfte; nach einer Weile schien es fast so, als hätten sie vergessen, dass ich da oder jemand Fremdes bin. Die Arbeitsbedingungen haben mich wenig irritiert. Mit dieser Geschichte möchte ich auf die Thematik aufmerksam machen und nicht mit dem Finger auf die Familie zeigen.

Wie wird eine Familie zu einer Messie-Familie?

Messies kommen in allen Gesellschaftsschichten vor. Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, woher es bei dieser Familie kommt, da ich kein Psychologe bin. Meist jedoch resultiert das Verhalten aus Verlust- und Existenzängsten.  Das "Vermüllungssyndrom" ist Element einer Zwangsstörung, bei der Menschen es nicht fertig bringen, sich von Gegenständen zu trennen.

Wie gehen die Behörden mit der Situation um?

Ich begleite diese Familie jetzt schon seit einem Jahr, und es ist mir in dieser Zeit sehr oft passiert, dass Menschen vorschnell urteilen. Eine Pressesprecherin des zuständigen Landratsamtes, dem das Jugendamt unterstellt ist, meinte zum Beispiel: "Die sollen erst einmal aufräumen!" Leider fehlt das nötige Verständnis für die Problematik. Erst waren die Behörden zu nachsichtig und haben weggeschaut. Dann waren sie zu streng und haben ihnen das Sorgerecht für drei Kinder entzogen. Dazwischen war nichts.

Wie kamen Sie auf die Idee eine Messie-Familie zu fotografieren?

Schicksal. Es war nicht von vornherein meine Intention, darüber eine Geschichte zu machen, aber das Thema interessiert mich. Es ist mir wichtig, dass marginalisierte Menschengruppen gesehen werden, und dass sich die Öffentlichkeit damit auseinandersetzt, anstatt sie blindlings zu verurteilen.


Anmerkung:

Neben den drei Siegerfotos im 'Unicef-Foto des Jahres' fanden sieben weitere eine ehrenvolle Erwähnung - darunter von Fara Zetsche ein Foto aus der oben beschriebenen Messiefamilie. Der dortige Kommentar zu den Fotos tönt leider schon nicht mehr so wertfrei:

Deutschland: Der Vermüllung zu Hause ausgeliefert
Möbel, Pappkartons, knittrige Klamotten, Kunststofftüten, ungeöffnete Verpackungen, abgegriffene Spielsachen bis unter die Decke aufgetürmt. Sehen Außenstehende auf Situationen wie diese, sagen sie vielleicht „Die müssen einfach mal aufräumen“. Aber das greift manchmal zu kurz und ist wenig hilfreich. Dies ist auch die Einschätzung der deutschen Fotografin Fara Phoebe Zetzsche, nachdem ihr Menschen, die es nicht schaffen ihre Alltagsaufgaben zu organisieren, Einblicke in ihre verwahrloste Lebenssituation zugestanden. Oft sehen die Betroffenen die Irrationalität ihres unkontrollierten Hortens und Vermüllens zwar ein, sind aber nicht in der Lage, den Einsichten entsprechend zu handeln.
Kinder, die in einer solchen planlosen Misere aufwachsen, steht ohne das Eingreifen von Behörden, Medizinern oder Justiz später oftmals ein vergleichbares Leben bevor. Fara Phoebe Zetzsche erhofft sich durch ihre Reportage ein erhöhtes Verständnis, Einfühlungsvermögen, auch Zuwendung und professionelle Hilfe für die Betroffenen. Denn mögen die Kinder auf ihren Bildern auf den ersten Blick auch fröhlich wirken, Schaden an ihrer Seele nehmen sie durch ihre gesellschaftliche Isolation dennoch.



Tipp

Nehmt euch die Warnung von Klaus Klages zu Herzen:
„Es gibt so vieles im Leben, das auf zunehmende* Begeisterung stösst.“
* in Bezug auf Körpergewicht, z.B. zu viele Weihnachtsguetsli, Schokolade, etc.
* in Bezug auf Sachen, z.B. Sammeln von Engeln, Elefanten, Puppen, Büchern, usw. und so fort.

smiley


Adventsgeschichte

Brief an eine Freundin

Liebste Freundin,
Ich erinnere mich noch daran, als wäre es gestern gewesen – damals, vor dem Brockenhaus, als ich eine Autoladung voll Utensilien aus meinem Haushalt fortbrachte. Du sprachst mich spontan an und hast von mir den Kerzenständer erbeten, welchen Du angeblich schon lange gesucht hattest und batest auch um die Dosen für Dein  Weihnachtsgebäck, welches Du backen wolltest. Sehr gerne gab ich Dir die Sachen ab,  denn es bereitete auch mir Befriedigung, Dir Freude machen zu können… und zudem fiel mir dadurch das Weggeben umso leichter. Voll Begeisterung durchwühltest Du die Kiste mit den Souvenirs, Büchern und CDs, welche ich zum Weggeben bereithielt.
Vollgepackt und zufrieden wirkend gingst Du zu Deinem Auto. Ich denke, dass dies ein schöner Augenblick war für uns beide.  Dies war unsere erste  Begegnung.
Tage darauf trafen wir uns wieder im „Brocki“ – und danach verabredeten wir uns in einem Café und es entwickelte sich zwischen uns bald eine herzliche Freundschaft mit vielen Berührungspunkten. Wir teilten Meinungen, Ideen, Vertrautheiten, Freuden und auch Sorgen in interessanten Gesprächen und machten Spaziergänge und Velotouren.
Wir trafen uns nun fast regelmäßig, ab und zu auch bei mir zuhause. Du wurdest für mich ein Teilstück meines Lebenspuzzles – für mich eine bedeutungsvolle interessante Beziehung.
Dass Du mich nie einludst, oder dass ich Dich auch nie zuhause abholen konnte, weil immer irgendetwas dies verhinderte, darüber machte ich mir kaum Gedanken, es ergab sich einfach nicht und deshalb war es verstehbar so.  Ich empfand  mit Dir Freude, wenn Du, in sichtbarer Begeisterung, „Brauchbares“ finden konntest aus meinem Sammelsurium  fürs Brockenhaus.  Du hattest für jedes Ding immer eine kreative Anregung oder eine Sinndeutung parat, was mich enorm faszinierte.
Da Du zu unseren Plauderstündchen oft etwas Süßes oder ein Blümchen mitbrachtest oder mit mir sogar Deinen Apfel teiltest, war es für mich ein Geben und Nehmen ohne Hintersinnen und Zweifeln. Aber dann, letzte Woche ist es dann passiert, liebe Freundin – zu Beginn der Adventszeit - der Türe zu Weihnachten.
Spontan wollte ich bei Dir reinschauen, was sich bisher nie ergeben hatte, um Dir den selbstgebastelten  Adventkalender vorbeizubringen – als kleines Zeichen der Freundschaft – wurde zum regelrechten Desaster.
Alle Fensterläden Deines Hauses waren verschlossen, der Balkon auf der Frontseite war überfüllt mit Säcken, Schachteln vertrockneter Blumen und Kisten  - und vor der Haustüre standen zwei Polizisten und zwei Herren vom Amt. Es war anzunehmen, dass sie schon geraume Zeit dort waren. Weil Du aber  nicht geöffnet hast, drangen sie gewaltsam in Dein Reich ein. Unbeabsichtigt wurde ich Zeugin, liebe Freundin, eines ergreifenden Bildes  -  für mich!
Meine emotionale Bindung zu Dir trieb mich an den Amtspersonen vorbei zu Dir ins Haus, um  Dir zu helfen!  Meine darauffolgende  innere Erschütterung wurde weniger durch das enorme Chaos mit  maßlosen  Ansammlungen und der durchdringenden Geruchsemission ausgelöst, als durch den Anblick Deiner Person, die  in Verzweiflung und Abwehrhaltung zu zerfallen schien. Während unserer monatelangen Beziehungsphase hätte ich mir diese heutige Realität nie und nimmer vorstellen können – ein wahrer Alptraum.
In völliger Betroffenheit wollte ich auf Dich zugehen, Dich umarmen und Dir meine Hilfe anbieten, aber Du wehrtest mich dezidiert ab, schriest:“ Geh, geh, verlasse sofort mein Haus, ich will Dich nicht mehr sehen … nie mehr, Du bist gestorben für mich!“ Ein Polizist drängte mich nach draußen und drückte mir seine Visitenkarte in die Hand „für den Fall, dass Sie Fragen hätten oder Hilfe benötigen“, sagte er. Ich weinte und schlich mich erschüttert davon.
So sitze ich nun da und schreibe Dir den Brief, da Kontaktaufnahmen missglückten. Ich bin selbst verzweifelt und fühle mich zudem erdrückend schuldig, weil auch ich Dich zum Sammeln verführte! Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll oder welche Handlung die richtige wäre.
Und nun kommt die Weihnachtszeit, liebe Freundin, das Fest der Liebe und des Friedens und ich hoffe mir nichts sehnlicher, als dass Du wagst mich aufzusuchen um unsere Freundschaft weiterleben zu lassen – ich gebe Dir meine Hand! Dies ist mein größter Weihnachtswunsch.
Eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit wünscht Dir

eine Freundin.

 


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LessMess INFO 3/2010
Nr. 3/10 - 9. September

 

Aktuelles Agenda, Kurse für Selbsthilfegruppen
Pressespiegel

Aeschbachers Sommerjob und ein Messie-Blog aus Deutschland

Interview

Mit Sandra Rusch über Humor

Buchbesprechung

„Das Leben einsammeln – Olga A., die Geschichte einer Messie – Die Abgründe einer Seele“ von Herrad Schenk

Rätsel Auflösung

Liebe Messies und Nicht-Messies

Fleissige Mitarbeiter halfen dieses LessMess-Info mit interessanten Berichten und Artikeln zu gestalten: Thomas kommentiert die Sendung „Aeschbachers Sommerjob“, in der Kurt Aeschbacher einer Frau beim Ausräumen der Wohnung einer verstorbenen Messie hilft. Johannes hat ein spannendes Buch gelesen und seine Eindrücke für euch nieder geschrieben. Das Interview mit Sandra Rusch über Humor soll zeigen, dass wir alle Stress, Schwierigkeiten, Peinlichkeiten und Schwächen mit Humor besser überwinden können. Das Echo auf die Rätsel, die Thomas jeweils gesucht und umschrieben hat, wurde immer kleiner und zuletzt beantwortete gar niemand mehr die Frage. Deshalb wird es kein Rätsel mehr geben. In diesem Info nur noch die Auflösung des letzten Rätsels. LessMess wünscht allen Lesern und Leserinnen einige spannende und vergnügliche Stunden mit dem neuesten LessMess-Info.
Eine wichtige Vorinformation: Der Vorstand von LessMess hat beschlossen die Mitgliederversammlung 2011 am gleichen Tag und Ort wie das Sommerfest (welches aus organisatorischen Gründen eh zum "Maifest" mutiert...) durchzuführen: am Samstag, 28. Mai 2011. Näheres folgt.


LessMess



Aktuelles

Rückblick auf das Sommerfest


Am 10. Juli 2010 trafen sich rund zwanzig Gäste und zehn Helfer zum schon traditionellen Sommerfest. Das hochsommerliche Wetter versprach ein lauschiges Fest im Garten des Kirchgemeindehauses Wallisellen unter schattenspendenden Bäumen. Beim Apéro begrüsste Thomas die Gäste, die von nah und fern gekommen sind, herzlich. Dann tischte „unser“ Chefkoch Röbi die köstlichen Grilladen auf, die alle zusammen an den ansprechend geschmückten Tischen genossen. Gerade als sich Elmira und Johannes anschickten, über ihre Erfahrungen bei der Presse und bei Informationsveranstaltungen über Messies zu berichten, zogen dunkle Wolken auf, Windböen bliesen Servietten über den Rasen und bevor der Regen niederprasselte, halfen alle zusammen alles abzuräumen und die Tische und Stühle ins Haus zu tragen. Als Dankeschön für die spontane Aufräumhilfe wurde allen eine Runde Holunderblütensirup spendiert. Im Trockenen erzählten dann Johannes und Elmira von ihren Erfahrungen, bei denen sie auf viel Interesse und auch Wohlwollen trafen. Es entwickelte sich eine angeregte Diskussion im Saal, die schliesslich durch das Dessertbuffet beendet wurde. Mit einem herzlichen Applaus an die Organisatoren Claudia und Röbi für das gelungene Sommerfest bedankten sich alle Gäste!

 


4. Österreichische Messie Tagung an der Sigmund Freud PrivatUniversität

Vierte Deutschsprachige Messie Tagung -
"Veränderungen – was muss sich ändern und was muss bleiben, wie es ist?"
Datum: Samstag, 13.11.2010, 9 - 17 Uhr
Mehr Infos: SFU, PDF-dokument

Kurs für Selbsthilfegruppen der Stiftung KOSCH:


„Umgang mit herausfordernden Situationen in der Gruppe“ am 3. November 2010 in Bern. Auskunft und Anmeldung: Stiftung KOSCH, Geschäftsstelle, Laufenstrasse 12, 4053 Basel, Tel. 061 – 333 86 01, E-Mail: gs@kosch.ch


Selbsthilfegruppen für Angehörige von Messies:

Das angekündigte Flugblatt für die Angehörigengruppe in Basel ist jetzt fertig:

logo selbsthilfe basel

Selbsthilfegruppe für Angehörige von Messies

Wir Angehörige sind gefordert im Zusammenleben, da Messies keine Ordnung halten und nichts wegwerfen können.
In unserer Gruppe geht es darum, unsere Erfahrungen mit Ohnmacht, Wut, Erschöpfung oder Verunsicherung auszutauschen. Was können wir uns selbst zumuten, und wo sind unsere Grenzen? Wir möchten uns gegenseitig stärken.
Sind Sie Partner oder Geschwister von Messies? Haben Sie Töchter oder Söhne, die Messies sind? Wenn Sie sich angesprochen fühlen, melden Sie sich unter:

Zentrum Selbsthilfe
Feldbergstr. 55
4057 Basel
Tel: 061 689 90 90

mail@zentrumselbsthilfe.ch

 

Korrigenda: Die im letzten LM-Info erwähnte Angehörigengruppe in der Klinik Herisau (Region St.Gallen) ist nicht spezifisch für Messiebetroffene, sondern im Rahmen psychisch kranker Menschen





„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“?

Interview mit Sandra Rusch

LessMess Herzliche Gratulation zu deinem erfolgreichen Abschluss des Psychologie-Studiums im März. Welche Schwerpunkte und Vertiefungen hast du bei deinem Studium gewählt?
Sandra Den Schwerpunkt legte ich auf „positive Psychologie und Humor“ mit der Vertiefung in Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik bei Prof. Dr. Ruch. Die „positive Psychologie“ ist ein sehr junges Gebiet der Psychologie, die selber auch eine junge Wissenschaft ist verglichen z.B. mit Philosophie. Die Wurzeln der positiven Psychologie liegen in Amerika. Seligman war der Vorreiter. Zusammen mit Petersen und Park begründete er das Gebiet der positiven Psychologie. Sie kreierten den Grundsatz: “Fix what is wrong, but build what is strong”, d.h. Repariere, korrigiere, was falsch ist, aber stärke die persönlichen Ressourcen, fördere die Charakterstärken, stärke deine Stärken! In einigen Studien unter anderem auch an einer Studie der Universität Zürich von Prof. Dr. Ruch konnte gezeigt werden, dass verschiedene Charakterstärken zur Erhöhung der Lebenszufriedenheit beitragen. Da zu gehört neben Neugier und Dankbarkeit auch der Humor.
Paul McGhee ein bekannter Humorforscher hat in Amerika ein 8-stufiges Humortraining entwickelt. Dies wurde von Heidi Stolz und mir für unsere Lizentiatsarbeit „Ist Humor lernbar?“ auf den deutschen Sprachraum adaptiert und in Form eines Trainings an der Universität Zürich am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Ruch angeboten. Das Ziel ist, Humor zu fördern, denn Humor kann trainiert werden. Humor fördert die Heiterkeit und die schlechte Laune geht zurück. Der Ernst im Leben ging zwar auch zurück. Aber Ernst und Heiterkeit sind keine Gegensätze, denn wir können mit Ernsthaftigkeit arbeiten, aber dabei auch Humor einbringen. Bei Arbeiten, die man nicht gerne macht, kann eine Pause mit humorvollen Gedanken oder mit humorvollen Merksätzen hilfreich sein, um die Arbeit fertig zu stellen.
LessMess Welche Personen machen ein Humortraining und wie ist der Inhalt der acht Stufen?
Sandra

In einem Humortraining treffen sich ganz verschiedene Leuten aus verschiedensten Berufen und auch Pensionierte. Wir führen auch Kurse für bestimmte Berufsgruppen durch, z.B. Lehrer, Bankangestellte, Verwaltungsangestellte und Krankenschwestern. Bei diesen speziellen Gruppen berücksichtigen wir das Arbeitsumfeld.

Stufe 1 Arten von Humor: Die Kursteilnehmer (TN) lernen verschiedenste Arten von Humor kennen und sollen herausfinden, welche Art von Humor sie mögen und was ihnen daran gut tut.
Stufe 2 Spielen: Die TN lernen Spiele kennen. Zunächst sind einige TN skeptisch und zurückhaltend. Aber beim Spielen ist man im „Hier und Jetzt“ und vergisst für einige Zeit seine Probleme, man vertieft sich in eine andere Situation, findet spielerisch eine Lösung, findet aus einer anderen Perspektive wieder zu sich selber zurück.
Stufe 3 Öfters lachen, den Optimismus bewahren und öfters Witze erzählen. Den TN wird ein Einblick in die Welt des Lachens und seinen positiven Auswirkungen gegeben.
Stufe 4 Verbaler Humor. TN erforschen, wie sie die Sprache humorvoll brauchen können. Wortspielereien in allen Variationen werden geübt.
Stufe 5 Humor im Alltag finden. TN beobachten alltägliche Begebenheiten, peinliche Situationen und schauen sie aus einer anderen humorvollen Perspektive nochmals an, setzen sich z.B. auf den Boden oder stehen auf oder versuchen sich, in eine andere Person zu versetzen.
Stufe 6 Über sich selber lachen können. Wie gehen TN mit peinlichen Situationen um? Vielleicht hat ja gar niemand etwas Peinliches bemerkt! Oder man lernt eine Schwäche zu akzeptieren, wenn man sie nicht ändern kann. Oder man kann mit einer vertrauten Person darüber sprechen, die vielleicht das Problem auch kennt!
Stufe 7 Humor im Stress finden. Dies ist die schwierigste Stufe. TN spielen eine Theaterszene für eine schlechte und für eine gute Problemlösung. Aber es gibt kein Allheilmittel, kein sicheres Rezept! Das Üben in einer stressfreien Situation kann helfen, Distanz in einer stressigen, peinlichen Situation zu finden.
Stufe 8 Zusammenfügen aller Stufen. Was hilft mir als TN am besten?
Damit sagen wir auch, dass nicht jede Art von Humor jedermann zusagt und dass nicht alle Stufen gleich intensiv studiert werden müssen.

Der logische Aufbau der Stufen zeigt, dass man nicht einige Stufen herauspicken kann. Der Kurs verlangt sehr viel Mitdenken, Engagement und Selbstreflexion. Dafür gibt es sehr viel Material, das für eine Beschäftigung mit den persönlichen Humorressourcen weitere Hinweise liefern. Eigeninitiative ist sehr wichtig, denn der Kurs allein kann nicht als Allheilmittel für jede Lebenslage angesehen werden.

Wir (Heidi Stolz und Sandra Rusch) bieten den Kurs während 8 wochen einmal wöchentlich zu zwei Stunden an. Eine Evaluation hat aber gezeigt, dass grössere zeitliche Abstände für die Auseinandersetzung mit dem Thema erwünscht sind. Stärken suchen und Selbstreflexion sind nicht immer lustig, sondern anstrengend. Die TN müssen selbst herausfinden, ob es für sie stimmt und es ihnen etwas bringt. Sie müssen Lösungsmöglichkeiten selbst ausprobieren.

Wir bieten Informationsabende an und führen ganztägige Workshops durch für diejenigen Interessierten, die wissen wollen, worin der Inhalt des Humortrainings besteht. Für bestimmte TN-Gruppen passen wir den Kurs auf Wunsch an.

LessMess Kannst du das Humortraining auch Messies empfehlen?
Sandra Ja sicher, auch Messies können ein Humortraining machen. Ein Kursteilnehmer bezeichnete sich als Sammler und er wollte mit dem Training Distanz zu seiner Problematik gewinnen.
Da das Messie-Phänomen vielschichtig und oft ein Symptom für verschiedene psychische Probleme ist, kann das Humortraining sicher kein Ersatz für eine Therapie sein. Humor kann aber eine Stütze fürs Leben sein.
LessMess Was empfiehlst du bei der Betreuung von Messies?
Sandra Bei längerfristigen Einsätzen bei Messies müssen sich beide Seiten zuerst kennen lernen. Dabei spüre ich, wie sie mit gewissen Situationen umgehen, welche Art von Humor sie haben, denn es gibt natürlich auch humorvolle Messies! Wenn die Beziehung stimmt, kann aus der Situation heraus eine Entscheidung, etwas wegzuwerfen, mit Humor gefällt werden. Aber es gibt Kunden und Kundinnen, bei denen funktioniert Humor nicht und man muss andere Gründe für Entscheidungen finden. Wichtig ist, dass beide authentisch bleiben, sonst stimmt es für den Kunden/die Kundin und/oder für mich nicht. Allgemein ist zu beachten, dass Humor missverstanden werden könnte, es darf kein Auslachen sein.
LessMess „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“. Was sagst du dazu?
Sandra

Dies ist eine alte Volksweisheit und hat sicher Wahres an sich.
Humor und Lachen liegen nach beieinander. Beim Lachen heben wir die Mundwinkel, was im Hirn die Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormonen) auslöst, die uns erwiesenermassen besser fühlen lassen. Beim Lachen sind viele Gesichtsmuskeln aktiv, dies führt zu einer Entspannung nach dem Lachen.
Es soll ein wohlwollendes Lachen, kein Lachen über sich selber als Person sein, sondern über die Situation. Dabei kontrolliert man, wie man sich fühlt.

Bei zu grosser Ernsthaftigkeit ist man angespannt und zu stark fokussiert. Mit Humor kann man manchmal einen Gedankenstopp einbauen, in dem man z.B. in einem Witzbuch blättert oder im Internet Witzseiten anschaut oder sich etwas Lustiges anhört. Es ist nicht nötig, dass man schallend lacht, aber ein Wechsel der Perspektive führt oft zu einem weiteren Lösungsschritt.

Für Messies ist es wichtig, dass sie beim Aufräumen oder bei einer Räumung den Humor nicht verlieren. Im Alltag kann eine humorvolle Struktur, spielerisches Aufräumen entspannend wirken.

Die Arbeit mit Messies führt manchmal zu schwierigen oder nicht befriedigenden Situationen. Dann suche ich für mich eine humorvolle Erklärung oder baue zur Entspannung eine Humoroase ein, indem ich ein lustiges Buch lese. Dabei finde ich Distanz und neue Energie.

Ich finde bei Messies oft sehr viel Humor, was viel Spass macht. Er lässt Stärken entdecken und Energie regenerieren.

LessMess Sandra, ich danke dir vielmals für das interessante Gespräch.
Das Interview hat Annemarie geführt.




Pressespiegel

TV-Programm 24. Juli 2010

Aeschbachers Sommerjob - (3) mit Wohnungsräumerin Erika Lörtscher

"Lifere statt lafere"

 

PFUI AESCHBACHER

Aeschbachers Auftritt in seinem Sommerjob als Aufräumhelfer darf hier nicht unkommentiert bleiben.
Einmal mehr vermittelt eine Fernsehsendung in einem doch recht populären Gefäss mit einem doch recht populären Moderator ein völlig verfehltes Bild von Messies.
Da entsetzt sich der gepflegte Moderator Kurt Aeschbacher über den hinterlassenen Schmutz und die deutlichen Zeichen von Vernachlässigung einer alten, in ihrer Wohnung verstorbenen Dame, deren Nachlass notariell entsorgt werden muss. Die 73-jährige Entrümplerin Erika Lörtscher zeigt sich da wesentlich abgebrühter und erzählt bereits zum Morgenkaffee einleitende Schauergeschichten über bei ähnlichen Aufträgen aufgefundene Leichenteile...
Aeschbis Job besteht darin, mit mehr oder weniger Erfolg fröhlich Möbel zu zerdeppern ("das macht irgendwie noch Spass...") und Gläser zu verschlagen - man glaubt sich in einem billigen Remake von Haemmerlis persönlicher Familienabrechnung (7 Mulden und eine Leiche).
Bald mal ekelt sich Aeschbacher und gerät schier an den Anschlag ab schmutziger Bettwäsche, überstellter Küche und unbenutzter Dusche - vielleicht wäre mal ein Sightseeing in einer Favela angesagt (na ja, ein Slum im benachbarten Lyon oder die Banlieue von Paris reichen wohl schon).

Aeschbi: "Es ist einfach irgendwie erschreckend, wie so etwas verkommen kann und ein Mensch da drin lebt".
Loertscher: "Aber das ist kein Einzelfall, es gibt Tausende von solchen".
Der soziale Hintergrund wird hier keine Sekunde hinterfragt - natürlich beurteilt man eine solches Desaster als rein selbstverschuldet. Diese kurzsichtige Ansicht wird bestätigt durch Aeschbis Schlusssatz: "...wenn man so etwas hinterlässt, dann ist das für niemanden eine Freude". Wen wundert's, dass bei derart diskriminierenden und verurteilenden Worten manche Messies sich restlos schämen und es nicht wagen, rechtzeitig Hilfe zu suchen.
Auch über die komplexe Messieproblematik wird kein einziges Wort verloren.
Die spärlichen Hintergrundinformationen muss man der geschriebenen Presse entnehmen, wie etwa einer Vorschau zur Sendung in der Schweizerfamilie. Da wird der Verstorbenen zumindest eine gebildete Belesenheit zugebilligt und im Film zeugt der kurze Einblick in Dokumentenmappen von feinfühligem Interesse an Familie, Vergangenheit und Reisen - alles peinlichst geordnet! Im Pressebericht erfährt man auch, dass die verstorbene über 95 Jahre alt war und noch alleine wohnte. Als aber Aeschbi ein Buch über Selbstheilung findet kann er auf eine geschmacklose Bemerkung ("..hat auch nichts mehr genützt..") nicht verzichten.

Im übrigen ist die Sendung quasi eine Wiederholung des Auftrittes von Frau Lörtscher in der Sendung "Aeschbacher" vom 24. September 09 (ca. ab minute 30:25)- gleiche Fragen, gleiche Antworten, gleiche "Pointen" - ach ist das peinlich & billig!

Wie hätte sich der Report wohl angesehen, wenn man die Wohnung einer gutbürgerlichen Nicht-Messie entsorgt hätte? Hätte man da auch mit dem Fäustel (der wird in der Presse natürlich gleich zum Vorschlaghammer hochstylisiert...) die sauber geputzten Pfister-Möbel zerdeppert, das Rösslerporzellan zerschlagen, die dann vermutlich ungelesenen Bücher zum Altpapier geworfen und all die gefundenen Fotoalben, Muranokugeln und LaCoste-Leibchen in die Mulde geschmissen? Eine solche Sendung wäre vermutlich wohl bald als Skandal kommentiert worden - wenn man es aber bei einem Messie macht, dann darf geklatscht werden. Aber eben: Menschen in "geordneten Verhältnissen" vereinsamen kaum, sie müssen sich ja nicht schämen, werden nicht öffentlich angeprangert und verhöhnt (wie eben in genau dieser kritisierten Sendung hier). "Geordnete" Menschen sind sozial ja kaum isoliert und haben dann meist Erben oder Bekannte, die sich um den Nachlass kümmern.

Erika Lörtscher: "... vielleicht habe ich das Problem, dass ich einfach Ordnung machen will überall.. "
Ja aber Hallo - alles wegschmeissen, dem sagt man dann Ordnung?? Aus den Augen - aus dem Sinn, dann stimmt die Welt wieder! Mein Gott, soll Sie doch mal das ganze Universum wegschmeissen mit seinem immensen Chaos in vermutlich wohl über 10hoch50 Grössenordnungen und allem subatomaren und intergalaktischen Müll! Das ist ja genau das Problem der Messies: Sie scheitern permanent am Ordnung machen, weil es Ihnen wirklich um wirkliche Ordnung geht ! - und Ordnung ist etwas so vieldimensionales, komplexes und anspruchvolles, dass man bei angestrebter Perfektion ständig daran scheitert - und dies umso mehr, je erfahrener, gebildeter und strukturierter man ist. Denkt man all diese Gedanken konsequent zu Ende, so kommt man zum Schluss, dass eigentlich nur das Chaos die einzig perfekte Ordnungsstruktur sein kann - und man befindet sich wieder am Ursprung der Dinge. Aber ich schweife ab - um solche Dimensionen ging es im Report ja nun ganz offensichtlich überhaupt nicht.

Und auch noch: Messies sind eigentlich ständig bedacht auf den sorgsamen Umgang mit Ressourcen - Recycling, Sparsamkeit und Achtsamkeit werden seit jeher stets ganz gross geschrieben. Mit Fantasie und eigenen Ideen sehen Messies in fast allen Gegenständen weitere nützliche Verwendungen. Aber eben: alles weg und alles neu ist angesagt - die ganze Energie- und Ressourcenveschleuderung geschieht ja schön versteckt und weit weg bei Tagelöhner in China oder Kinder in Pakistan, im Regenwald von Brasilien oder am schönen Strand im Golf von Mexiko.

Und überhaupt: man mache mal eine ganz einfache Milchbüchleinrechnung:
Die Familie Sauber&Ordentlich hat eine schöne Wohnung und wirft alles in ihren Augen Unbrauchbare fortlaufend weg - wohlverstanden, ich rede jetzt nur von "Unbrauchbarem", nicht von täglich anfallendem, verderblichem Hausmüll. Ich bin bescheiden und sage mal, dieser Anteil beträgt 20 Liter pro Woche = ca. 1000 Liter pro Jahr. Das entspricht dann etwa jährlich einem Kubikmeter - einem Würfel von einem Meter Kantenlänge - das kann man sich doch gut vorstellen und ist über ein Jahr gerechnet wohl auch kaum übertrieben, oder? In 'unbrauchbar' inbegriffen sind etwa alle veralteten Zeitungen und Bücher, alles technische, sogenannt 'veraltete' Material, alle nicht mehr modischen Kleider, Schuhe und Einrichtungsgegenstände, Möbel, Pfannen, Besen, Leitern, usf. usf. sowie Verpackungsmaterial, Einkaufstaschen, Transportkisten und ähnliches.
Die alleinstehende Person Messie hingegen entsorgt aber das sogenannt "Unbrauchbare" nicht sogleich, sondern hortet es, weil sie an Wiederverwendung denkt oder vielleicht später mal aus dem Material noch etwas machen zu können (in Deutschland heisst 'Abfall' ja 'Wertstoff'). Folglich wird der Wohn- und Stauraum jährlich zusätzlich mit einem Kubikmeter Material belastet. Nehmen wir mal gnädig an, die Frau im Report habe erst nach ihrer Pensionierung mit der Hortung von Material begonnen. Dann hätte sie - rein rechnerisch und ohne jeglichen Anflug von Messietum - quasi 'Anrecht' auf über 30 Kubikmeter unentsorgtes Material. Das entspricht einem Volumen von etwa 5 Mulden (die im Report gezeigte Mulde hat ein Fassungsvermögen von 6 Kubikmeter) - so what ?? Wir haben einem Report zugeschaut über die zeitliche Versetzung von Erledigungen - statt kontinuierlich dann halt en bloc. Wer fühlt sich jetzt betroffen, belastet, betrogen? Doch wohl kaum ein routinierter Moderator, der in seinem blog zur Sendung einen einzigen Kommentar persönlich beantwortet: die völlig zusammenhanglose Frage über den Ausstrahlungstermin einer angekündigten Sendung...

Fazit:
Aeschbacher hat einen ganz schlechten Job geliefert: mit einer achtlosen Billigstproduktion (die wacklige Kamera, der miese Ton, die peinliche genre-Musik und der 0815-Schnitt sind haarsträubend) hat er gängige Vorurteile abgesegnet, weiter zementiert und richtig reisserisch à la RTL & Co nach möglichst widerlichen Sensationen gesucht um dann seinen sauberen Moralfinger schwenken zu können. Und wie verletzt müssen sich wohl erst Messies fühlen, wenn sie daran denken, dass mit ihrem sorgsam gesammelten Material einst auch so verfahren wird?
Kurz gerührt ist Aeschbi dennoch: "..wahnsinnig, irgendwie ein Leben, das da so in diesen Ablagemäppchen liegt und alles ist nichts mehr wert...". Drum schnell fort damit und ja nichts anschauen oder gar lesen - der einzig wirkliche Wert ist ja vermutlich das Honorar, das man dann für diesen jämmerlichen Schnellschuss einstreichen kann.

Zum Glück gibt es aber auch noch behutsame Aufräumer(innen), die geschult sind und mit Verständnis hilfesuchende Messies unterstützen und Ihnen zu mehr Lebensqualität verhelfen können. Denn so einfach wie Frau Lörtscher das sieht, ist es kaum: auf die Feststellung von Aeschbacher, dass in der Wohnung ja kein einziger Stuhl frei ist, meint sie: "..die Frau wollte wohl auch nicht sitzen..". Hungernde Kinder wollen wohl auch nichts essen - gell Frau Lörtscher!
Im Vergleich zu dem gesammelten Gedanken- und Empfindungsmüll, der in dieser Sendung zum Ausdruck kommt, ist das gezeigte Messie-material direkt sauber, geordnet und wohltuend!

Thomas


Zum Stöbern:

Susi hat einen Messie-Blog aufgespürt, der sich kurz "Bund Deutscher Messies" nennt und auch so daher kommt mit Beiträgen über das Messiephänomen aus allen Sparten & Zeiten...
Eine Fundgrube, wenn mans findet... (Den Blog gibt's seit Juni 10)




Tipp

Entsorgt eure leeren Flaschen im Glascontainer und hört mit befriedigendem Gefühl dem Klang der zerspringenden Gläser innerlich jubilierend zu, wie es Hansjürgen Bulkowski in seinem Buch „Liebe zur Sache“ (Die Dinge, mit denen wir leben) beschrieben hat.

smiley



BUCHBESPRECHUNG

„Das Leben einsammeln – Olga A., die Geschichte einer Messie“,
Die  Abgründe einer Seele von Herrad Schenk


Olga – die Romanfigur, hinter der zwei reale Messieschicksale stehen – haust (von wohnen kann keine Rede sein) mit steigender Zahl an Katzen und zunehmender Einsamkeit in einem Mehrfamilienhaus in einem eher unwirtlichen Quartier einer Grossstadt. Auf 175 Seiten nehmen wir Anteil am Abwehren neugieriger Blicke böser Nachbarn, an verzweifelten Räumungs- und Reinigungsaktionen vor dem Besuch des Sanitär-Installateurs, an der hoffnungslosen Budgetplanung für den Rest des Monats, am vergeblichen Ringen, den Termin im Sozialamt pflichtbewusst (oder notgedrungen) einzuhalten, vor allem aber an den Beziehungen zu ihren Angehörigen, welche sie fast ausschliesslich in ihren Gedanken pflegt.
Doch ich muss gleich korrigieren: Der Ausdruck „nehmen wir Anteil“ ist stark untertrieben. Die süddeutsche Autorin Herrad Schenk begleitet Olga nicht wie eine analysierende Beobachterin, sondern spürt ihr bis in den kleinsten, zögernden Handgriff und die Gedanken, welche sich darum herum spinnen nach. Anfänglich können Leser dem Text vielleicht noch in der üblichen Distanz folgen, doch je länger je mehr fühlt man sich förmlich in die Hirnwindungen der Protagonistin hineingezogen und lebt, nein, leidet, bangt mit. Das dürfte vorab für Messies zutreffen, doch kein Buch, wie wir es bis anhin an dieser Stelle besprochen haben, schafft es wie dieses auch Nicht-Messies, den Gedankengängen, Hoffnungen, Phantasien, Illusionen so hautnah zu folgen. Bis zur letzten Seite gibt es kein Entrinnen aus diesem Knäuel an Gefühlen von Angst, Panik, Minderwertigkeit, diffusem Groll, Hoffnung, Scham.
Nun, die Autorin macht es den Lesenden nicht immer einfach (genau so wenig wie es Messies haben, einem gefassten Vorsatz konsequent zu folgen): Wir erleben alle Gedankensprünge 1:1 mit, tauchen mit ein in die Erinnerungen an eine schwierige Kindheit, die überforderne Pflege ihrer Mutter im Spital, in den Kriegshorror ihrer Grosseltern, ihre Träume, Wunschvorstellungen. Wir sammeln mit ihr als Rückblende in ihre Kindheit Steine, welche sie nun sorgsam hütet, weil sie damit einen Halt im Leben findet, den ihr sonst niemand geben kann. Wir leiden mit an der Einsamkeit, wenn sie die Besuche ihres Sohnes und dessen Familie bei ihr zu Hause abwehren muss. Noch unerträglicher ist die ganze Szene um die Beerdigung eines ihrer Ex-Ehemänner und der Vater ihrer Kinder, Uwe. Wir machen alle Manöver mit, welche Olga ersinnt, um ja dies und das zu erreichen oder vor allem zu vermeiden.

Ein spannenderes Messie-Buch als dieses hat wohl noch niemand geschrieben. Dramaturgisch spannend aufgebaut wie ein Krimi. Zwar kommt kein Verbrechen vor, die Verheimlichung eines kleinen Vermögens vor dem Sozialamt unter dem Bett ist allenfalls eine nachvollziehbare Sünde. Aber in einer Hinsicht gibt es eine Parallele zum Kriminalroman: Während dieser in die Abgründe einer verirrten Seele leuchtet, leuchtet Herrad Schenks Buch in die Abgründe einer Messie-Seele – und schont uns dabei nicht. Und wenn ausnahmsweise einmal ein guter Hauch diese Seele anrührt, ist es nicht ein Erfolgserlebnis, sondern die Genugtuung, dass der Herr Polizist – ja, zum gewaltsamen Eindringen der Behörden ist es inzwischen gekommen – ohne es zu merken mit einem seiner gänzend geputzten Schuhe in der Katzenscheisse steht.
Den Schluss der Geschichte preiszugeben wäre wie den Mörder im Krimi zu verraten. Nur so viel: Ein Happy-End hat sie nicht.

Johannes von Arx, im August 2010

Buchtitel Umschlagsbild
  • ISBN-10: 3-407-85885-X
  • Veröffentlichungsdatum: Februar 2009
  • Verlag: Beltz
  • Einband: gebunden
  • Sprache: Deutsch
  • Seiten: 176
  • Gewicht: 346 g
  • Preis: Chf 27.50


 





Rätsel  Fragezeichen  

Auflösung des Sommerfest-Kreuzworträtsels:

Das Lösungswort lautet: "SAMMELFIEBER"

Wir haben über ein dutzend richtige Lösungen erhalten - merci!

Die Gewinner sind:

1. Preis
Rückvergütung des Festbeitrages: Anne-Regula
leider ist Sie nicht zum Fest erschienen. Sie hat nächstes Jahr freien Eintritt.
2. Preis
Ein Messie-buch Dagmar -
sie konnte das Buch persönlich in Empfang nehmen
3. Preis
1 Stunde Aufräumhilfe / homeManagement: Bea
sie wird sich bei homeManagement melden.

Wir gratulieren herzlich!
Wer eine detaillierte Lösung sucht schaut hier.

Das war - wie angekündigt - vorderhand das letzte Rätsel...



LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97 Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00


Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an: PC 85-555 738-2, LessMess, Zürich

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.



Aktueller Hinweis

«Aeschbachers Sommerjob» – Wohnungsräumerin
Donnerstag, 22. Juli 2010, 22.20 Uhr, SF 1
«Lifere statt Lafere» heisst es für Kurt Aeschbacher bei einer ganz besonderen Lehrmeisterin: Der Fernsehmoderator hilft kommenden Donnerstag der Wohnungsräumerin Erika Lörtscher, eine Messiewohnung zu entrümpeln. 

 



Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 2/2010
Nr. 2/10 - 12. Juni
Aktuelles Agenda, Selbsthilfegruppen - auch für Angehörige !
Pressespiegel DRS3 (Input), SFDRS (Rundschau), gedrucktes...
Interview Herr Prof. Dr. A. Wettstein, Stadtarzt der Stadt Zürich
Buchbesprechung

„Raus aus dem Chaos: Das Messie-Syndrom überwinden“ von Fugen Neziroglu, Jerome Bubrick und Jose A. Yayuara-Tobias. Ein Ratgeber zur Überwindung des zwanghaften Hortens. Deutsche Übersetzung.

Rätsel Auflösung / neues Rätsel

Liebe Messies und Nicht-Messies,

Bei den Kursen herrscht schon „Sommerpause“, denn die nächste Tagung der Stiftung KOSCH findet erst am 3. November 2010 statt: Näheres folgt im nächsten LessMess Info. Ein Höhepunkt im Vereinsjahr ist sicher das Sommerfest am Samstag, 10 Juli 2010 in Wallisellen. Die Einladung dazu haben Sie schon erhalten. Es erwartet Sie wiederum ein reichhaltiges Grillbuffett mit Salaten und Dessert von „unserem“ Chefkoch Röbi und seinem Team – und Freunde und Bekannte zum Plaudern. Es lohnt sich also, das Datum zu reservieren und sich rechtzeitig anzumelden.
Das Neueste aus den Medien über das Thema Messie stellt Thomas zusammen. Johannes hat für Sie (und sich) ein Fachbuch zur Überwindung des zwanghaften Hortens gelesen und kommentiert es.
Elmira hat in St. Gallen eine neue Selbsthilfegruppe für Messies aufgebaut. Die regelmässigen Treffen werden gut besucht und es wird angeregt diskutiert.
Bei uns gibt es also noch keine Sommerpause, sondern einiges zu lesen, zu diskutieren und zu festen!

LessMess


Aktuelles

NICHT VERGESSEN:
10. Juli 2010 Messie-Sommerfest in Wallisellen

Mehr infos hier (oder doch sogleich online anmelden)

Selbsthilfegruppen für Messies:
Bei den Selbsthilfegruppen in Zürich und St. Gallen tut sich was - näheres folgt in Kürze auf unserer homepage.

Selbsthilfegruppen für Angehörige von Messies:
Das Selbsthilfezentrum 'Offene Tür Zürich' (OTZ) informiert, dass neu eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Messies im Aufbau ist. Dazu gibt es hier einen Flyer mit mehr Infos.

Quasi zeitgleich erreicht uns folgende Meldung aus Basel (Zentrum Selbsthilfe):
'Wir beabsichtigen eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Messies im Raum Basel zu gründen. Den Flyer werden wir Ihnen Mitte Juli gerne zukommen lassen (ist noch am Entstehen).'

Auch in Herisau haben Angehörige von Messies eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Bitte informiert euch doch direkt bei den betreffenden, regionalen Selbsthilfezentren.
Die Liste bei KOSCH sollte alleweil aktuell sein (man findet sie auch hier) und wir geben uns stets Mühe, unsere eigene Kopie davon à jour zu halten...

Nähere Auskünfte können selbstverständlich auch stets bei LessMess angefordert werden:
- am liebsten per mail an info@lessmess.ch
- oder per Post an:
LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen a.A.
- oder per FAX an 044 764 28 50

Vorschau: „Umgang mit herausfordernden Situationen in der Gruppe“,
am 3. November 2010 in Bern.
"Nicht immer läuft alles harmonisch und reibungslos ab in Selbsthilfegruppen. Unterschiedliche Wünsche und Erwartungen der Gruppenmitglieder prägen das Gruppenleben, und es ist nicht in jedem Fall möglich, all dem gerecht zu werden. Wie kann die Gruppe ein lebendiges Miteinander positiv beeinflussen? Der Kurs unterstützt die TeilnehmerInnen darin, neue Wege zu finden für eine offene, respektvolle und klare Kommunikation und Kooperation in der Gruppe."
Leitung: Klaus Vogelsänger, Co-Leiter Selbsthilfezentren Kanton Bern

Auskunft und Anmeldung: Stiftung KOSCH, Geschäftstelle, Laufenstrasse 12, 4053 Basel, Tel. 061- 333 86 01, gs@kosch.ch.


Interview mit Herr Prof. Dr. Wettstein, Stadtarzt der Stadt Zürich

Herr Prof. Dr. Wettstein ist auch Professor für Geriatrische Neurologie an der Universität Zürich und einer der Leiter des Zentrums für Gerontologie.
Das Thema Messie-Haushalte ist ein wichtiger Teil der Ausbildung von Studenten. Dafür sammelt Herr Wettstein Berichte, um das ganze Spektrum der Problematik aufzuzeigen.

LessMess
Welches sind Ihre Aufgaben als Stadtarzt?
Herr Wettstein Ich bin verantwortlich für die ärztliche Versorgung in 3 Bereichen, die für die Privatärzte nicht interessant sind: die ärztliche Versorgung in Pflegeheimen und in Drogeneinrichtungen und für die psychiatrisch-psychologische Versorgung von Sozialhilfeempfängern.
Als Amtsarzt der Stadt Zürich bin ich Ansprechperson für die Polizei, die Sanität und die Vormundschaftsbehörde. Ich erhalte Meldungen über Leute, die medizinische Probleme haben und nicht ins reguläre System passen. Bei 120 – 130 Hausbesuchen pro Jahr kläre ich ab, welche Probleme zu lösen sind. Die meisten Probleme lassen sich glücklicherweise regeln.
Ein Problem sind verwahrloste Häuser und Wohnungen. Die Verwahrlosung von Häusern am Zürichberg und im Kreis 5 ist grundsätzlich dieselbe. Weil man am Zürichberg mehr Platz hat als in einer 2-3 Zimmerwohnung im Kreis 5, braucht es dort zwanzig Lastwagen und im Kreis 5 nur einen Lastwagen.
LessMess Wann kamen Sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem Messieproblem?
Herr Wettstein Mit ca. 8 Jahren wurde ich von meinem Vater zu einer alten Nachbarin geschickt, die das ganze Haus voll Sachen hatte, um ihr zu helfen. Weitere Kindheitserinnerungen habe ich von Handwerkstätten und Geräteschuppen, die voller Gegenstände waren, aber auch von tadellos aufgeräumten Wohnungen und Häusern.
Das Messieproblem ist ein altes Phänomen, auch „Diogenes-Syndrom“ genannt, nach dem griechischen Philosoph, der in einem Fass lebte. Er wurde von Alexander dem Grossen besucht, der ihm einen Wunsch erfüllen wollte: Diogenes wollte nichts, nur dass er ihm aus der Sonne tritt. Typisch ist, dass diese Leute Hilfe abweisen, auch Messies glauben, „alles im Griff“ zu haben. Deshalb ist auch eine präventive Hilfe kaum möglich.
LessMess Sehen Sie eine Entwicklung in der Messie-Problematik?
Herr Wettstein Ich kann es nicht historisch überblicken, aber ich gehe davon aus, dass es immer schon Sammler gegeben hat, wahrscheinlich auch schon bei den Pfahlbauern, die alles gesammelt haben und es mit der Ordnung nicht so genau nahmen, und Leute, die peinliche Ordnung hatten und alle Stufen dazwischen. Die heutige Situation ist insofern anders als immer mehr Leute in ein Alter kommen, in dem sie hilfsbedürftig werden und dadurch fremde Personen in die Wohnung lassen müssen.
LessMess Wo kann man eine Grenze zwischen einem Messie / Sammler und einem Verwahrlosten ziehen?
Herr Wettstein Diese Grenze ist fliessend.
Ungefähr 50 % der Haushaltungen, die ich besuchen muss, sind verwahrloste Haushaltungen: sie sind ein Zeichen einer anderen Krankheit, z.B. Alkoholmissbrauch, Drogensucht oder einer Psychose.
Ein „normaler“ Lebenslauf eines Messies sieht oft so aus: Er sammelt Papier und Zeitungen, stapelt viele Sachen bis im Alter dann die ganze Wohnung voll ist. Eines Tages fallen die Stapel um und bleiben liegen. Weil er nicht mehr beweglich ist, ist er zwischen dem Papier und anderen Dingen gefangen. Schliesslich findet ihn die Sanität und bringt ihn ins Spital. Inzwischen muss die Wohnung geräumt werden und der Patient nach seiner Genesung in eine Alterswohnung ziehen. Er ist dann sehr verärgert über mich! In der Alterssiedlung sammelt er wieder soviel Papier, dass man mit dem Kopf die Zimmerdecke berührt, wenn man darüber geht. Wiederum muss bei ihm geräumt werden.
Ein klassischer Messie ist also ein Sammler, der alles Mögliche sammelt und nichts wegwerfen kann. Ein sehr ungewöhnlicher Fall eines pensionierten Lehrers wurde mir berichtet, der seinen Urin in einem Fass im Garten und auch im Heizungskeller sammelte. Er brachte die Fässer zu seinem Ferienhaus in Frankreich, wo er den Inhalt als Dünger einsetzte.
In einem Haus in Wiedikon mit 4-5 Wohnungen, füllte die Besitzerin das ganze Haus und schliesslich auch das Treppenhaus mit Dingen. Da niemand mehr im Haus wohnt, toleriert die Feuerpolizei diesen Zustand. Langsam räumt sie das Treppenhaus und verkauft die Sachen auf dem Flohmarkt. Sie wohnt bei einem Freund, dessen Garten sie auch schon mit Sachen füllt.
Eine Frau ist aus ihrem vollen Haus in eine Eigentumswohnung umgezogen. Diese Wohnung ist auch schon wieder gefüllt mit Sachen, so dass sie fast den ganzen Tag im Auto vor dem Haus sitzt, weil es da bequemer ist! Die hinteren Sitze des Autos sind auch schon voll belegt.
Ein Mann aus Deutschland ist nach dem Krieg in die Schweiz immigriert: Er sammelte während ca. 20 Jahren Nahrungsvorräte, bis Konservendosen rosteten, ausliefen und Ratten anlockten. Er bedauerte sehr, die vielen Lebensmittel wegzuwerfen. Nach der Räumung war er einsichtig und konnte versprechen, nicht mehr Lebensmittel zu sammeln. Dieser Mann sammelte Lebensmittel, weil er im Krieg und den anschliessenden Jahren in Deutschland Hunger gelitten hatte. Diese Erfahrung wollte er nicht mehr machen. Für dieses Sammeln kann man sicher Verständnis haben.
Andere Personen haben nie gelernt aufzuräumen. Z.B. ein Mann, der bei seiner Mutter gelebt hat, welche ihm immer aufgeräumt hat. Bei einem Arbeitsaufenthalt in einer Kaffeeplantage in Afrika wurde sein Ordnungsproblem erkannt und es wurde ihm eine Haushalthilfe zur Seite gestellt. Wieder zu Hause räumt ihm seine Mutter alles auf, bis sie stirbt. Dann wird das Problem gravierend, weil er alles liegen liess. Als Beruf reinigte er Limousinen, die er perfekt putzte bis sie absolut sauber waren.
„Symptomatische Messies“ „sammeln“ Sachen, weil sie sie nicht entsorgen können, z.B. Alkoholiker, die die leeren Bierflaschen irgendwo in der Wohnung stapeln.
Ein extremer Sonderfall: Ich erhielt einen Polizeirapport wegen einer Frau, die Puppen sammelte. In der Regel kaufte sie die Puppen, aber wenn ich mit ihr telefoniert hatte, musste sie aus Frust eine oder gleich zwei Puppen kaufen. Wenn sie kein Geld hatte, stahl sie die Puppen. Durch ihr krankhaftes Sammeln füllte sie schliesslich die ganze Wohnung mit mehreren tausend Puppen und auch das Badezimmer, was sie dann schliesslich daran hinderte die Haare zu waschen – dann trug sie einfach eine Perücke! Beruflich arbeitete sie als Chefsekretärin.
Verwahrloste Wohnungen können Zeichen einer psychischen Erkrankung sein. Einmal fand ich in einer Wohnung Seile, die nach einem sehr speziellen System durch ein Zimmer gespannt waren. Die Wohnung widerspiegelte die Psyche des Bewohners als Ausdruck seiner psychotischen Krankheit.
LessMess Wer macht Gefahrenmeldungen und welche Massnahmen treffen Sie?
Herr Wettstein Gefahrenmeldungen erhalte ich von Hausbesitzern, vom Sozialamt, der Feuerwehr und der Polizei. Aufgrund der Meldung und einer Haushaltbesichtigung kläre ich die geeignete Massnahme ab.
Mein oberster Grundsatz ist, mit Mass einzugreifen. Leider steht für mich nach jahrelanger Erfahrung fest, dass Messies nur auf Grund von Druck ihr Verhalten ändern. Eine drohende Wohnungskündigung, eine Gefahrenmeldung bei einer Behörde oder sogar die Erwägung von vormundschaftlichen Massnahmen als stärksten Eingriff, sind Gründe für eine Einwilligung in die Räumung der Wohnung.
Ein Wohnungswechsel ist oft eine Chance, um Unwichtiges los zu werden, da sie meist nur das Wertvollste mitnehmen können. Oft muss eine kranke Person hospitalisiert werden und dann kann ebenfalls eine Wohnung geräumt werden.
Wenn verwahrloste Kranke aber auch exzessive Sammler nicht einsichtig sind, muss ich als Stadtarzt oft nochmals Druck machen und vormundschaftliche Massnahmen prüfen. So erhalte ich eine schriftliche Ermächtigung für die Räumung der Wohnung, wenn das Leben in einem verwahrlosten Wohnumfeld nicht mehr mit der Menschenwürde vereinbar ist.
Einige Leute sind froh, dass man ihnen geholfen hat und sie von ihren zu vielen Sachen befreit und ihre Wohnung geräumt und gereinigt hat. Meist ist der Zustand der Wohnung bald wieder gleich wie vor der Räumung. Andere sind nicht zufrieden, weil sie Gegenstände vermissen.
Leider ertragen einige Leute eine Räumung schlecht, sie ist besonders für sehr alte Menschen ein riesiger Stress. Ein älterer Mann half bei der Räumung tüchtig mit, aber nach einigen Wochen erlitt er eine Magenblutung, an der er starb.
Eine 90 jährige Frau lebte lange mit einer offenen, eitrigen Beinwunde in einer stark verschmutzten Wohnung. Sie musste in eine Klinik eingewiesen werden, wo sie nach einem Monat starb.
Dies sind einige eindrückliche und teilweise typische Schicksale von Messies und verwahrlosten Mitbewohnern von Zürich.
LessMess Herr Wettstein, ich danke Ihnen vielmals für den Einblick in Ihren breiten Aufgabenkreis und für das Gespräch.
Zürich, 30. April 2010  

Pressespiegel

Im Hintergrund war LessMess mitbeteiligt am Zustandekommen von zwei kürzlich ausgestrahlten Sendungen.

Da ist mal die DRS3-Radiosendung in der Rubrik 'INPUT' vom Sonntag Abend, 2. Mai 2010, 20 - 21h
' Messies - Im ständigen Kampf gegen das Chaos '

Messies öffnen ihre Wohnungstüren. Wir blicken in vollgestopfte Schränke, treffen einen Messie-Coach und einen Psychologen, der den schmalen Grat zwischen Unordnung und Chaos beleuchtet.
Die Sendung kann bei DRS3 weiterhin gehört werden, und zwar hier (auf <hören> klicken - der podcast kann auch heruntergeladen werden).

Im weiteren wurde von SFDRS in der Rundschau vom 19. Mai 2010 ein viertelstündiger Beitrag über Messies ausgestrahlt:
'Leben im Ausnahmezustand: Messies öffnen ihre Türen'

Ausserhalb ihrer vier Wände funktionieren sie normal, zuhause aber herrscht das nackte Chaos: Sogenannte Messies, abgeleitet vom englischen Wort «Unordnung». 25‘000 gibt es in der Schweiz. Meist lassen sie niemanden in ihre überfüllten Wohnungen, zu gross ist die Scham. Für die «Rundschau» haben drei Messies ihre Haustüren geöffnet.

Die Sendung ist auch hier noch anzusehen im Archiv von SFDRS

Wie üblich bei solchen links: die entsprechende software zum hören & sehen sollte installiert sein...
Wer Probleme hat darf gerne bei info@lessmess um Hilfe bitten...

Und für all unsere Briefpostempfänger noch was gedrucktes:

Erst im letzten LessMess Info habe ich spasshalber über den zum Messie verdruckten Fussballstar Lionel Messi berichtet. Jetzt erleben wir quasi dasselbe Thema erneut unter einem ganz anderen Aspekt: im Zuge der Fussball-WM tritt natürlich auch wieder die Firma PANINI auf und verleitet mit ihren Sammelbildchen kurzfristig Millionen von Menschen zur Sammelwut nach 'Messis'.
Die oberoesterreichischen 'nachrichten.at' haben die Namensverwandtschaft auch bemerkt und dem Panini-Phänomen einen Artikel gewidmet.
Ganz ernst darf dieser sicher nicht genommen werden, denn da wird unverblümt behauptet:
„Wenn Erwachsene sammeln, dann kann das zwei Gründe haben - ...- Zum einen, wie erwähnt, die genetische Veranlagung, und zum anderen die Sehnsucht nach der heilen Welt der eigenen Kindheit.“ tja - wenn doch alles so einfach wäre...

Nachlesen kann man den gesamten Artikel hier.

(Nota: Panini will in der Schweiz 60 Millionen Klebebildertüten (à 5 Bildchen) zum vorgeschlagenen Verkaufspreis von 1.-- verhökern (51 Millionen sind bereits verkauft!) - Man darf ruhig nach- und hochrechnen, was clevere Wucherer weltweit wohl am Sammelfieber erwirtschaften !)

Thomas


Tipp

Nur unterteilte Schubladen sind gute Schubladen.

Schubladen sind zum Schliessen da und keine schnell hervorzauberbaren Stapelflächen!

Prüfe nach, ob du sämtliche Schubladen in deiner Wohnung reibungslos öffnen & schliessen kannst.
smiley

BUCHBESPRECHUNG

Raus aus dem Chaos: Das Messie-Syndrom überwinden

Fugen Neziroglu · Jerome Bubrick · Jose A. Yayuara-Tobias
Patmos Verlag
Tiefer Einblick in die Gedankenwelt der Messies
„Raus aus dem Chaos!“ – Die amerikanische Antwort auf das Messie-Syndrom
Ratgeber zur Vermeidung des zwanghaften Hortens

Es handelt sich zum heutigen Zeitpunkt bestimmt um d a s Fachbuch, in dem das Messie-Syndrom am umfassendsten und transparentesten beleuchtet wird. Es ist gleichzeitig ein Theorie- und Praxisbuch. Betroffene, Mitbetroffene und Therapeuten, welche einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt von Messies und die Zusammenhänge mit häufigen Begleiterscheinungen gewinnen wollen, sind mit diesem Werk gut bedient.

Klar: Auch dieses Buch kann nicht den Anspruch einlösen, eine endgültige, in sich abgeschlossene Theorie des Messie-Syndroms vorzulegen. Eine solche exitistiert – falls es je so weit kommt – längst noch nicht. So haben die drei amerikanischen Autoren, alles Fachleute aus der Psychologie/Psychiatrie, ihre eigene Anschauung der Thematik, die durchaus auf kulturellen Grundlagen fusst. Es spricht aber für ihr sorgfältiges Vorgehen, dass davon in der deutschen Übersetzung nur wenig spezifisch Amerikanisches durchdringt. Das Wenige verdauen wir angesichts der positiven Fülle des Ganzen problemlos.

Informativ, knapp, verständlich
Zunächst nehmen Neziroglu Bubrick und Yayuara-Tobias eine gründliche Auslegeordnung eines grossen Spektrums der psychischen Begleiter des Messietums wie Zwang, Depression, Psychose, Essstörungen und selbst seltene Erscheinungen vor. Einzig der nicht unwichtige Faktor AD(H)S (Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitäts-Syndrom) fehlt. Sie erklären biologische, hirnorganische Zusammenhänge – und dies durchgehend verständlich für Menschen ohne psychologische Vorkenntnisse. Die Texte sind immer so ausführlich wie nötig zum Verständnis, aber so knapp wie möglich, sodass das Buch nie in langatmige Theorie ausartet.

Einer solchen Gefahr beugt das Autorenteam zudem vor, indem es fast nahtlos viele praktische Übungen, Selbsttests, Aufgaben (jeweils grau unterlegt) einfügt. Damit wird das Buch zum Leitfaden für ein sehr systematisches, differenziertes Vorgehen zum Aufräumen. Die Vorbereitungen dazu sind überaus sorgfältig aufgebaut und dürften Aufräumwilligen gute Erfolgschancen bieten.

Besonders interessant sind die Ausführungen über den Bereich der (Zwangs)Gedankengeflechte, welche entscheidende Bestandteile jeder Messie-Existenz bilden. Mit fast mathematisch- logischer Präzision werden diese analysiert und Wege aufgezeigt, solche Gedanken zugunsten einer realistischeren Sichtweise aufzugeben und damit Fehlleistungen zu minimieren. Jeder Messie wird sich in diesen Darstellungen wie in einem Spiegel erkennen und wohl auch Nutzen ziehen können.
Die (kleinen) Schattenseiten
Ich habe es angetönt: Eine gewisse (kulturelle) Grundhaltung schimmert durch, dass das Messie-Sein grundsätzlich ein krankhaftes Verhalten darstellt, von dem man mit aller Entschlossenheit wegkommen soll. Meine – subjektive – Haltung ist die, dass das ein zu einseitiges, negatives Bild ist. Nicht alles in der Gedankenwelt der Messies ist krankhaft, bloss die Übertreibung. So mag zwischen den Zeilen ab und zu ein Hauch von Etikettierung durchschimmern. Einige Aspekte kommen zu kurz, wie z.B. die Fixierung mancher Messies auf die elektronischen Medien (man könnte etwas verpassen - ich spreche da durchaus aus eigener Erfahrung).
Schliesslich wünschte ich mir in einer kommenden Neuauflage ein etwas differenzierteres Inhaltsverzeichnis, damit gelesene Abschnitte schneller wiedergefunden werden.

Unter dem Strich: Ein Buch, das allen zu empfehlen ist, die wirklich weiterkommen wollen – in der Selbsterkenntnis wie im Haushalt.

Johannes von Arx

Buchtitel Vermüllungssyndrom

ISBN-10: 3-491-40126-7

„Raus aus dem Chaos"

Das Messie-Syndrom überwinden
von Fugen NezirogluJerome BubrickJose A. Yayuara-TobiasJose A. Yaryura-Tobias

Patmos Verlag 3/2008, 175 Seiten, kartoniert

Chf 31.50

 


Rätsel  Fragezeichen  

Auflösung des letzten Rätsels:

Die Beteiligung in unserer Rätselecke ist leider quasi auf NULL gesunken.
Vermutlich werden wir diese Rubrik nächstens mal streichen - es macht ja so weder Sinn noch Spass...

Wir haben nach dem amerikanischen Filmregisseur Stanley Kubrick gefragt, der ein exemplarisches Beispiel ist, dass die bedingungslose Suche nach Perfektion durchaus auch ins Chaos führen kann.
Wir kennen sehr viele Messies, die dies genauso erleiden - auch wenn sie nie in der Oscar-Nomination erwähnt werden...
Nobel formuliert tönt das dann etwa so:
' Der Nachlass des Regisseurs Stanley Kubrick stellt eine der umfangreichsten Sammlungen in der internationalen Filmgeschichte dar. Das große Anwesen im Norden von London, unweit der MGM Studios gelegen, diente Stanley Kubrick, seiner Familie sowie engen Mitarbeitern als Wohnort und Arbeitsstätte. Der Landsitz bot ausreichend Raum, Rechercheunterlagen zu den über lange Zeiträume vorbereiteten Projekten aufzubewahren. Zahlreiche Materialien zu den Filmproduktionen wie technisches Equipment, Requisiten und eine Fülle an Dokumenten, finden sich bis heute auf dem Gelände....'


Neues Rätsel:

Wir werden uns natürlich nicht selbst konkurrenzieren.

Zu unserem bereits fast traditionellen Sommerfest haben wir (NEIN, nicht wir, sondern Anita) ein ausgeklügeltes Kreuzworträtsel entworfen.

Diesmal gibt's wieder Preise (kann doch hoffentlich nicht der Grund für mangelnde Beteiligung sein ??)

Maile oder sende deine Lösung, dazu aber auch die eigene Adresse, an info@lessmess.ch, LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen am Albis, Fax 044 764 28 50


LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97 Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00

Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an: PC 85-555 738-2, LessMess, Zürich

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 1/2010
Nr. 1/10 - 12. März

 

Aktuelles Agenda, Kurse für Selbsthilfegruppen
Pressespiegel Messie zum UNICEF-Botschafter ernannt
WOHNEN oder die KUNST des AUSMISTENS
Buchbesprechung

Das Messie-Syndrom / letztes Kapitel: „Das Messie-Phänomen im Spiegel der Kulturgeschichte“
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

Rätsel Auflösung / neues Rätsel

Liebe Messies und Nicht-Messies

Das erste Info im 2010 ist nicht so umfangreich wie das letzte im 2009.
Thomas berichtet und kommentiert über Aktuelles und was in der Presse steht.
Die Rubrik „Interview“ entfällt leider, aber wir bereiten ein Interview für das nächste Info vor.
Für alle Rätselfreunde hat Thomas wieder ein besonderes Rätsel vorbereitet.
In der Buchbesprechung hat Anita das letzte Kapitel aus „Das Messie-Syndrom“ zusammengefasst. Dieses anspruchsvolle aber auch spannende und interessante Kapitel von Joachim Prandstetter gibt einen Überblick und Einblick über das Messie-Syndrom von der Veda-Sammlung (vor 1000 J.v.Chr.) bis in die Gegenwart. In philosphischen, psychologischen, sprachlichen und weiteren Deutungen wird das Messie-Phänomen untersucht und verschiedene Erklärungsversuche dargelegt. Wir hoffen, euch motiviert zu haben, dieses vielseitige Fachbuch selber zu lesen.

Der Vorstand von LessMess bereitet verschiedene Aktivitäten für die Mitglieder vor: zunächst die Mitgliederversammlung am 19. März 2010 und dann das Sommerfest am 10. Juli 2010: zu beiden wichtigen Veranstaltungen im Vereinsjahr von LessMess erhalten alle Mitglieder und Interessierte rechtzeitig die Einladungen. Weitere Informationen werden an der Mitgliederversammlung bekanntgegeben. Es lohnt sich also an die Mitgliederversammlung zu kommen und auch aktiv mitzudenken und mitzureden!

LessMess


Aktuelles

Zur Erinnerung: Vorschau 2010
(Nähere Angaben und Einladungen sind erfolgt oder folgen)
19. März 2010 Mitgliederversammlung  
10. Juli 2010 Sommerfest  

Kurse für Selbsthilfegruppen:
Stiftung KOSCH: Unter dem Motto „Denk quer!“:

"Ermutigende Gesprächsführung in der Gruppe"
Mittwoch 26. Mai 2010, Selbsthilfezentrum Offene Tür Zürich

Für Betroffene aus Selbsthilfegruppen
Es tut gut, wenn die ganze Gruppe Anteil nimmt an dem, was ein Gruppenmitglied erzählt.
Dominiert Negatives, kann das Anteilnehmen hingegen zur Belastung werden. Und der Blick bleibt
fixiert auf die Schwächen. Allen ist mehr geholfen, wenn die Gruppe bewusst eine Kommunikation
pflegt, welche sich auf die Stärken ausrichtet. Das macht mehr Mut, etwas zu verändern. Die
KursteilnehmerInnen experimentieren mit der „ermutigenden Gesprächsführung“.
Leitung: Ruth Herzog-Diem, Stiftung KOSCH, Co-Leitung: Mitarbeiterin des Selbsthilfezentrums Offene Tür Zürich

Anmeldung und Auskunft: Stiftung KOSCH, Geschäftstelle, Laufenstrasse 12, 4053 Basel, Tel. 061- 333 86 01, gs@kosch.ch.

Vorschau: „Umgang mit herausfordernden Situationen in der Gruppe“,
am 3. November 2010 in Bern. Auskunft und Anmeldung: s. oben.




Pressespiegel


Messie zum UNICEF-Botschafter ernannt

Na also - endlich mal eine wirklich gute Nachricht für Messies - denkt man, bis man schnell merkt, dass es sich um einen Druckfehler handelt.... Gemeint ist nämlich nicht ein Messie, sondern der argentinische Starfußballer

"Lionel Messi ist zum UNICEF-Botschafter ernannt worden. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen teilte dazu am Donnerstag mit: "Messis Leistungen als Spieler sind wohl bekannt - es ist aber seine Entschlossenheit, den ärmsten Kindern der Welt zu helfen, die zur Ernennung führten." Der Weltfußballer sagte: "Für mich ist dies wie eine Trophäe." Messis Verein FC Barcelona engagiert sich ebenfalls für UNICEF, bezahlt seit 2006 sogar dafür, das Emblem der UN-Organisation auf den Trikots zu tragen."

Natürlich ist das trotzdem eine gute Nachricht - erst recht, weil man sie auf tausenden von Internetseiten findet (und so wieder mal deutlich merkt, wie heutzutage im "copy-paste"-Zeitalter quasi alles blindlings 'abgeschrieben' wird - also, das ist jetzt eigentlich wieder eine eher schlechte Nachricht)


Der folgende Artikel ist der Gratiszeitschrift "INTUITION" aus Hamburg entnommen, aus der Ausgabe Februar/März 2010. Es handelt sich dabei um ein "Magazin für Gesundheit - Ökologie - Natur - alternative Heilmethoden - Kultur", das auch einen online-Auftritt führt: intuition-hamburg.
Und warum ? Es geht hier um 'entrümpeln', ohne dass je das Wort 'Messie' erwähnt würde. Wir sehen also mal hinter die Kulissen und schauen, wie ganz 'normale' Menschen mit zuviel Material umgehen sollten:

WOHNEN oder die KUNST des AUSMISTENS

Wohnen ist etwas wunderbares, wenn wir ein gemütliches Zuhause haben, in dem wir uns wohl fühlen. Alles seinen Raum hat. Und dieser Ort uns - und im besten Fall auch unsere Entwicklung - widerspiegelt. Wenn es bei Ihnen so ist - wunderbar. Oder gehören Sie auch zu denen, bei denen sich irgendwie immer wieder das eine oder andere anhäuft, Sie nicht hinterher kommen und eines klar ist: Sie müssten mal wieder ausmisten?!
Wir wissen es alle: Ausmisten tut gut! Und wie bei so vielem im Leben, von dem wir wissen, dass es gut tut - gemeinsam mit „an die frische Luft gehen“, „auf der Party mal nach dem Mineralwasser und nicht nur nach dem Sekt greifen“ und „täglich auch bei Kälte die Wohnung durchlüften“ - fällt uns die Umsetzung nicht immer leicht.
Das hindert uns am Ausmisten:

- Der Gedanke „Irgendwann brauche ich es bestimmt.“
- Zu viele neue Projekte, so dass wir Altes nicht vollständig zu Ende bringen.
- Der Satz „Das mache ich, wenn ich mal Zeit habe.“
- Ein Gefühl von Mangel: „Lieber das alte Klemmbrett als gar keins.“
- Eine verschobene Priorität: „Das ist nicht so wichtig.“

Wahr ist: Wer ausgemistet hat bekommt gute Laune. Weil der Blick auf das Wesentliche frei wird. Wir Platz und Energie für Neues bekommen. Und irgendetwas Neues kommt immer. Wir können uns besser auf das Wesentliche konzentrieren. Ausmisten schafft Platz für neue Energie. Und: QUALITÄT gibt uns ein Gefühl von Fülle, nicht QUANTITÄT.
Die fernöstliche Lehre des Feng Shui, übersetzt „die Lehre von Wind und Wasser“, beschäftigt sich mit der Harmonisierung der Energie, die in Räumen fließt. Das Thema aus dem fernen Osten ist näher gerückt: Hausbesitzer lassen Ihre Grundstücke und Einrichtungen, Unternehmen ihre Büroräume auf Feng-Shui-Gesichtspunkte prüfen. Und eines wird in der Feng-Shui-Literatur immer wieder deutlich: Unnötiger Krempel, Unordnung und Unbenutztes hemmt Energie am Fließen. Also weg damit, dann ist mehr Energie für neue Ideen und Projekte vorhanden.
Schaffen Sie Platz für Gegenwart und Zukunft.
Kümmern Sie sich um Ihren Arbeitsplatz: Hier verbringen Sie einen großen Teil Ihres Lebens. Da ist es doch gut, wenn in ihrem sauberen, gut organisierten und ordentlichen Büro die Energie frei fließen kann.
Kümmern Sie sich um Ihr Zuhause. Dort kreieren Sie Ideen für Ihr Leben, wollen Kraft tanken und Freunde empfangen. Dafür braucht es Raum. Und Energie. Befreien Sie sich von Altem, Überholtem und schaffen Sie Platz für Neues, für Ihre Zukunft.
Schaffen Sie Freiräume. Manchmal halten wir an Altem fest, weil es uns so vertraut war. Weil wir es so gewohnt sind. Da macht es manchmal Sinn, einen Schritt zurück zu treten. Das Ganze unter dem Aspekt zu überprüfen: Passt das noch? Zu mir? Zu meinem jetzigen Leben? Nutze ich das noch? Oder ist es ein Relikt aus „alten Zeiten“?
In der täglichen Routine gehen wir über vieles hinweg und nehmen es hin, einfach, weil es so ist. Was passiert, wenn Sie sich Ihr Umfeld auf die Frage hin betrachten: Was passt noch? Was hat sich überholt? Was fliegt raus?

Die richtigen Schritte beim Ausmisten

1. Schritt: Schaffen Sie sich ein Zeitfenster zum Ausmisten, das Sie genauso ernst nehmen wie eine Verabredung mit einem Kunden oder einer Freundin. Tragen Sie es sich schriftlich ein, entweder elektronisch oder im Terminkalender.
2. Schritt: Nehmen Sie sich einen bestimmten Bereich vor, der so überschaubar ist, dass Sie ihn in der eingeplanten Zeit bewältigen können, also den Schreibtisch, einen Bereich des Schrankes, die elektronischen Ordner. Es hindert Sie ja niemand weiter zu machen, wenn es Sie packt und noch Zeit „über“ ist. Das motiviert auf jeden Fall mehr, als das Geplante nicht zu schaffen.
3. Schritt: Verteilen Sie Punkte zwischen 1 und 10 für Kleidungsstücke in Ihrem Schrank, den Nippes in der Wohnung und die Büromaterialien:
-
Alles von eins bis fünf fliegt raus.
- Dinge, die mit fünf bis sieben bewertet werden, fliegen hinterher. Oder landen in einer Zögerkiste, die ein Verfallsdatum bekommt: Zwei Wochen – bis 6 Monate für ganz harte Fälle (spätestens zum Sommerurlaub muss es weg!)
- genießen Sie den freigewordenen Blick auf die Dinge, vielleicht auch Beziehungen, die Sie mit acht bis zehn bepunktet haben – und den neu gewonnenen Freiraum.
4. Schritt: Sollte der Gedanke kommen „Das könnte ich aber noch gebrauchen“, dann üben Sie sich im Vertrauen, dass noch etwas viel besseres kommen wird als das, was Ihnen nur halb gefällt, nicht mehr ganz in Ordnung ist, Sie in den vergangenen zwei Jahren auch nicht gebraucht haben …

Weitere Tipps:

- Wenn Sie überprüfen wollen, ob Ausmisten angesagt ist: Betrachten Sie Ihren Arbeitsplatz, Ihre Wohnung oder Ihre Beziehungen mit den Augen einer anderen Person.
- Planen Sie, wenn großer Bedarf besteht, mindestens wöchentlich einen Zeitraum zum Ausmisten ein, sonst mindestens einmal im Monat.
- Misten Sie auch Schubladen und verborgene Räume regelmäßig aus. Krempel wirkt, auch wenn wir ihn nicht sehen.
- Misten Sie stagnierende Energie bei Teamsitzungen aus: Lassen Sie die TeilnehmerInnen regelmäßig nach Pausen die Plätze wechseln.
- Unterstützen Sie andere beim Ausmisten – wenn ihr Gegenüber das will (gilt also nicht für die eigenen pubertierenden Sprösslinge).
- Auch Akten– und Handtaschen wollen regelmäßig ausgemistet und durchgelüftet werden. Altes weg. Frischer Snack und Mineralwasser rein.
- Entrümpeln Sie den Kofferraum: Dadurch sparen Sie zwei bis fünf Prozent Kraftstoff.

Nina Stiewink

So viel anders ist das ja gar nicht - und der Tipp mit dem Kofferraum ist richtig gut!
Thomas



Tipp

Die aktuelle Steuererklärung jetzt sofort in Angriff nehmen und die nötigen Unterlagen zuammenstellen! smiley


BUCHBESPRECHUNG (Fortsetzung/Ende)

Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

Letztes Kapitel

„Das Messie-Phänomen im Spiegel der Kulturgeschichte“

Nicht einfach kurzzufassen, aber sehr spannend und lesenswert ist auch der letzte Beitrag des Buches „Der Messie immer schon in uns – Kreuz / Quer zur Kultur oder jeweils des Gegenstandes“ von Joachim Prandstetter.

In der Einleitung macht sich der Autor Gedanken darüber, ob die spezifischen Verhaltensmuster jener Menschen, die von sich als Messie sprechen, eine Krankheit im Sinne einer eigenständigen Einheit darstellt. Er erwägt anbei die individuelle Symptomatik gegenüber gesellschaftlichen Phänomenen und Krankheit und Verhaltensauffälligkeit gegenüber Gesundheit und Normalität. Indem er Lévi-Strauss zitiert über das, was beispielsweise der Schamane für den Kranken leistet – versucht er eine symbolische Benennung im Blick auf die Psychosomatik zu finden. Erklärungsversuche, warum der Zwangsneurotiker sich – so - oder der Melancholiker sich – so - repräsentiert, öffnen eine neue Betrachtungsweise, die dem Messie helfen kann, den Modus zu verstehen, warum er das tun muss, was er tut oder eben nicht tut. Diverse Erklärungen (Schopenhauer, Freud, Nietzsche…) machen deutlich, dass uns Realität nicht etwa gegeben ist, sondern dass wir sie vielmehr strukturell erobern müssen –die Prozesse unserer Entwicklung widerspiegelnd.

Methodisches Vorgehen
J. Prandstetter versucht, das Phänomen „Sammeln“ besser erschliessen und interpretieren zu können. Das Interesse lenkt er dabei auf Relationen, die dem Sammeln entgegenstehen, wie „Wegwerfen“, „Aufgeben“ und „Verzicht“ etc.

Eigene Reflexion
Es ist nicht möglich alle kulturgeschichtlich relevanten Daten in ihrer Gesamtheit zu erfassen. In diesem Abschnitt zeigt der „Fall“ des Benjamin Pell (2000) auf, wie eng das Messie-Syndrom mit unserer Gesellschaft verflochten ist. Über den „Witz der Sache“ wird Freud zitiert, um der Ergründung des Unergründlichen etwas näher kommen zu können. Ein Zitat vom, als leidenschaftlicher Sammler bekannten Goethe:“ Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“, zeigt sich wohlweislich prägend, dass der ultimative „Gegenstand“ im typischen Doppelsinn für Sache und letztlich auch als das eigene Ich gesehen werden kann.

Der Verzicht
Vor mehr als 3000 Jahren begann die „Literaturgeschichte“ des indogermanischen Sprachraumes mit dem „Veda“, in dem ein gewaltiges Sammeln von Texten stattfand. In inhaltlichen Interpretationen können wir mehr über das „Aufgeben“ erfahren und kommen sozusagen „zur Sache“ in die inhaltliche Ebene. Ein Abschnitt mit sehr anregenden Inputs dreht sich um das Rätsel um Leben und Tod, über Opferspeisen und Gottesgaben etc..
In Ritualismus wird der Entwicklungsprozess weiterverfolgt. Den Angelpunkt der Wandlung stellt jenes Moment dar, um dessen Bestimmung das Interesse noch immer kreist, nämlich das „Aufgeben“. In der Philosophischen Interpretation richtet sich die Aufmerksamkeit auf ritualwissenschaftliche-philosophische Spekulationen über Grundsätze, Handlungen und Ordnungen und über das Sanskritwort „artha“ zu deutsch „Gegenstand, „Bedeutung“ und „Sinn“ bis hin zu „Ziel“ und „Zweck“.

Entwicklung einer Formel für das Sammeln
Der Blick auf Kulturgeschichte als Fach zeigt auf, dass das Phänomen des Sammelns einen prominenteren Platz einnimmt als zunächst angenommen.
Im neuropsychologischen Einschub wird Jaak Panksepp zitiert, er sagt u.a., dass eine wichtige mentale Strategie für die Erhaltung des Lebens unter den strengen Bedingungen der letzten Eiszeit, die Fähigkeit gewesen sein müsse, Nahrung zu zentralen Speicher- und Versorgungsstellen zu bringen. Allerdings gäbe es nach seiner Meinung kaum Beweise für einen instinktmässig vorhandenen Mechanismus des Anhäufens von Ressourcen innerhalb der humanoiden Entwicklungslinie. Weiter setzt sich J. Prandstetter mit der Nützlichkeit und Bedeutung und der Formulierung der Formel des Sammelns auseinander.

Entwicklung einer These
In Anwendung der Formel auf das Opfer heisst es u.a.: „Das Opfertier“ selbst, das geschlachtet wird, ist in keiner Weise Vermittler für Transzendentes, es dient schlicht und einfach als Nahrung. Welche Bedeutung es dabei als unsichtbarer Gegenstand beim Priester im Prozess der Ritualisierung erlangt, ist vielschichtig erläutert.
Im Abschnitt Anwendung der Formel auf die für Messies charakteristische Form der Prozessierung der Umwelt lässt sich entnehmen, dass das Sammeln im wörtlichen Sinne Ausdruck der Hoffnungslosigkeit „an der Stelle“ einer, wenn auch umso mehr begehrten, Vollständigkeit ist. Es entsteht dadurch eine unstillbare „Erwartungshaltung“ – das Bedürfnis nach der Ergänzung des Fehlenden zu befriedigen. Im Abschnitt 7sind die bisherigen Überlegungen zusammengefasst.

Interpretation der Formel auf der Metaebene
Kurz gefasst zum strukturalistischen Ansatz, zitiert nach Barthes (1964): Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen. Nach Lévi-Strauss spannen zwei Achsen bei uns die Begriffe „Nützlichkeit“ und „Bedeutung“ als ein synchronisches Gefüge des Symbolischen auf. „Der unbewusste Einschlag in der Kette der Signifikanten“ zeigt auf, wie wir im Falle des ersehnten Einfalls – uns die Daten sammelnd – alle Vorbereitungen treffen, um auf dieses Moment des unbewussten Einschlags hoffen zu dürfen. Weiterführend im Abschnitt „Das Objekt“ steht, dass die Vorstellung einer Sehnsucht, die das Subjekt an das verlorene Objekt bindet und die das Wiederfinden mit dem Zeichen einer unmöglichen Wiederholung markiert. So wird verständlich, dass Sammeln eine Form des praktischen Erinnern ist, im Zeichen der Unmöglichkeit des Wiederfindens des verlorenen Objektes in steter Wiederholung. Die Wirkung des Signifikanten auf das Subjekt konstituiert nach Lacan auf das Unbewusste. So sei das Unbewusste strukturiert wie es in der Sprache zu finden ist. Somit wird das, was unbewusst ist, „ohne Wissen der betreffenden Person“, welche die „Realität“ erschafft, gewusst – also ist es nichts, was man aktiv und bewusst
in symbolischer Ordnung aufgebaut hat. -Das „Reale“ ist also als das zu verstehen, was noch nicht symbolisiert wurde.
Das Feld der Sprache erklärt sich, als Grafik dargestellt, wie das Sammeln des Messies in diesem Mechanismus zur Nützlichkeit findet, indem es als Formel ins Matrix eingespeichert wird.
Sehr spannend wird „der Mangel“ im Sinne massiver frühkindlicher Entbehrungen erklärt. Das Kind wird im Zuge der fortschreitenden Desillusionierung gezwungen eine Überlebensstrategie zu finden, um die Frustration zu ertragen.
Oft zitiert der Autor in seinem Artikel aus den Theorien Lacans/Freuds, so auch in der Metatheoretischen Hypothese. Er vergleicht z.B. die im Messie gespielte Figur des Prozessierens als seitenverkehrtes Spiegelbild des Opfers in Gestalt Ödipus – Augen zu besitzen, um nicht zu sehen – um in der „Durchquerung“ des Ödipuskomplexes auf die Imagination der Kastration zugunsten der symbolischen Ordnung verzichten zu können.

Reentry
Aus dem soziologischen Blickwinkel drängt sich vergleichend zum Phänomen des Sammelns der Mythos des Sisyphos auf, wo sich die Absurdität der ewigen Strafe in dem Moment auflöst, wo Sisyphos sich entschliesst, die an sich sinnlose Tätigkeit sinnvoll zu sehen (Hahn). So wird der vorher belanglose Gegenstand durch eine Bedeutungsinvestition von grosser Relevanz. Aus sozialökonomischem Blickwinkel unterteilen Sozialökonomen Dinge in vergängliche und dauerhafte. Der Wert der einen sinkt dabei gegen null, der der anderen steigt ins Unermessliche. Nach der Theorie Thompsons ist es genau jene Kategorie des Mülls, die die Verbindung zwischen Dauerhaftem und Vergänglichem herstellt und zwar in einer zirkulären Dynamik.
Im grösseren Kontext der Wirtschaftswissenschaften wird das Phänomen des Hortens in seiner volkswirtschaftlichen Dimension beschrieben. Das Selbstverständnis des Sammlers in der Renaissance erklärt die Äusserung nach Bredecamp, dass das erwachende Selbstbewusstsein des Menschen der Renaissance seinen symbolischen Ausdruck in der Identifikation des Sammlers mit Prometheus erhielt, welcher spätestens seit Plinius als Schutzpatron der Sammler gilt. Ein literaturgeschichtlicher Blickwinkel führt zum ältesten Beleg der Literaturgeschichte zum Wort „sammeln“ in einem Gedicht von Trimberg (1260-1309). Ein ganzes Genre französischer Literatur, das um das Thema des Sammelns kreist, nimmt mit Balzac seinen Anfang. Zur „familiären“ Symbiose mit dem Gegenstand zitiere ich nur Freuds Feststellung: wonach alles Denken nur ein Umweg von der Erinnerung an eine Befriedigung zu der identischen Besetzung derselben Erinnerung ist, die auf dem Wege der motorischen Bestätigung wieder erreicht werden kann. Nur - im Falle des Sammlers scheint sie nicht über diese motorische Bestätigung erreicht werden zu können, da doch deren Rolle bereits der Gegenstand eingenommen hat.
Um das vorgehend Gelesene abzurunden finden sich in den Abschnitten Die „Dekonstruktion“ und Jenseits des Gegenstandes weitere Klärungsversuche, die bestätigen helfen, dass „der Messie schon immer in uns“ existierte.

Zusammenfassung von Anita

 

Buchtitel Vermüllungssyndrom

ISBN 978-3-211-76519-7

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns"

Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.)

Springer Verlag 2008, 324 S., 21 Abb., 10 in Farbe., Softcover

Chf 67.90




Rätsel  Fragezeichen LessMess-Hut

Auflösung des letzten Rätsels:

Und das will wirklich niemand gewusst haben??
Es handelt sich um den genialen Ausstellungsmacher Harald Szeemann.

 

Ein Müsterchen nur aus WIKI: ...Mit der vielfach als legendär bezeichneten Ausstellung „Live in your head: When Attitudes become Form” (Wenn Attitüden Form werden) mit dem Untertitel „Werke – Konzepte – Prozesse - Situationen – Information” beschritt Szeemann eine neue Form der Inszenierung. Bei dieser Ausstellung stand nicht die chronologisch oder thematisch geordnete Präsentation im Vordergrund.....

Szeemann-Archiv

Harald Szeemann (1933–2005) war einer der bedeutendsten Ausstellungsmacher des 20. Jahrhunderts. Sein Archiv im Tessiner Ort Maggia ist eine wuchernde Wunderkammer des Wissens, die eigenen Gesetzen folgt. Zumindest bis heute. Denn die Zukunft dieser fünfzig Jahre festgehaltener Kunst- und Ausstellungsgeschichte ist ungewiss.

Unter dem Titel "Harald Szeemanns Wunderkammer" hat ihm die Zeitschrift 'DU' seine Ausgabe 795 vom April 09 gewidmet.


Neues Rätsel:

Wir bleiben bei Künstlern. Nicht, weil wir sie höher schätzen als andere Messies. Aber erstens ist es schwierig, mit unbekannten Messies ein Rätsel zu verfassen und zweitens zeigt sich gerade bei Künstler die Messieproblematik sehr ausgeprägt. Wir fragen nach einem berühmten Filmemacher, hinter dem man sicher NIE, aber auch gar nie einen Messie vermuten würde - seine Filme sind von einer obsessiven Perfektion in allem: Licht, Kameraführung, Timing, Spannung, Kostüme, Regie - schlicht allem (na ja, jetzt tönt es doch schon eher etwas nach Messie...). Kein Wunder, dass er bei über fünf Oscar-Nominierungen dann auch einen nach Hause trug.
Seine Messietendenz kam aber erst posthum so richtig zum Vorschein - und Kraft seiner Position sammelte er nicht nur selbst, er liess sammeln...


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LessMess INFO 4/2009
Nr. 4/09 - 12. Dezember

 

Aktuelles

Interview in TeleZürich mit Helene, Heinz und Brigitte vom 27. Oktober 2009

Gedicht Weihnachtsgedicht von Andi
Interview Exklusiv mit dem Samichlaus!
Pressespiegel Die Poesie des Plasticsackes
Buchbesprechung Das Messie-Syndrom / 3. Kapitel
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam
Rätsel Auflösung / neues Rätsel

Liebe Messies und Nicht-Messies

Dies ist die vierte Ausgabe des LessMess-Info 2009: Ein besonderes Gedicht von Andreas Heeb und ein Exklusiv-Interview mit dem Samichlaus reichern sie an! Andreas Heeb schreibt Gedichte und er hat jetzt eines extra für das LessMess-Info verfasst. Auf die Anfrage für ein Interview via e-Mail antwortete der Samichlaus umgehend. Glücklicherweise fand er eine Lücke im Terminkalender!
Die übrigen Rubriken steuern Elmira und Thomas bei. LessMess dankt den fleissigen Schreibern ganz herzlich für die wertvolle Mitarbeit im 2009.
Wer auch einen Beitrag zum LessMess-Info beitragen möchte, kann sich bei info@lessmess.ch oder per Post melden.

LessMess hat ein vielseitiges und arbeitsreiches Jahr durchlebt. Vorstandsmitglieder gaben Interviews und Auskünfte zum Thema Messie bei verschiedenen Gremien und Medien. Das Thema ist Gesprächsstoff und wird erfreulicherweise zunehmend sachlich diskutiert.

Der Aufruf zur Bezahlung noch ausstehender Mitgliederbeiträge 2009 wurde von (fast) allen erhört: Vielen Dank!
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Der kommende Jahreswechsel regt wahrscheinlich uns alle wieder zum Auflisten von guten Vorsätzen an, aber dies birgt die Gefahr in sich, dass wir es nicht schaffen, diese umzusetzen. So sind wir entmutigt und enttäuscht. Vermutlich ist es besser, nur einen Vorsatz zu fassen und diesen umzusetzen.


LessMess wünscht euch eine besinnliche Adventszeit, fröhliche Festtage und einen guten Start in ein schönes neues 2010.


LessMess


Aktuelles

TalkTäglich

Am 27. Oktober 2009 sind Helene, Heinz und Brigitte im TalkTäglich von TeleZüri zum Thema Messie interviewt worden. Hugo Bigi stellte Fragen rund um das Messie-Phänomen.
Helene schildert die Ängste vieler Betroffener oder Angehöriger und zeigt praktische Hilfsmöglichkeiten auf. Die verschiedenen Aspekte des Messie-Syndroms werden von Heinz Lippuner verständlich erklärt und Brigitte erzählt von ihren Erfahrungen, ihrem Outing und den Reaktionen dazu. Dank der umsichtigen Gesprächsführung und kompetenten Gesprächspartnern wurde ein guter Einblick ins Messie-Syndrom mit Problemen von Betroffenen vermittelt.

Die Sendung kann hier nochmals angeschaut werden. Der link führt zum Archiv von TalkTäglich. Man wählt 'Oktober 2009' und drückt den blauen Doppelpfeil. Der drittoberste Eintrag dann ist der gesuchte Messiebeitrag und man schaut sich den Film an (braucht flash-player 9 oder höher).

Nota: Der Beitrag hat bewirkt, dass unsere homepage www.lessmess.ch vorübergehend von über 1000 Leuten besucht wurde. Ansonsten rechnen wir mit etwa 100 Besuchern pro Tag... Das Thema 'Messie' scheint also doch etliche Gemüter zu bewegen !

Selbsthilfe in St. Gallen:

Die Gründung einer neuen Gruppe ist geplant. Es fehlen aber noch Anmeldungen.
Infos / Anmeldungen an LessMess

Vortrag
Johannes hat am Informationstag der Jahrestagung
Zwangsstörung 2009 einen Vortrag über das Messiesyndrom gehalten. Er kann hier nachgelesen werden.




Gedicht – exklusiv für LessMess. Vielen Dank Andreas!


Ein Messie wie ich!

In seinem bewegend-langen Lebenslauf
hebt jener Mensch tatsächlich fast alles auf.
Weil er glaubt, dass er es bestimmt mal braucht,
obwohl er schon fast in seinem Müll untertaucht.

Er stapelt Mengen von buntem Klopapier in Rollen,
selbst Parfüms und Duschgels, die nie enden wollen.
Koffer, Schachteln, auch leere Tüten und Taschen,
Weichspüler, Weissmacher und zig Seifen zum Waschen.

Zeitungen und Zeitschriften, in so mancher Art,
viel Unnützes aus alten Tagen, alles hat er aufgespart.
Kurzum, er sammelt alles und das mit viel „Plaisier“,
Kugelschreiber, Leuchtstifte und viel buntes Papier.

Der eigentliche Wert des überflüssigen Plunders,
sind gesammelte Andenken des Wirtschaftwunders.
Aus frühster Kindheit hat er gesammelt seine blonden Locken,
im Schrank liegen mindestens acht Dutzend Socken.

Mit Scham und so manch traurig machendem Wort,
bekommt er zu spüren so vieler Menschen Spott.
Obwohl er auch im Alter war sehr beliebt und umworben,
ist unser gestrauchelter Messie viel zu früh gestorben.

Was zurück bleibt, bedrückt seine Lieben doch sehr,
haufenweise Abfall, doch unser Messie ist nicht mehr.
Undankbar und enttäuscht werfen die Erben,
den gesamten Müll weg, in Schutt und Scherben.

So war unseres Messie trauriges Schicksal im Leben,
er sammelte in Mengen und konnte nichts hergeben.
Da war er nun, unser Messie, vor dem himmlischen Tor,
stand mit leeren Händen, doch zufrieden, davor!

Und die Moral von dieser traurigen Geschicht’,
was irdisch bleibt, ist dieses kleine Gedicht.
Frage nie, warum ein Mensch Messie sein kann,
auch Dich kann es erwischen – und dann?


Text: Andreas Heeb
Copyright by Andreas Heeb

CH-8600 Dübendorf, 18. November 2009




Exklusiv-Interview mit dem Samichlaus
LessMess
Lieber Samichlaus, LM dankt dir vielmals für deine Bereitschaft für ein Interview. Du bist zu dieser Jahreszeit ein äusserst viel beschäftigter Mann! LM ist der Verein für Messies und Interessierte am Messie-Syndrom. Hast du auch schon Messies besucht?
Samichlaus
Nur selten. Ich erinnere mich an einen Besuch bei einer Familie mit zwei Kindern. Vor allem in der Küche fand sie kaum Platz um gemeinsam zu essen. Ich spürte, dass es niemandem wohl war.
Ich selber kämpfe auch jeden Tag mit dem Phänomen, dass sich zu viele Sachen anhäufen.
LessMess
Wie verhalten sich die Kinder und Eltern heute bei deinem Besuch?
Samichlaus
Im Vergleich zu früher: ungezwungener und offener. Das Thema „Ordnung“ wird von den Eltern öfters gerügt. Wenn ich das Kinderzimmer besichtigen darf, sehe ich meist ein relativ ordentlich aufgeräumtes Zimmer – dies sei nicht immer so, geben die Kinder zu, aber einmal pro Woche räumen sie auf. Ich meine, das reicht; diese Kinder sind vorbildlich! Ordnung erleichtert den Alltag sehr – „man“ braucht weniger Zeit beim Suchen nach der Brille, den Schlüsseln! Ich weiss, wovon ich spreche. Ich musste mir nämlich ganz konsequent angewöhnen, beim Nach-Hause-Kommen meinen Wohnungsschlüssel ins Schlüsselloch zu stecken - so finde ich ihn jetzt, wenn ich die Wohnung verlassen will.
LessMess
Gehst du alleine zu den Kindern oder hilft dir ein Schmutzli?
Samichlaus
Ohne Schmutzli könnte ich nicht so viele Kinder besuchen! Die Vorbereitungen geben viel Arbeit! Die Besuche sollen gut vorbereitet sein, müssen sorgfältig geplant werden.
Ja mein Gehilfe, der Schmutzli kann mir sehr viel helfen! Bis jetzt hatte ich Glück, denn nur ein Schmutzli bereitete mir Sorgen, weil er sich regelmässig verspätete. Ich kann doch die Kinder nicht warten lassen! - Das war ein Messie-Phänomen, seine Unpünktlichkeit.
Auch in meinem Waldhüsli, wo ich ab Herbst für ein paar Wochen mit dem Schmutzli wohne, besuchen mich Kindergarten- und Schulkinder. Sie sind dann ganz aufgeregt und vergessen oft, dass Abfall nicht auf den Boden gehört. Nach ihrem Besuch räumen wir sofort auf, damit die nächste Kinderschar ein gemütliches, aufgeräumtes Zimmer vorfindet.
LessMess
Ich spüre, dass dir die Menschen und vor allem die Kinder sehr am Herzen liegen.
Samichlaus

Ja, wir Erwachsenen sollen die Kinder lieben, zumindest mögen, sie fördern und unterstützen. Sie müssen soviel lernen. Vor allem brauchen sie Geborgenheit, Verständnis und Anerkennung für ihre Anstrengungen, auch für die kleinen Erfolge.

Wir Erwachsenen haben – hoffentlich - schon selbst erfahren, dass eine Anerkennung, ein (kleines) Lob uns für viele Tage das Leben leichter gemacht hat. Heute zählen leider meist nur grosse Erfolge, die sich in Geld messen lassen.

Wenn uns aber niemand lobt, anerkennt, müssen wir uns selber loben und uns auf die Schulter klopfen: „Gut gemacht“.

Gerade Messies verdienen auch bei „kleinen“ Taten anerkennende Worte, wenn sie z.B. nach jeder Mahlzeit die Küche aufräumen, das Schlafzimmer lüften und das Bett machen. Dies sind normale Haushalttätigkeiten, die für Messies täglich viel Überwindung brauchen. Vielleicht konnten sie dies nicht schon als Kind einüben und müssen dies nun nachholen, quasi sich selbst erziehen. Es braucht sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen um Ordnung im Haushalt zu schaffen!

Sich selber akzeptieren, das Problem zugeben, ist der erste Schritt zu einer Veränderung. Regelmässig an einer (Messie-)Selbsthilfegruppe teilnehmen, könnte ein nächster Schritt sein. Erleichterung bringt oft, wenn ein Messie sich bei guten Freunden zu erkennen gibt, dann hören oft das Versteckspielen und die Angst vor dem Entdecktwerden auf. In letzter Zeit haben sich Messies sogar im Fernsehen geoutet. Ein solcher Schritt muss sehr gut überlegt werden, denn der Medienrummel könnte einem über den Kopf wachsen und neue Probleme bringen.

LessMess
Was wünscht du Messies für die kommenden Festtage und das neue Jahr?
Samichlaus

Zuerst: Sich immer wieder mal Gedanken machen, wie sie ihre Situation verändern können; wie sie mehr Lebensfreude und mehr Ordnung, mehr Struktur in ihrem Leben gewinnen können. Der Weg der Erkenntnis führt für alle Menschen nach innen.
Für alle ist wichtig, Freundschaften, Kontakte zu pflegen. Mit Freunden und Bekannten etwas zu unternehmen: Kinobesuche, Konzerte, Spaziergänge usw. Dabei soll man sich wirklich genug Zeit nehmen, dass man nicht zu spät kommt, sondern in Ruhe die Verabredung geniessen kann.

Liebe Messies entschuldigt, wenn diese Tipps wie Ermahnungen klingen. Ich selber habe erfahren, wie wichtig es ist, sich selber Struktur zu schaffen, Disziplin zu halten.
Wie sonst könnte ich ein guter Samichlaus sein und so viele Familien besuchen, wenn ich mich nicht selber an diese Regeln halten würde.

LessMess
LM dankt dem Samichlaus für das einfühlsame Interview ganz herzlich, wünscht ihm viele fröhliche Begegnungen mit den Kindern, eine gute Adventszeit und fröhliche Festtage und anschliessend gute Erholung vom grossen Einsatz!



Pressespiegel

Wir sehen mal ab von den mittlerweile fast täglichen Sensations- und Prozessmeldungen, in denen von immer brutaler agierenden Messies die Rede ist, die Ihre Sammlungen tatkräftig gegen radikale Aufräumer verteidigen. Meist wären hier zur genaueren Beurteilung sowieso präzise Angaben notwendig.Von Bären & Wölfen hält sich ja das Gerücht der Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit auch - obwohl längst nachgewiesen ist, dass hier alleine das völlige Fehlverhalten der betroffenen Menschen und deren Unverständnis der natürlichen Bedürfnisse dieser Tiere eben zur Katastrophe führen kann. In all diesem niederen Sensationsgeknatsche leuchtet aber ein subtiler Artikel der FAZ hervor:

Im toten Winkel der Poesie: Die Plastiktüte

Dieser witzige und tiefgründige Artikel umschreibt eine Nahtstelle zwischen Messies und Nichtmessies: den Plasticsack, die Plastiktüte oder das 'Sackerl'. Alle leben damit & für Messies ist sie quasi eine Lebensgrundlage. Es lohnt sich, die im Artikel verfolgbaren links anzuschauen: der etwas in Vergessenheit geratene, bekennende Messie aus Wien, Hermes Phettberg, moderierte vor Jahren im ORF eine Talkshow - die 'Nette Leit show'. Da äussern sich auch nahmhafte Professoren über unübliche Ordnungsprinzipien... so der auch in der folgenden Buchbesprechung erwähnte Marcel Prawy.

Viel Vergnügen und Einsicht wünscht
Thomas




BUCHBESPRECHUNG (Fortsetzung)

Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

3. Kapitel, 2. Teil

Therapeutische Aspekte (S. 163) Selbsthilfe – Erfahrungsberichte von Betroffenen (Gabriele Flemisch)

Unter Selbsthilfe werden folgende Möglichkeiten aufgeführt:

1.

Bücher und Zeitschriften können hilfreich sein bei Themen wie Räumungen, Persönlichkeitsentwicklung, Erforschung von Hintergründen, Informationen über Begleit- und Krankheitssymptome, aber auch Ansätzen zu Verhaltensänderungen.

  1.1 Ratgeber sind mittlerweile in grosser Zahl vorhanden: z.B. „Endlich weg mit dem Ballast“ oder „Nie wieder Chaos“. Aber Achtung: „Ordnung ist ein Langstreckenlauf…“
  1.2 Wissenschaftliche Literatur mit unterschiedlichsten Theorien und Zuordnungs- bzw. Erklärungsversuchen (z.B. „Das Messie Handbuch“ von Eva S. Roth oder „Messies – Sucht und Zwang“ von Rainer Rehberger u.a.)

2. Räumungsstrategien – Abgabemöglichkeiten. In den Unterabschnitten:
  2.1 Kleine Räumungsstrategien (mit Devisen für den Alltag)
  2.2 Hilfsgemeinschaften (mit ausgewählten Vertrauenspersonen)
  2.3 Speditionen, Räumungen


Es geht um Sortieren, Wegwerfen, Organisieren, Aufräumen.

3. Unterstützung von einer Hilfsperson:
Verweis auf Voraussetzungen und Bedingungen, Zielsetzungen und Rücksichtnahmen, die zu beachten sind, damit Unterstützungshilfe gelingen kann (u.a. kein Zwang, klare Abmachungen, „Weg der kleinen Schritte“).
  3.1 Energieaufwand:
befasst sich mit dem Bezug zur Realität, meint die emotionale Verknüpfung, die mit jedem Gegenstand verbunden ist, den Loslöseprozess und Trennungsschmerz (brauche ich das noch? wofür? warum?).

4. Selbsthilfegruppen
Das regelmässige Treffen mit Menschen mit ähnlichen Problemen kann
- Selbstwertgefühl
- Eigen- und Fremdwahrnehmung
- Soziale Kompetenzen
- Toleranz gegenüber Gruppenmitgliedern
- Umgang mit Schamgefühl
- Umgang mit Problemen
verbessern und neue Sichtweisen ermöglichen.
„Selbsthilfe ist aller Ehren wert, weil sie von andern nichts begehrt.“
(Hoffmann von Fallersleben)

5. Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit – Ergründung der Ursachen
  5.1 Bindungsstile zwischen Mutter und Kind werden von Rehberger unterteilt in
- sicherer Bindungsstil
- unsicher-ambivalenter Bindungsstil
- unsicher-vermeidender Bindungsstil
Dabei spielen erfahrene Zwänge in der Kindheit bei Messies oft eine Rolle als Aufräumhemmer.
  5.2 Gefühlsblockaden werden oft ausgelöst durch Verluste (Partner, Arbeit, Überbelastungen oder traumatische Ereignisse), man bleibt in unangenehmen Gefühlen gefangen (Unfähigkeit, Ohnmacht, Selbstvorwürfe, Selbstabwertung).
  5.3 Identifikation als Messie ist meist mit Scham verbunden, könnte aber auch Stolz auslösen wie das Beispiel von Marcel Prawy zeigt: der ausgewiesene Opernkenner und –kommentator konnte mit seinem breitgefächerten Wissen, angesammelt und dokumentiert in seiner „Sackerl- und Papierl-Wirtschaft“ Kapital schlagen.

6. Verhaltensänderungen
Von zentraler Bedeutung sind folgende Entwicklungsschritte:
- Sinnfindung: Interessen- und Aufgabengebiete finden und effizient einsetzen.
- Persönlichkeit entfalten und sich der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten bewusst werden.
- Inneres und äusseres Gleichgewicht wiederherstellen.

Grosses Ziel (nach Marianne Bönigk-Schulz zitiert): „eine reife Persönlichkeit erlebt wenig Selbstunsicherheit, wenig starre Denkmuster, ein gesteigertes konsequentes Verhalten, mehr Selbstakzeptanz bei vermeintlichen Defiziten und die Fähigkeit, sich auf veränderte Situationen stressfrei einstellen zu können.“
Dabei kann eine psychotherapeutische Begleitung sehr hilfreich sein.
  6.1 Grundvoraussetzungen für eine unterstützende Psychotherapie:
- Vertrauenswürdige und berechenbare Beziehung zwischen Therapeut und Betroffenen
- Einhalten von Struktur und Vereinbarungen (Pünktlichkeit?)
- Hintergründe des Verhaltens aufdecken
- Langsame Vorgehensweise („kleine Schritte“)
- Eigenständigkeit aufbauen
- Umgang mit Trennungen lernen
- Soziale Beziehungen kennenlernen und sichern
- Umgang mit schwierigen Situationen lernen
- Selbstwert und emotionale Stabilität stärken


Das Kapitel endet mit einer ausführlichen Literaturliste.

Selbstzeugnisse

Dieses Kapitel enthält den Bericht von Johannes von Arx über die Messie-Bewegung in der Schweiz - Von den Anfängen, der Messie-Thematik in den Medien, dem Weg zur eigenen Website, die Gründung des Verbandes LessMess, über strukturelle Probleme und ihre massgeschneiderten Lösungen, die weitere Entwicklung der Messie-Szene, Aktivitäten und Projekte von LessMess, die Entwicklung von Selbsthilfegruppen, die Beziehungen zum Ausland (Begegnungen) und einen Ausblick.

Worte eines Betroffenen

Erwin Prem sinniert über seine Messie-Befindlichkeit und die von Messies ganz allgemein und liefert eine „Narzisstische analytische Kurzabhandlung zum Messie-Syndrom“.

Buchtitel Vermüllungssyndrom

ISBN 978-3-211-76519-7

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns"

Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.)

Springer Verlag 2008, 324 S., 21 Abb., 10 in Farbe., Softcover

Chf 67.90




Rätsel  Fragezeichen

Auflösung des letzten Rätsels:

Messies scheinen ungern zu rechnen.. (und dass sich niemand gewagt hat zu raten, ist begreiflich).
Also: an Papier kommen bei jährlich ca. 300 Tagen à 2cm = 6m = 6 volle Beigen zusammen. Dazu kommen 52 Tragtaschen, wovon 12 auf die 6 Zeitungsbeigen verteilt werden können (mehr freie Beigen hat es ja nicht....) Verbleiben 10 Stapel Tragsäcke. Rechnen wir die beanspruchte Fläche der Zeitungsbeigen (wie die der Papiertragtaschen auch) mit 25 x 40 cm = 1/10 m2, so ergibt die bis anhin beanspruchte Fläche 1.6 m2. Dazu kommen 0.7 m2 vom Sperrmüll und noch etwas für den Anteil am Mottenschrank: auch wenn alles peinlich genau gestapelt wird geht's kaum unter 2.8 m2 pro Jahr...

Ein Messieindex von 7 heisst bei 70m2 Wohnfläche sind 49 m2 belegt. Zu Beginn waren es deren 21. Es werden also satte 28 m2 vollgestopft und es braucht dazu immerhin 10 Jahre !

Erstaunt?? - es zeigt uns zwei Sachen: einerseits müllt man eine Wohnung nicht von heute auf morgen zu aber andrerseits führt das kontinuierliche Anschleppen von Material eben doch relativ schnell zu einer unlebbaren Situation: denn 60 Zeitungsbeigen, 100 Stapel mit Tragtaschen, 40 Sperrmüllschnäppchen und 5 Mottenschränke stehen nämlich jetzt da herum....

LessMess-Hut


Neues Rätsel:
Der heute gesuchte Messie-Mann hat bereits mal die Titelseite des 'DU' beansprucht. Er sah sich eher als Archivar und schwärmte gerne von Leuten, die noch grössere Archive angelegt haben (oder hatten) als er selbst. Seine Berufung war auch, eben diesen (& anderen) für kurze Zeit die gebührende Plattform zu beschaffen.
Mehr zu verraten käme der Namensnennung gleich...


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„Nichts ist in der Welt so ansteckend wie Gelächter und gute Laune“
schrieb Charles Dickens und LessMess hofft, dass ihr euch davon und nicht von der Grippewelle anstecken lässt!
smiley



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Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


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LessMess INFO 3/2009
Nr. 3/09 - 15. September

 

Aktuelles

Wenn einer eine Reise macht, kann er was erzählen …

Fachartikel Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Messies
Interview mit Hansruedi: „Hilfe die Elektro-Kontrolle kommt“
Pressespiegel A propos Messietest...
Buchbesprechung Das Messie-Syndrom / 3. Kapitel
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam
Rätsel Auflösung / neues Rätsel


Liebe Messies und Nicht-Messies

Das zweite Sommerfest vom 11. Juli 2009 im evangelischen Kirchgemeindehaus Wallisellen ist schon Geschichte. Hoffentlich habt ihr das Treffen, Plaudern und Diskutieren mit „alt“-Bekannten und noch Unbekannten genossen. LessMess hat viele positive Rückmeldungen erhalten, was uns sehr freut.
Ganz entscheidend zum guten Gelingen hat wiederum unser Profikoch Röbi und sein Team beigetragen. Wir haben den Apéro, die verschiedenen feinen Grilladen, Zutaten und das Dessertbuffet sehr genossen. Den tüchtigen Helfern und Helferinnen sagen wir ganz herzlich: „M E R C I ! M E R C I ! M E R C I !“
Der A-cappella-Chor Voicieme hat gleich mehrstimmig die gute Atmosphäre verstärkt.
Und als krönenden Abschluss stellte Nina ihre Maturaarbeit mit ihrem ersten Kurzfilm zum Thema Messie vor. Nina „übersetzte“ ihre Eindrücke von Messie-Eigenschaften zurückhaltend und einfühlsam, aber aussagekräftig.
Ganz im Gegensatz dazu wurde der Zeitungsartikel über unser Sommerfest im Tagesanzeiger vom 13. Juli 2009, der Messie-Sein mit Verslumung gleichsetzte, geschrieben. Der Vorstand von LessMess wurde vor der Veröffentlichung nicht informiert. Er bedauert die unsensible, unangebrachte Berichterstattung sehr und distanziert sich in aller Form von den reisserischen Schlagzeilen und dem schlechtem journalistischen Stil.

In eigener Sache: Der Vorstand von LessMess bedankt sich bei allen Mitgliedern und Gönnern, die den Mitgliederbeitrag fürs 2009 bezahlt haben, ganz herzlich. Sie ersparen der Kassierin zusätzliche Arbeit und Auslagen für Mahnungen und ermöglichen LessMess mit den finanziellen Mittel haushälterisch umzugehen. LessMess hofft, dass die ausstehenden Beiträge auch bald bezahlt werden. Vielen Dank im Voraus!

Einen schönen Spätsommer und Herbst wünscht allen
LessMess


Aktuelles

Sommer und Herbst sind die Hauptreisezeiten. Und wenn einer eine Reise macht, kann er was erzählen …

Von Heinz Kurtzbach:

„Der krumme Nagel“

Ach ja. Das Leben könnte so einfach sein – wären da nicht die kleinen Überraschungen, die einem die Laune vergällen und in Erklärungsnöte bringen. Wie dieser blöde, krumme Nagel.

Nun ist ja klar, dass man auf dem Weg in die südliche Sonne nicht für einen Terroristen gehalten werden will; dass der Nagellack der Gattin nicht ins Handgepäck gehört, ist klar wie Klärchen und schon überhaupt nicht der Flacon mit dem Chanel Nr. 5. Es hatte zwar Mühe gekostet, das der Frau des Hauses klarzumachen, aber letztlich hatte es doch geklappt, obgleich die Miene der Guten auf dem Weg zum Airport nichts Gutes verhieß. Immerhin: Ein Sieg war es, ein Sieg der männlichen Vernunft über weibliche Fantasie. Chanel Nr. 5! Im Handgepäck!
Alles ging gut – die Gattin war schon durch, da schlug der Detektor an. Bei mir. Kleingeld, Schlüssel, Gürtel – es lag alles fein säuberlich in der Kiste zum Durchleuchten. Aber es piepte. Zurück. Vor. Piep! Noch einmal. Piep! Die Gattin zog die Augenbrauen in die Höhe, wie nur sie das kann, wenn sie, ohne sich laut zu äußern, "Trottel" denkt. Piep! Die Schlange hinter einem wird unruhig. Schweiß auf der Stirn ist nur selten Ausdruck von Souveränität. Man kramt in den Hosentaschen. In den Westentaschen. Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, diese Freizeitwesten mit einem Dutzend Täschchen zu bestücken? Die Kleidung der Freiheit? Kamel! Der Handdetektor verharrt vor der linken Brust. Die Handytasche. Mit langen Fingern wird ein Nagel ans Tageslicht befördert. Ein spitzer, rostiger, krummer Nagel! Man erkennt an den Gesichtern der Umstehenden, was gedacht wird.

Es war ein schweigsamer Flug. "Na?", hatte die Gattin gefragt, und es war ein "Na" mit vier "a". Das sind jene Momente, in denen man weiß, dass argumentative Erklärungsversuche keinen Zweck haben, weil unweigerlich die einfachste aller Fragen jedwedes Argument pulverisiert: "Was wolltest du mit dem rostigen Ding eigentlich?"

Sollte ich ihr nun erklären, dass ich als Kriegskind gelernt habe, mit den Ressourcen sparsam umzugehen, als man noch gar nicht wusste, was eine Ressource ist? Ein gebrauchter Nagel zum Beispiel ? Dass ich eben noch
weiß, wie man ein solches Ding geradekloppt und wieder verwendet? Und überhaupt: Dass ich mir keine neuen Nägel leisten kann, wenn sie dauernd mit dem sündhaft teuren Chanel Nr. 5 in der Gegend herumsprüht? Sollte ich
ihr die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Verwerfungen dieser Wegwerfgesellschaft erklären, in der ein rostiger krummer Nagel eben nur ein rostiger krummer Nagel ist? Aber doch nicht im Urlaub!

Die Hotelbar war fünfsternig wie das Hotel, und die anderen Gäste ganz nett und ganz gebildet. "Der Goethe", hörte ich jemanden sagen, "der hat doch alles gesammelt, was nicht niet- und nagelfest war." Irgendwie gab mir das einen Stich. Nicht nagelfest? Waren die in der gleichen Maschine? "Kunst", wurde da erwidert. "Goethe sammelte nur Kunst. Etwa 25 000 Stück soll seine Sammlung betragen haben. Kunst. Goethe war schließlich kein Messie." Kein was?

"Sag mal", fragte ich meine Frau vor dem Schlafengehen, "was ist eigentlich ein Messie?" Oder hat der an der Bar Wessie gemeint – der Goethe, der war doch einer, aus Frankfurt am Main. Da war sie wieder, die hochgezogene Augenbraue. Ich werde, habe ich mir geschworen, mich auf der Straße nie wieder nach einem krummen, rostigen Nagel zu bücken. Ich mach rüber. In die Wegwerfgesellschaft.

Copyright © Volksstimme.de 2009 - Erscheinungsdatum 27.08.2009 | Ausgabe: mdx




Fachartikel : Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Messies - Messies aus therapeutischer Sicht.

Schon in meiner Kindheit hing bei meinem älteren Bruder, welcher vielseitig begabt war, ein Plakat an der Türe mit der Aufschrift: Ein Griff und die Sucherei geht los.

Messies sollen ja laut Statistik ca. 10 % aller Menschen sein. Ab wann es für die betreffenden Menschen eine Qual ist in Ihrer Unordnung zu leben und wann es noch tolerabel ist, ist wohl individuell. Den Einen regt eine gewisse Unordnung zur Kreativität an, den Anderen lähmt die Unordnung bereits schon. Dies ist wie im Arbeitsbereich der Bürolisten, wo die Voll- oder Leertischler je anders reagieren und arbeiten.

Aus der Sicht der Meridianlehre führt ein Ungleichgewicht der energetischen Verteilung in den Meridianen zum Messietum. In meiner Ausbildung zur Therapeutin lernte ich, dass die Milz nach dem Verständnis der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) die Mutter oder eben das Zentrum der Verdauung ist. Alles, was wir essen und trinken, wird in Energie umgesetzt. Wie beispielsweise jede Mutter das Gefühl kennt, nicht genug Milch zu haben oder nicht genug Nahrung für all die hungrigen Münder auf den Tisch zu bringen, so lässt sich die Wechselfolge einer geschwächten „Mutter“ Milz gut nachvollziehen.
Je schwächer die Milz ist, desto mehr fängt sie an zu sammeln und zu horten. Und das in den verschiedensten Lebensbereichen: Immer eine volle Tasche zu haben, Reserven anzulegen, nichts entsorgen zu können, endet zwangsläufig im natürlichen Sammeltick. Dies erklärt mir auch das Sammeln bei der älteren Generation, die in Kriegsjahren oft zu wenig Lebensmittel bekamen. Sie haben den Satz regelrecht verinnerlicht: „Kein Brot ist hart!“
Da habe ich Menschen erlebt, welche trotzdem sehr alt wurden, obwohl sie eben sehr hartes - oder gar schimmeliges Brot aßen, ohne gesundheitlichen Schaden zu erleiden.

Zudem beobachte ich auch, dass immer mehr junge Computer- angefressene Menschen zunehmend in Unordnung und in Bergen von Heften und Infobroschüren regelrecht "untergehen". Auch dies lässt sich in der Meridianlehre der chinesischen Medizin als ein Ungleichgewicht der Milz erklären. Der Computer liefert uns immer mehr wichtige Informationen. Zu viel studieren schwächt den Milzmeridian und somit auch das Organ Milz. Die Ziele im Kopf und der Wissensdurst sind sehr hoch; zur Computerarbeit reicht die Freizeit, es fehlt jedoch zunehmend die Milzenergie zum Aufräumen.
Die Informationsfluten, welche zum Hobby und/oder Beruf gehören, häufen sich und werden zum Ballast. Um all das Gesammelte los zu werden, braucht es nun noch mehr Energie – die Folge dessen ist einleuchtend.

Milz heißt auf Englisch „Spleen“! Im deutschen Sprachgebrauch reden wir von einem Spleen als Schrulle oder verschrobene Eigenart, aber auch, wenn jemand von einem Hobby und dem oft dazugehörigen Sammeltick besessen ist. Ein Nicht-Unterscheiden-Können von wichtig oder unwichtig und deshalb nicht loslassen können, kann auch darin eingeordnet werden. Bei Frauen häufen sich dann oft die Kleider im Schrank und doch finden sie nichts Nettes zum Anziehen.

Es ist auch bei anderen Meridianen so, dass die Psyche oft im Vordergrund steht, wie zum Beispiel der Herzschmerz bei Liebeskummer. Daraus resultieren erst bei längerem Dauern des Kummers oder bei stetem Wiederholen diverse Herzerkrankungen.

Nach TCM gibt es 12 Meridiane und jeder Meridian kann ins Ungleichgewicht kommen. Deshalb ist das Risiko, dass es den Milzmeridian betrifft gleichgroß wie bei jedem anderen Meridian.
Ich habe zwei Bekannte die sehr aktiv und produktiv sind. Der eine schreibt für einen Verein alle Monatsprogramme und gibt viele Informationen an die Mitglieder weiter, kommt mit dem Aussortieren und Entsorgen jedoch schon lange nicht mehr mit.
Der andere arbeitet für eine Computerfirma und muss neben seiner Computerarbeit sehr viel lesen und verarbeiten. Bei ihm stapeln sich die Hefte und seine Mutter räumt und putzt ihm sporadisch, damit er nicht ganz "versinkt".
So hat jeder Kranke seine eigene Geschichte, was ihn/sie schlussendlich aus der Bahn und dem alltäglichen Gleichgewicht geworfen hat. Die einen finden auch schneller und mit wenig Hilfe zurück und andere brauchen sehr viel Verständnis und eine gewisse Toleranz von den Mitmenschen. Wichtig ist, dass die Betroffenen früh genug motiviert werden.
Wie Kinder, welche lernen müssen aufzuräumen, brauchen auch betroffene Erwachsene Unterstützung und Ermunterung um „ihre Milz zu stärken“.
Allen Messies, die ich kennenlernte, ist gemeinsam, dass sie sehr sauber und oft auch gut gekleidet sind. Alle Aufgaben und Arbeiten erledigen sie sehr genau, ja fast pingelig.

Abgrenzen möchte ich „Messies“ ganz klar von Menschen, welche durch eine Suchterkrankung, Demenz oder eine psychische Erkrankung beeinträchtigt sind und aus diesen Gründen „nicht mehr alles unter einen Hut bekommen“!

Ein fachlich-persönlicher Erklärungsversuch zum Sammeln und Horten
von Jolanda Williams, Therapeutin und Pflegefachfrau in Dübendorf ZH

  



Interview mit Hansruedi: Hilfe die Elektrokontrolle kommt!
Dies denken wohl viele Messies, wenn sie eine schriftliche Terminankündigung für die Elektro-Installationskontrolle erhalten.
LessMess Hansruedi, dein Beruf ist Elektro-Sicherheitsberater und du bist einer jener Kontrolleure, die periodische Elektrosicherheitskontrollen in der Stadt Zürich durchführen. Weshalb musst du dies tun?
Hansruedi Der gesetzliche Auftrag für diese Kontrollen steht in der Niederspannungsinstallations-Verordnung (NIV) SR 734.27 vom 7. 11. 2001 des eidgenössischen Elektrizitätsgesetzes und dient dem Personen- und Brandschutz. Ich kontrolliere die elektrischen Festinstallationen alle 20 Jahre in Wohnungen und Häusern und führe bei allen Steckdosen Messungen durch. Zudem beurteile ich auch die elektrischen Installationen der Bewohner auf Mängel.
LessMess Wie reagieren die Leute auf deine schriftliche Ankündigung?
Hansruedi

Für die meisten Leuten ist dies kein Problem. Entweder sind sie selbst zu Hause oder haben den Schlüssel dem Eigentümer, Hauswart oder einem Nachbarn gegeben. Einige Personen erkundigen sich telefonisch, was genau kontrolliert wird: alle Steckdosen! Einige Personen fangen mich im Treppenhaus ab, damit sie gleich als Erste besucht werden. Andere versuchen eine Fristerstreckung auszuhandeln. Da ich durchschnittlich etwa 25 Kontrollen pro Tag vernünftig organisieren muss, gibt eine Terminverschiebung für mich Umtriebe, für die eine Umtriebsentschädigung bezahlt werden muss.

LessMess Weshalb betonst du, dass alle Steckdosen kontrolliert werden müssen?
Hansruedi Mit der Kontrolle übernehme ich die Verantwortung, dass die elektrische Festinstallation in Ordnung ist. Falls ich keinen Zugang zu allen Steckdosen habe, kann ich nicht bestätigen, dass die elektrische Festinstallation wirklich in Ordnung ist und falls es zu einem Brand oder Kurzschluss kommt, würde ich die moralische Haftung übernehmen müssen. Im Falle, dass ich nicht alle Steckdosen kontrollieren konnte, weil sie wegen Möbeln, Schachteln, Kisten oder anderen Dingen unzugänglich sind, muss ich auf meinem Formular vermerken, dass nicht alle Steckdosen für die Kontrolle zugänglich waren. Es gibt nur eine Ausnahme, wenn Steckdosen z.B. hinter einem Möbel liegen, kann ein fest installiertes dreipoliges (also geerdetes) Kabel als Verlängerung dienen, das ich kontrollieren kann.
Der Einwand, dass Geräte oder Licht (noch) funktionieren, gilt für mich nicht, denn die Sicherheit für Personen und Haus kann trotzdem gefährdet sein! Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst und möchte meine Arbeit seriös und korrekt machen.
LessMess Was passiert, wenn du Mängel feststellst?
Hansruedi Ich muss die Mängel schriftlich auflisten. Sie müssen zwingend von einem Elektro-Fachmann behoben werden, dieser quittiert die Behebung. Bei einem zweiten Besuch kontrolliere ich, ob die Reparatur ausgeführt wurde.
„Nebenbei“ kontrolliere ich auch die elektrischen Installationen von Geräten. Denn auch diese können zu Personen- und Brandschäden führen! Falls elektrische Geräte nicht sicher angeschlossen sind, gebe ich den Bewohnern Empfehlungen, dass und wie sie diese Mängel beheben können.
LessMess Wie reagieren Messies auf deine Kontrollen?
Hansruedi

Es gibt Leute, die sich für ihre „Unordnung“ entschuldigen, obwohl es für mich als Messie ordentlich aussieht und eigentlich nichts herumsteht oder –liegt.
Oft sind es Messies, die sich telefonisch über die Kontrolle informieren.
Falls ich bei Messies etwas früher komme, sagen sie meist, dass sie gerade aufräumen wollten.
Andere Messies warnen mich, dass ich nicht erschrecken soll, weil sie sehr viele Sachen haben.
Andere Erklärungen von Messies lauten etwa:
- „Ich bin gerade am Zügeln.“
- „Nach einer Wohnungsräumung habe ich noch Material einer zweiten Wohnung bei mir.“
- „Ich hatte kürzlich einen Wasserschaden.“
- „Ich bin gerade daran, die Zimmer umzuorganisieren.“

Meist sind die elektrischen Installationen bei Messies fachmännisch gemacht, weil sie selbst sicher sein wollen, und weil sie nicht plötzlich jemanden (Hausabwart oder Feuerwehr) in ihre Wohnung lassen möchten.

Für mich spielt die Ordnung keine Rolle, ich muss nur Zugang zu allen Steckdosen haben!

LessMess Kannst du ungefähr schätzen, wieviele Messies es gibt?
Hansruedi Für mich gibt es zwei Gruppen von Messie-Wohnungen. Die einen (etwa 3 – 5 %) beherbergen auf jedem Quadratzentimeter viel bis sehr viel Material, das aber geordnet ist. Solche Wohnungen treffe ich in allen Quartieren und sozialen Schichten an.
Selten (ca. 1 %) sind Wohnungen verwahrlost, schmutzig und unaufgeräumt. Die Bewohner scheinen mir vereinsamt und randständig zu sein, vermutlich auch arbeitslos, ohne Tagesstruktur.
LessMess Kannst du ein Beispiel erzählen?
Hansruedi Vor ca. 8 Jahren wurde eine Wohnung umgebaut. Der Bewohner stellte nach sechs Monaten Störungen fest: er hatte nur noch teilweise Strom. Er traute sich aber nicht, dies der Verwaltung zu melden. Später fiel dann der ganze Strom aus und er lebte ohne Strom, bis ich dieses Jahr eine Kontrolle durchzuführen hatte. Ich konnte den Bewohner dann überzeugen, mich in die Wohnung zu lassen, um den Defekt zu suchen.
LessMess Gibt es unangenehme Situationen?
Hansruedi

Messies glauben oft, dass niemand etwas von ihrem Problem bemerkt, aber Mitbewohner ahnen es oft. Z.B. werde ich manchmal nach dem Grund für Verspätungen gefragt. Bei meiner neutralen Antwort, dass ich eine aufwendige Wohnung hatte, sagen die Mitbewohner dann, welche Wohnung es war.
Messies wollen eigentlich nicht auffallen, damit niemand einen Grund findet, zu ihnen in die Wohnung zu kommen.

Wirklich unangenehm sind Leute glücklicherweise sehr selten, d.h. dass sie sich weigern mich für die Kontrolle in die Wohnung zu lassen. Dann muss ich ihnen und dem Hausbesitzer oder Verwalter eine Mahnung schicken und einen zweiten kostenpflichtigen Termin mitteilen. Falls die Bewohner mich diesen Termin auch nicht wahrnehmen lassen, erhalten sie eine Busse. Schliesslich kann als Folge für die konstante Weigerung als letzte Massnahme die polizeiliche Öffnung der Wohnung angedroht und durchgeführt werden.

LessMess Ich danke dir für das Gespräch und die ausführlichen Informationen über deinen Beruf.


Tipp von Hansruedi:

Für mich und alle ist kooperatives Verhalten der einfachste Weg! smiley

 

Pressespiegel

Persönlichkeitstests sind sehr beliebt und in jeglichen Zeitschriften und Internetportalen kann man restlos alles über sein eigenes, tiefes, inneres 'Ich' erfahren...

Wen wunderts, dass da letzthin auch ein 'Messie-test' erschienen ist - und dies gar im deutschen Lifestyle-Magazin 'Jolie' der Springer Presse.

Er ist etwa gleich doof, wie alle übrigen Tests in diesem Stil: Man kann jeweils zwischen 3 krass unterschiedlichen Antworten zu einer themabezogenen Frage wählen und kriegt zuletzt eine auswertende Beurteilung. Unterschieden werden meist drei Antwortstränge die jeweils zu 'sehr ausgeprägt', 'sosolala' und 'überhaupt nicht' führen (und damit man sich nicht noch in Unsicherheiten über eventuell unscharfe Zuordnungen verliert sind die Richtungen auch noch gerade jeweils mit einer knalligen Farbe markiert...).
Warum ich den Test nun dennoch erwähne, wo er doch so doof ist? Er zeigt deutlich eine andere Seite des Missverständnisses gegenüber Messies auf. Das eine, weitverbreitete Missverständnis ist die Gleichsetzung von Messies und Vermüllung. Ein anderes nun ist die völlige Verniedlichung und Verharmlosung des Messiesyndromes. Da wird sogleich zum Messie gestempelt, wer mehr als drei Ansichtskarten an den Kühlschrank heftet und noch verblichene Bluejeans im Kleiderschrank hortet... Von Leidensdruck, von Zwanghaftigkeit, Scham, Ohnmacht, Ausgrenzung und Erniedrigung wird man in dem Test kein Wort erfahren. Darum ist die Lösung dann auch so einfach, wenn im test rauskommt, dass man ein Messie ist: "...Wenn Sie sich jetzt von der Hälfte des Kleiderhaufens trennen können, haben Sie einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Denn: Dinge aufheben, die Sie niemals vermissen würden, macht einfach keinen Sinn...."

Da muss man ja erst mal draufkommen !

Sind Sie ein Messie?


Thomas

 

BUCHBESPRECHUNG (Fortsetzung)

Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

3. Teil: Therapeutische Aspekte (erste Hälfte)

Sammelsurium – ein buntes Durcheinander
Von Christa Luger

 

Die Autorin assoziiert erst im Sinn einer „Gedanken-Sammlung“ verschiedene Überlegungen und Aussagen zum Messie-Syndrom und kommt auf den Zusammenhang resp. Gegensatz von Mangel, Lücke, Riss einerseits und Wunsch, Sucht, Sehnsucht andrerseits. „Das früh Entbehrte kommt als Wunsch nicht zur Ruhe, und wer etwas von dem Vermissten später beschaffen kann, muss dennoch nicht daran satt werden.“ (Elfriede Gerstl, Kleiderflug, 1995,S.59)
Messies versuchen, den Mangel zu überwinden, scheinbar ein Loch zu stopfen mit Dingen, welche nicht verletzen können und von denen man nicht verlassen wird. Dabei wird aber der Gegensatz von innen (Leere) und aussen (Überfüllung) nur noch grösser. Die zugrundeliegende Angst erläutert die Autorin anhand eines Fallbeispiels. Die Verlagerung vom innern Mangel zum äussern Chaos ist auch ein Versuch, den eigenen Gefühlen zu entkommen. Zitat einer Betroffenen: „Wenn ich beginne, mich zu spüren, ertrage ich vielleicht das Chaos in meiner Wohnung nicht mehr…“

Das Messie-Kunstprojekt
Von Dorit Doppelhammer

 

Die Autorin sieht die Kunsttherapie als Entwurf für einen Lösungsprozess für Messies. In Ergänzung zum gesprächstherapeutischen Ansatz kann die Kunsttherapie kreativ-gestalterische Prozesse fördern. In entspannter, gelöster Atmosphäre kann sich in der Gruppenarbeit ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Die Autorin erwähnt die Anfangsschwierigkeiten, da die meisten Messies eher isoliert leben, sich deshalb erst abwartend verhalten und nur zögerlich zu öffnen wagen. Dann aber wird es möglich für sie zu erfahren, dass in der Gruppe gleichzeitig miteinander gearbeitet, beraten, unterstützt, gelacht, gelobt, berührt werden kann. Der Autorin fiel auf, wie oft sich Messies sehr selbst-kontrolliert verhalten, wie sie sich aber auch sehr um jene bemühen, die nicht mitmachen wollen oder können, und wie sie immer wieder versuchen, diese in die Gruppe zu integrieren.

Erwähnt wird die Bedeutung der Farben (Eva Heller, „Wie Farben wirken“, Rowohlt Tb, 1999), die Wirkung des gemeinsamen Malens, der „sozialen Wärme“, des schöpferisch Tätig-seins im Sinn von Joseph Beuys „Jeder ist ein Künstler“ (man/frau muss es nur entdecken).

Im Unterkapitel „Kunsttherapeutisch orientierte Zugänge zum Messie-Syndrom: Sammeln zwischen Leid und künstlerischem Akt“ sind die Ausführungen zur Unterscheidung zwischen geglücktem und unkontrolliertem, ausuferndem Sammeln lesenswert.

Die DEUTUNG eines Bildes sollte nur vom Malenden selbst erfolgen. Hingegen muss die Kunsttherapeutin eingreifen, wenn während eines Gestaltungsprozesses eine Krise entsteht. Dies erfordert eine grosse Achtsamkeit und Behutsamkeit.

Für die BILDANALYSE ist eine gute Schulung der Wahrnehmung unerlässlich. Aus der Erfahrung ergeben sich gewisse Hinweise in Bezug auf Dynamik, Grundelemente, Lebensgefühl, traumatische Erlebnisse u.a., was die Autorin anhand eines Bildes im einzelnen aufzeigt.

Kunsttherapie kann helfen, die eigene Problematik auszudrücken bzw. darzustellen, und den Wunsch nach Veränderung auszulösen und zu verstärken.


Buchtitel Vermüllungssyndrom

ISBN 978-3-211-76519-7

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns"

Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.)

Springer Verlag 2008, 324 S., 21 Abb., 10 in Farbe., Softcover

Chf 67.90

 

Rätsel  Fragezeichen

Auflösung des letzten Rätsels:
Mit den sehr plausiblen Vorschlägen 'Jean Tinguely' oder 'Daniel Spoerri' wurde die richtige Antwort eigentlich nur um haaresbreite verfehlt - beide genannten Künstler waren nämlich Freunde und Arbeitskollegen des Gesuchten: Dieter Roth !

Danke fürs Mitmachen.

LessMess-Hut

Beim neuen Rätsel kann man rechnen - oder auch raten.

Wir erläutern mal den 'Messie House Index' (MHI) - ein von A. Schmidt vorgeschlagenes Mass um das Ausmass einer Messie-Betroffenheit quantfizieren zu können. Dabei wird in einer Wohnung eigentlich nur das Verhältnis der belegten Fläche zur frei begehbaren betrachtet und die belegte Fläche als Zahl von 1 - 10 ausgedrückt. Bei einem MHI von 7 wären demnach bereits 70% der Wohnfläche überstellt. Bei einem 'normalen' Haushalt beträgt die belegte Wohnfläche etwa 30 %. Diese Betrachtung ist etwas vereinfacht, da bei einer echten MHI-Berechnung auch noch die Funktionalität von Küche und Bad mitberücksichtigt wird.

Dennoch - nehmen wir mal an, unser Messie X startet in einer cleanen Wohnung mit einem MHI von 3 - wobei aber alle Schränke und Gestelle jetzt belegt sind. Seine Wohnung hat eine Fläche von 70 m2 und ist demnach bester Durchschnitt. Unser Messie ist Meister im Stapeln und baut auch realistisch in die Höhe...
X ist Stadtbewohner und bekommt ansehlich interessante Werbebroschüren und Gratiszeitungen frei Haus oder in Bus und Bahn - vielleicht hat er auch eine Tageszeitung abonniert... Da kommen täglich (ausser Sonntags) gut 2 cm Papier zusammen, die gesammelt werden - vorzugsweise entlang von freien Wandflächen. Viel höher als einen Meter (!) können diese Beigen kaum gestapelt werden.
Aber es gibt ja nicht nur Zeitungen - wöchentlich kommt da noch eine volle Papiertragtasche dazu mit Büchern, oder Material aus Brockenhäuser, Geschenke, 'Erbstücke', Souvenirs uvam. 4 dieser Säcke können aufeinander gestapelt werden und stehen eng aneinander herum - immerhin kann die Hälfte eines solchen Sackstapels dann mal jeweils auf eine fertige Zeitungsbeige gestellt werden. Vierteljährlich ist Sperrmüllsammlung - da gibt's regelmässig ein Schnäppchen, das jeweils etwa 40 x 40 cm Boden beansprucht. Alle 2 Jahre kommt ein Mottenschrank oder ähnliches dazu für ausgediente und übernommene Kleider (oder was immer denn auch sonst gesammelt wird - ein Mottenschrank misst 50 x 80 x 160cm).

Nach etwa wieviel Jahren hat X den MHI von 7 erreicht, was von Fachkräften bereits als hochgradiges Messietum bezeichnet wird ?

Wohlgemerkt: dieses Szenario ist eher bescheiden beschrieben.



Maile oder schreibe uns die Anzahl Jahre, dazu aber auch die eigene Adresse, an info@lessmess.ch, LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen am Albis, Fax 044 764 28 50


LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97 Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00


Wir danken herzlich für eventuelle Spenden an: PC 85-555738-2, LessMess, Zürich

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


LessMess Info Logo Ausdruckbares PDF dieser
LessMess INFO 2/2009
Nr. 2/09 - 7. Juni

 

Aktuelles

LessMess Sommerfest 11. Juli 2009

Fachartikel Das Messie-Syndrom und die Krankenkassen
Interview mit Brigitte. Sie hat sich geoutet
Pressespiegel Auf der Suche nach Ordnung
Buchbesprechung Das Messie-Syndrom / 2. Kapitel
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam
Rätsel Auflösung / Wer ist der Künstler?


Liebe Messies und Nicht-Messies
Für das zweite Info 2009 braucht es viel Zeit zum Lesen – deshalb ist das Vorwort etwas kürzer. Unsere freien Mitarbeiter haben einen wissenswerten Fachartikel und eine Buchbesprechung verfasst, die zum Lesen, Studieren und Diskutieren animieren. Das Interview mit Brigitte zeigt Erfahrungen, die beim Outen eintreten können. Bitte beachtet auch den Hinweis auf das Sommerfest!

LessMess


Aktuelles

Der Vorstand von LessMess organisiert ein zweites Sommerfest.
Das Motto lautet: „Messies begegnen sich, diskutieren, essen, trinken, lachen und geniessen zusammen … und kriegen alles unter einen Hut“.
Auch diesmal erwartet euch wieder ein Apéro, ein reichhaltiges Sommerbuffet mit verschiedenen Grilladen und ein Dessertbuffet, umrahmt vom A-Cappella-Chor Voicieme. Die Maturandin Nina Zollinger stellt ihre Maturaarbeit und ihren Kurzfilm zum Thema Messie vor. Natürlich bleibt noch genügend Gelegenheit und Zeit zum Plaudern und Diskutieren mit neuen und alten Bekannten.

Die Kosten für Mitglieder beim Verband LessMess betragen Fr. 40.-, Kinder unter 16 Jahre bezahlen Fr. 20.- und Nichtmitglieder Fr. 50.- (jeweils ohne Getränke).

Mehr Infos hier, direkte Anmeldung da
Schriftliche Anmeldungen bis am 30. Juni 09 an: LessMess, Mitteldorfstrasse 31, 8915 Hausen a.A.
Nach Anmeldeschluss wird ein Zuschlag von Fr. 10.- erhoben.

Der Vorstand freut sich, euch, Freunde und Bekannte im evangelischen Kirchgemeindehaus Wallisellen am Samstag, 11. Juli 2009 ab 16.00 Uhr begrüssen zu können!




Fachartikel : Das „Messie-Syndrom“ und die Logik der Krankenkassen.

Von Heinz Lippuner, lic.phil. Fachpsychologe für Klinische Psychologie und Psychotherapie FSP

Journalisten/-innen fragen mich ebenso häufig wie Betroffene, ob denn das Messie-Syndrom mit Psychotherapie behandelt werden könne. Meine Antwort lautet immer: Psychotherapie behandelt Menschen und nicht Syndrome oder Krankheiten. Das weist auf wichtige Grundsatzfragen der Psychotherapie hin, stellt die Fragenden aber selten zufrieden und dies zu Recht.
Sucht ein „Messie“ Hilfe bei einem Psychotherapeuten und soll diese Therapie via Krankenkasse aus der Grundversorgung bezahlt werden, muss der Therapeut nach 6 Sitzungen beim Vertrauensarzt der Krankenkasse eine Meldung abgeben und eine Kostenübernahme für die 10. bis zur 40. Stunde beantragen. In dieser Meldung, die auf einem vorgegebenen Formular des BAG (Bundesamt für Gesundheit) gemacht wird, gilt es, neben der Beschreibung der Beschwerden und Symptome, sowie Ziel und Zweck der Behandlung unter Punkt 2.2. auszuführen, welches die (Vorläufige) Diagnose(n) sei, und dies im ICD-10 Code (so präzise wie möglich, ICD-10=Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision). Hier verwende ich wie viele andere mir bekannte Therapeuten abschwächende Formulierungen wie „Verdacht auf...“, aber spätestens beim ausführlichen Bericht und dem Gesuch um Verlängerung nach 40 Sitzungen wird eine Diagnose mit Hand und Fuss verlangt.
Die Krankenkassen bezahlen die Behandlung von Beschwerden mit Krankheitswert, sie bezahlen also (berechtigterweise) nur die Behandlung von Krankheiten und das „Messie-Syndrom“ ist weder in dem erwähnten Manual (ICD-10, herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation WHO) enthalten noch im anderen wichtigen Klassifizierungssystem, dem DSM-IV (herausgegeben von der American Psychiatric Association APA). Ein Gesuch um Kostengutsprache mit der Diagnose „Messie-Syndrom“ hätte also keine Chance, gleich anderen „Modediagnosen“, die es eben auch „nicht gibt“, etwa „Burnout“ oder „Mobbing“.
In der Logik der Krankenkassen, nach deren wissenschaftlich medizinischen Kriterien, gibt es also keine eigenständige Krankheit „Messie-Syndrom“. Ich bin überzeugt, dass dies auch so bleiben wird. Unter der aktuellen Bezeichnung und mit den vorliegenden theoretischen Konzepten (aus der Selbsthilfebewegung und aus der Feder einiger Forscher/-innen) besteht keine Hoffnung, in die oben erwähnten Manuale aufgenommen zu werden.
Im aktuellen Buch „Das Messie-Syndrom“ (Hrsg. von Pritz, Vykoukal, Reboly, Agdari-Moghadam im Springer-Verlag/Wien 2009) schreibt Arnd Barocka treffend: „Dabei stellt sicher die ausgesprochen unpassende Bezeichnung „Messie“ ein Hindernis (...) dar.“ Die Bezeichnung erfasse weder die Tragik im Leben der Betroffenen noch vermittle sie Einsicht in das Wesen der Phänomene. Er fordert deshalb eine Umbenennung. „Da eine Störung mit Defiziten in Organisation und Planung aller Lebensbereiche vorliegt, soll diese Bezeichnung, nämlich 'Organisations-Defizit-Störung (ODS)' für den deutschen Sprachraum an dieser Stelle ausdrücklich vorgeschlagen werden“.
Nun kriegt aber der Schweizer „Messie“ von seiner Krankenkasse auch keine Kostengutsprache, wenn er mit der Diagnose ODS gemeldet wird. Die sehr engagierten Forschungen im Umfeld der „Sigmund Freud Universität“ in Wien wie auch vergleichbare Ansätze um die Forscherin Gisela Steins in Deutschland bringen uns wichtige neue Erkenntnisse und sie werden es auch ermöglichen, bei Fachpersonen aus dem psychosozialen und psychiatrischen Umfeld mehr Verständnis und mehr Verstehen der „Messies“ zu erreichen, aber eine eigenständige Diagnose bleibt in weiter Ferne.
Dem „Messie“ und seinem Therapeuten, seiner Therapeutin bleibt heute nur die Möglichkeit, die Beschwerden, die Symptome und typischen Funktionsweisen des Betroffenen als sekundäre Symptome, als Folgeerscheinungen einer zugrunde liegenden anerkannten Krankheit zu verstehen. Das „Messie-Syndrom“ maskiert in diesem Verständnis eine andere Krankheit, es kommt, wie wohl die Mehrheit der Betroffenen sagen würden, erschwerend hinzu.
Ein Überblick in bildlicher Darstellung soll uns in Erinnerung rufen, mit welchen Phänomenen und Krankheiten das Messie-Sein meist in Zusammenhang gebracht wird, um uns anschliessend zu fragen, welches die wichtigsten anerkannten Diagnosen sein könnten, die in den Meldungen an die Krankenkassen den Ansprüchen gerecht werden.

Illustration Messiesyndrom

(Quelle: E. Niedermann: Was ist ein Messie? 1.Studienarbeit Hochschule für Angewandte Psychologie HAP, 2005)

JournalistInnen berichten mir immer wieder, bei ihren Recherchen würden sie von psychiatrischen Institutionen meistens die Auskunft erhalten, das „Messie-Syndrom“ gebe es nicht, es handle sich um eine Depression. Auf Nachfragen kriege man oft noch ergänzt, es handle sich um Symptome bei chronischen Depressionen. Nicht gerade Präzisionsarbeit!
Das ICD-10 kennt unter dem Code F32 die depressive Episode, welche zusätzlich als leicht, mittelgradig oder schwer bezeichnet wird und - sicher hier wichtiger - unter dem Code F33 die rezidivierende depressive Episode, gegenwärtig leicht, mittelgradig oder schwer. Rezidivierend meint, dass es sich nicht um eine einmalige Episode handelt, sondern um ein phasisch wiederkehrendes Leiden, in welchen Abständen auch immer.
Zum Kern des Depressiven gehört die Antriebsstörung („ich kann nicht wollen“), sie erklärt dann etwa die Blockierungen, die es dem „Messie“ unmöglich machen, die längst geplanten Entsorgungsaktionen umzusetzen. Katharina Reboly schreibt im oben erwähnten Buch „Das Messie-Syndrom“, es gebe unter den Messies „die Wanderer und die Einsiedler“: Die Wanderer haben viele soziale Kontakte und Interessen, ...“. Sie ahnen es, einige „Messies“ sind offensichtlich nicht gerade die typischen Depressiven. Es könnte sein, dass neben den depressiven Episoden auch manische Episoden auftreten, das „Messie-Syndrom“ würde so möglicherweise eine bipolare affektive Störung (F31 im ICD-10 Code) maskieren.
Die Schwierigkeiten der meisten Messies beginnen bekanntlich aber nicht erst beim Entsorgen, sie beginnen beim Zusammentragen, nach Hause bringen, beim Einsammeln, kurz, beim Horten. Zum Horten (englisch: hoarding) liegen sehr viele Forschungsarbeiten v.a. aus den USA vor. Wir sind hier auf dem Feld der Zwangserkrankungen (F42) oder im Bereich des Zwangsspektrums. Der zwanghaft hortende Messie leidet also in dem Verständnis an einer Art Zwangserkrankung (obsessive compulsive disorder), welche letztlich in einer Therapie behandelt werden müsste. Die mir aus den Schilderungen vieler Messies einfallenden Zwangsgedanken, Rituale und v.a. die oft schwersten Kämpfe angesichts von Entscheidungen, machen die Zuordnung der dahinter liegenden Krankheit als Zwangserkrankung sicher nachvollziehbar.
Als Mitarbeiter von escape, dem Zentrum für Verhaltenssucht, kann ich sowohl Aspekte des Depressiven wie solche des Zwangs bei fast allen mir bekannten Messies feststellen, ich muss sie aber ergänzen um die typischen Symptome und Funktionsweisen von Menschen, die an einer Verhaltenssucht leiden, oft auch als stoffungebundene Süchte bezeichnet.
Escape (Zentrum für Verhaltenssucht 044/202 30 00) hat aufgrund der langjährigen Erfahrungen, welche an der Offenen Tür Zürich mit Onlinesucht, Glücksspielsucht, Kaufsucht und Sammelsucht gemacht wurden, ein neues Fachkonzept erarbeitet, sich aus der Offenen Tür herausgelöst und arbeitet jetzt mit Messies auch mit dem Arbeitsmodell, dem „Messie-Syndrom“ liege eine Verhaltenssucht zugrunde. In der Logik der Diagnose-Manuale bewegen wir uns dann im Bereich des Zwanges (F42) oder bzw. und im Bereich der abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (F63).
Diverse andere Störungen/Erkrankungen, die „dahinter stecken könnten“ müssen wir hier unbeachtet lassen, präziseres Wissen über Messies wird uns vielleicht später ganz andere Verbindungen nahe legen.
Und noch dies: Mit Nachdruck ist zu hoffen, dass es dem Messie und seiner Therapeutin gelingt, sich in der gemeinsamen Arbeit aus den Fesseln dieser Logik zu lösen und die ganz individuellen Ängste, Verarbeitungen und lebensgeschichtlichen Bedeutungen ins Zentrum zu stellen. Nur so kann Psychotherapie erfolgreich sein.




Interview mit Brigitte
LessMess Warum hast du dich im Stern-TV als Messie geoutet?
Brigitte Ich habe mich schrittweise geoutet. Zuerst am 7. Geburtstagsfest für meine Tochter Samantha. Der Grund dafür war Samanthas Spitalaufenthalt mit anschliessender Operation. Während des Spitalaufenthalts (bei dem ich Tag und Nacht bei meiner Tochter gewesen bin), bemerkte ich, wie glücklich Samantha mit anderen Kindern spielte. Da kam ich zur Überzeugung, dass ich dafür sorgen will, dass Samantha mit ihren Freundinnen und Freunden zu Hause spielen kann.
LessMess Wie waren die Reaktionen auf dein Outing?
Brigitte

Mein Outing löste unterschiedliche Reaktionen aus: Einige meiner Freunde/innen, vor allem meine Freundin, wertete es sehr positiv, ein Teil meiner Familie war entsetzt. Einige Bekannte zogen sich zurück, gingen verloren. Dafür lernte ich im Laufe der Zeit andere Personen kennen, teilweise durch das Internet. Die Gspänli von Samantha kommen gerne spielen, sie beurteilen die überfüllte Wohnung nicht, sondern geniessen einfach die gemeinsame Zeit.
Die Fernseh-Reportage „Stern-Reportage, Leben im Chaos! Messies“ wurde am 19.01.2009 auf VOX ausgestrahlt. Diese kam zustande, weil mich eine Beauftragte von Imago-TV am 13.03.2008 über www.lessmess.ch angefragt hat, ob ich für eine Reportage bereit wäre. Da sich auch Samantha einverstanden erklärte, kam ein Filmteam für zwei Tage im Mai 2008 und interviewte und filmte uns.

LessMess Wie hast du dich beim Filmen gefühlt?
Brigitte Zuerst hatte ich Lampenfieber und war sehr nervös. Die Reporterin konnte mir aber die Nervosität nehmen und ich fühlte mich gut, fast wie ein Filmstar.
LessMess Würdest du nochmals eine Reportage oder etwas Ähnliches machen?
Brigitte Ja, ich habe vor kurzem zugesagt, in die Sendung „Stern-TV“ mit Günther Jauch zum Thema Messie zu gehen. Samantha und ich fliegen für zwei Tage nach Köln. Die Sendung wird voraussichtlich am 19.08.09 ausgestrahlt.
LessMess Welchen Grund hattest du, dich zu outen?
Brigitte Ich möchte zeigen, dass man mit dieser Krankheit nicht alleine ist und dass es nicht nur „zugemüllte Messies“ gibt. Vielleicht kann ich anderen Messies auch helfen, sich zu öffnen. Ich habe viele positive Reaktionen erhalten, auch später noch. Der wichtigste Grund aber ist Samantha: ich möchte etwas ändern.
LessMess Welche Risiken bringt das Outen?
Brigitte Einige Leute können nicht verstehen, dass ein Messie so viel Mühe hat, aufzuräumen und nicht zu sammeln. Sie lehnen Messies ab. In einer Partnerschaft funktioniert das Zusammenleben nur mit sehr viel Liebe, Vertrauen und Achtung. Vor allem gegenüber Frauen besteht die feste Erwartung, dass der Haushalt von ihr ordentlich geführt wird.
LessMess Welche Empfehlung bezüglich outen gibst du an andere Messies?
Brigitte Man soll sich privat oder öffentlich nur outen, wenn man 100 % sicher ist, auch negative Reaktionen ertragen zu können. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich habe das Outen nicht bereut.
LessMess Was hast du konkret im Haushalt geändert?
Brigitte Auf meinen Briefkasten habe ich einen Kleber gegen Reklame angebracht. Schon vorher habe ich Papier, Karton, Metall und Alu, PET- und Glasflaschen regelmässig entsorgt.
Nach der Fernsehsendung habe ich das Buffet aussortiert, den Putz- und Reserveschrank, den Badezimmer- und den Küchenschrank ausgeräumt und entrümpelt. Unterstützt werde ich 1x pro Woche/1 Std. von der Hauspflege, weil ich auch verschiedene körperliche Probleme habe.
Sachen wegzugeben war für mich sehr schwierig. Ich habe aber erkannt, dass sie nur Ersatz für ein Manko sind, und deshalb ist es mir einigermassen gelungen, mich von Dingen zu trennen.
LessMess Vielen Dank für das offene Interview!
Brigitte Ich freue mich auf neue Kontakte zu Messies und komme gerne ans Sommerfest!


Brigittes Tipp:

„Jedes Ding‘ an seinen Ort, erspart viel‘ Müh‘ und manch‘ bös‘ Wort!“
Gilt vor allem für Natel, Schlüssel, Brille smiley

 

Pressespiegel


Auf der Suche nach Ordnung
© ZEIT ONLINE 5.3.2009, Von Lars Klaaßen (Text) und Christian Muhrbeck (Fotos)

Es ist eine der verständnisvollsten Betrachtungen über Messies, die ich in den letzten Wochen gelesen habe - und dies von der prominenten Quelle "Die Zeit"! ...und dies ausgerechnet jetzt, wo unser Info bereits dermassen überbordet, dass hier eine vollständige Wiedergabe ausgeschlossen ist (der Artikel erstreckt sich über mehrere Seiten, mit illustrativen Bildern). Trotzdem: wer nach einer Verschnaufpause neue Kraft hat nehme sich unbedingt die Zeit und folge dem link!
Dennoch erwähne ich hier - quasi zur Steigerung der Neugier - auszugsweise 3 Stellen:

"...Die Wohnungen von Messies sehen von Fall zu Fall sehr unterschiedlich aus. Sie können etwa geprägt sein von Ordnungssystemen unterschiedlicher Art: Aktenordner, Hängeregistraturen oder akkurat beschriftete Kisten, die säuberlich geordnet in Regalen stehen. Daneben können sich auch Anhäufungen von Gegenständen befinden, die Besuchern völlig chaotisch erscheinen. Die Bewohner jedoch haben auch darin häufig noch ein System und wissen ziemlich genau, wo sie was finden können. Andere Messies wiederum sind auch mit der zeitigen Entsorgung von Lebensmitteln überfordert. Die Grenze zur Verwahrlosung verwischt für außenstehende Betrachter. Der Unterschied zu Menschen, die verwahrlost sind, oder die sich als „chaotisch-kreative Köpfe“ bezeichnen und ihre Unordnung lieben, besteht vor allem darin, dass Messies diese Zustände nicht egal sind – sie leiden darunter."

Es ist sicher wahr, dass sehr viele Messies an ihrem übersteigerten Ordnungsempfinden qualvoll scheitern (sieht man mal ab von der überwältigenden Menge an Dingen, die sie zu ordnen haben) und es tut gut, wenn dieses Ordnungsbestreben festgestellt und nicht ins Lächerliche gezogen wird. Es folgt auch ein sinnvoller Ratschlag:

"Der Psychologe Gunter König (...) empfiehlt, einen Plan zu erstellen, wie das Problem ganz pragmatisch gelöst werden kann – hier und jetzt. Dazu gehört unter anderem, sich zunächst kleine Ordnungsinseln zu schaffen und diese dann bewusst zu genießen. „Perfektionismus sollte vermieden werden“, so König. „80 Prozent Erfolg reichen auch schon!“ "

Sehr richtig! Und das entspricht genau dem Paretoprinzip: um diese 80% Ordnung zu schaffen bedarf es lediglich 20% des vermutlichen Gesamtaufwandes. Soll diese Ordnung dann aber um die 'fehlenden' 20% vervollkommnet werden, so wird das dann schlicht die verbleibenden 80% des Gesamtaufwandes verschlingen - reine Sisyphosarbeit.
Aber es kommt noch schlimmer: in einem Kommentar zu dem Artikel hinterfrägt sich ein Leser, warum Messies denn soviel zu ordnen haben. Und sein Ansatz, dass es sich dabei um die Sucht nach stets Neuem handeln könnte, gepaart mit der Weigerung, sich klar für oder gegen etwas zu entscheiden, ist halt auch sehr scharf beobachtet:

"... Das Messie-Syndrom ist vergleichbar mit der Flucht in die Zeit der Kindheit, wo alles neue interessant war und erkundet werden wollte, mit dem Unterschied, dass Kinder von der Energie der Forscher angespornt werden, werden die "Messies" sammeln, um sich das lästige Sortieren zu ersparen, wo sie Entscheidungen treffen und eben auch etwas aufgeben müssten.
Bei den Messies sammelt sich die Welt der Dinge und der Aufbruch in die Welt bleibt so mit seinen ganzen Risiken und Anstrengungen solange "erspart", bis die Unordnung nicht mehr auszuhalten ist."

Ein Messie würde diesem Vorwurf vermutlich entgegenhalten, dass gerade die hier als Zeichen des Erwachsenseins geforderten, schnellen, risikobehafteten Entscheide massgebend zu der misslichen Lage beigetragen haben, in der sich die aktuelle Weltlage befindet... (was wiederum nicht als Rechtfertigung gelten kann, sich gar nicht zu entscheiden).
Interessant, nicht? Jedenfalls wesentlich interessanter als das elende Geplärre, das um Tante Wittlers Aufräumopern in RTL entbrannt ist: da wird doch tatsächlich ernsthaft gefragt, wer denn das alles bezahle !!!
Zitat: Nun fragen sich zahlreiche TV-Zuschauer: Wodurch haben sich Messies die Hilfe von Tine Wittler überhaupt verdient? Und: Wer bezahlt eigentlich die aufwendigen Renovierungsarbeiten?
Was man dann da an Kommentaren zu lesen bekommt zeigt deutlich, dass gerade solche Sendungen nicht gerade geeignet sind, die Problematik des Messie-Syndroms zu erklären...


Thomas

 

BUCHBESPRECHUNG (Fortsetzung)

Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

2. Teil Diagnostik

Horten und Sammeln im Spektrum der Zwangsstörungen
von Martin Aigner, Ulrike Demail, Markus Dold

1. Einleitend berichten die Autoren, dass eine Reihe psychiatrischer Erkrankungen dem „Messie-Syndrom“ zugrunde liegen können und sein zwanghafter Charakter es schon früh mit Zwangsstörungen in Verbindung brachte. Je nach Diagnostik der entsprechenden Grunderkrankung können geeignete therapeutische Schritte eingeleitet werden. Der „Sammeltrieb“ kann aber auch als „Urtrieb“ der Jäger und Sammler verstanden werden und ist somit nicht primär pathologisch, sondern ist eher ein Verhalten, das Spannungen reduzieren kann. Ein massloses Sammeln und Horten kann aber ins Spektrum der Zwangstörungen eingeordnet werden. In Tabelle 1 wird die Differenzialdiagnose des „Messie-Syndroms“ im ICD 10 ersichtlich.
2. Beispiele zur Differenzierung von Zwangsstörung und Zwangsspektrumstörung zwischen den Polen „zwanghaft“ und „impulshaft“ sind übersichtlich dargestellt. Differenzierend erklärt wird, dass das Verhalten zur Spannungsreduktion bei der Impulskontrollstörung zunächst „ich-synton“ = lustvoll (Spielen / Kaufen), bei der Zwangsstörung meist als „ich-dyston“ = belastend (Wasch- und Kontrollrituale) empfunden wird.
3. Der Abschnitt über biologische und psychologische Befunde und Komorbidität bei Hort- und Sammelzwängen weist auch auf genetische Faktoren und auf wichtige diagnostische Erkennungsmerkmale hin.
4. Zur Therapie des Hort- und Sammelzwanges wird als wichtiger Punkt die Diagnosestellung genannt. Erst nach sorgfältiger Analyse kann mit den Betroffenen gemeinsam eine angepasste Therapieplanung angegangen werden. Die therapeutische Herangehensweise legt psychotherapeutische und medikamentöse Ebenen nahe – wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen und zum anderen die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva, welche sich wirksam zeigten. Die Autoren betonen, dass aus ihrer Sicht auch der Wohnbereich in die Therapieplanung zwingend miteinbezogen werden sollte.

Krank oder nicht krank? –psychiatrische Aspekte einer Organisations-Defizit-Störung (sogenanntes „Messiesyndrom“)
von Arnd Barocka

1. In „Nosologische Vorbemerkung“ wirft der Autor die bemerkenswerte Hinterfragung ein, ob es sich bei der Störung von Organisation und Planung der Lebensabläufe vielleicht um eine neue eigenständige Erkrankung handeln könne. So wird auch bemerkt, dass psychiatrische Erkrankungen tatsächlich neu auftauchen und wieder verschwinden können, wie beispielsweise das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) des Erwachsenen, das vor zwanzig Jahren noch weitgehend unbekannt war. Die graphische Darstellung zeigt übersichtlich das nosologische (systematische Beschreibung der Krankheit) Problem – being (a) messy.

2.
Im „Messie-Phänomen in der Ratgeberliteratur“ heisst es, dass laut Felton das Messie-Phänomen ein die gesamte Persönlichkeit prägendes Merkmal ist, das sich auf alle Lebensbereiche ungünstig auswirkt, ohne dass die Betroffenen deshalb immer psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen würden. Weiterführend werden Merkmale, die anhand eigener Erfahrungen Feltons das Problem darstellen, beschrieben. Dabei heisst es, dass in der Ratgeberliste bereits äthiologische Hypothesen zu lesen sind über biologische, psychologische und soziale Faktoren, welche aber empirisch kaum substantiiert sind. Trotzdem scheint das zugrunde liegende Phänomen sozial hoch bedeutsam zu sein, laut Tolin et al.
3. Im Abschnitt „Organisations-Defizit-Störung (ODS)der wissenschaftlichen Literatur“ wird über die Nomenklatur, ODS in der Normalbevölkerung und über ODS bei psychiatrischen Krankheitsbildern berichtet. Über aktuelle Forschungsergebnisse folgender psychiatrischer Krankheitsbilder, die im Zusammenhang mit dem ODS auftreten wird spezifisch berichtet: Zwangsstörung – Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) - Borderline-Persönlichkeitsstörung - Posttraumatische Belastungsstörung PTBS - Bipolare affektive Störung (mit Falldarstellung) - Schizophrenie und Demenz (mit Fallbeispiel aus der Gerontopsychiatrie) - Substanzabhängigkeit und Essstörungen.
4. Zur Neuropsychologischen Basis der Störungen von Ordnung und Planung wird einerseits die - gestörte Aufmerksamkeit – erwähnt, bei der die Aufmerksamkeit beispielsweise zu verschiedenen Gegenständen wandert und es den Betroffenen nicht gelingt, sich zu entscheiden ob sie den Gegenstand wegwerfen oder einordnen sollen. Neuropsychologisch kann man einen Teil des Verhaltens auf eine Störung eines Verhaltensmusters reduzieren – dem „delayed reward“. Laut klinischer Beobachtung beinhaltet Horten ein selbststärkendes Verhalten, verbunden mit lustvollen Emotionen – mit anderen Worten: Horten hat Suchtcharakter. Zudem weisen Betroffene Störungen der Informationsverarbeitung auf, z.B. wenn sie eine falsche Vorstellung über den Wert von Gegenständen haben, was zu Problemen bei der Entsorgung führt. Auch kognitive Störungen können der irrationalen Wertzuschreibung für Gegenstände zugrunde liegen.
5. Abschliessende Überlegungen umfassen, dass: „Organisations-Defizit-Störung“ (ODS) eine passendere Bezeichnung ist als „Messie-Syndrom“, da eine Störung der Organisation und Planung aller Lebensbereiche vorliegt. Zu den epidemiologischen Fragen wird erläutert, dass, um die Zusammenhänge zu erhellen unbedingt noch epidemiologische Studien nötig sind. Zum Bereich „Therapie wird empfohlen, dass der therapeutische Ansatz von Tolin et al. aufgegriffen und weiterentwickelt werden sollte.


Der Messie-House-Index (MHI)

von Andreas Schmidt

In bildhaften Aufzeichnungen und Tabellen ist der Messie-House-Index ein psychodiagnostisches Messinstrument, welches darauf abzielt, einen exakten Befund einer (überfüllten) Messie-Wohnung erstellen zu können. Hiermit ist eine gleichsam „objektive“ Vergleichsmöglichkeit verschiedener Schweregrade der Beeinträchtigungen gegeben.

Der Messie-Formenkreis

von Katharina Reboly

Das Messie-Forschungsprojekt an der Sigmund Freud Privat Universität Wien (SFU) setzt sich mit mehreren Schwerpunkten auseinander, welche in diesem Abschnitt erläutert werden. In den „Differenzialdiagnostischen Überlegungen“ werden (historisch) verwandte Bezeichnungen und Merkmale von Erscheinungsbilder zum Messie-Formenkreis genannt wie:

Häusliche und persönliche Verwahrlosung
Horten von Unrat und gekauften oder gesammelten Gegenständen
Sozialer Rückzug und Isolation – Müll als Entlastung von seelischen Problemen
Verweigerung von Hilfsangeboten
Nichtsehen bzw. Nichtakzeptieren der offenkundigen Verwahrlosung
Panikreaktion bei Entmüllungsaktion.

Der Abschnitt Komorbidität stützt sich auf amerikanische klinische Forschungsansätze, aus denen sich schliessen lässt, dass es sich beim Messie-Phänomen um ein Sammelsurium verschiedenster Ausprägungsformen handeln kann und vielschichtige zugrunde liegende psychodynamische Konstrukte beobachtet werden können. So werden Studien, welche die differenzialdiagnostischen Unterschiede zwischen dem Sammelzwang und beispielsweise Persönlichkeitsstörung, Demenz, Zwangserkrankung, Depression, Angststörung oder Suchterkrankung, posttraumatische Belastungsstörung PTB, ADHS und mehr… nachvollziehbar zitiert. Kulturwissenschaftlerin Annina Wettstein (2005) beschreibt in ihren Ausführungen aus der Schweiz, dass als subjektives Erklärungsmodell für das Messietum Betroffene von einem angeborenen Leiden, von auslösenden Faktoren in der Kindheit oder von ursächlichen Ereignissen im Erwachsenenalter berichten. Folgernd könne man verallgemeinernd von einer emotionalen Instabilität sprechen.

Interessante Resultate einer Erfassung des Messie-Fragebogens der SFU sind ergänzend aufgezeichnet.

Im nächsten Newsletter wird das 3. Schwerpunktthema „Therapeutische Aspekte“ zusammengefasst.

Buchtitel Vermüllungssyndrom

ISBN 978-3-211-76519-7

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns"

Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.)

Springer Verlag 2008, 324 S., 21 Abb., 10 in Farbe., Softcover

Chf 67.90

Anita Meito

 

Rätsel  Fragezeichen
Auflösung des letzten Rätsels:
Der Satz stammt aus dem Buch
"Der Tee der drei alten Damen" von Friedrich Glauser (1938 veröffentlicht).
Die erste richtige Antwort erreichte uns genau 20 Minuten nach dem Versand der LessMess Info und wurde entsprechend honoriert!
Wir gratulieren allen, die es herausgefunden haben.
LessMess-Hut


Welcher Schweizer Künstler hat dieses Messie-Stilleben geschaffen?

Kunstwerk

 


Maile oder schreibe uns den Namen des Künstlers, dazu aber auch die eigene Adresse, an info@lessmess.ch, LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen am Albis, Fax 044 764 28 50


LessMess Beratungstelefon: 079 304 10 97 Montag 18.00 - 20.00 // Donnerstag 10.00 - 12.00


Wir danken herzlich für alle Spenden an: PC 85-555738-2, LessMess, Zürich

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.
Layout und Gestaltung: Thomas.


Nr. 1/09 - 5. März

 

Aktuelles

Finanzierungshilfen für Coaching und Haushaltshilfe

Diplomarbeiten über Messies

Wissen Prokrastination
Agenda LessMess Mitgliederversammlung 20. März 2009
LessMess Sommerfest 11. Juli 2009
Pressespiegel Räumung in Biberist
Buchbesprechung Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam
Rätsel Wer hat das geschrieben ?


Liebe Messies und Nicht-Messies
Dies ist das erste Info im 2009. Wir möchten euch wieder über Neues rundum das Thema „Messie“ informieren. Die Buchbesprechung von „Das Messie-Syndrom“ erfolgt kapitelweise, da das Buch sehr ausführlich und tiefgründig ist. Das erste Kapitel hat Elmira zusammengefasst.
Reaktionen zum Rätsel waren keine eingetroffen? Der Zufall wollte es, dass ein Artikel über „Prokrastination“ im TagesAnzeiger Magazin erschienen ist und die Lösung vorweg geliefert hat!
Der Vorstand von LessMess freut sich euch zahlreich an der Mitgliederversammlung am 20. März 2009 zu sehen!
Und wir freuen uns schon jetzt auf unser Sommerfest: es wird heuer am 11. Juli stattfinden.



LessMess


Ich brauche Hilfe zur Haushaltsbewältigung, doch „Wer soll das bezahlen?“

Ich möchte Stellung beziehen zu folgenden, stets wiederkehrenden Fragen an Lessmess:

- „Welche lebenspraktischen Unterstützungsmöglichkeiten – und Finanzierungshilfe – gibt es?“  
- „Wie ist vorzugehen, wenn die Unterstützung abgelehnt wird, respektive die Kosten nicht übernommen werden?“
 
Nachfolgend möchte ich die wichtigsten offiziellen Möglichkeiten aufzeigen, aus meinem beruflichen Erfahrungsbereich im spitalexternen Bereich.

 
 
- Wann erhalten IV- oder AHV - Rentner/innen Ergänzungsleistungen – EL
Wenn die Rente oder das Taggeld nicht reichen? (bis ca. 25 000 Fr. steuerbares Einkommen)
IV-Renten und Taggelder sollen grundsätzlich den Existenzbedarf einer behinderten Person decken. Wenn diese Leistungen alleine nicht ausreichen, weil beispielsweise daneben kein weiteres Einkommen vorhanden ist, können Ergänzungsleistungen beansprucht werden. Dies sind Leistungen, welche den Fehlbetrag zwischen dem tatsächlichen Einkommen und einer bestimmten Einkommensgrenze, dem Existenzbedarf, ausgleichen. Auch auf Ergänzungsleistungen besteht ein Rechtsanspruch; sie sind keine Fürsorgeleistungen.
EL müssen bei der AHV –Zweigstelle der Wohngemeinde beantragt werden.
- Wer hat Anspruch auf Hilflosenentschädigung – HL für Lebenspraktische Begleitung
Ein Bedarf an lebenspraktischer Begleitung im Sinne von Artikel 42 Absatz 3 IVG liegt vor, wenn eine volljährige versicherte Person ausserhalb eines Heimes lebt und infolge Beeinträchtigung der Gesundheit:
o ohne Begleitung einer Drittperson nicht selbstständig wohnen kann;
o für Verrichtungen und Kontakte ausserhalb der Wohnung auf Begleitung einer Drittperson angewiesen ist; oder
o ernsthaft gefährdet ist, sich dauernd von der Aussenwelt zu isolieren.

Ist lediglich die psychische Gesundheit beeinträchtigt, so muss für die Annahme einer Hilflosigkeit gleichzeitig ein Anspruch auf mindestens eine Viertelsrente bestehen.
Eine HL wird auf Antrag der betroffenen Person geprüft.

Bundesamt für Sozialversicherungen
Effingerstrasse 20
CH-3003 Bern
Tel. +41 (0)31 322 90 11
Fax +41 (0)31 322 78 80

- Die Wirtschaftliche Sozialhilfe muss bei der Wohngemeinde beantragt werden. Auch Angehörigenunterstützung wird bei der Wohngemeinde geregelt. Das Fürsorgewesen leistet persönliche und finanzielle Hilfe für Personen in schwierigen Lebenssituationen.
Auskunft erteilt die Sozial- und Fürsorgebehörde der Wohngemeinde.
- Durch die Grundversicherung* der Krankenkasse werden die im Krankenversicherungsgesetz KVG - pflichtigen Leistungen bezahlt. (Siehe Krankenpflege-Leistungsverordnung – KLV). Die Leistungen werden durch Pflegefachpersonen der Spitex oder durch freiberufliche Professionelle durchgeführt.
Der „Auftraggeber“ ist der Arzt/in oder Psychiater/in, welcher eine Spitexverordnung erstellt.
 
* Verordnung des EDI über Leistungen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung
(Krankenpflege-Leistungsverordnung, KLV)
Das Eidgenössische Departement des Innern verordnet:
A. Massnahmen der Abklärung und der Beratung:
1. Abklärung des Pflegebedarfs und des Umfeldes des Patienten oder der Patientin und Planung der notwendigen Massnahmen zusammen mit dem Arzt oder der Ärztin und dem Patienten oder der Patientin.
2. Beratung des Patienten oder der Patientin sowie gegebenenfalls der nichtberuflich an der Krankenpflege Mitwirkenden bei der Durchführung der Krankenpflege, insbesondere im Umgang mit Krankheitssymptomen, bei der Einnahme von Medikamenten oder beim Gebrauch medizinischer Geräte, und Vornahme der notwendigen Kontrollen.
B. Massnahmen der Untersuchung und der Behandlung:
13.
pflegerische Massnahmen zur Umsetzung der ärztlichen Therapie im Alltag, wie Einüben von Bewältigungsstrategien und Anleitung im Umgang mit Aggression, Angst, Wahnvorstellungen.
14. Unterstützung für psychisch kranke Personen in Krisensituationen, insbesondere zur Vermeidung von akuter Selbst- oder Fremdgefährdung.
C. Massnahmen der Grundpflege:
2. Massnahmen zur Überwachung und Unterstützung psychisch kranker Personen in der grundlegenden Alltagsbewältigung, wie: Erarbeitung und Einübung einer angepassten Tagesstruktur, zielgerichtetes Training zur Gestaltung und Förderung sozialer Kontakte, Unterstützung beim Einsatz von Orientierungshilfen und Sicherheitsmassnahmen.

Die Abklärung, ob Massnahmen nach Buchstabe B Ziffem 13 und l4 und Buchstabe C Ziffer 2 durchgeführt werden sollen, muss von einer Pflegefachfrau oder einem Pflegefachmann (Art. 49 KW) vorgenommen werden, die oder der eine zweijährige praktische Tätigkeit in der Fachrichtung Psychiatrie nachweisen kann.

-

Durch die Zusatzversicherung der Krankenkasse werden auch Haushaltshilfen mitfinanziert. Dies ist unterschiedlich geregelt – je nach Krankenkasse eine gewisse Stundenanzahl pro Jahr.

 
 


Probleme mit der Finanzierung der Pflicht-Leistungen der Krankenkasse

Haben Versicherte Probleme mit ihrer Krankenkasse oder ihrem Zusatzversicherer sind sie nicht auf sich allein gestellt. Sie können die Dienste des Ombudsmans der Krankenversicherung beanspruchen. Der Ombudsman befasst sich mit praktisch allen Fragen und Problemen, die zwischen Versicherten und Krankenkassen auftreten können. Seine Zuständigkeit erstreckt sich sowohl auf die obligatorische Krankenpflegeversicherung als auch auf die von den Krankenkassen oder deren Partnergesellschaften betriebenen Heilungskostenzusatz- und Krankentaggeldversicherungen. Der Ombudsman ist ein Mediator und kein Gratisanwalt!
Informieren Sie sich bei www.ombudsman-kv.ch und verwenden Sie bitte bei emailanfragen das Kontaktformular hier oder schreiben Sie an:

Ombudsman der sozialen Krankenversicherung
Morgartenstrasse 9
6003 Luzern

Natürlich gibt es noch diverse andere private Anbieter, welche Hilfe und Coaching zur Haushaltsbewältigung anbieten. Wenn diesbezüglich Infos gewünscht werden – bitte kontaktieren Sie uns. Gerne nehmen wir auch Ihre Erfahrungen und Tipps entgegen, über info@lessmess.ch

Anita

PS dieses Merkblatt kannst du hier als PDF betrachten und ausdrucken.

 

 

Diplomarbeiten über Messies


Blick hinter die Kulissen von LessMess: Studienarbeiten
15 Tomatendosen mit Rückwärtsgang

Etwa vier oder fünf Mal pro Jahr gilt es, Maturandinnnen oder Diplomanden für eine Facharbeit über Messies zu betreuen. Auch für solche Fälle steht LessMess zur Verfügung. Eine Aufgabe für Johannes, den „Theoretiker“ im Vorstand von LessMess.

Meistens beginnt es mit einem Mail: „Ich möchte eine Maturaarbeit zum Thema „Messie“ machen. Könnten Sie mir mehr Infos liefern und mir Kontakte zu Betroffenen vermitteln, damit ich Interviews machen kann?“ Die meisten dieser Leute haben aus Medienberichten von den Messies vernommen und finden das Thema spannend. Spannend ist dann jeweils auch, was dabei herauskommt. In einem Fall scheiterte eine Maturandin am übersteigerten Anspruch: Sie wollte etwa zehn Interviews mit Betroffenen machen. Sonst aber kommen nicht selten ganz beachtliche Arbeiten heraus. So eben erst die von Nina Zollinger aus Kreuzlingen. Anhand dieses Projektes möchte ich dessen Verlauf schildern und das Schlussresultat genauer vorstellen.

Das ambitiöse Vorhaben von Nina
Im Sommer 2008 erhielt ich von Nina Zollinger die Anfrage um Unterstützung bei ihrer Maturaarbeit. Wie üblich antwortete ich rasch, schickte Literatur, vermittelte die gewünschten Kontakte und bot ein persönliches Gespräch an. Das tue ich, wie es mir entspricht, immer gleich per Du – natürlich auf Gegenseitigkeit. So versorgte ich Nina vorerst mal mit Basisinformationen und traf sie in der Folge bald einmal in Kreuzlingen, ihrem Wohnort. Sie wollte aber nicht bloss einen Text schreiben, sondern ein ausführliches Interview mit einer Betroffenen machen und einen Film drehen – ein sehr ambitiöses Vorhaben.

Nina arbeitete sich rasch und gründlich in die Gedankenwelt der Messies ein und begann zu schreiben. Gleichzeitig setzte sie sich mit S., der Messie-Frau, die ich ihr vermittelt hatte, in Verbindung, befragte sie ausführlich und filmte in ihrer Wohnung – selbstverständlich mit deren ausdrücklichem Einverständnis.

Im Oktober 08 traf ich Nina nochmals zur Schlusskorrektur. Dabei durfte ich mit grosser Befriedigung feststellen, dass sie eine sehr stimmige Arbeit geschrieben hatte.

Seriöse Theorie – kreative Filmerei
Mittlerweile liegen die Maturaarbeit in gedruckter Form und der Film mit einer Dauer von 16 Minuten vor. Das Print umfasst einen 29-seitigen theoretischen Teil sowie ein weiteres, 25-seitiges Dokument mit einem Interview mit S. Nina hat die Schriftstücke sehr sorgfältig und lesefreundlich gestaltet. Das Interview zeichnet sich nicht nur aus durch eine intensive Vorbereitung, sondern auch dadurch, dass Nina gut zugehört hat und auch auf die jeweiligen Antworten von S. eingegangen ist. Bei der Bebilderung hat sich die Maturandin einer angenehmen Zurückhaltung befleissigt und nur wenige – eindeutig dem Messiesyndrom zuzuordnende – Bilder eingefügt.

Die ganz grosse Überraschung aber ist der Film. Da hat Nina gänzlich auf 360-grad-Schwenks durch eine Messiewohnung oder ähnliche „Dokumentationen“ verzichtet und stattdessen ein sehr kreatives Konzept entwickelt. In einer Garagenhälfte hat sie aus der Fülle der im Print untersuchten Fakten einige Themen herausgegriffen und sie mit Laiendarstellenden aus ihrem privaten Umfeld in abstrahierter Form filmisch umgesetzt. Die Entscheidungsschwierigkeiten etwa, die wir Messies häufig an den Tag legen, stellt Nina mit Hilfe von 15 verschiedenen Tomatenkonservendosen dar, die immer wieder im Zeitraffer umgestellt werden. Und die in die Rolle einer Messie geschlüpfte Frau goutiert den einen und andern Inhalt, der in der Folge bei Nichtgoutieren durchaus auch mal aus dem Teller zurück in die Dose fliesst...

Ich möchte Nina auch an dieser Stelle nochmals für diese durchwegs vorbildliche Arbeit danken. Sie hat aus meiner Sicht ohne den Hauch eines Zweifels die Bestnote verdient. Und uns von LessMess steht eine wertvolle Dokumentation für eine sachgerechte Information der Öffentlichkeit über das Messie-Syndrom zur Verfügung.

Johannes


 

Unser Tipp:
Jeden Tag 15 Minuten zum Ordnen einsetzen und sich dann etwas Gutes gönnen, z.B. einen Spaziergang im nahenden Frühling.
Die ersten Bärlauchblätter spriessen bereits und ergeben einen exquisiten Pesto

 

PROKRASTINATION

Mit diesem hochgestochenen Wort, das zudem ein irreführend positiv scheinendes "Pro" und gar auch die "nation" enthält, wird ein sehr, sehr alltägliches und weit verbreitetes, menschliches Verhalten bezeichnet, das in unserer Mundart "Aufschieberitis", auf spanisch etwa das "Mañana-Prinzip" heisst. Es geht um die Tatsache, dass viele Leute unangenehme Pflichten, die an sich eine hohe Priorität aufweisen, gerne auf morgen, übermorgen oder noch lieber auf unbestimmte Zeit hinausschieben. Sie handeln sich damit viele Probleme ein und geraten oft in sehr missliche Situationen, die enorm kostspielig werden können. Bei der notorischen Aufschieberei liegen oft vergleichbare Störungen vor, wie sie auch bei Messies gefunden werden - oder ist es etwa gerade umgekehrt? Jedenfalls ist es - wie bei Messies auch - völlig unangebracht, hier einfach von "Faulheit" zu sprechen. Dem aufschiebenden Verhalten liegen teilweise komplexe Ursprünge zugrunde, die nicht einfach überwunden werden können. Der momentane Lustgewinn des Aufschiebens steht ja in keinem Verhältnis zu dem Leiden, das durch die Aufschiebung entstehen kann. Vermutlich ist jeder fünfte Mensch ein starker Aufschieber. Von irgendwo muss ja auch das gut gemeinte Sprichwort: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen" kommen! Oder auch: "Morgen, morgen, nur nicht heute sagen alle faulen Leute." Aber so einfach geht das eben nicht. Die Prokrastination scheint ein Wesenszug der betroffenen Menschen zu sein. Wie sagt doch Sir Peter Ustinov so treffend: "Die Menschen, die etwas von heute auf morgen verschieben, sind dieselben, die es von gestern auf heute verschoben haben".

 

Über Prokrastination gibt es viel zu lesen und es wird auch viel geforscht.
Besonders neugierig gemacht hat mich die Vorstellung des Buches mit dem verlockenden Titel: Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin von Kathrin Passig und Sascha Lobo (Rowohlt 2008, 39.90 Fr.)

Wir werden uns auch weiterhin mit dem Begriff Prokrastination und der Verwandschaft zum Messietum befassen und darüber berichten.


Thomas


Agenda

Mitgliederversammlung LessMess 20. März 2009, 19h im OTZ, Asylstr. 130, 8032 Zürich
Messie Sommerfest

11. Juli 2009 - Wallisellen

 

Pressespiegel

© Oltner Tagblatt / MLZ; 25.02.2009; Seite 20
Kanton Solothurn

«Über das Ziel hinausgeschossen»

Sozialdienst
Adelheid Häslins Haus in Biberist wurde geräumt - für 30 000 Franken
Die durch die Gemeinde Biberist angeordnete Entrümpelung ihres Hauses kam Adelheid Häslin teuer zu stehen. Knapp 30 000 Franken stellte man ihr in Rechnung. «Ein völlig unverhältnismässiges Vorgehen», findet ihr Anwalt. Die Gemeinde ist überzeugt, alles richtig gemacht zu haben und lehnte einen gerichtlichen Vergleich ab.
Christian Fluri
Als im April des letzten Jahres ein Heizungsmonteur im Haus der 85-jährigen Adelheid Häslin in Biberist am Arbeiten war, traute er seinen Augen kaum: Die Wohnung war völlig verwahrlost - über-all lagen Abfälle herum. Es erging eine Gefährdungsmeldung an die Biberister Vormundschaftsbehörde. Diese wurde sogleich aktiv und erteilte dem Regionalen Sozialdienst BBL (Biberist, Bucheggberg, Lohn-Ammannsegg) den Auftrag, sich der Sache anzunehmen. Was dann passierte, ist in den Details unklar, nicht mehr nachvollziehbar oder zumindest bestritten. Fakt ist: Während die betagte Adelheid Häslin auf Geheiss der Gemeinde zwei Wochen ins Altersheim musste, wurde ihr kleines 2-Zimmerhaus sowie der Garten durch ein Entsorgungsunternehmen entrümpelt und gesäubert. Für diese Aktion hatte Häslin vorgängig eine Vollmacht unterschrieben. Vom Garten ist in dieser Vollmacht allerdings keine Rede.
365 Stunden und 13 Tonnen
Die Rechnung für die Säuberungsaktion verschlug der Rentnerin - sie lebt von einer monatlichen Rente von rund 1500 Franken - die Sprache. Knapp 30 000 Franken kostete das Unterfangen. Gemäss Abrechnung der Reinigungsfirma hat eine fünf- bis siebenköpfige Equipe während neun Tagen satte 365 Stunden mit der Entrümpelung zugebracht. Dabei sollen sage und schreibe 13 Tonnen Abfall abgeführt worden sein. Das Entrümpeln ihres Hauses, das über keinen Estrich verfügt und eine Grundfläche von 60 Quadratmetern aufweist, kostete Häslin schliesslich des 1,5-fache ihres Jahreseinkommens. Der verordnete Aufenthalt im Altersheim, der ihr Biberist in Rechnung stellt, schlägt zusätzlich mit rund 3000 Franken zu Buche.
Von «Amtsmissbrauch und eklatanter Verletzung der Persönlichkeitsrechte» spricht Wolfgang Salzmann, Anwalt aus Solothurn und Häslins Rechtsvertreter. Es sind happige Vorwürfe an die Adresse des Sozialdienstes. So sei nicht nur das Vertrauen der betagten Dame mehr als überstrapaziert worden, sondern man habe sie auch absolut würdelos behandelt, so der Jurist. «Der Sozialdienst hat die gutgläubig erteilte Vollmacht missbraucht und Aufträge erteilt, die zum Grossteil durch diese Vollmacht nicht abgedeckt waren. Die Aktion muss nach dem Vertrauensprinzip als masslos und über das Ziel weit hinausgeschossen bezeichnet werden», so Salzmann. Dass jedoch Handlungsbedarf bestanden habe, bestreitet weder Anwalt Salzmann noch Adelheid Häslin. Die Verhältnisse seien tatsächlich unzumutbar gewesen.
Viel zu viel entsorgt?
«Am meisten vermisse ich mein gerahmtes Herzjesu-Bild und das Gebetsbuch des Dritten Ordens», sagt Adelheid Häslin im Gespräch mit dieser Zeitung. Alles habe man ihr weggenommen, erzählt sie leise. «Sogar den Fernseher». Die religiöse Frau ist offensichtlich vereinsamt und lebt praktisch ohne Kontakte. Sie hat auch keine Angehörigen. Ihr Anwalt findet deutliche Worte: «Man hat sie nicht nur durch eine von der Dimension her völlig unverständliche Aktion eines Grossteils ihres bescheidenen Vermögens beraubt. Man hat ihr auch noch all jene persönlichen Gegenstände weggenommen, zu welchen sie eine enge persönliche Beziehung hatte.»
Einflussmöglichkeit gegeben
«Die Entsorgungsaktion war viel teurer, als vorher angenommen», sagt Marlies Jeker, Leiterin des Regionalen Sozialdienstes BBL. «Wir haben aber korrekt und adäquat gehandelt», so Jeker weiter. Zu den Vorwürfen an ihre Behörde will und kann sie sich nur allgemein äussern. «Wir unterstehen natürlich der Schweigepflicht.»
Die Frau sei aber immer miteinbezogen worden und habe immer die Möglichkeit gehabt, Einfluss zu nehmen. «Manchmal ist das halt schwierig», ist sich Jeker bewusst. «Irgendwann muss man einfach handeln.» Die Gemeinde argumentiert, es sei dringender Handlungsbedarf gegeben gewesen. Eine Gesundheitsgefährdung habe sowohl für Häslin als auch für die angrenzende Nachbarschaft bestanden.
«Es sollte verhindert werden, dass eine unterstützungsbedürftige Person ihrem Schicksal überlassen bleibt und unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben muss - und dies im Wissen der zuständigen Behörden», heisst es in einer Mitteilung des Sozialdienstes an den Biberister Gemeinderat. Dieser wurde in der Sitzung von vorgestern Montag über den Fall orientiert.
Gemeinde lehnte Vergleich ab
Häslin klagte die Gemeinde schliesslich ein. Gefordert wurde ein Schadenersatzbetrag von 27 000 Franken sowie eine Genugtuung von 5000 Franken. Die Aussöhnungsverhandlung endete mit einem vom Gericht vorgeschlagenen Vergleich, den die Gemeinde Anfang letzter Woche ablehnte. Der Vergleich sah vor, dass die Einwohnergemeinde Biberist in monatlichen Raten von 300 Franken einen Entschädigungsbetrag von 18 000 Franken Häslin bezahlt hätte. Weiter hätte die Gemeinde der Frau eine Genugtuungssumme von 2000 Franken bezahlt. Biberists ablehnende Haltung stösst bei Salzmann auf völliges Unverständnis: «Der Vergleich wäre für die Gemeinde sehr wohlwollend gewesen. Ich hätte der 85-jährigen Frau einen Prozess unbedingt ersparen wollen.»

Kommentar von Thomas:
Offensichtlich ist hier etliches sehr schief gelaufen. Glücklicherweise wird nach unseren Informatiomen die Frau durch einen kompetenten und engagierten Anwalt unterstützt. Auch drei in derselben Zeitung veröffentlichte, mitfühlende Leserbriefe zeigen deutlich, dass solch unverständliche Aktionen allgemein betroffen machen und dass man mit gesundem Menschenverstand wirkungsvoller und hilfreicher eingreifen könnte als mit der rein behördlicher Durchsetzung von schwer zu verstehenden Paragraphen. Die bezifferten Kosten sind zwar auch aus professioneller Begutachtung kaum nachvollziehbar - zur genauen Beurteilung fehlen uns aber die Unterlagen. Dennoch: dieser schockierende Artikel zeigt einmal mehr, wie dringend notwendig der Einsatz von LessMess ist. Wir arbeiten an der Zusammenstellung von Richtlinien, die bei der Räumung von Messiebehausungen unbedingt zu befolgen sind. Schliesslich geht es hier um Menschen und ihr Dasein - nicht nur um das Zuviel an sogenannt totem Material !! Es ist doch schlicht unbegreiflich, wie 'Sozial'-ämter helfen: wenn Mitmenschen aus konkreten, ehrlichen und persönlichen Gründen in missliche Umstände geraten, wird Ihnen behördlich noch zusätzlich schweres Leid zugefügt. Und das Schlimme daran ist, dass dies wohl vor allem aus Unwissenheit und mangelnder Information entsteht. LessMess bestreitet nicht, dass vermutlich viele Messies in kaum mehr lebbaren Wohnsituationen hausen, die früher oder später zu einer einschneidenden Veränderung führen müssen. LessMess will aber, dass unter dieser verständlicherweise notwendigen Veränderung die Würde der Betroffenen erhalten bleibt und dabei niemand unnötig leiden muss.
Und hier steht uns noch viel Aufklärungsarbeit bevor!

 

 

BUCHBESPRECHUNG

Das Messie-Syndrom
Hrsg: Alfred Pritz, Elisabeth Vykoukal, Katharina Reboly, Nassim Agdari-Moghadam

1. Etappe „Phänomenologie“

Das im Sommer 2008 im Verlag Springer Wien New York erschienene Buch enthält die zur Zeit umfassendste Zusammenstellung des heutigen Stands der Erkenntnisse und Untersuchungen zum Phänomen des pathologischen Sammelns, zur Diagnostik, zur Therapie (Arten und Möglichkeiten) und über kulturgeschichtliche Hintergründe.
In Anbetracht der umfangreichen und ausführlichen Behandlung des Themas wird das Buch in 3-4 Etappen besprochen.

In diesem ersten Teil kommt die Phänomenologie, d.h. das Erscheinungsbild des Messie-Syndroms in 5 Unterkapiteln zur Sprache:

1. Das Messie-Syndrom – zur Entstehungsgeschichte einer psychischen Störung (Alfred Pritz)
Der Autor erwähnt die Sammelleidenschaft als zum Menschen gehörend, die für Notzeiten eine kluge Überlebensstrategie ist, bei Messies jedoch ausufert (nebenbei heute aktuell: was ist eigentlich mit „Geldsammlern“??). Ähnlich, oder identisch der Messiesymptomatik werden: das Brüder-Collyer-Syndrom, das Diogenes- oder Vermüllungs-Syndrom und die Organisations-Defizit-Störung (ODS) (nichts wegwerfen können, Post nicht öffnen, Unpünktlichkeit u.a.) interessant geschildert. Über den Leidensdruck der Betroffenen wird erklärt, dass dieser sich unterschiedlich zeigt. Die Frage nach der Verbreitung wird gestellt und nach Krankheiten, die mit dem Messie-Phänomen in Verbindung stehen können (Zwänge, Depressionen, Alkoholabhängigkeit u.a.). Daran anschliessend kommt die Psychodiagnostik zur Sprache, in welcher laut Angaben Zwangs- und Suchtkomponente eine Rolle spielen und weiterführend bietet der nächste Abschnitt Infos zu therapeutischen Konsequenzen.

2. Selbstbilder (Nassim Agdari-Moghadam)
Der Autor lernte Messies und Ihre Art zu leben persönlich kennen und berichtet von individuell sehr unterschiedlichen Ausprägungen, reichend von total ungeordnet bis zu ordentlich aufgetürmten Behältnissen. Jeder Gegenstand hat für Messies eine Geschichte, eine Bedeutung, dienend als „Gegenwart der Vergangenheit“, als Gedächtnis- und Erinnerungsstütze.
Zwei Fragen interessieren den Autor vor allem: Warum haben sich Messies diese Form des Ausdrucks ausgesucht? – Was möchten sie der Welt damit mitteilen?
Anhand von zwei Fallbeispielen wird nach anderen psychischen Störungen gefragt und der Psychodynamik nachgegangen betreffend Verlust und Verlustängsten, Bindung und Beziehungen, Aggressionen, Abwehrverhalten, Leidensdruck und Selbstbestrafung.

3. Fallgeschichten (Elisabeth Vykoukal)
Die Autorin berichtet von verschiedenen Fällen ausführlicher Therapiearbeit und spezifischen Schwierigkeiten bei Messies: Identifikation mit den Gegenständen - nicht entscheiden können. Es gibt aber auch Ansätze, einen Weg zur allmählichen Lösung des Problems zu finden.

4. Angehörige von Messies (Gina Borsos, Robert Gruber)
Die Autoren gehen auf die spezielle Situation von Angehörigen, Verwandten, Partnern und Kindern von Messies ein. Sie befürworten die Hilfe durch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Messies, damit auch sie in einem geschützten Rahmen offen über ihre Probleme reden können.

5. Fallgeschichte: Frau B.Z. (Katharina Reboly)
„Der Zustand meiner Wohnung ist der Spiegel meiner Seele!“ Frau B.Z. erzählt, wie sie sich in ihrer Wohnung fühlt. Die Lebensgeschichte, Hintergründe und ihr Weg zur Therapie kommen zur Sprache, ebenso der Versuch zur Aufarbeitung in der Therapie.

Soweit also diese Uebersicht über den ersten Teil des Buches „Das Messie-Syndrom“ (Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe von LessMessInfo)

 

Vermüllungssyndrom

ISBN 978-3-211-76519-7

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns"

Pritz, A.; Vykoukal, E.; Reboly, K.; Agdari-Moghadam, N. (Hrsg.)

Springer Verlag 2008, 324 S., 21 Abb., 10 in Farbe., Softcover

Chf 67.90

Elmira Claude

 

Rätsel 

Welcher geniale Schweizer Schriftsteller hat unser LessMess-"Motto" schon längst vorausgesehen?

»Aber Herr Staatsrat, ich bitte Sie, erklären Sie mir, wie Sie indische Petroleumquellen, amerikanische Missionare als Delegierte der Standard-Oil, Geheimagenten der Sowjets, basilidianische Gnosis, Giftpflanzen, Hexenrezepte, indische Maharajas, an lebendem Material experimentierende Psychologen, verschwundene Psychiatrinnen, als irrsinnig eingelieferte harmlose Menschen, den Meister der goldenen Himmel mit dem Holzgesicht, gestohlene und wieder auftauchende Mappen, und zum Schluß noch teetrinkende alte Damen unter einen Hut bringen wollen!«


Maile oder schreibe uns den Namen des im Buche angesprochenen Staatsrates, dazu aber auch die eigene Adresse, an info@lessmess.ch, LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen am Albis, Fax 044 764 28 50

Als Belohnung winkt ein Buch in ähnlicher Qualität...

 

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.

 


Beinahe 100 Messies haben mittlerweile unseren Fragebogen zur Mietsituation beantwortet!

Ganz vielen herzlichen Dank allen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.

Wir sind daran, die Antworten auszuwerten und zu einem Bericht zusammenzufassen. Dabei kann es aber nicht nur um statistisches Erfassen der Daten gehen - wir suchen einen Weg, die teilweise erschütternden Berichte hier auf unseren Seiten so zu veröffentlichen, dass unter allen Umständen die Anonymität gewährleistet ist.

Wir sind echt erstaunt, wie mitteilsam sich messies über ihre Wohnsituation äussern - und leider zeugt dies manchmal auch von genau der sozialen Isolation, der wir mit unserem Verband entgegen wirken wollen.

Es steht allen offen, die Umfrage weiterhin zu beantworten, der Fragebogen der online ausgefüllt werden kann und uns anonym übermittelt wird, kann hier ausgefüllt werden

 



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Nr. 3/08 - 16. DEZEMBER

 

Aktuelles / Internes Telefondienst
Bericht über Fachtagung „Zwangsstörungen“ vom 6./7. Dezember 08
Bericht über internationalen Kongress zum Thema „Messie“ in Wien Buchneuerscheinung
Film WALLE - ein Roboter räumt auf
Interview Mit einer Angehörigen eines Messie
Agenda LessMess Mitgliederversammlung 20. März 2009
Pressespiegel Hinweise auf kürzlich erschienene Artikel
Buchbesprechung Das Vermüllungssyndrom –Theorie und Praxis
Von Peter Dettmering und Renate Pastenaci
Rätsel Was denkst du, ist .....


Liebe Messies und Nicht-Messies

Schon geht das Jahr 2008 langsam aber sicher zu Ende und das neue beginnt unweigerlich. Damit naht auch die Zeit der guten Vorsätze. Wir möchten doch alles oder wenigstens vieles besser oder anders machen! Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass zu viele Vorsätze nicht umgesetzt werden können. Deshalb bleiben wir bescheiden und konzentrieren uns „nur“ auf einen Vorsatz und beginnen, ihn schon heute in die Tat umzusetzen. Welchen Vorsatz du wählst, er darf geheim bleiben. Sicher darfst du stolz sein, wenn du deinen guten Vorsatz konsequent durchführst und durchhältst.
Zunächst wünscht euch das Redaktionsteam fröhliche Feiertage und einen guten Start in ein erfülltes neues Jahr.


LessMess

 

Aktuelles / Internes:

LessMess
Telefondienst

Seit Doris die telefonische Kontaktstelle für LessMess betreut, hat sie rund 20 Telefonanrufe erhalten. Sie waren zeitlich unterschiedlich verteilt. Es erkundigten sich Ämter und Angehörige nach Hilfsangeboten für Messies. Zwei Messies fragten selbst um Rat und Hilfe.
Ermutigen Sie andere Messies sich an die Kontaktstelle zu wenden. Doris berät sie gerne kompetent und diskret. Sie kann Anfragenden auch an weitere kompetente Fachpersonen oder –Stellen vermitteln.

Zur Erinnerung:
Das Beratungstelefon ist erreichbar unter der Mobilenummer 079 304 10 97
betreut wird es jeweils Montag 18 - 20 Uhr und Donnerstag 10 - 12 Uhr
Schriftliche Anfragen können auch jederzeit an info@lessmess.ch gerichtet werden oder per Briefpost / Fax an:
LessMess, Mitteldorfweg 31, 8915 Hausen am Albis, Fax 044 764 28 50

Bericht über die Fachtagung „Zwangsstörungen“ 6./7. Dezember 08

Unser Vorstandsmitglied Elmira hat die im letzten LessMess INFO angekündigte Fachtagung besucht. Hier ihr Bericht:

Jahrestagung 2008 der Schweiz. Gesellschaft für Zwangsstörungen (SGZ)

Thema: Zwangsstörungen – Einsichten und Auswege

Die Tagung fand am Universitätsspital Zürich an zwei Tagen statt:
Am Samstag, 6. Dezember: als Fachtagung für Aerzte, Psychologen und andere Therapeuten
Am Sonntag, 7. Dezember: als Informationstag für Betroffene, Angehörige und weitere Interessenten

Am Vormittag führten jeweils fünf Referenten mit 20-minütigen Vorträgen (und anschliessender kurzer Gelegenheit für Fragen) in verschiedene Teilaspekte ein:

Samstag Sonntag
1 Neurobiologie der Zwangsstörungen
Erich Seifritz (Psychiatrische Privatklinik Kilchberg ZH) und Michael Rufer (Psychiatrische Poliklinik Zürich; Präsident SGZ)
2 Behandlungsmöglichkeiten für Kinder mit Zwangsstörungen
Susanne Walitza (Kinder- und Jugendpsychiatrie, Würzburg)
3 Traumatisierungen im Kindes- und Jugendalter bei Zwangserkrankungen
Susanne Fricke (Psychiatrische Poliklinik Hamburg)
4 Kognitive Modelle und Therapiestrategien in der Behandlung von Zwangsstörungen
Christine Poppe (Psychiatrische Privatklinik Kilchberg ZH)
Erkennen und Behandeln von Zwangsgedanken
Christine Poppe (Psychiatrische Privatklinik Kilchberg ZH)
5 Behandlungsoptionen bei therapieresistenten Zwangsstörungen
Ulrich Voderholzer (Psychiatrie Universitätsklinikum Freiburg D)
(Samstag)
Kognitive Verhaltenstherapie bei zwanghaftem Haareausreissen (Trichotillomanie): Erfahrungsbericht einer Betroffenen
Antonia Peters (Hamburg; Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen)

Die Vorträge waren durchwegs inhaltlich fundiert und anschaulich präsentiert (mit Beispielen in multimedialer Form). Am Sonntag wurde die Gelegenheit für Fragen von den Betroffenen rege benutzt. Dies ist sicher auch auf die von Anfang an ausgezeichnete Atmosphäre und die Begegnung auf gleicher Augenhöhe zwischen den Akademikern und den Teilnehmenden zurückzuführen.

Am Sonntag-Nachmittag standen die folgenden Workshops zur Auswahl:
1 Soziale Unsicherheit und Zwang Uta Liechti Braune
(Psychiatrische Privatklinik Kilchberg ZH)
2 Empowerment in der Selbsthilfe: Selbsthilfegruppen gründen und am Leben erhalten Antonia Peters
(Hamburg; Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen)
3 Achtsamkeit als Hilfe gegen den Zwang Fabienne Mathier
(Psychiatrische Poliklinik Zürich)
4 Kognitive Therapieansätze bei Zwangsstörungen Christine Poppe
(Psychiatrische Privatklinik Kilchberg ZH)
5 Zwangsstörungen und die Anderen – wie Familienangehörige, Partner und Freunde helfen können Michael Rufer
(Psychiatrische Poliklinik Zürich; Präsident SGZ)
6 Machen Sie es Ihrem Zwang ungemütlich – Zwänge verstehen und selbst bewältigen Susanne Fricke
(Psychiatrische Poliklinik Hamburg)

Mich hätten die Workshops 1, 3 und 4 auch interessiert, aber ich entschied mich für Workshop 6. Frau Fricke verteilte zu Beginn eine umfangreiche Checkliste möglicher Zwangssymptome. Ich nahm an, dass daraus eine intensive Gruppenarbeit entstehen würde, indem alle Teilnehmenden, die gleiche Symptome ankreuzten, in Kleingruppen sich austauschen könnten. Leider war dem nicht so. Die Referentin gestaltete den Nachmittag als vertieften Vortrag vom Vormittag. Dieser enthielt zwar einige gute Ansätze und praktikable Vorschläge (z.B. Feinanalyse, d.h. die Selbstbeobachtung schulen und versuchen, Abstand zum Zwang zu nehmen, sich auch als normal wahrnehmen), aber eine eigentliche Mitarbeit aller Beteiligten – wie für einen Workshop üblich – fand nicht statt. Positiv war jedoch die angenehme Art von Frau Fricke, wie sie sehr einfühlsam auf alle Fragen einging.
Im ganzen war die Tagung sehr professionell organisiert und brachte viele neue Einsichten, interessante Ansichten und einzelne Begegnungen.

Elmira

Drei Messie-Tagungen und ein neues Buch

2005 wurde in Wien die Sigmund Freud PrivatUniversität (SFU) als Ausbildungsstätte für Psychotherapeuten gegründet. Da zwei der Gründungsmitglieder, Prof. Alfred Pritz – der heutige Rektor – und Dr. Elisabeth Vykoukal in ihrer früheren Therapeutentätigkeit schon mit Messies zu tun hatten, wählten sie das Messie-Syndrom als einen der Forschungsschwerpunkte der SFU. In diesem Rahmen wurden auch expertenunterstützte Selbsthilfegruppen für Betroffene sowie für Angehörige gegründet. Messies haben auch die Möglichkeit der Betreuung zu Hause oder der Teilnahme an einer Gruppenpsychoanalyse sowie an einem Kunstprojekt. 2006 lud die SFU Fachleute wie Messies zu einer ersten internationalen (A, D, CH) Tagung nach Wien ein. Ich war eingeladen als Vertreter der Schweiz. Damals, wie an den beiden folgenden Veranstaltungen dieser Art wurden jeweils die neusten Forschungsergebnisse vorgestellt. Und selbstverständlich dienen solche Tagungen auch der gegenseitigen Kontaktnahme und dem Erfahrungsaustausch.

An der diesjährigen Tagung war auch Heinz Lippuner von der Offenen Tür Zürich (OTZ) mit dabei sowie meine Freundin Susan, welcher wir den Bericht aus Nicht-Messie-Sicht verdanken (s.u.). Mir kam die Ehre zu, über verschiedene Modelle im ganzen Bereich Selbsthilfegruppe-Betreung-Psychotherapie und deren Kombinationen zu sprechen. Nach einer Nachbearbeitung werden wir den Vortrag gerne auch auf unsere Webseite www.lessmess.ch stellen.

Mittlerweile ist schon eine beachtliche Menge an Erkenntnissen zusammengekommen. Um diese einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, kam auf die jüngste Tagung ein Buch heraus. Darin beschäftigen sich 14 AutorInnen mit zahlreichen Aspekten des Messieseins und der Therapie. Ich selbst durfte auch ein Kapitel beisteuern. Darin beschreibe ich ausführlich die Geschichte der Messie-Bewegung in der Schweiz.

„Das Messie-Syndrom – Phänomen, Diagnostik, Therapie, Kulturgeschichte des pathologischen Sammelns",
Springer Verlag 2008, ISBN 978-3-211-76519-7.

Klappentext: Messies (engl. mess = Unordnung) sind Menschen, die in ihren Wohnungen eine Unmenge von Dingen horten. Ihr Verhalten schränkt ihren Lebensbereich drastisch ein und kann unter Umständen die Organisation ihres Alltags extrem erschweren. Erstmals widmet sich ein Buch einem Phänomen, das bisher nicht als psychische Störung erfasst wurde. Es setzt sich mit einer klinischen wissenschaftlichen Definition, psychodynamischen Prozessen und den Problemen im sozialen Umfeld auseinander. Zusätzlich vergleicht es Selbsthilfegruppen und Angehörigengruppen, die von Experten unterstützt werden sowie die Gruppenpsychoanalyse für Messies. Eine Dokumentation für mehr psychotherapeutische Kompetenz: Strategien für die effiziente Arbeit mit dem Messie-Syndrom.

Wir werden in der nächsten Ausgabe von LessMess-Info ausführlicher darauf zurück kommen. So viel vorab: Da es sich um ein (in allgemein verständlicher Sprache gehaltenes) Fachbuch handelt, ist sein Preis mit 62 Franken recht hoch.

Johannes von Arx


Bericht über die dritte Deutschsprachige Messie Tagung
7. und 8. November 2008

Wien, SFU

„Wien ist eine Reise wert"...

... sagte ich mir, als mein Freund von der Messie-Tagung vom 7./8. November 2008 in der österreichischen Hauptstadt erzählte, die er besuchen würde. Und so meldete ich mich spontan für sämtliche Referate ebenfalls an. Die Absicht war, das Angenehme (eine Stadtbesichtigung) mit dem hoffentlich Nützlichen – nämlich mehr über das Phänomen Messie zu erfahren, mit welchem ich durch diese Bekanntschaft konfrontiert bin – zu verbinden.

Beides ist gelungen. Die zwei Tage vor der Tagung dienten dem Wieder-Entdecken einer seit Jahrzehnten nicht mehr besuchten Stadt (bei föhnig-warmem Wetter, nebenbei bemerkt). Und mit dem Regen am Freitag Abend kam das nötige Sitzleder, um die Tagung aufmerksam zu verfolgen. Der Faden dazwischen ist eine Linie, die U-Bahn-Linie nämlich, mit der man in kürzester Zeit von der Schnirchgasse (Sitz der SFU) irgendwohin in die Stadt gelangt, auf den Stephansplatz zum Beispiel. Die Tagung begann am späteren Freitagnachmittag mit warmen Begrüssungsworten des „Hausherrn" und einem Referat von Dr. Rainer Rehberger über die Psychodynamik von Zwangsstörungen, nachzulesen auch in seinem Buch „Messies – Sucht und Zwang" (vgl. letzte Ausgabe LessMess-Info). Hauptthema des Abends war die Vorführung des Films „Sieben Mulden und eine Leiche", vermutlich den meisten Lesenden bekannt. Ich sah ihn das erste Mal, hatte es, als er bei uns im Kino lief, abgelehnt „so etwas" anzusehen, hatte meine Vorurteile „wie kann man nur …" etc. Nun, dieser Film hat wirklich seine sehr eigene Sprache und der Anfang ist äusserst deftig. Doch durch ihren zum Teil auch sehr drastischen Humor und eine ganz spezielle, für mich nicht nachvollziehbare, Distanz haben die Autoren einen traurigen Bericht geschaffen über eine Entwicklung, die sich Baustein für Baustein so ergeben konnte. Ich glaube keinesfalls „musste" – aber gerade über diesen Aspekt haben nachher die weiteren Referate Aufschluss gegeben. Die Filmer, die Brüder Haemmerli, waren leider beide verhindert am Kommen, dafür war die Produzentin Mirjam von Arx – nicht verwandt mit „meinem" Johannes – anwesend und bei der anschliessenden Podiumsdiskussion gefragte und engagierte Teilnehmerin. Fazit für mich: ich bin froh, dass ich den Film doch noch gesehen habe (und vielleicht war er dank Kleinformat doch noch etwas erträglicher als auf Grossleinwand).

Der weitere Abend: Gespräche mit Betroffenen (lies Messies), mit Sozialarbeitern und andern Mittragenden. Die Tagungsteilnehmenden waren vorwiegend aus dem Gastland und aus Deutschland, einige wenige aus der Schweiz, darunter auch Heinz Lippuner von der Anlaufstelle „Offene Tür" und Johannes, der am Samstag dann auch über verschiedene Betreuungs- und Therapiekonzepte berichtete. Ich schätze, dass es ungefähr 80 Teilnehmende waren, die sich da eingefunden hatten, um mehr zu erfahren aber auch, und das war wohl genau so wichtig, sich miteinander austauschen zu können.

Der Samstag war geprägt von teilweise sehr wissenschaftlichen Referaten, auf die einzugehen ich weder befähigt noch legitimiert bin. Es waren Beiträge über Hypothesen für die therapeutische Arbeit, es waren diagnostische Ableitungen für die psychotherapeutische Praxis, Wege der Psychotherapie mit Messies, ebenso ein Bericht über ein gruppenpsychotherapeutisches Dokumentationssystem. Selbst wenn ich nicht alles verstand – eines begriff ich: da wird sehr ernsthaft und gewissenhaft geforscht, analysiert, gemessen. Man nimmt das Messie-Phänomen und alles, was dazu gehört, ernst. Was ist die Ursache, resp. Auslöser? Gibt es – neben der unbestrittenen frühkindlichen Beeinflussung – auch anatomische Gemeinsamkeiten? Wie kann der Messie trotzdem (oder erst recht mit seinen speziellen Gaben) ein befriedigendes und beglückendes Leben führen? Gibt es „Heilung"? Dann gab es aber auch „handfestere" Berichte, so z.B. die Präsentation der Messie-Kunstgruppe, oder darüber, wie man einen Messie erkennt. Ich lernte, dass es einen Messie-House Index gibt (das Verhältnis der in einer Wohnung belegten Bodenfläche zur Gesamtfläche), was ich eher komisch fand. Ich stelle mir vor, dass ein Wohlfühl-Indikator wohl weniger wissenschaftlich wäre, dafür präziser den Seelenzustand eines Menschen beschreiben würde als hochgerechnete Zahlen.


Nach den morgendlichen Referaten gab es mit den betr. ReferentInnen eine Podiumsdiskussion und zum Schluss nochmals eine mit den Vortragenden am Nachmittag. Dazwischen lagen Kaffee- und Erfrischungspausen mit lebhaften Gesprächen und reich bestückten Büchertischen.

Es war eine interessante Tagung mit vielen Beiträgen – und trotzdem war sie nicht überlastet. Ob sie für Messies die Reise (und Tagungskosten!) wert war, müssen andere entscheiden. Ich als „Zugewandte" habe viel dazu gelernt und so schliesse ich den Kreis:

Wien in eine Reise wert! In zwei Jahren soll es wieder eine Tagung zum Thema geben in der SFU; die Ausschreibung wird an dieser Stelle sicher auch wieder zu finden sein.

Susan

 

Unser Tipp:
Bringe die leeren PET- und Glasflaschen umgehend beim nächsten Einkauf in den Laden bzw. zur Sammelstelle

 

Film

Walle– Der letzte räumt die Erde auf

Eigentlich heisst er genau WALL-E ('Waste Allocation Load Lifter * Earth-Class', zu deutsch sinngemäss: 'Müll-Sortierer-Lasten-Heber, Baureihe: Erde') und ist der Hauptdarsteller in Disney's letztem, computeranimierten Trickfilm aus der Schmiede der PIXAR-Studios. Er ist ein auf Raupen fahrender, kleiner Roboter - ganz alleine zurückgelassen auf der mittlerweile unbewohnbar gewordnen Erde. Wir schreiben das Jahr 2800. Die bis zur Unbeweglichkeit verfetteten Erdenbewohner haben sich auf luxuriöse Raumschiffe zurückgezogen und warten auf bessere Zeiten. Die Aufgabe unseres Roboters ist es, in mühsamer Kleinarbeit tagein, tagaus den gigantischen Müll, den die Menschen auf der Erde zurückgelassen haben, zu sammeln und zu ordnen - vermutlich in der Absicht, so die Erde wieder einmal bewohnbar zu machen.
Ein durchaus realistisches Thema mit einem sehr pikanten Detail, das in den meisten Filmkritiken dezent verschwiegen wird: ausgerechnet WALL-E selbst entpuppt sich als ausgewachsener Messie. In all dem Müll, den er täglich zu Päckchen presst und kunstvoll zu riesigen Türmen schichtet, findet er immer wieder Schnäppchen für sich selbst, die er behutsam in seine Schatzkammer rettet. Da sieht man denn auch alles, was Zeugnis der menschlichen Kultur war und das sensible Roboterherz rührt. Von der fast-food Plasticgabel über einen Rubik-Würfel, jenen Videokassetten, Radkappen und natürlich gängigen Ersatzteilen, um sich selbst reparieren zu können, sammelt WALL-E alles - und subtil beobachtet - gefällt ihm das schnucklige Etui eines Schmuckstückes wesentlich besser als der darin enthaltene Diamantring, den er achtlos wegwirft...

Vor allem die erste halbe Stunde dieses mit verblüffender Perfektion animierten Trickfilmes ist sensationell sehenswert und kann manchem Messie (mit der in die Roboterwelt verschobenen Emotionalität) einen ironischen Spiegel vorhalten und auch garantiert keimfreie Cleanis werden WALL-E wohl heimlich ins Herz schliessen.

Der Film entwickelt sich dann zu einem turbulenten Liebesabenteuer - denn WALL-E bekommt Besuch von EVE, einer faszinierenden Roboterdame der neusten Generation, die die Erde nach eventuell wieder frisch entstandenem, pflanzlichem Leben untersuchen soll. Und hat doch WALL-E erst gerade ahnungslos aus einem total versifften Kühlschrank einen jungen, zarten Keimling in sein Reich gerettet....

Absolut sehenswert !

Pixar Studios, 95 Min, ohne Altersbeschränkung.
Der Film ist ende September in die Deutschschweizer Kinos gekommen und läuft zur Zeit noch vereinzelt - zumindest in Zürich und Bern. Erscheint auf DVD vermutlich im Februar 2009.

Thomas

 

Interview

Anna* ist seit 36 Jahren mit einem Messie verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Annemarie hat sie interviewt.


Wann und wie hast du entdeckt, dass dein Ehemann ein „Messie“ ist?
Anna: Erst nach einigen Ehejahren störte mich seine Unordnung im Schlafzimmer. Ich setzte die Sachen vor die Tür, was zu einem Streit führte. Ich wollte das Schlafzimmer nicht zu einem Abstellraum werden lassen.
Rückblickend hatte ich nie den Verdacht, dass mein Mann ein Messie ist. Vor der Heirat räumte seine Mutter auf, während er wochen- oder monatelang im Ausland auf Montage arbeitete. Mit der Heirat wurde er sesshaft und arbeitete sehr engagiert im Beruf, so blieb ihm keine Zeit für Hobbies. Sein sehnlichster Wunsch nach einer selbständigen Arbeit erfüllte er sich teilweise, indem er einen Tag pro Woche für eigene Kunden arbeitet. Damit begann die Sammeltätigkeit und löste Streit und Krisen aus.
Wir beschlossen, ein Kinderzimmer für meinen Mann als Arbeitszimmer und Büro frei zu geben und richteten den Kindern ein gemeinsames Zimmer ein. Diese Lösung entlastete die übrige Wohnung nur für kurze Zeit. Aber nach ungefähr 25 Ehejahren trennten wir uns vorübergehend, weil das Zusammenleben äusserst schwierig wurde.

Wusstest du schon etwas über das Syndrom „Messie“?
Anna: Damals wusste ich nichts über das „Messie-Syndrom“. Erst vor ungefähr drei Jahren erfuhr ich davon und dass es Selbsthilfegruppen gibt. Mein Mann leitet(e) eine Gruppe, da er sich auch in diesem Bereich weitergebildet hat.

Welche Einflüsse hatte diese Entdeckung auf dein Leben?
Anna: Es hat mein Leben erschüttert. Obwohl ich mich auch auf psychologischem Gebiet weiter gebildet habe, kann ich das Messie-Syndrom nicht verstehen. Ich sammle für meinen Beruf auch Unterlagen, aber ich ordne sie nach Themen ein, damit ich sie schnell finde. Mein Beruf ist auch mein Hobby, das ich sehr gerne ausübe und pflege, aber nachher räume ich immer auf. Mein Mann räumt nicht gerne auf und schiebt alles oder vieles vor sich hin.

Wie lebst du heute damit?
Anna: Nach einigen Krisen wünsche ich mir seit zehn Jahren eine eigene Wohnung. Vor acht Jahren sind wir in eine neue Wohnung gezügelt – mit dem Versprechen meines Mannes, dass es keine Unordnung mehr geben wird. Leider klappte es nicht und ich überlegte mir ernsthaft, mich scheiden zu lassen.
Jetzt zieht ein Sohn, der in der gleichen Überbauung wohnt, in eine grössere Wohnung und mein Mann übernimmt die 2 - Zimmer-Wohnung. So leben wir doch in der Nähe voneinander und können uns oft sehen.
Ich bin glücklich, dass es mir endlich gelungen ist, Nägel mit Köpfen zu machen und in einer eigenen Wohnung zu leben: Es ist das erste Mal und ich will lernen, alleine zu leben.

Kannst du deinem Ehemann helfen?
Anna: Nein, eigentlich nicht – ausser ihn lieben und versuchen zu verstehen. Es gibt hie und da Möglichkeiten konsequent zu sein, z.B. das gemeinsame Nachtessen im Restaurant findet erst statt, wenn er die Post oder Rechnung(en) erledigt hat.

Kannst du Tipps oder Regeln für den Alltag und das Zusammenleben geben?
Anna: Regeln helfen leider nicht, weil es für ihn schwierig ist, sich daran zu halten. Loslassen und tolerant sein, bis zum Exzess.

Liebe Anna, ich danke dir für das spannende Gespräch und wünsche dir und deinem Mann alles Gute in euren eigenen Wohnungen.

*Name geändert


Agenda

Mitgliederversammlung LessMess

20. März 2009

 

Pressespiegel

Der folgende Artikel ist am 10. Dezember 08 online und in Lokalteilen des St. Galler Tagblattes erschienen.
Er ist noch hier im Archiv abrufbar. Das Copyright liegt bei den Autoren/Herausgebern.

Da hier die Tätigkeit und das Sommerfest von LessMess eine nicht unwesentliche Rolle zu spielen scheint haben wir uns erlaubt, den Artikel abzudrucken.

Melanie Graf

Wenn Sammeln Leiden schafft, hilft Eva Flury aus Brunnadern den Betroffenen. Sie begleitet Messies auf ihrem «mess-weg». In Kontakt mit Messies ist sie vor einigen Jahren beruflich gekommen. Als sie weitere Betroffene kennen lernte, beschloss sie, Messies zu helfen.

Brunnadern. Sammeln ist Leidenschaft. Für viele Menschen kann das zu einem grossen Problem werden. Messies sammeln viel und gerne, können sich von nichts trennen. Der Begriff Messie kommt aus Amerika, «mess» bedeutet Chaos und Unordnung.

Überfordert mit Unordnung
Den Messies wächst die Unordnung über den Kopf. In manchen schlimmen Fällen gibt es in ihrer Wohnung kein Durchkommen mehr. Den betroffenen Menschen ist meist von ihrem Problem nichts anzumerken. «Messies sind oft gebildet und kommunikativ. Sie leiden jedoch sehr unter der Unfähigkeit, ihren Haushalt und Alltag zeitlich und räumlich zu organisieren», schreibt der Verband Lessmess auf seiner Internetseite.

Messies werden oft mit Müll und Verwahrlosung in Verbindung gebracht, das ist jedoch nicht immer der Fall. Im Forum des Verbandes schreibt eine Angehörige: «Bis anhin hatte ich angenommen, dass Messies verwahrloste Menschen sind, die im eigenen Müll leben, so wie man es manchmal in Schock-Dokumentationen im Fernsehen zu sehen bekommt.» Ihr Mann sei ein Technik Messie, «ein Genie mit unzähligen Interessen. Unser ganzes riesiges Haus ist von der letzten Kellerecke bis auf den Dachboden voll mit Motorradteilen, Autoteilen, Computern, Dampfmaschinen, Kabeln, Steckdosen und Elektrogeräten.»

Messies auf dem «mess-weg»
Eva Flury kam vor einigen Jahren mit Messies in Kontakt. Zu der Zeit arbeitete sie als Sozialpädagogin in einer Wohngemeinschaft für leicht behinderte Menschen. Unter den Bewohnenden befand sich ein Messie.

Später habe sich eine Bekannte zum Messietum geoutet, berichtet Eva Flury. Am letzten Sommerfest des Verbandes Lessmess habe sie viele Betroffene kennen gelernt und beschlossen, Menschen, die unter dieser Sucht leiden, zu helfen. Mit «mess-weg» will sie Betroffenen Mut machen und unterstützt beim Aufräumen, Aussortieren, Verstauen und Ordnen. «Das Problem ist, dass sich Messies oft nicht von ihren Dingen trennen können», sagt Eva Flury. Im Gegensatz zu Menschen mit dem Verwahrlosungs-Syndrom oder Wohn-Nomaden, haben Messies grosse Mühe sich von ihren Sammelsurien zu trennen. Auf die Frage, ob nun jeder ein Messie ist, der eine grosse Sammlung vorweisen kann, antwortet Eva Flury: «Das Messietum beginnt dann, wenn man sich in seiner eigenen Wohnung nicht mehr wohl fühlt. Wenn man beginnt, sich für den Zustand seiner Wohnung zu schämen und sich immer mehr isoliert.» Manchmal sei es schwierig sich einzugestehen, dass man ein Messie sei und Hilfe braucht. Ihr Angebot spricht Privatpersonen und soziale Institutionen an, beispielsweise Sozialstellen, Spitex und Behinderteninstitutionen. Eva Flury zieht in ihrem Engagement allerdings Grenzen und beschränkt ihr Angebot auf Unterstützung in der Umsetzung der äusseren Problematik. «Ich bin keine Psychologin», sagt sie. Eine tiefergehende, die Ursachen aufgreifende Arbeit überlasse sie einem Spezialisten. Sie wäre allerdings nur zu gerne bereit, beim Ausbau und organisieren einer Selbsthilfegruppe für Messies im Kanton St. Gallen zu helfen.

Hilfe für Messies mess-weg, Eva Flury, Dorfstrasse 41a, 9125 Brunnadern. Telefon 071 377 12 91,
E-Mail: eva.flury@bluewin.ch.

 

BUCHBESPRECHUNG

Das Vermüllungssyndrom –Theorie und Praxis
Von Peter Dettmering und Renate Pastenaci

Wir wissen es und leiden darunter: In sensationslüsternen Medien werden Messies immer wieder in die Nähe zu Vermüllung und Verwahrlosung gesetzt. Doch was ist eigentlich der Unterschied? Auf diese Frage gibt das Buch Auskunft, mindestens für diejenigen, welche über das Messie-Sein vorinformiert sind. Dem Autorenduo mit breiten Ausbildungen als Ärztin, Psychiater, Psychoanalytiker-/in kommt das Verdienst zu, anhand von 30 untersuchten Beispielen das Vermüllungssyndrom differenziert behandelt zu haben. Und zwar sowohl auf den Ebenen von Fallbeispielen als auch statistisch-wissenschaftlich mit wohlbegründeten Thesen. Diese lassen sich so zusammenfassen:

1. Vermüllung als Syndrom stellt eine Reaktion auf ein Trauma dar.
2. Es kann zwischen verschiedenen Vermüllungstypen unterschieden werden.
3. Das Syndrom kann bei älteren und jüngeren Menschen gleichermassen angetroffen werden.
4. Zur Erstellung einer genauen Diagnose und Erarbeitung einer optimalen Therapie ist es wichtig, dass die individuelle Art der Vermüllung und deren Ursachen/Hintergründe berücksichtigt werden.

Dettmering und Pastenaci beziehen in ihre wertvolle Arbeit auch frühere Veröffentlichungen ein, in denen darauf hingewiesen wird, dass Vermüllung oft mit psychologischen Fehlentwicklungen und psychiatrischen Erkrankungen im Zusammenhang steht. Meistens gehäuft, wie sie in ihren eigenen Untersuchungen aufzeigen: Bei 17 von den 30 VermüllungspatientInnen stellen sie die Diagnose „Psychose", bei 20 Depressionen, Stimmungsschwankungen, Selbstmordgedanken, 15 litten unter Wahrnehmungsstörungen. Dazu kommen etliche weitere Störungen.

So weit ein kurzer Einblick in die analytischen Ergebnisse. Doch bei ihren weiter gehenden Überlegungen vermitteln die Autoren einen tiefen Einblick in die verletzten Seelen der Betroffenen. „Da, wie ich meine, der gehortete Müll einen symbolischen Ersatz für den Verlust einer lebenswichtigen Person, z.B. eines Angehörigen, darstellt, wird vom Patienten auf das vermeintliche „Hilfsangebot", den „Müll" zu entfernen, mit Panik reagiert..." schreibt Pastenaci. Man beachte, das Wort wird in Anführungszeichen geschrieben. Dies nicht nur aus Respekt vor den Leidenden, sondern auch deshalb, weil – wie im Buch fast leitmotivisch dargelegt – dem „Müll" in deren Leben eine nachvollziehbare tiefenpsychologische Funktion innewohnt.

Wenn wir zwei Haare in der Suppe finden, so ist es einerseits die Tatsache, dass sich die Untersuchung auf bloss 30 Betroffene bezieht, weil das nicht reicht für eine verlässliche Statistik. Aber das ist zwar bedauerlich, doch auch verständlich, denn solche Untersuchungen sind wohl ziemlich aufwändig. Schade finden wir, dass Peter Dettmering erst fast am Schluss des Buches auf das Thema Messie zu sprechen kommt und auch das nur knapp. Da wäre für eine nächste Ausgabe ein klärendes Wort zum Unterschied zwischen Messietum und Vermüllung gleich am Anfang wertvoll – noch mehr: schon fast eine Pflicht.

ISBN-10:3-88074-295-2
Veröffentlichungsdatum:Januar 2004
Einband:kartoniert/broschiert
Verlag:Klotz GmbH
Auflage:4. Auflage
Seiten:155

CHF 32.50

Johannes von Arx und Elmira Claude

 

Rätsel 


Was denkst du, ist „Prokrastination“?

Es geht jetzt nicht darum, den Begriff nachzuschlagen und uns mit Erklärungen beizustehen. Wir wissen, was es ist, möchten aber gerne erfahren, was man sich unter diesem doch etwas exotischen Begriff vorstellt, wenn man ihn zum ersten mal hört...

Teile uns deine Erklärungen, Meinungen oder Vermutungen mit unter info@lessmess.ch
Die originellsten Antworten werden im Info 1/09 veröffentlicht. (auf wunsch anonym.)

 

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie. Vermüllungssyndrom


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Nr. 2/08 - 7. Oktober

 

Aktuelles / Internes

- Mitgliederversammlung vom 9. Mai 2008
- Sommerfest vom 12. Juli 2008
- Beratungstelefon LessMess

- Sendereihe zum Thema „Messie“ von SF Lebenlive

Film / Reportage - RTL2 - Reportage
- „Morgen räum‘ ich auf“ von Martina Elbert (gesendet im ARD)
Agenda - Fachtagung Zwangsstörungen 6./7. Dez. 08
- Internationaler Kongress zum Thema „Messie“ im November 2008 in Wien
Pressespiegel hinweise auf kürzlich erschienene Artikel
Buchbesprechung Rainer Rehberger, „Messies – Sucht und Zwang"


Grüss Euch

Dies ist die zweite Ausgabe des Lessmess-Info 2008. Das Sommerfest ist vorbei, schon Geschichte? Ich glaube kaum, sind doch zum Fest dreimal mehr begeisterte Personen gekommen als zur Mitgliederversammlung am 9. Mai 2008. Lag es am ungewohnten Ort der MV-Versammlung? Nächstes Jahr wird sie am 20. März 2009 wieder im „Cooperativo“ statt finden.

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

 

Aktuelles / Internes:

Rückblick auf die Mitgliederversammlung von LessMess
vom 9. Mai 2008

Die letzte Mitgliederversammlung fand im Dynamo Kulturhaus statt. Nur 14 Mitglieder fanden den Weg ins „Dynamo“ und ins Sitzungszimmer unter dem Dach. Thomas führte durch die Traktanden. Der ausführliche Jahresbericht 2007 von Johannes enthält Wichtiges wie der Hinweis auf eine Therapeutenliste, die an Interessierte abgegeben wird; eine kritische Besprechung des Films „Sieben Mulde und eine Leiche“; Informationen aus den vier Selbsthilfegruppen (Basel, Bern und zwei in Zürich); seine Präsenz an der internationalen Messie-Tagung im November 2007 in Wien und über die sieben Sitzungen des Vorstands.
Claudia erklärte die Jahresrechnung 2007, die mit einem Verlust endete. Sie wurde trotzdem einstimmig genehmigt. Nach dem Tätigkeitsprogramm 2008 des Vorstands, der die Öffentlichkeitsarbeit ausbauen und die bestehenden Strukturen festigen will, wurde das Jahresbudget 2008 mit budgetierten Mehrausgaben von gut Fr. 1300.- genehmigt. Alle werden aufgerufen, die Abnahme des Eigenkapitals durch die Suche von neuen Mitgliedern zu bremsen. Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert.
Der Antrag des Vorstands, die Statuten in zwei Punkten zu ändern, wurde einstimmig angenommen: Die Generalversammlung heisst neu „Mitgliederversammlung“. Da das Datum der folgenden Mitgliederversammlung (MV) immer frühzeitig bekannt gegeben wird, werden neu die Einladung und Unterlagen zur MV „erst“ zwei Wochen vor der MV verschickt anstatt schon sechs Wochen vorher.
Fragen zu Verhaltenstraining und speziellen Therapien im Zusammenhang mit AD(H)S werden gestellt und von Anita kompetent beantwortet mit einem Hinweis auf einen Vortrag im Spital Uster.
Medien und PR: Leider wird das Thema „Messie“ im Fernsehen, Kino und teilweise auch in der Presse eher als Sensation denn als Problem behandelt, unter dem die Betroffenen leiden. Dies hilft Messies keineswegs sich zu „outen“, was aber ein gutes Gegengewicht zu Vorurteilen wäre. Denn die wirklichen Menschen, die hinter dem Syndrom stecken, sind vielfältig und interessant.
Ein Hinweis auf eine Veranstaltung in Boldern, Männedorf beendet die Diskussionsrunde.
Nächstes Jahr treffen wir uns zur Mitgliederversammlung am Freitag, 20. März 2009 wieder im Cooperativo!
Im Restaurant Dynamo an der Limmat diskutierten die meisten MV-Besucher weiter bis ihnen der laue Maiabend doch zu kühl wurde.

Rückblick auf das
erste Sommerfest von LessMess
am 12. Juli 2008

In Zusammenarbeit mit der „Offenen Tür Zürich“ OTZ organisierte der Vorstand von LessMess das erste Sommerfest. Über 40 Messies, Angehörige, Freunde und Interessierte folgten der Einladung. Nach dem Begrüssungstrunk hiessen Helene und Thomas alle willkommen und stellten die Journalistin Jessica Fritz vom Tagblatt der Stadt Zürich vor. Jessica Fritz hatte eine Reportage über einen Messie geschrieben, die ein Bild zeigte, wie es Aussenstehende von einem Messie wahrnehmen könnten. Für den betroffenen Messie gab es Anstoss zu einer Reflexion über sich selbst. Seine Ehefrau leidet manchmal mehr und gelegentlich weniger unter der Krankheit ihres Mannes.
Jessica Fritz erklärte ihre Vorgehensweise bei einer Reportage. In der Diskussion wurde deutlich, dass eine sachliche, einfühlsame Berichterstattung besonders geschätzt wird. Trotz dem guten Beispiel der erwähnten Reportage bleibt die Schwelle für Messies, aus der Anonymität hervorzutreten, hoch.
Viele Wortmeldungen belebten die Diskussion, die dann beim Apéro und Essen fortgeführt wurde. Die schöne Tischdekoration mit Blumen, Muscheln und Steinen verlieh dem Fest einen besonderen und fröhlichen Anstrich. Profikoch Röbi Habegger verwöhnte die Anwesenden mit verschiedensten leckeren Grilladen, Beilagen und feinen Desserts, was mit einem grossen Applaus verdankt wurde. Seine Familie und die Vorstandsmitglieder von LessMess unterstützten ihn und erhielten ebenfalls eine spezielle Anerkennung.
Das Sommerfest wurde sehr geschätzt und das Echo fiel positiv aus. Gibt es ein zweites Fest? Die Antwort erfahren Sie rechtzeitig …

Beratungstelefon LessMess

Neue Nummer
Neue Präsenzzeiten

ab September 08

Seit Anbeginn des Verbandes bemüht sich LessMess, Messies, Angehörige, Bekannte und Freunde telefonisch zu beraten. Dieser Dienst steht allen kostenlos zur Verfügung und ist ca. 4 Stunden pro Woche erreichbar.
Leider ist es erfahrungsgemäss nicht einfach, einen solchen Dienst mit unseren bescheidenen Mitteln (sprich freiwilliges Engagement von kompetenten Helfern !) zuverlässig und permanent aufrecht zu halten. Wechselnde Betreuungszeiten und wechselnde Zugangsnummern müssen auch jeweils kommuniziert werden und erfordern Änderungen in zahlreichen gedruckten und elektronischen Dokumenten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass manch EineR hilfesuchend dann leider frustriert ins Leere gestossen ist. Dies tut uns sehr leid und wir bekämpfen den uns bekannten Missstand laufend. Also: ende August hat wiederum ein Wechsel Stattgefunden und die neue Numer lautet:

079 304 10 97

betreut wird sie am

Montag 18 - 20 Uhr und Donnerstag 10 - 12 Uhr

Schriftliche Anfragen können auch jederzeit an info@lessmess.ch gerichtet werden oder mit Briefpost / Fax an

LessMess
Mitteldorfweg 31
8915 Hausen am Albis

Fax 044 764 28 50

Wer diesen Dienst unterstützen möchte wird ganz einfach Mitglied bei LessMess...

Sendereihe zum Thema „Messie“ von SF Lebenlive

Mit viel Engagement hat der verantwortliche Redaktor, Christian Rensch, von Lebenlive des Schweizer Fernsehens eine Sendereihe zum Thema „Messie“ vorbereitet. Der Vorstand von LessMess wurde für eine aktive Mitarbeit angefragt und hat intensiv Messies für die Dreharbeiten gesucht. Doch kurz davor hat die Direktion von SF entschieden, die Sendereihe Lebenlive nicht mehr weiter zu führen und damit wurde auch die Sendung über „Messie“ gestrichen. Die Enttäuschung im Vorstand war gross, fanden doch die Sendungen von Lebenlive grossen Anklang wegen der sorgfältigen Recherche und der guten Wahl von Fachpersonen bei den gewählten Themen. Damit gab und gibt es auch eine Gelegenheit weniger, um das „Messie-Syndrom“ auf eine sympathische Art und Weise darzustellen und Verständnis für die verschiedenen Schwierigkeiten von Messies zu wecken.

 

Unser Typ:
Gehe nur mit einer Einkaufsliste einkaufen – nachdem du zuvor kontrolliert hast, ob die gewünschten Sachen wirklich nicht bereits vorrätig sind.

 

Medien / Filme


RTL II Exklusiv - Die Reportage:
„Das Leben ist Müll – Die Messies sind unter uns“
(Ausstrahlung war am 22. Juli 2008)


„In Deutschland leiden rund 1.8 Millionen Menschen unter dem „Messie-Syndrom“. Messies versinken im Chaos, horten Plunder, sind unfähig ihren Alltag zu organisieren und haben oft ein eingeschränktes Sozialverhalten …
Petra Z. schämt sich für das Chaos in ihrem Haus und möchte deshalb auch niemanden hereinlassen. Vor sechs Jahren wurde bei ihr das „Messie“-Syndrom diagnostiziert. Ihre chronische Unordentlichkeit ruinierte sogar die Beziehung zu ihrem letzten Freund. Ständig versuchte er das alte Bauernhaus aufzuräumen. Und auch der zehnjährige Sohn von Petra leidet unter den chaotischen Umständen. Einen geregelten Tagesablauf, wie er für Kinder doch so wichtig ist, kennt er nicht. Dafür bestimmt ein heilloses Durcheinander das Bild. Aber Petra schafft es einfach nicht, etwas zu ändern. …“


So kündigt das Programm von RTL II die „Exklusiv“-Episode mit zwei weiteren Beispielen von Messie-Leben an.

Wenn man jetzt gewohnt üblen Boulevard-Voyeurismus erwartet wird man für einmal angenehm überrascht: es ist eine subtile, einfühlsame und recht tiefgründige Reportage geworden in der Messies offen über Ihre Probleme reden und ernsthaft angehört werden. Bravo! (für Interessierte: wir haben eine Videoaufzeichnung der Sendung - anfragen per mail an info@lessmess.ch.)


„Morgen räum‘ ich auf“
ein Fernsehfilm von Martina Elbert
(Erstausstrahlung war am Mittwoch, 20. August 2008 um 20.30 Uhr im ARD)


Dieser Film erzählt die Geschichte von Ellen und ihrer zwölfjährigen Tochter Nina. Nach einem Seitensprung ihres Mannes trennt sich Ellen von ihm und zieht mit ihrer Tochter in eine kleine Mietwohnung. Ellen ist wie gelähmt und findet nicht die Kraft, sich neu einzurichten. Sie lässt die Umzugskisten unausgepackt stehen und beginnt den Haushalt zu vernachlässigen bis sie nicht mehr weiss, wo sie mit Aufräumen beginnen soll. Für Nina, die ihr Zimmer als Oase pflegt, wird die übrige Wohnung zum unhaltbaren Zustand: sie bittet die Mutter inständig, endlich aufzuräumen. Ellen verspricht schliesslich Nina: „morgen räum‘ ich auf!“ Rigoros wirft sie alle Erinnerungen und allen Müll zusammen in die Müllkippe.
Dies ist kurz zusammengefasst die Geschichte des Films. Dahinter steht aber auch eine Mutter-Tochter-Beziehung, die unter dem „Messie-Syndrom“ leidet. Die Regisseurin verpsychologisiert die Situation nicht, sie zeigt aber die verschiedenen Schwierigkeiten der Tochter und der Mutter auf. Da tauchen sicher Fragen auf: Hat Ellen das seelische Tief, die Lebenskrise überwunden und gelingt es ihr, die Wohnung aufgeräumt und sauber zu halten?
Die Reportage und der Film zeigen, wie Angehörige mit dem „Messie-Syndrom“ hautnah in Berührung kommen. Die Fragen nach dem Befinden von Angehörigen von Messie-Partnern interessiert mich. Wie reagieren sie auf die Erkenntnis, dass ihr Partner unter dem „Messie-Syndrom“ leidet? Wie leben sie damit? Wie gehen sie im Alltag damit um? Finden sie einen Weg, zusammen zu leben? Helfen Regeln fürs Zusammenleben? Können sie dem Messie-Partner helfen?

Im nächsten LessMess-Info stelle ich diese und weitere Fragen einem Messie-Partner.


Agenda

Fachtagung
Informationstag

Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen


Zwangsstörungen –
Einsichten und Auswege
Jahrestagung 2008
in Zusammenarbeit mit der
Psychiatrischen Poliklinik
des UniversitätsSpitals Zürich

Fachtagung
Samstag, 6. Dezember 2008
für Ärzte, Psychologen und andere Therapeuten

Informationstag
Sonntag, 7. Dezember 2008
für Betroffene, Angehörige und andere Interessierte

Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen

mehr Infos als PDF

 

3. Messie-Tagung Wien

7./8. November 2008

SFU Wien. Nochmals zur Erinnerung!
Hier gibt's nähere Infos (auch als PDF)

Wer sich dafür interessiert, darf sich gerne auch melden bei Johannes von Arx, Tel. 044 310 7710

 

Pressespiegel

Im Würgegriff der Dingwelt
Ein ausgezeichneter Artikel über das Messiephänomen ist am 19.9. beim Internetanbieter 'Echo online' erschienen und kann hier nachgelesen werden.

Chaos im Kopf
auch in der Sueddeutschen Zeitung vom 1.9. ist ein lesenswerter Beitrag erschienen - kann hier eingesehen werden.


Gesucht:
Tagblatt Zürich 1 – 10 – 08
Gefunden in der Rubrik 'email' infobox
"
Bist Du ein «Messie »? Studentengruppe macht ein Referat über das Thema und sucht dich für ein Interview. Diskretion zugesichert. messies@gmx.ch"

 

BUCHBESPRECHUNG

Rainer Rehberger, „Messies – Sucht und Zwang", Psychodynamik und Behandlung beim Messie-Syndrom und Zwangsstörung

Tiefgründige Sammlung von Wissen zum Messie-Syndrom

Fachbücher über das Messie-Syndrom sind noch sehr rar. Rainer Rehberger beschäftigt sich in seiner Praxis am Nordufer des Bodensees seit langem damit und hat sich bereits in zwei Büchern „Angst zu trauern" und „Verlassenheitspanik und Trennungsangst" mit psychischen Phänomenen auseinander gesetzt, die häufig auch bei Messies anzutreffen sind. Was bringt diesen eine Lektüre des kürzlich herausgekommenen Buches „Messies – Sucht und Zwang"? Und was können Fachpersonen für ihre Arbeit daraus ziehen?

„Erfahrungen erheblichen und anhaltenden Mangels an Zuwendung und Halt in der frühen Entwicklung (...) führen zu einem meist unstillbaren Verlangen, Sehnen und Streben nach Zuwendung und veranlassen zur Selbsthilfe in Gestalt von Selbstzuwendungen." Mit diesen Ausführungen zur Theorie des Sammelns ist der Autor auf Seite 73 mitten in der Thematik aus psychoanalytischer Sicht. Klar, dieser Satz wie viele andere Sätze in diesem Buch sind nicht eben für die späte Bettlektüre geeignet.

Aufschlussreich ist da etwa die Beschreibung des prozeduralen Unbewussten nach Eric R. Kandel. Darin sind im Unterschied zum bewussten Gedächtnis (in dem sich alle Inhalte finden, die uns im Alltag bei unseren Aufgaben stützen) die im Lauf des späteren Lebens gelernten Fertigkeiten gespeichert, „die uns beispielsweise erlauben Fahrrad zu fahren oder Geige zu spielen". Das ist – so Rehberger weiter – hilfreich, weil es Aufschluss über Gefühlszustände und Handlungsmuster gibt. Und da führt wiederum ein entwicklungspsychologischer Faden zurück auf (früh)kindliche Erfahrungen und Prägungen.

Viele Messie-Betroffene kommen über solche Zusammenhänge zu einem Aha-Erlebnis, besonders wenn sie der Autor auch noch durch zahlreiche, teilweise ausführliche Fallbeispiele erläutert. Mit anderen Worten: Das Buch ist keineswegs eine Ansammlung trockener Theorie, aber deren Lektüre fordert dennoch ein nicht geringes Mass an Zeit und Aufmerksamkeit. Wer Schlüsselstellen markiert, erleichtert sich bei einer vertiefenden Zweitlektüre die Übersicht und kann sich leichter in die Materie vertiefen. Denn einmal lesen dürfte kaum genügen bei einem Text, der doch sehr umfassend ein breites Feld an Informationen beinhaltet, denn die zitierten Messie-Faktoren sind nur ein Teil des Ganzen, es kommen noch weitere dazu wie Beziehung, Entwicklungsstörungen, Zwang, Verdrängung usw. usf.

Psychotherapeut Rehberger beschäftigt sich dann auch ausführlich mit der Therapie von Messies und berichtet über eine Gruppenbehandlung. Er beleuchtet speziell auch messietypische Verhalten im Rahmen einer Therapeutenbeziehung wie zu spät Kommen, sich zu Entschuldigen, Anpassungs- und Unterwerfungsmuster. Deshalb dürften auch Fachleute, die sich beruflich mit Messies beschäftigen grossen Nutzen aus diesem Fachbuch ziehen.

Fazit: Wir haben endlich ein Buch, das einen zentralen Teil des Wissens über das Messie-Syndrom darstellt. Und dies nicht einfach kühl-distanziert, sondern auf einfühlsame Weise. Dies äussert sich etwa daran, dass Rainer Rehberger die Reizwörter wie Chaos, Schrott etc. meidet und stattdessen „Sammlung" schreibt. Das Einzige, das ich bei der Lektüre etwas problematisch finde, ist die 37-seitige Beschreibung der Lebenserfahrung und der psychoanalytischen Therapie von Frau R, einer Patientin Rehbergers am Anfang des Buches. Denn ein so langer Text vor dem eigentlichen Eintauchen in die Messie-Thematik mag die Geduld einiger LeserInnen doch etwas strapazieren. Aber es ist auch eine Qualität des Buches, dass die einzelnen Kapitel nicht in der „richtigen" Reihenfolge gelesen werden müssen um es verstehen zu können.

Johannes von Arx / Elmira Claude

 

Rainer Rehberger, „Messies – Sucht und Z wang"
Psychodynamik und Behandlung beim Messie-Syndrom und Zwangsstörung


Verlag:

Klett-Cotta

 
Auflage: 2. Aufl. 2007  
Seiten: 248  
Ausstattung: broschiert  
ISBN: 978-3-608-89049-5  
Preis: SFr 40.90 Online-preis bei Buch.ch

Redaktion dieser Ausgabe: Annemarie.


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Nr. 1/08 - 7. Juni

 

Aktuelles / Internes Espresso DRS1, Boldern, 3. Messie-Tagung SFU Wien, GV
Sommerfest LessMess macht ein Sommerfest für Messies
Doku Aus dem Leben eines Messies
Buchkritik „Endlich aufgeräumt - der Weg aus der zwanghaften Unordnung“
von Thomas Ritter


Grüss Euch

diesmal ersparen wir uns mal unnötige Kommentare über das Erscheinungsdatum unserer Infos - alles hat seine Zeit wie der Philosoph sagt.

Umsomehr hat es aktuelle und reizvolle Themen. Vor allem der Hinweis auf unser Sommerfest, bei dem wir eine rege Beteiligung erwarten: 'Messies & Medien' ist unserer Ansicht nach ein brisantes Thema - also bitte sofort anmelden, mitreden und geniessen!

An dieser Stelle möchten wir auch mal all jenen danken, die sich für diese Infos interessieren - die Gemeinde wächst alle paar Tage.

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

 

Aktuelles / Internes:

Messie-Porträt auf Radio DRS 1

Montag, 16. Juni, 8.15
"Espresso"

Im Rahmen einer kleinen Reihe in der täglichen Morgensendung "Espresso" mit Porträts über Menschen mit besonderen Konsumwünschen sendet DRS auch eines über einen Messie. Zu hören auf Radio DRS 1, 16.6. ca. 8.15 Uhr.
Achtung: auf Grund anderer aktueller Themen kann die Sendung verschoben werden auf einen späteren Termin. In jeden Fall können alle Beiträge des Espresso später über www.drs1.ch nachgehört werden.


Boldern

Mehr Farbe bekennen

Freitag-Samstag,
20. - 21. Juni 08


Denk-quer!
Werkstattgespräch für Selbsthilfegruppen.
Ausführliches Programm / Tarife hier.
Organisiert von der KOSCH

Tagungszentrum Boldern (www.boldern.ch)

3. Messie-Tagung Wien

7./8. November 2008

Die Sigmund Freud Privatuniversität Wien (www.sfu.ac.at) beschäftigt sich seit ihrer Gründung vor wenigen Jahren auch intensiv mit dem Messie-Phänomen. An ihren Tagungen werden jeweils die neusten Forschungsergebnisse dargelegt. Wertvoll sind natürlich auch die Kontakte, die an solchen Anlässen entstehen, zumal sie international, d.h. über die drei deutschsprachigen Länder angelegt ist sowohl von den ReferentInnen wie von den Teilnehmenden her.

Es wäre schön, wenn dieses Jahr die Beteiligung aus der Schweiz etwas grösser wäre als in den vergangenen beiden Jahren. Für Menschen mit geringerem Budget gibt es eine sehr günstige Übernachtungsmöglichkeit im Haus der SFU selbst. Das Ankündigungsblatt mit Anmeldung gibt's hier.

Wer sich dafür interessiert, darf sich gerne auch bei mir melden: Johannes von Arx, johannes@anreger.ch, Tel. 044 310 7710


GV Verband LessMess
vom 9. Mai 08

Kurzbericht:

Die GV, die nach Beschluss nun neu und sympathischer MV = Mitgliederversammlung heisst, wurde in eher kleinem Rahmen in einem Säälchen der 'Chuchi am See' abgehalten.
Ein ausführlicher Bericht erscheint im nächsten LessMess Info

 

Unser Typ:
Schreib deinen Briefkasten an mit: 'Bitte keine Werbung - Bitte keine Gratiszeitungen'
(es gibt immer noch genug und sinnvolleres zum Lesen...)

 

Sommerfest
Samstag, 12. Juli 2008, 16.00 Uhr
in Zusammenarbeit mit und im Selbsthilfezentrum Offene Tür OTZ
Asylstrasse 130, 8032 Zürich
Karte
Tram 3 ab Zürich HB Richtung Klusplatz bis Haltestelle Hölderlinstrasse.

Eingeladen sind alle vom Messie-Sein Betroffene:
Messies, Angehörige und Freunde oder daran Interessierte, egal ob organisiert oder nicht, Mitarbeitende von Beratungsstellen, etc.
Um für einmal den ganz engen Kreis der Begegnung unter ihresgleichen etwas auszuweiten, laden wir drei oder vier uns persönlich bekannte Vertreterinnen und Vertreter von Medien ein. An einem Podiumsgespräch zu Beginn des Anlasses sollen sich die Journis vorstellen und aufzeigen, wie sie mit Beiträgen in Zeitungen und Sendungen auch eine wichtige Aufklärungsfunktion wahrnehmen möchten. Umgekehrt können Messies sagen, wie sie sich den Umgang mit den Medien vorstellen. Vielleicht hilft dieses Podiumsgespräch und das anschliessende persönliche Gespräch mit den JournalistInnen – sie werden auch am Fest teilnehmen – Brücken zu bauen.

Unser Programm

ab 16.00 Uhr
Begrüssungstrunk

16.30 Uhr
Begrüssung durch Helene Karrer sowie Thomas Moll, Co-Präsidenten LessMess und
Gastreferent Heinz Lippuner, OTZ, anschliessen Podiumsgespräch mit Journalistinnen und Journalisten.
Anschliessend Apéro, Messie-Fest im idyllischen Park (bei schlechtem Wetter in den
OTZ-Räumlichkeiten). Profikoch Röbi Habegger grilliert für uns.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme.

LessMess und OTZ
Teilnahmegebühr 30 Franken für Mitglieder von LessMess, 40 Franken für Nichtmitglieder
inbegriffen Begrüssungstrunk, Apéro, Essen
nicht inbegriffen: weitere Getränke - können am Buffet gekauft werden.
Bitte beachten: Die Kosten müssen vor dem Fest an der Kasse bezahlt werden.


Es gibt keine Parkplätze im und unmittelbar beim OTZ
 
Online-Anmeldung bis 30. Juni 2008 hier


Oder mit Postkarte an:

LessMess
Mitteldorfstrasse 31
8915 Hausen a.A.

Unter Angabe von Namen, Adressse, Telefonnummer und ob LessMess-Mitglied sowie Datum und Unterschrift.

 

Sei es im Forum, sei es in Antworten auf unseren Fragebogen, sei es mündlich geäussert - viele Messies erfahren dieselben einschneidenden Erlebnisse in ihrer Wohnsituation. So auch Koni, der uns seinen Text hier zugesandt hat:

Das Leben eines Messies.


Mit der Ordnung hätte ich eigentlich kein Problem. Aber diese hat vielleicht eines mit mir. Auf jedenfall harmonieren wir nicht zusammen.
Als ich am 16.06.06 nach 20:00 nach Hause kam, fand ich einen Zettel der Polizei an meiner Wohnungstüre. Man hätte die Wohnung aufgebrochen wegen schlechtem Geruch. Es sei ein neues Schloss an der Türe. Auf dem Zettel stand, dass der Hauswart den Schlüssel hätte. Ich ahnte Schlimmes. Meine Wohnung war ganz und gar nicht aufgeräumt. Ich habe mich stark aufgeregt und auch geschämt. Der Hauswart hat mir den Schlüssel vorbeigebracht.
Ich habe ihn gebeten diese Angelegenheit für sich zu behalten. Er sagte mir, dass er der Schweigepflicht unterstellt sei. Am anderen Tag habe ich bei der Polizei vorgesprochen. Der zuständige Polizist sagte mir, so könnte man doch nicht leben und er müsse die Vormundschaftsbehörde informieren. Ich habe ihm geantwortet, dass ich einen Anwalt beiziehen würde.
Zum Glück hatte ich bereits vorher Kontakt zu einem professionellen Aufräumedienst. Mit diesen Leuten hatte ich
bereits an zwei Tagen je eine Stunde aufgeräumt. Die Verwaltung hat mir dann angedroht die Wohnung zu kündigen, falls ich diese nicht kurzfristig aufräumen und putzen würde. Da ich total überfordert war, habe ich sofort einen Bekannten informiert. Dieser konnte eine Fristverlängerung erwirken. Unter starker Mithilfe der Aufräumer, einer weiteren Bekannten und meinem Bruder konnte ich die Wohnung innerhalb der gewährten Frist wieder Instand stellen. Aber es brauchte doch einen sehr starken Einsatz der Helfer. Am 03.08.06 hat die Verwaltung im Beisein von Zeugen meine Wohnung besichtigt und diese für gut befunden.
Man könnte sagen Ende gut alles gut. Jetzt kommt jeden zweiten Mittwoch Juanita, meine Putzfrau vorbei. Dann gehe ich am Mittwoch über Mittag nach Hause. Dann räume ich meistens etwa eine Stunde fertig auf. Ich habe bis jetzt nicht heraus gefunden warum ich das nicht an den Tagen vorher machen kann.

Koni

 

 

BUCHBESPRECHUNG
"Endlich aufgeräumt – Der Weg aus der zwanghaften Unordnung"
von Thomas Ritter

Das Taschenbuch lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Alle individuellen Ursachenforschungen, jeder Blick auf das persönliche Umfeld der Betroffenen, mögliche Begleitumstände wie Krankheiten, Ängste usw. sind sinnlos, helfen nichts. In den Augen des Autors gibts nur ein Rezept, dem Messie-Sein zu entrinnen: zu sich selbst zu sagen, besser sich zuzuschreien: „Nein, ich will kein 'Messie’ mehr sein. Ich will zukünftig normal und frei als Nicht-Messie leben!“ Dann ist nämlich alles ganz einfach. In Bälde ist – ohne einen Hauch des Zweifels und ohne schlechte Gefühle – die Wohnung frei, geputzt und clean. Und es wird so bleiben, denn nach der Methode Ritter ist man dann definitiv Nicht-„Messie“: Die mehr als zwei Tage alte Zeitung landet problemlos im Altpapier, die Brotkrümel am Boden werden reflexartig aufgenommen. Der Buchautor – nach eigenem Bekunden seit Kind Messie – ist auf diese Weise nachhaltig „Cleenie“ geworden.

Die Formulierung, die vordergründig ganz nach freiem Willen klingt, unterschwellig aber wie eine Drohung daherkommt, lautet: „Wenn du Messie bleiben willst, so bleib in deinem Chaos und geniesse es.“ Aber das ganze Buch ist im Grunde durchdrungen von der Botschaft, den Blickwinkel zu ändern: Ich will – nicht aus Angst oder Druck, sondern weil ich es möchte - kein Messie mehr sein. Also alles auf diese eine Karte zu setzen - und das ist nicht immer ganz ohne Risiko...

Das Buch ist leicht zu lesen, übersichtlich geordnet (der Autor kennt alle Einwände!), regt an zum Anfangen, heute und jeden Tag neu – auch nach Rückschlägen. Immer wieder appelliert der Autor an den freien Willensentscheid, statt sich von eigenen und fremden Einwänden und abschätzigen Fixurteilen bestimmen und entmutigen zu lassen. Seine Methode mag vorab jüngeren Messies ohne jahrelange Negativerfahrungen zum Durchbruch zu verhelfen.

Doch eine Gefahr sollten Messies bedenken, die sich mit Hilfe des Buches „Endlich aufgeräumt“ helfen wollen,: Geht die Sache irgendwie schief und erfüllt sich das Versprechen von Thomas Ritter, es komme nie mehr zur Versuchung, ins „Messie“-Sein zurück zu fallen, nicht, dann ist der Frust, zum Tausendunderstenmal versagt zu haben, vorgezeichnet. Mein Tipp: Kritisch lesen, wer sich angesprochen fühlt, wage einen Versuch, nehme die Sache aber durchaus auch von der spielerischen Seite her, welche ein Verlieren ohne Gesichtsverlust ermöglicht. Doch das ist bereits wieder gegen die Doktrin des Buches.

Johannes von Arx / Elmira Claude


Andere Erfahrung gemacht? Ist die Kritik ungerecht? Gibt es doch mehr „einfache“ Messies als gedacht, denen es nur an einem „Tritt in den Hintern“ fehlt? Deine Meinungen und Erfahrungen sind uns wichtig. In unserem Forum lässt sich zu diesen Fragen und andern Anliegen à fond diskutieren – zensurfrei.

"Endlich aufgeräumt! Der Weg aus der zwanghaften Unordnung"

erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Sachbuch, Band 61591
ISBN 3-499-61591-6 (Chf 16.70) z. Bsp. bei Buch.ch

Gibt es auch als Hörbuch (Chf 28.70)

Es gibt eigens eine offizielle Internetseite über das Buch bei www.endlichaufgeraeumt.de

 

 



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Nr. 3/07 - 18. Dezember


Grüss Euch

Mit wirklich ernst zu nehmenden Infos ist es diesmal nicht gerade weit her - umsomehr aber mit unseren allerbesten Wünschen für eine frohe Weihnachtszeit und ein glückliches neues Jahr.

Es gibt dennoch Anregendes zu lesen: wir haben eine Art Jahresrückblick zusammengestellt. Jedes anständige Medium kümmert sich schliesslich auch um eine wohlsortierte Presseschau. Die drei ersten Artikel haben durchaus Tiefgang: Hierbei ist der erste Bericht ein ernst zu nehmendes 'Outing' und kann manchem 'Cleanie' nahebringen, wie sich ein Messie fühlt (und ein solcher wird sich wohl beim Lesen der Zeilen in manchen Dingen selbst wieder erkennnen). Der zweite Artikel weist auf den möglichen Zusammenhang zwischen Zwangserkrankungen und Messietum hin. Der dritte Artikel ist ein Hinweis auf ein Hörbuch, das Jugendlichen den Begriff 'Ordnung' erklären will...
Für die restlichen Beiträge: viel Vergnügen - und seid versichert: LessMess befasst sich mit wesentlich konkreteren und naheliegenderen Messie-Problemen!

Sicher hört ihr bald wieder von uns!

Wir wünschen allen eine ruhige und erholsame Zeit.

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

 

Unser Typ: Eine Arbeit fertig machen

 

 

Hilfe, ich bin ein Messie.
von Pünktchen

Aber ich ändere mich wohl nie.

Ich schreie zwar immer um Hilfe, aber ich ändere mich nie. Was hat sich alles angesammelt in über dreißig Jahren in diesem großen Haus. Man sollte meinen, da müssten noch Ecken und Schränke frei sein, ist aber nicht. Es ist jede Ecke ausgenützt. Alles was in letzter Zeit gekauft, geschenkt wird, muss ich mühsam wo zwischen schieben. Aber es kann dauern, bis ich einen Platz gefunden habe.

Wenn ich allein unterwegs bin vergesse ich, dass wir überhaupt keinen Platz mehr haben. Mein Mann versteht ja mich zu bremsen, nur der geht fasst nie mit. Es hat natürlich auch sein Gutes wenn man alles aufhebt. Alles was ich für Nähen, Malen, Seidenmalen, Serviettentechnik, Garten und Haushalt brauche, habe ich da. Das spart das Losrasen, um irgendwelche Dinge zu besorgen, die gerade fehlen, was ich so hasse. Aber muss es immer drei-viermal da sein? Besonders die Putzutensilien. Alles findet in mir einen interessierten Abnehmer. Aber es häuft sich bei mir. Ich habe immer die Hoffnung das putzt sich nun von alleine!! Wie ist die tolle Überschrift bei diesem mir aus der Seele geschriebenen Artikel? “Intelligente Frauen putzen nicht.“ Mein IQ muss sehr hoch sein.
Nur manchmal überkommt es mich plötzlich, und mein armer Mann muß sich dann anhören: Wir verkommen im Dreck. Die Putzwut kann mich zu unmöglichen Zeiten packen, spät Abends, Sonntags, - wenn mein Mann dann noch helfen soll, behauptet er, ich wäre ein Putzteufel. Aber Männer sehen doch keinen Dreck, o d e r? Ich mag nun mal keine Zwänge mehr in meinem Alter, und eine Putzhilfe war für mich früher Zwang. Seit wir unsere Firma nicht mehr haben und sogenannte Privatiers sind habe ich doch meinen Mann als Hilfe, na ja.

Aber ich schreibe eigentlich von mir als Messie.
Es ist ja nicht so, dass ich nichts weg tue. Ab und zu mache ich zaghafte Ansätze. Was ich auch weg tun will,-- bei näherem Überlegen brauche ich das meiste doch noch. Ich bin ja noch Kriegsgeneration und weiß wie groß die Not damals war. Meine Mutter verstand schon, aus allem was zu machen. Was nähte sie aus geerbten Fetzen hübsche Kleider für mich. Das Extrem der heutigen Generation ist natürlich das Gegenteil. Die können sich leicht von allem trennen. Ich habe nur den Eindruck sie wissen Werte gar nicht zu schätzen. Ich käme zum Beispiel mindestens vier Wochen mit Lebensmitteln aus, ohne einkaufen zu müssen. Schuhe brauchte ich wohl mein Leben lang nicht mehr, Klamotten würden wohl auch mein Leben lang aushalten, wenn ich nicht dünner oder dicker würde und natürlich die Mode. Und wenn, lagern da noch an die 100 Meter Stoff, dabei tollste Seide, die meine gestorbene Freundin mir vererbt hat. Meine armen Töchter, sie werden einmal viele Container benötigen. Ich habe schon viele kluge Bücher gelesen und gute Ratschläge für Messies gehört. Aber der Geist ist willig nur das Fleisch ist schwach. Kürzlich gab ich wahrhaftig mal drei blaue Säcke voll weg, nur aus den Schränken ist gar nichts weg.

Ich bin immer so unglaublich erleichtert wenn ich irgendwo hinkomme und dort ist auch und nicht alles so klinisch rein. Wo man arbeitet kann es einfach nicht immer ordentlich sein. Ich sag immer wo gehobelt wird, fallen Späne, und wo genäht wird fallen Nadeln. Das hat mein Mann inzwischen eingesehen. Außerdem gibt es so schöne tröstende Sprüche für mich. Z.B. Bei kreativen Menschen kann nicht immer Ordnung sein ,die haben keine Zeit zum Aufräumen. Oder noch schöner: Nur Idioten halten Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos. Ach, so was tröstet mich doch so ungemein. In Picassos Atelier herrschte auch ein ziemliches Durcheinander. Aber noch mal zum Thema Messie und anderen Leuten. Neulich kam ich zufällig in ein Haus.----
Junge Leute haben innerhalb von drei Jahren das gemietete Haus so voll gemüllt, dass man nur noch balancierend und steigend in die letzte Ecke kommt. Da bin ich doch noch Gold. Und das beruhigt mich sehr.

Mit dem Aufräumproblem kämpfe ich seit meiner Kindheit. Meine arme Mutter war ständig mit unserem Bauernhof und uns kleinen Kindern überlastet. Sie nähte für uns drei Kinder einfach alles. Dafür hatte sie aber nur nachts Zeit. Ich glaube, manche Nacht schlief sie überhaupt nicht, es blieb zum Aufräumen und Putzen nicht viel Zeit. Schnell, schnell aufräumen hieß es immer nur, wenn Besuch nahte. Und die Panik „ist Ordnung?“ wenn jemand kommt, habe ich immer noch. Das macht meinen Mann total verrückt.

Weil ich mich in seinem Büro auch von nichts trennen will, kracht es schon öfter bei uns. Da muss er mit leben! Meine Kinder sagen manchmal, du bist wie Omi. Der Apfel fällt meist nicht weit vom Stamm. Ich sehe das Ganze jetzt gelassener. Vielleicht das Alter. Aber ich sollte wirklich bald anfangen. Wenn ich allein an die X hundert Bücher denke, wovon mir wirklich jedes lieb und teuer ist, die dann für 50 Cent auf den Flohmärkten verschleudert werden. Außerdem gibt es bei mir eine Katzenfigurensammlung, so über 100 Stück, eine Parfümflaschensammlung, so 250 Stück, eine teilweise kostbare Dosensammlung an die 100 Stück und mein Mann hat so an die 150 alte Bügeleisen. Ich sollte wirklich anfangen!

 

 

Gefährliche Zahlenspiele
VON BIRGIT ECKES, 05.06.07, 20:00h, AKTUALISIERT 05.06.07, 20:10h


Eine Zwangserkrankung isoliert den Patienten von seiner Umwelt.


„Ich saß in einem Café mit lauter Spiegeln um mich herum. Alles und jeder war verdoppelt, verdreifacht, vervielfacht. Horror, ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte zu zählen.“ Da war er, erzählt Frank Sturm, kurz davor, wahnsinnig zu werden.
15 Jahre lang litt der Kölner an einer sogenannten Zwangserkrankung, einer psychisch-neurologischen Störung, die das Gehirn zum Tollhaus macht. Bei Frank Sturm waren es die Zahlen, die seinem privat und beruflich aus den Fugen geratenen Leben eigentlich Ordnung geben sollten - und ihn schließlich komplett beherrschten.

„Zuerst war es eher ein Spiel“, erinnert er sich. „Ich habe jeder Zahl im Dezimalsystem eine Bedeutung zugewiesen.“ Die gefährlichste Zahl war die Sechs, der Vollstrecker sozusagen: „Da mache ich es“, sagt Frank. „Es“, das waren die Zwangsgedanken, die sich im Kopf des ehemaligen Sportstudenten eingenistet hatten: sich selbst zu verletzen, beispielsweise. „Ich habe wirklich geglaubt, dass ich diese Aggressionen irgendwann in die Tat umsetze.“

Diese Angst ist die tückische Falle, in die alle Zwangserkrankten tappen. Zuerst ist da der böse Gedanke, und dann die Angst, er könne wahr werden. Die eine putzt wie besessen und versucht damit, ihrer Panik vor Schmutz und Bakterien Herr zu werden. Der andere räumt immer und immer wieder auf, um das innere Chaos in den Griff zu kriegen. Sammelzwänge („Messie-Syndrom“ bei Leuten, die nichts wegwerfen können), Kontrollzwänge, Ordnungszwänge, Wiederholzwänge - das sind die häufigsten Erscheinungsformen einer Störung, von der rund eine Million Deutsche befallen sind, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen in Osnabrück.

„Schon als Student war ich ein Perfektionist“, erzählt Frank Sturm. Das ganz normale Chaos im Kopf - Gefühle, Gedanken, Furcht und Verunsicherung -, damit kam er nicht so richtig klar. Pech in der Liebe, das Studium aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen, keine Perspektive, viel Alkohol. Und dann die Begegnung mit dem tibetischen Buddhismus, der den 23-Jährigen in sein strenges Korsett aus Mantras, Niederwerfungen, Meditationen zwingt. Als „Gehirnwäsche“ hat Frank Sturm die Modereligion erlebt, vor allem aber hat sie ihn mit ihrem hypnotischen Regelwerk erst so richtig reif für die Zahlen gemacht.

Immer komplexer wird das Kontroll-System: Bald ist das Überqueren einer Straße durch imaginäre Linien nahezu verbarrikadiert („Ich bin manchmal erst um fünf Uhr früh völlig entkräftet nach Hause gekommen, weil ich so viele Umwege nehmen musste“). Aus dem Bett kommt er erst, wenn der Zwangsgedanke durch den „richtigen“ Zahlencode geknackt ist. Das Anziehen wird zur Clownsnummer: „Hatte ich es endlich geschafft, kam garantiert ein unangenehmer Gedanke, und ich musste mich wieder ausziehen und von vorn anfangen.“ Selbst der Verzehr eines Butterbrots ist ein Problem. Denn Frank darf zum Beispiel nur zwei Schnitten essen, wenn er eigentlich drei mag. Denn die Drei bedeutet Gefahr. . .

„Außenstehende können sich so etwas überhaupt nicht vorstellen“, sagt Frank Sturm. „Ich wusste manchmal keinen anderen Ausweg, als mich mit Alkohol zu betäuben, um das auszuhalten.“

Heute, wo sich die Dämonen verflüchtigt haben, will er helfen, aufklären über die Krankheit, die ihn 15 Jahre seines Lebens gekostet hat. Jahre, in denen er keine Partnerin haben, keinen Beruf lernen konnte. Er ist jetzt fast 50 und hat ein Buch geschrieben über „Buddha, Bier und Zwänge aus Beton“, in dem er spannend und ehrlich schildert, wie sich die Achterbahn im Kopf angefühlt hat, wie sein Leben aus dem Leim ging. Besonders bestürzend ist die Erkenntnis, dass Menschen wie Frank oft erst den langen Marsch durch die Institutionen antreten müssen, bis man ihnen die richtige Hilfe an die Hand gibt. „Nach zwölf Jahren“, sagt Frank, „hat mir zum ersten Mal eine Psychiaterin gesagt: Sie können Ihre Zwangshandlungen einfach unterlassen, ohne dass etwas passiert! Das hat mich umgehauen, das habe ich einfach nicht gewusst, und ich glaube, so geht es vielen. Sie führen ihre Rituale bis zur völligen Erschöpfung aus, weil sie glauben, sie wenden die drohende Gefahr ab. Und plözlich sagt dir eine Psychologin: Es hat noch nie jemanden gegeben, der die befürchtete Tat wirklich ausgeführt hat. So einfach ist das.“

Die richtige Medikamentendosis (siehe unten) hat bewirkt, dass Frank Sturm den Mut hatte, der vermeintlichen Gefahr zu trotzen. Er hat eine Straße überquert, ohne auf Linien und Zwangsgedanken zu achten. Einfach so. Er war aufgeregt, ängstlich. Passiert ist - nichts. Das war der Durchbruch. „Als ich das erste Mal wieder friedlich in einem kuscheligen Schlafanzug in meinem Bett lag, war das einfach unbeschreiblich.“

Ohne Zwänge, sagt Frank Sturm, das ist wie ein neues Leben. „Es hätte anders laufen können, aber ich bin nicht verbittert.“ Er nimmt immer noch Medikamente, aber in niedriger Dosierung. Vielleicht braucht er irgendwann gar keine mehr. Zwar bleibt ein Rest Angst. Dennoch ist Frank Sturm optimistisch: „Ich wünsche allen Betroffenen Glück und dass sie den Weg aus der Zwanghaftigkeit so wie ich schaffen. Es gibt ihn.“

Tohuwabohu. Die Kinder-Uni erklärt Ordnung und Chaos - Hörbuch - Kinder-/Jugendbuch
Geschrieben von Heike Geilen
Donnerstag, 25. Oktober 2007


Ordnung... (oder Chaos?) ist das halbe Leben

Da sitzt ein kleiner Bub (geschätztes Alter 10 bis 12 Jahre; die Schlussfolgerung auf sein Geschlecht wird aus der Art seines "typischen" Spielzeugsortiments gezogen) in seinem Kinderzimmer und hat das gleiche Problem wie wahrscheinlich hunderte Andere seines Alters: Mutter nervt mal wieder mit ihrem ewigen Zimmeraufräumen.

Dass er damit nicht allein ist, wird ihn in diesem Augenblick wenig interessieren. Und trotzdem ist es so: In vielen Familien entstehen Spannungen dadurch, dass die Eltern mit der Ordnung der Kinder nicht übereinstimmen. Was für die Einen Ordnung bedeutet, ist für die Anderen ein Chaos. Warum also sollen Kinder aufräumen und versuchen, sich an die Ordnung der Eltern anzugleichen?
Denn eigentlich ist alles nur eine Frage der Relation. Aber wie kann der Knirps genau DAS seiner Mutter weismachen:

"Nehmen wir einmal den Begriff Saustall. Ständig spricht deine Mutter davon und meint offensichtlich dein Zimmer. Schaut man sich aber die Schweine an, fühlen die sich erst so richtig wohl, wenn sie sich im Dreck suhlen können. Ein Saustall ist für ein Schwein also ein richtiges Wellness-Center. Der Mensch rüffelt eher seine Nase im Saustall, ihm stinkt's dort gewaltig. Aber in einem so richtig 'naturbelassenen' Kinderzimmer fühlst du dich offensichtlich wohl. Deshalb sollten die Erwachsenen auch nicht Saustall zu deiner 'Wohlfühloase' sagen. Wenn du allerdings ein Schwein wärst, passte der Ausdruck Saustall schon für dein Zimmer, schließlich fühlst du dich ja darin wohl."

Ergebnis: Saustall = Wellness-Center (kommt nur auf den Blickwinkel des Betrachters an)

Wie gesagt, alles relativ zu sehen. Die Autorin Ulla Steuernagel und die Sprecherin Shary Reeves (Moderatorin der Wissenssendung "Wissen macht Ah!") versetzten sich in die Psyche eines Kindes. In Form eines stillen Selbstgesprächs erklären sie auf spielerische Art und Weise Begriffe aus der Wissenschaft, die alle irgendwie mit Tohuwabohu - als Chaos und Ordnung - zu tun haben. Ausgangspunkt ist der kleine Schlawiner, der im vermeintlichen Durcheinander seines Zimmers sitzt und die Order seiner Mutter erhalten hat, seinen "Saustall" endlich aufzuräumen.

Er sinniert über Aufräummaschinen, hat zwischendurch selbst die glorreiche Idee, sein Wirrwarr als Kunst zu bezeichnen und will seiner Mutter sogar mit Klimakatastrophe und Allergien kommen. Ganz schön pfiffig der Filou, denn tatsächlich sind die in der heutigen Zeit immer verstärkter auftretenden Allergien ein Ergebnis von zu viel Sauberkeit. Auch das Argument, warum Zimmeraufräumen die Atmosphäre zerstört, ist nicht ganz von der Hand zu weisen: denn bei dieser Tätigkeit wird definitiv zusätzliche Energie verbraucht (sprich: Keuchen und Schnaufen). Und die Ursache für den Treibhauseffekt kennt der Bursche bestens: es ist die erhöhte Menge an Kohlendioxid in unserer Stratosphäre.

Chaos macht erfinderisch

Der Bogen dieses "Tohuwabohus" wird sehr weit gespannt. Ulla Steuernagel geht vom 2. Hauptsatz der Thermodynamik (oha!), über die Definition von Staub und Schmutz (Hatschi!), über Ordnung im Computer, dem Sinn (oder Unsinn?) einer alphabetischen Sortierung in Enzyklopädien (na gut, da passt sie), bis hin zu Messies.
Messie ist natürlich nicht der Spitzname des allseits bekannten Südtiroler Bergsteigers, sondern damit werden ordnungskranke (im Chaos lebende) Menschen bezeichnet (kommt mir bekannt vor).

Die großartigsten und zugleich witzigsten Stellen des Hörbuchs sind die, wenn der Sprössling seiner Mutter mit wissenschaftlichen Argumentationen belegen möchte, dass eine Aufräumaktion in seinem Zimmer absolut widersinnig sei und die kluge Mama - natürlich ebenso cool - kontert.

Viele Begriffe aus der Physik finden Eingang und werden spannend und durchaus kindgerecht und verständlich erklärt: "mit Sinn für Unsinn" wie es auf dem CD-Cover heißt, also mit jeder Menge Humor. Shary Reeves ist in ihrer Sprecherrolle ein charmanter kleiner Lausebengel, der in der - hier durchaus angebrachten - 2. Person seinen Gedankengängen freien Lauf lässt.
Die Hintergrundgeräusche der inszenierten Lesung sind pointiert eingesetzt und ergänzen das gesprochene Wort ausgezeichnet.

Im Endeffekt lernt der Hörer, dass sich Ordnung und Chaos nicht unbedingt ausschließen, sondern sich sogar gegenseitig ergänzen. Denn Struktur und Ordnung heißt nichts anderes, als dass wir versuchen, erkennbare Bezüge zu schaffen. Und das Chaos in seinem Kinderzimmer hat der Knirps im Hörbuch jedenfalls voll im Griff ;-)

Fazit:

Auch Erwachsenen kann man dieses Hörbuch aus der Reihe Die Kinder-Uni wärmstens empfehlen: Eine lebendig und humorvolle Auseinandersetzung mit den Begriffen Chaos und Ordnung in vielen Zweigen der Wissenschaft.

Nur empfinde ich die Altersempfehlung von 9 Jahren etwas sehr gewagt, da doch sehr viele komplexe Vorgänge erklärt werden. Persönlich halte ich ein mindestens 10-, besser 12jähriges Kind für geeigneter.

Ulla Steuernagel
Tohuwabohu. Die Kinder-Uni erklärt Ordnung und Chaos Gelesen von Shary Reeves
Audionauten (August 2007)
2 CDs, ca. 138 Minuten, 9,90 Euro
ISBN 10: 3866045379
ISBN 13: 978-3866045378

 

 

Auch Journalisten sind eben nur Messies:

Sozialpreise ausgeschrieben

Nürnberg (14.5.07): Der ConSozial Management-Preis und der ConSozial Wissenschaftspreis der ConSozial-Messe mit je 8000 Euro Dotierung sind ausgeschrieben.

Die ConSozial-Messie ist Deutschlands größter Sozialmesse. Jährlich werden auf der ConSozial zwei Preise verliehen: Der ConSozial Management-Preis und der ConSozial Wissenschaftspreis......

Oder sollte es etwa heissen: Die ConSozial-Messe ist Deutschlands grösster Sozialmessie ??

 

 

WIRTSCHAFT 4. 7. 07

PARIS-HILTON-MÜLL BEI EBAY

305 Dollar für eine leere Hundefutter-Dose

Der Kult um Paris Hilton treibt in den USA seltsame Blüten. Im Internetauktionshaus eBay wird sogar Müll des Party-Girls versteigert. Einer Klatsch-Webseite zufolge ist das ein blühendes Geschäft.

New York - Eine leere Dose mit Gourmet-Hundefutter beispielsweise, die aus Hiltons Müll entwendet wurde, hat bei einer Versteigerung im Internet-Auktionshaus eBay 305 Dollar erbracht, heißt es auf der Online-Klatschseite HollywoodStarTrash.com.

Paris Hilton bei ihrer Entlassung aus dem Gefängnis: Zwei Briefumschläge, die sie im Knast bekam, brachten 510 Dollar bei eBay
Außerdem hätten Fans auch Erinnerungsstücke an den Gefängnisaufenthalt der Hotelerbin ersteigert: Eine benutzte Hilton-Zahnbürste wurde für 305 Dollar verkauft, zwei Briefumschläge, die sie ins Gefängnis geschickt bekam, für 510 Dollar und eine leere Cola-Dose für 51 Dollar.

Jetzt will die Seite selbst in das blühende Geschäft einsteigen - und bietet Q-tips, Taschentücher und Deos an, die die 26-Jährige angeblich schon benutzt haben soll. Für Kleenex und Wattestäbchen wurden der Seite zufolge zusammen schon 450 Dollar geboten.

ase/dpa-AFX

 

REISE 9. 9. 07

NEW YORK
Die hohe Kunst des Müllsammelns
Von Britta Mersch

Leere Snackboxen, alte U-Bahn-Tickets, wertlose Notizen: Für den New Yorker Künstler Justin Gignac sind weggeworfene Gegenstände mehr als Müll. Er macht sie zu Kunstwerken, die er an Touristen verkauft. Die Abfall-Sammelsurien haben schon Kult-Status.

Der 27-Jährige sammelt das, was andere Leute achtlos wegwerfen. "Mich interessieren vor allem Gegenstände, die eine Geschichte erzählen", sagt Justin Gignac. Wie die angebrochene Kaugummi-Schachtel, aus der vielleicht ein Bewerber kurz vor einem Vorstellungsgespräch noch einen Streifen zog, um den Atem zu erfrischen. Oder das halbvolle Cocktailglas mit Strohhalm, das jemand aus einer Bar mitgenommen hat, bis ihm eingefallen ist, dass man in New York nicht öffentlich Alkohol trinken darf. Das Glas landete unter einem Baum – und dann in Justins Sammeltüte.

Aus dem Müll von den Straßen New Yorks hat Justin Gignac eine clevere Geschäftsidee entwickelt. Er wählt einzelne Stücke aus, faltet sie dekorativ und packt sie in kleine Plastikwürfel. Für 50 Dollar das Stück verkauft er die Boxen an Touristen in der ganzen Welt. Über 700 hat er schon unter die Leute gebracht, an Kunden in 19 verschiedenen Ländern. "Die Schachteln sind begehrt", erzählt der Künstler stolz, "schließlich ist jedes Exemplar ein Unikat." Ein ganz besonderes Stück ging nach Florida: Der Würfel enthielt eine ungeöffnete Telefonrechnung von Heidi Klum.

Hauptsache, die Verpackung stimmt

Auf die Idee, Müll zu verkaufen, ist er zufällig gekommen. Irgendwann hatte er mit einem Kollegen aus seiner früheren Werbeagentur eine Diskussion darüber, wie man erfolgreich Produkte verkauft. Die These von Justin Gignac: Mit der richtigen Verpackung bekommt man alles unter die Leute – selbst Müll. Sein Kollege war skeptisch und glaubte ihm nicht. Für Justin Gignac Ansporn genug, das innovative Marketingkonzept auszuarbeiten.

Für den Müll entwarf er durchsichtige Schachteln von rund elf mal neun Zentimetern. Als Logo wählte er die schlichte Überschrift "Garbage of New York City", daneben die Versicherung, dass garantiert jedes Stück in der Box von den Straßen New Yorks stammt und von ihm selbst gefunden wurde. Um jedes Paket einzigartig zu machen, bekommen sie außerdem eine Seriennummer, Entstehungsdatum und die Unterschrift des Designers.

Was die Anordnung des Mülls angeht, ist auch hier ein künstlerisches Verständnis gefragt. Die Stücke in den Paketen sucht Justin Gignac so aus, dass sie farblich zueinander passen und gemeinsam ein hübsches Ensemble bilden: ein Kinderschuh, der an einem abgebrochenen Flaschenhals mit einem benutzen Löffel lehnt. Oder ein zerknüllter Pappbecher, in dem eine alte Metro-Karte, ein Luftballon und ein Kronkorken stecken. "Ein großes Teil bildet immer das Zentrum des Kunstwerks", sagt Justin Gignac, "das verfeinere ich mit Zigarettenstummeln, Kronkorken und Luftballons."

Die Idee funktioniert vor allem deshalb, weil die Stadt eine solche Faszination ausübt. Die Metropole ist überwältigend – und mit den kleinen Müllboxen können sich Touristen ein Stück Stadt ins eigene Wohnzimmer holen. 50 Dollar geben sie dafür gerne aus. "Am Anfang habe ich zehn Dollar pro Stück genommen", sagt Justin Gignac. Das sei zu günstig gewesen, denn die Leute hätten die Schachteln vor allem für einen guten Gag gehalten, den sie Freunden oder Verwandten mitbringen. Seitdem er 50 Dollar verlangt, hätten sie nun das Gefühl, wirklich ein wertvolles Stück Kunst zu kaufen. Die Nachfrage jedenfalls habe sich seitdem nicht verringert. Ganz im Gegenteil werden die Würfel immer populärer. Kürzlich war der Designer auf dem St. Patrick’s Day in Dublin – und hat auch hier Schachteln mit Müll gefüllt und an Festivalteilnehmer verkauft.

Sechs Dollar für ein Bier-Bild

Seit sechs Jahren ist Justin Gignac schon im Geschäft. Mittlerweile hat er sogar seinen Job in der Werbeagentur aufgegeben und widmet sich fast ausschließlich dem Müllsammeln – abgesehen von kleinen Werbe-Jobs als Freiberufler. Seine Freundin Christine ist auch eingestiegen. Die nächste Geschäftsidee haben die beiden auch bereits ausgearbeitet. Sie heißt "Wants for sale", das frei übersetzt ungefähr bedeutet "Begehrte Gegenstände zu verkaufen".

 

 

Schäuble ein Daten-Messie?

11. Juni 2007

Zu Schäubles Plänen für ein zentrales Fingerabdruck-Register für Ausländer erklärt die stellvertretende Parteivorsitzende Katina Schubert:

Der Bundesinnenminister zeigt zunehmend typische Symptome des Messie-Syndroms. Er sammelt alle ihm bislang zugänglichen Daten auch unbescholtener Bürgerinnen und Bürger und lässt kein Weg versucht, um ständig an neue zu gelangen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht verkündet, was er alles so zu sammeln gedenkt. Dazu gehört das Ausspähen von Computern ebenso wie das verdachtsunabhängige Speichern von Telefonaten, Mails und SMS.

Nachdem der Versuch eine Geruchtsproben-Sammlung aufzubauen am öffentlichen Widerstand bislang gescheitert ist, sollen nun auch Migrantinnen und Migranten unter Generalverdacht gestellt werden.
Nichts anderes wäre der Aufbau eines zentralen Fingerabdruck-Registers für Ausländer. ....

Toll - sogar Geruchtsproben kann man sammeln !

 

 

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Nr. 2/07 - 25. September
Internes / aktuelles GV, Neue Vorstandsmitglieder, Therapeutenliste, Messie-Tagung SFU Wien
Hinweise auf interessante Medienbeiträge DRS2, ZDF, SF1
Interview Helene Karrer-Davaz befrägt Rolf Elsener, Redaktor Schweiz Aktuell / SF1
Buchkritik Johannes von Arx bespricht
„<Messies> Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ von Annina Wettstein


Grüss Euch

Da sind wir wieder mal mit frischer Post.

Zugegeben: nicht ganz im vorgesehenen Zeitplan - externer Arbeitsdruck hat den Anteil der freiwiligen Kapazitäten für LessMess vorübergehend quasi ausgelöscht (teilweise sind wir eben auch nur Messies :-)). Dieser Druck ist nun mit einem glücklicherweise erfolgreichen Abschluss der Arbeit beendet und es bleibt endlich wieder Zeit, sich LessMess zuzuwenden.

Wir wünschen allen einen schönen Herbst !

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

 

Internes / aktuelles:

GV
vom 3. Mai 07

Protokoll der
2. Generalversammlung LessMess vom 3. Mai 07
(gekürzte Version)

Ort: Zürich, Restaurant Cooperativo, 19:15 – 20:30
Anwesend: 14 Mitglieder, gemäss Präsenzliste
Entschuldigt: gemäss Liste


1. Begrüssung
Die Anwesenden werden durch die CO-Präsidentin Helene Karrer-Davaz begrüsst.

2. Wahl der Stimmenzähler
XY wird einstimmig zum Stimmenzähler gewählt.

3. Protokoll der 1. Generalversammlung vom 3. Mai 2006
Das Protokoll wir einstimmig genehmigt und verdankt.

4. Jahresbericht
Johannes von Arx verfasste den Jahresbericht und stellt ihn an der GV vor. Das Thema „Messies“ wird immer häufiger in den Medien thematisiert, teilweise sind es reisserische Berichte, die wenig zur Aufklärung beitragen oder Hilfestellung geben. Aber es gibt auch sehr gute Artikel über ein Leben als Messie. Der Vorstand nahm Stellung zu Artikeln in den Medien, nahm an zahlreichen Anlässen zum Thema teil.
Eine Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband kam nicht zustande. Deren Präsident schätzt eine Zusammenarbeit mit dem Verband LessMess aus seiner Sicht her eher als kontraproduktiv ein.
Thomas Moll gestaltete eine Power Point Präsentation, die nun erhältlich ist.
Der Jahresbericht wird einstimmig genehmigt.

5. Jahresrechnung 2006 und Revisorenbericht
Die Jahresrechnung 2006 und der Revisorenbericht vom Revisor Fredy Fischwerden einstimmig genehmigt.

6. Tätigkeitsprogramm für das Verbandsjahr 2007
Der Co–Präsident Thomas Moll stellt das Tätigkeitsprogramm vor.
Der Vorstand hat keine neuen Tätigkeiten für das Verbandsjahr 2007 geplant, sondern wird intensiv fortfahren mit dem Programm vom 2006.
Vorabklärungen wurden getroffen für das durchführen von geleiteten Gesprächsgruppen für Betroffene und/oder Angehörige, Freunde. Eine solche Gruppe würde von Fachpersonen geleitet. Eine Diskussion über die Zweckmässigkeit folgt.
Der Dokumentarfilmer Ueli Grossenbacher plant in Zusammenarbeit mit Thomas Moll einen Film über das Leben und die Problematik von Messies. Hier arbeitet der Vorstand mit, sowie Betroffene.
Auf Anfrage werden durch den Verband Adressen von Psychotherapeuten vermittelt, die Verständnis für die Messieproblematik haben. Wer Adressen von Psychotherapeuten weiss, wird gebeten, diese dem Verband bekannt zu geben.
Mitgliederwerbung = Verband stärken ist weiterhin aktuell.
Das anspruchsvolle Tätigkeitsprogramm wird einstimmig genehmigt.

7. Genehmigung des Budget 2007
Helene Karrer-Davaz erklärt das Budget 2007, welches genehmigt wird.

Das dem Verband zur Verfügung stehende Eingenkapital nimmt ab; mehr Mitglieder sind notwendig, damit die Arbeit des Verbandes weiter getan werden kann.

8. Festlegen der Mitgliederbeiträge
Der Vorstand schlägt vor, die Mitgliederbeiträge zu belassen, wie sie sind.
Der Vorschlag wird genehmigt.

9. Rücktritte/ Neue Vorstandsmitglieder
Aus beruflichen Gründen treten MZ, Martin Biber und Ursula Blum vom Vorstand zurück. Deren Mitarbeit wird herzlich verdankt.

Anita Meito–Linse und Claudia Habegger stellen sich als Vorstandsmitglieder zur Verfügung. Beide Frauen haben beruflich mit Messies zu tun und haben sich intensiv mit deren Problematik auseinandergesetzt. Sie würden gerne im Verband mitarbeiten.
Die neuen Mitglieder werden einstimmig gewählt.

10. Ausblick, Diskussionsrunde
Ein Mitglied stellt die Frage, wie und wozu ein Messie sich outen soll. Was ist das Ziel? Rege wird darüber diskutiert. Helene Karrer-Davaz erklärt, dass Journalisten, die einen Bericht verfassen, sich die Besichtigung einer Wohnung eines Messie, ein Interview und die Möglichkeit zu fotografieren wünschen. Der Verband kennt Journalisten, die fair berichten. Mit Berichten in den Medien, soll eine bessere Akzeptanz in der Öffentlichkeit erreicht werden.

11. Nächste Generalversammlung
Die nächste Generalversammlung findet am Freitag, 9. Mai 2008 statt.

Für das Protokoll
Binningen, 11. Mai 2007 Ursula Blum

Neue Vorstandsmitglieder

Wir danken bestens für die geleistete Arbeit und verabschieden Ursula Blum, MZ und Martin Biber, die durch berufliche Umorientierungen und Belastungen nicht mehr im Vorstand mitmachen können.

Herzlich begrüssen wir nun zwei neue Mitglieder im Vorstand, es sind dies beides engagierte, praxisorientierte Frauen mit Erfahrung mit Messies und wir freuen uns auf eine intensive Zusammenarbeit.

Claudia Habegger, Hausen a.A.

Jahrgang 1959

Motivation:
In meinem Alltag (beruflich und privat) habe und hatte ich oft mit Messies zu tun – nur das ich erst seit ca. einem Jahr weiss, wie man diese meist sehr interessanten und vielseitigen Menschen nennt. Es war für mich unglaublich, was alles gesammelt und angehäuft werden kann. Ich habe mich sehr intensiv mit der Thematik befasst und es freut, mich durch LessMess vermehrt für die Nöte, Zweifel und Sorgen der Betroffenen einzusetzen.

Anita Meito-Linse, Volketswil

Jahrgang 1951

Motivation:
… und Geständnis darüber, dass ich mich in meinem beruflichen Umgang mit Menschen mit Desorganisationsproblemen oft zwischen erklärbarem Verstehen und hilflosen Unverständnis bewege. Mannigfache Stärken kann ich oft erkennen, denen sich parallel aber desillusionierende Unfähigkeiten gegenüberstellen. Ein Wellengang zwischen Hochstimmung und Leid, zwischen dem "etwas verändern wollen" aber wiederum dem "nichts verändern können"…
Im Abblättern des Berührungsverbotes „Messie“ möchte ich gerne aktiv unterstützen, dazugehören und mich einlernen.

Therapeutenliste

Wir bemühen uns, eine Liste von TherapeutInnen zusammenzustellen, die Erfahrung im Umgang mit Messies haben. Die Liste soll vertraulich und nicht öffentlich sein und wird ratsuchenden Mitgliedern zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang sind wir sehr dankbar für jeden Tip. Wir bitten alle, uns Erfahrungen mit TherapeutInnen, HelferInnen, SozialarbeiterInnen u. ä. mitzuteilen unter info@lessmess.ch.

Vielen Dank für die Mitarbeit.

Tagung SFU
Wien

Sigmund Freud
PrivatUniversität Wien

9. und 10. November 2007

Zweite Deutschsprachige
Messie Tagung D-A-CH
Psychotherapeutische
Sichtweisen

Nähere Informationen hier
Da kann auch das Anmeldeformular heruntergeladen werden.
Wer Hilfestellungen für die Anreise per Bahn und Unterkunft in Wien wünscht, setzt sich in Verbindung mit johannes, Tel. 044 310 77 10

 

Unser Tip: Keine leeren Gänge, Synergien nutzen

 

 

Medienhinweise:

Hinweis auf die <Kontext>-Sendung von DRS2 am 17. August 07

Gefangen im Chaos

DRS2 hat einen hörenswerten Beitrag über Messies gesendet. Hier wird der Psychoanalytiker und Messie-Spezialist Rainer Rheberger befragt.Der folgende Text ist der DRS-webseite entnommen:


«Messies» können keine Ordnung halten. Sie vermüllen die eigene Wohnung, kommen meist zu spät und versinken im Chaos.

Fachleute beklagen, dass immer mehr Menschen grösste Schwierigkeiten haben, sich von Unbrauchbarem zu trennen und in der Überflussgesellschaft die Orientierung zu behalten.

Buchtipp:
Rainer Rehberger: Messies - Sucht und Zwang. Psychodynamik und Behandlung bei Messie-Syndrom und Zwangsstörung. Verlag Klett Cotta, 2007

Die Sendung kann hier angehört werden - einfach 'Hören' anklicken.

Es wird entweder der meist vorhandene 'Windows Mediaplayer' benötigt oder der 'Realplayer'. Eine kostenlose Version des Realplayers kann hier heruntergeladen und installiert werden (für alle gängigen Betriebssysteme).

 

Zwang zur Unordnung

Auch das ZDF hat sich mit Rainer Rehberger unterhalten. In <Aspekte> vom 31. August 07 wurde ein Beitrag über Messies ausgestrahlt. Den Bericht dazu kann man hier nachlesen.

Etwas komplizierter wird es, wenn man die Sendung ansehen will: am einfachsten klickt man im eben angegebenen link oben auf das Register 'ZDFmediathek'. Ein neues Fenster öffnet sich. Nun schreibt man oben rechts den Suchbegriff 'messie' rein und wird auf Sendungen mit Messie-inhalt verwiesen. Da häkelt man nun die Sendung 'Zwang zur Unordnung' an und wird ev. noch über vorhandene Mediaplayer/Internetverbindung befragt. Schlussendlich sollte das Abspielen des Beitrags dann mal klappen. Leider sind die Aussagen nicht allzu ergiebig und etwas plakativ vereinfacht - doch urteile selbst!

Leider wird beim ZDF mit dem Suchbegriff 'messie' auch der Beitrag <Opfer von Mietnomaden> erreicht - ein Thema, das immer wieder im Zusammenhang mit Messies erwähnt wird, mit dem Messietum aber eigentlich nichts zu tun hat! Hier geht es um die achtlose bis mutwillige Zerstörung von Wohnraum im Zusammenhang mit Mietbetrug und Ausnutzung gewisser Mieterschutzgesetze, die dem Vermieter ein rechtzeitiges Eingreifen quasi verunmöglichen.

 

Faszination Chaos -
warum die Kunstwelt den Messie als Künstler ehrt

Dieser Beitrag wurde im <Kulturplatz> von SF1 vom 11. April 07 ausgestrahlt

Sie gelten als Aussenseiter unserer Gesellschaft: «Messies» - Menschen, die nichts wegwerfen können. Die dramatischen Folgen dieses Sammelzwangs zeigt derzeit der Dokumentarfilm «Sieben Mulden und eine Leiche» von Thomas Haemmerli. In der Kunstwelt hat der Messie einen besseren Ruf. Viele Künstler, wie der legendäre Andy Warhol, waren Messies. Und viele Messies begreifen ihre gigantischen Sammlungen als Kunst. «kulturplatz» hat die Zürcher Künstlerin Susann Walder in ihrem Reich besucht.

Der Beitrag kann hier betrachtet werden

Ein weiterer Medienhinweis erfolgt im anschliessenden Interview!

 

 

Interview mit Rolf Elsener

Redaktor 'Schweiz aktuell' SF

Rolf Elsener hat anlässlich des Erscheinens des Schokumentarfilmes '7 Mulden & eine Leiche' von Thomas Haemmerli Ende April 07 in 'Schweiz aktuell' (SF1) einen Beitrag über das Messie-Syndrom geschaffen. Dieser kann im Archiv von SF1 noch angesehen werden (Realplayer).

Der link hier verweist auf die gesamte Sendung, die Rede ist vom zweitletzten Beitrag, <Das Messie-Syndrom> (bitte runterscrollen).

Helene Karrer-Davaz


LessMess wann haben sie das wort 'messie' zum ersten mal gehört?
Rolf Elsener Ich erinnere mich, vor mehreren Jahren einmal einen Zeitungsartikel dazu gelesen zu haben.
LessMess was fällt ihnen spontan ein, wenn sie das wort "messie" hören?
Rolf Elsener Ein Messie ist für mich ein Mensch, bei dem sich Zeitungen und Gerümpel türmt; und zwar nicht ordentlich geschichtet, sondern wild durcheinander, so dass der Messie selber nur noch Platz in der Wohnung macht, wenn er sich zwergenklein macht.
LessMess kennen sie messies in ihrem persönlichen umfeld?
Rolf Elsener Bei einem ehemaligen Arbeitskollegen türmten sich Zeitschriften, Zeitungen, Magazine etc. auf dem Pult, auf dem Boden, auf dem Kühlschrank. Aber ist er schon ein Messie? Ich finde, es ist schwierig, die Grenze zwischen Unordnung, Faulheit und dem Messie-Tum zu ziehen. Das Erstaunliche an diesem übrigens sehr liebenswürdigen Kollegen: Er fand jedes Papier auf Anhieb, wenn man ihn danach fragte.
LessMess können sie sich vorstellen, dass auch öffentliche beamte messies sein könnten ?
Rolf Elsener Klar. Ich denke, das Messie-Syndrom macht vor keinem Berufsstand halt. Und so lange dies nicht in öffentlichen zugänglichen Räumen geschieht, finde ich dies auch nicht stossend.
LessMess was würden sie unternehmen, wenn nahe verwandte oder ihre lebenspartnerin ein messie wären?
Rolf Elsener Kommt drauf an. Wenn die Person ein Problem damit hat, müsste man die Sache angehen. Zusammen aufräumen? Zu einem Outing anregen? Diese Massnahmen kommen mir in den Sinn. Ob es die richtigen sind, weiss ich nicht.
LessMess sie sind redaktor bei der sendung schweiz aktuell und haben einen beitrag zum thema messie gemacht.
gab es unterschiede beim recherchieren zu andern reportagen?
Rolf Elsener Messies empfangen einem nicht gerade mit offenen Armen, wenn man mit der Kamera angetanzt kommt. Leider ist es sehr schwer, Messies zu finden, die sich öffentlich dazu bekennen. Darum waren die Recherchen zeitaufwändiger als bei anderen Beiträgen.
LessMess was denken sie über den film "sieben mulden und eine leiche"?
Rolf Elsener Brilliant gemacht, klug getextet, mit Bildern, die an der Grenze des Erträglichen sind. Ich finde im Gegensatz zu LessMess nicht, dass der Film ein falsches Bild von Messies transportiert. Jeder Mensch ist anders, jede(r) Messie ist anders. Thomas Haemmerli zeichnet im Porträt sogar das Bild einer gepflegten, schönen, auf Hygiene und Aussehen bedachten Frau, nicht einer verwahrlosten, schmuddligen Mutter. Das Thema, das mich am meisten berührte, war die Tatsache, dass es offenbar möglich ist, keine Beziehung zur eigenen Mutter zu haben und diese Geschichte post mortem auch noch auszuweiden.
LessMess für eine kurze reportage wird meist material für die 10-, 20-fache sendezeit oder noch mehr aufgenommen.
Was geschieht mit dem unbenutzten material - archivieren sie auch unverwendete szenen?
Gibt es beim Fernsehen ein 'virtuelles' Messietum?
Rolf Elsener Gibt es bestimmt. Nur habe ich daran nicht teil. Ich räume viermal pro Jahr mein persönliches Rohmaterial-Archiv und bewahre nur wirklich Brisantes, Wichtiges auf. Es hat noch Platz in meinem Archiv-Schrank; vielleicht für das Messie-Rohmaterial.
LessMess
besten dank
helene karrer-davaz

 

Die Buchkritik
«Messies» Alltag zwischen Chaos und Ordnung. Von Annina Wettstein

 

Wissenschaftlicher Blick in die Messie-Stuben

Johannes von Arx / 23.5.07

Bücher, welche die Messie-Thematik umfassend beschreiben, gibt es nur ganz wenige. Das von Annina Wettstein ist eines davon. Sie hat es als Lizenziatsarbeit zum Abschluss ihres Volkskundestudiums an der Universität Zürich geschrieben. Es beruht auf einem guten Dutzend längeren Interviews mit Betroffenen aus der Schweiz und Deutschland, ausführlichen Recherchen bei Fachleuten und Institutionen sowie einer Diskussion der vorhandenen Literatur.

Schrieb Eva Roth unter dem Titel „Einmal Messie, immer Messie“ aus den „Urtiefen des Messie-Seins“ sozusagen einen spannenden Lebensroman, durchaus ein Taschenbuch für die Bettlektüre (Buchbesprechung in LessMess-Info Nr. 2), so ist das Werk von Annina Wettstein wissenschaftlich fundiert, systematisch aufgebaut und mit vielen Fussnoten sowie Literaturhinweisen versehen. Das heisst aber nicht, dass es schwierig zu lesen ist. Die Autorin bedient sich keinerlei eines mit Fremdwörtern gespickten Vokabulars. Aber die Dichte der Information macht das Buch etwas schwergewichtig fürs Nachttischchen.

Ein kurzer Gang durch die 164 Seiten mag das verdeutlichen. Annina Wettstein beginnt am Ursprung der Messie-Bewegung, bei Sandra Felton, welche 1981 die erste Selbsthilfegruppe in den USA begründete und ab 1994 mit ihren Büchern zunächst in Deutschland bekannt wurde. Dann wird – mit einem Exkurs in die allgemeine Selbsthilfegruppen-Bewegung – die Schweizer Szene und ihr grösseres Umfeld (z.B. die Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen) analysiert. Gleichzeitig beschreibt die Autorin anhand verschiedener Aussagen aus der medizinisch-psychologischer Fachliteratur die Symptomatiken des Messie- und des Vermüllungssyndroms. Es schliesst das Kapitel „Kulturelle Definitionen von 'gesund’ und 'krank’“ an.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Der Hauptteil des Buches stützt sich auf die erwähnten Interviews mit Betroffenen, die anlässlich von Besuchen in ihren Wohnungen gemacht wurden. Annina beschreibt nicht nur die Wohn-, sondern auch die Beziehungs- und Arbeitssituationen, die persönlichen Vorgeschichten etc. Mikroskopisch genau entsteht so ein Bild der Alltagspraxis dieser Leute. Es wird aber nicht eine Person nach der anderen „behandelt“, sondern die Eindrücke und Aussagen so zusammengeschnitten, dass die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauskristallisiert werden. So etwa über die relativ einheitlichen Vorstellungen der Messies über den Idealzustand ihrer Wohnung. Auch seien allen Besuchten „gemeinsam, dass sie Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften aufbewahren“ und so „Wissen und Information (…) aufbewahrt werden.“ Das Kapitel schliesst mit subjektiven Erklärungsmodellen der Messies, wonach sie schon seit der Kindheit Messie waren oder es durch einen Auslöser, meist verbunden mit einer biographischen Krise, im Erwachsenenalter wurden.

Im abschliessenden Teil „Kulturelle Befindlichkeit von 'Messies’“ öffnet Annina Wettstein wiederum die Perspektive auf das gesellschaftliche Umfeld und dessen Wechselwirkung mit den Messies. Aufschlussreich ist etwa die Rückblende auf die Einführung eines einheitlichen, präzisen Zeitmanagements im Rahmen der Industrialisierung und deren Folgen für die Messies, die oft auch Probleme v.a. mit der Einteilung der frei verfügbaren Zeit haben. Im Anhang findet sich ein umfangreiches Literatur-, Quellen- und Internetadressenverzeichnis.

Fazit: Ein Buch, das für alle mit der Messie-Problematik konfrontierten Fachpersonen ein Muss ist und für Betroffene ein Dokument, das viele „Aha-Effekte“ auslöst.

Johannes von Arx

«Messies» Alltag zwischen Chaos und Ordnung. Von Annina Wettstein

Buchumschlag

Aus der Reihe Zürcher Beiträge zur Alltagskultur,

Band 14 © Volkskundliches Seminar der Universität Zürich,

164 Seiten. Chf 34.--

ISBN 3-908784-03-4.

 

 

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Spezial - 11. April 07

Pressemitteilung
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Zum Film "Sieben Mulden und eine Leiche" von Thomas Haemmerli
Medienhinweis für heute: SF1 Kulturplatz, 22h 50


Grüss euch

Anlässlich des Filmes von Thomas Haemmerli gibt es eine aktuelle Spezialausgabe.
Im letzten LessMess Info haben wir den Film angekündigt, jetzt läuft er in den schweizer Kinos.

ZUERICH - Riffraff 1, Dialekt, täglich 3 / 5 / 7 / 9 h, Do-Sa-Nocturne 23.15 h

ZUERICH - Arthouse Movie 1, Dial/d, täglich ca. 19 h

BERN - CinéMovie 2, Dialekt, täglich 19 h

BASEL - Kultkino Atelier 1, Dialekt, täglich ca. 19 h


Die Medien sind sich ziemlich einig: der von Haemmerli selbst gewählte Untertitel 'Schockumentarfilm' trifft zweifelsfrei zu. Und wer bis anhin nur die recht aggressive Werbung für den Film gesehen hat fühlt sich - gerade als Messie - wohl eher ziemlich abgestossen (penetranter Leichengestank, der demonstrativ gezeigte Vibrator der Mutter und ausführliche Berichte über Geschlechtskrankheiten haben nun ja mit Messies wirklich rein nichts zu tun - leider werfen aber gerade solch sinnlose Verknüpfungen dann in der Öffentlichkeit eben doch wieder ein schlechtes Licht auf die Messies).
Wer den Film gesehen hat, urteilt dann etwas gnädiger, da durchaus auch positive Seiten zum Vorschein kommen - zumindest für Leute, die bereits etwas über Messies wissen. Auf die eigentliche Messieproblematik wird nämlich leider kaum eingegangen - der Film handelt vielmehr vom Ende des Lebens und was davon so an Material übrigbleibt und wie die Erben dann halt damit umgehen müssen. Und diese Auseinandersetzung ist offen, ehrlich und mutig. Sie hätte wohl auch stattfinden können, wenn ein ordentlicher Bauernhof übriggeblieben wäre, den man dann hätte auflösen müssen - aber das wäre halt weniger sensationell gewesen (und ist ja auch nicht das Schicksal von Haemmerli...) Sicher kommt jetzt die Diskussion um Messies ins Rollen und wenn sie offen geführt wird, so kann dies durchaus im Interesse der Messies sein. Bei Haemmerli pendelt die PR nach der Schocktour nun leider ins Klamauklager: alles heisst jetzt Mulde und wer das virtuelle Muldenspiel satt hat, kann sich noch die Karaoke-version des Lululiedes mit dem 'Muldenorchester' herunterladen und los geht die Party: mit breitwillig verteilten Muldenbierdeckeln....als Journalismus-Profi sind die eigenen Wikipediabeiträge ja längst geschrieben. Wenn es Haemmerli bereits wieder so langweilig ist, kann er sich ja mal echt mit dem Messie-Phänomen beschäftigen!

Jedenfalls können wir als Verband diesen Film nicht unkommentiert lassen und wir sind gestern mit untenstehendem Text an die Presse gelangt. Wir hoffen auf eine intensive Diskussion, die vor allem die lebendige, menschliche Seite der Messies in den Vordergrund rückt und nicht nur mit den materiellen Überresten handeln will. Es gibt nämlich ein Leben vor dem Tod.

Hinweis:

Nächsten Sonntag, am 15. April 07, voraussichtlich 11 h 30, gibt es eine Matinée im Zürcher Kino RiffRaff mit anschliessender Diskussion.

 

Last minute Medienhinweis:

SF 1 - Kulturplatz - Aktuelle Sendung vom Mittwoch 11. April 07 - 22 h 50

Faszination Chaos - warum die Kunstwelt den Messie als Künstler ehrt
Sie gelten als Aussenseiter unserer Gesellschaft: «Messies» - Menschen, die nichts wegwerfen können. Die dramatischen Folgen dieses Sammelzwangs zeigt derzeit der Dokumentarfilm «Sieben Mulden und eine Leiche» von Thomas Haemmerli. In der Kunstwelt hat der Messie einen besseren Ruf. Viele Künstler, wie der legendäre Andy Warhol, waren Messies. Und viele Messies begreifen ihre gigantischen Sammlungen als Kunst. «kulturplatz» hat die Zürcher Künstlerin Susann Walder in ihrem Reich besucht.

Bericht: Thorsten Stecher

Und nochmals: nicht vergessen: am Donnerstag, den 3. Mai 07 ist unsere jährliche Mitgliederversammlung im Coopi Zürich - die Mitglieder von LessMess haben eine entsprechende Einladung erhalten. Wir zählen auf zahlreiches Erscheinen !!

Wer noch nicht ist, aber eigentlich schon immer gerne Mitglied werden wollte, kann das jetz HIER schnell und einfach machen!

Schaut euch den Film an, beteiligt euch an den öffentlichen Diskussionen, helft, den Rücken der Messies zu stärken !

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

 


Medienmitteilung

Nicht jeder Messie benötigt sieben Mulden

Otelfingen/Zürich, 10. April 2007. Der aktuelle Kinofilm „Sieben Mulden und eine Leiche“ bringt ein gesellschaftliches Phänomen an die Oberfläche: Unordnung im privaten Haushalt. Unter dem so genannten „Messie-Syndrom“ leiden 10% bis 15% der Menschen in der Schweiz. Der Verband „LessMess“ bietet Aufklärung und Hilfe an.

Verwahrlosung und Vermüllung werden oft mit Messies in Verbindung gebracht. Aber Messies sind in der Regel ganz anders: Sie sind meist gebildet und kommunikativ und sammeln genauste Informationen über alle möglichen Themen. Was sie tun, tun sie mit viel Engagement. Daraus ergeben sich zwangsläufig Zeit- und Organisationsprobleme. Es fällt ihnen schwer, Prioritäten zu setzen: Messies leiden unter der Unfähigkeit, ihren Haushalt und ihren Alltag zeitlich und räumlich so zu organisieren, dass sie sich wohl fühlen.
Oft unterliegen die Betroffenen dem Irrtum, sie seien mit ihrem Problem die einzigen auf der Welt. Sie ziehen sich zurück und brechen den Kontakt zu Nachbarn, Freunden und Angehörigen ab. Damit droht der Rückzug in die soziale Isolation. Doch Fachleute schätzen, dass etwa 10% bis 15 % der Bevölkerung vom Messie-Syndrom betroffen sind. Davon sind rund ein Fünftel klassische Messies mit einem massiven Ordnungsproblem.

Kinofilm verpasst Chance
Seit dem 5. April läuft im Kino der Film „Sieben Mulden und eine Leiche“, der vom Autor Thomas Haemmerli als „Schockumentarfilm“ bezeichnet wird. Haemmerli und sein Bruder räumen in einer einmonatigen Aktion die Wohnung ihrer verstorbenen Messiemutter (www.messiemother.com/film) „Der Kinofilm von Thomas Haemmerli thematisiert zwar die Problematik von Messies, trägt aber nichts zur Aufklärung oder Hilfestellung bei. Er stellt einen absoluten Extremfall dar“, bedauert Helene Karrer, Co-Präsidentin des Verbandes „LessMess“. Messies seien zuallererst Menschen: „Ihnen gebührt zumindest der gleiche Respekt, den man auch normalen‘ Mitmenschen entgegenbringt. Hinter äusserer Unordnung verbergen sich oft grossartige, menschliche Qualitäten.“
Messies funktionieren im Berufsleben meist tadellos. Aber sie leben in ständiger Angst, jemanden in ihr ungeordnetes Reich reinlassen zu müssen. Sie schämen sich für ihre Veranlagung und leiden unter starken Schuldgefühlen. Das Einsteigen in eine der schon acht Selbsthilfegruppen in der Schweiz ist häufig der erste Schritt aus der Isolation. Auch professionelle Unterstützung in Form von Psychotherapie oder Coaching kann den Weg aus dem Chaos anbahnen.
Beim Verband LessMess kann für 5 Franken eine CD-Rom bestellt werden, die eine 12-minütige, audiovisuelle Präsentation sowie weitere Unterlagen und einen Messie-Test bietet.

Was sind Messies?
Messies sind ein gesellschaftliches Phänomen. «Messie» kommt vom englischen Wort «mess», zu deutsch Chaos, Unordnung. «To be in a mess» bedeutet soviel wie «sich in einem schlimmen Zustand befinden» (Blockade). Wissenschaftliche Untersuchungen gibt es noch wenige. 1985 wurde die Messiebewegung in den USA gegründet, 1995 in Deutschland. Dank der Initiative von Johannes von Arx sind Messies seit 2001 auch in der Schweiz ein Thema. 2005 wurde der Verband "LessMess" in Zürich gegründet. Er ist Ansprechpartner für alle Belange von Messies, berät und unterstützt Messies in Alltagsfragen sowie Angehörige und Mitbetoffene. Mehr unter www.lessmess.ch.

Hinweis: Am 15. April 2007 findet um 11 Uhr im Kino Riffraff in Zürich eine Matinée mit anschliessender Podiumsdiskussion statt, wo Vertreter der Filmproduktion und LessMess dabei sind.

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
- Helene Karrer-Davaz, Co-Präsidentin LessMess, Zürich, Tel. 079 438 84 66, helene@lessmess.ch
- Thomas Moll, Co-Präsident LessMess, Bern, Telefon 031 332 89 89, tm@lessmess.ch

Die CD-Rom wird Medienschaffenden natürlich kostenlos zugestellt. Mail an info@lessmess.ch.

 

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Nr. 1/07 - 15. März

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Internes (...unsere "Was sind Messies" - PowerPoint-Präsentation!)
Der Film "Sieben Mulden und eine Leiche" von Thomas Haemmerli
Das Interview von Susanne Franklin mit A. Prunelis vom Selbsthilfezentrum Zürcher Oberland
Buchkritik von Johannes von Arx
: „Einmal Messie, immer Messie“ von Eva Roth


Grüss Euch

Da sind wir wieder mal mit frischer Post.

Und nicht vergessen: am Donnerstag, den 3. Mai 07 ist unsere jährliche Mitgliederversammlung im Coopi Zürich - die Mitglieder von LessMess erhalten eine entsprechende Einladung. Wir zählen auf zahlreiches Erscheinen !!

Wer noch nicht ist, aber eigentlich schon immer gerne Mitglied werden wollte, kann das jetz HIER schnell und einfach machen!

Wir wünschen allen einen schönen, aufräumefreudigen Frühlingsanfang.

Mit herzlichen Grüssen

LessMess


Internes:

"Was sind Messies?"

Eine PowerPoint Präsentation

Ab sofort kann unsere PowerPoint-Präsentation "Was sind Messies" bestellt werden. Es ist eine 12-minütige, audiovisuelle Präsentation, die klar erklärt, was Messies und ihre Probleme sind. Zur Abwechslung wird hier mal tüchtig aufgeräumt und zwar mit den falschen Vermüllungsvorstellungen aus der Sensationspresse und das hilft hoffentlich für ein besseres Verständnis.
Mehr Infos HIER

SHG Adressenliste Neu: ab sofort bitten wir alle, die sich einer Selbsthilfegruppe anschliessen möchten, sich bei den regionalen Selbsthilfezentren zu informieren. Wir haben hierzu auf unserer Selbsthilfegruppen-seite eine ausführliche Tabelle mit Telefonnummern und Ansprechzeiten sowie direkten links zu allen entsprechenden Zentren erstellt. Es hat sich gezeigt, dass diese Organisationen meist besser orientiert sind, zuverlässige Wartelisten führen und auch gute Beratung anbieten! Wir danken für die Zusammenarbeit!
SHG Bern Unser Aufruf im LessMess Info 3/06 hat Früchte getragen:
In Bern ist jetzt eine Messie-Selbsthilfegruppe mit Erfolg gegründet worden. Interessenten aus der Region melden sich über das Selbsthilfezentrum des Kantons Bern sh@selbsthilfe-kanton-bern.ch oder direkt bei info@lessmess.ch
Das LessMess
Forum

In einem Forum werden öffentlich Diskussionsbeiträge ausgetauscht. Deshalb haben wir auf unserer Internetseite ein solches Forum eingerichtet, auf dass Messie- und Angehörigenspezifische Themen rege diskutiet werden können. Unser Forum wird zwar sehr oft besucht und gelesen, aber eher selten wagt sich jemand, einen Beitrag oder eine Antwort zu schreiben. Wir bedauern das zwar, haben aber ein gewisses Verständnis dafür: wenn du nämlich einen Beitrag schreiben willst, musst du dich registrieren lassen und deine emailadresse angeben, an die dann sogleich ein mail erfolgt mit der erforderlichen Zugangsautorisierung... und das hat folgenden Grund: täglich durchforsten abertausende von stupiden Suchrobotern das Internet und wenn sie ein leicht zugängliches Forum finden, dann überschwemmen sie dieses sogleich mit massenhaft uninteressanten bis lästigen Werbebeiträgen. Mit einer Zugangskontrolle kann man diese Werbeflut stoppen. Deine Emailadresse wird aber (ausser Du willst es ausdrücklich) nicht explizit veröffentlicht und ist an sich geschützt. Die Emailadresse erlaubt auch den Austausch von privaten Nachrichten (PN) unter den ForenteilnehmerInnen. Also: nur Mut. Danke!
Wir haben jetzt den Zugang speziell für Roboter noch zusätzlich erschwert, so dass du hoffentlich wirklich auf ein ernst zu nehmendes Forum treffen solltest.
Alle Fragen in Zusammenhang mit dem Forum (oder auch sonst) können jederzeit an info@lessmess.ch gestellt werden!

Umfrage SFU Noch immer läuft die Messie-Umfrage der Sigmund Freud-Privatuniversität Wien (SFU). Der Fragebogen kann heruntergeladen werden von der Webseite www.sfu.at > Ambulanz > Messies Selbsthilfegruppe > Download.
Wer mitmacht, leistet einen wertvollen Beitrag zur Erforschung des Messie-Syndroms. (jva)


Unser Tipp:
Geniesse jede Arbeit, die du erledigt hast!


Gerne publizieren wir folgende Bekanntmachung:
(Wir haben bereits in einem früheren LessMess Info auf diesen Film hingewiesen:

Thomas Haemmerlis Dokumentarfilm SIEBEN MULDEN UND EINE LEICHE kommt am 5. April in die Kinos in Zürich (RiffRaff, Arthouse), Bern und Basel.

Und auch auf der Seite www.messiemutter.de tut sich was.

Der Blogbereich ist online, unter FILM finden Sie den Kinotrailer, bei PRESSE lässt sich das Dossier runterladen, und im MULDENSPIEL konkurrieren Sie um den Titel des Muldenmasters.
Wir freuen uns über Ihren Besuch, und warten gespannt auf Ihr Feedback.

Viel Spass!

Mirjam von Arx
Produzentin SIEBEN MULDEN UND EINE LEICHE

Wie wir zudem vernommen haben wird es am 15.4.07 um 11 Uhr (oder 11.30) eine Matinée im Riffraff geben mit anschliessender Diskussion, wo sicher Leute von der Filmproduktion und auch von LessMess dabei sein werden.
Reserviert euch bitte dieses Datum, entnehmt präzisere Angaben dazu der lokalen Tagespresse und erscheint zahlreich zu einer regen Diskussion!


 

Telefoninterview mit Antonis Purnelis, Co-Leiter des Selbsthilfezentrums Uster
Susanne Franklin „Immer Sache büschele“

LessMess Würden Sie uns über den Stand der Messie-Selbsthilfegruppe
informieren?
A. Purnelis Lacht. Ja, das ist ein spannendes Thema. Wir hatten eine feste Gruppe, die sich über ein halbes Jahr regelmässig traf. Nun treffen sich noch 3 Personen im privaten Rahmen und suchen neue Mitglieder.
LessMess:

Wie ist es dazu gekommen?

A. Purnelis Es gab zwei, drei grössere Konflikte, die sich um Macht drehten, wie immer bei Konflikten. Es ging darum, wer am meisten Raum einnahm, wer führte, und um organisatorische Themen, wie z.B., an welchem Wochentag die Gruppe sich treffen sollte. Das führte zur teilweisen Auflösung der Gruppe. Es haben alle soviele Interessen und Engagements, dass sie sich nicht mehr finden konnten.
LessMess: In diesem Fall eine typische Messie-Erscheinung, die dem Erfolg der Gruppe im Weg stand.
A. Purnelis Ja, eindeutig. Sie haben alle soviel zu tun mit ihren aufwändigen Haushalten, den vielen Sachen, die sie büschelen müssen. 2-3 Mitglieder wollten eine Pause einlegen, um die Anregungen erst einmal umzusetzen, andere beschlossen, nach Zürich in eine andere Gruppe zu gehen, wieder andere waren gar nicht freiwillig gekommen, sondern auf Druck von Angehörigen. Da kann kein Erfolg daraus wachsen, es muss ein eigener Druck sein. Die Gruppe ist richtig messiemässig zerflattert.
LessMess Und doch gibt es die Gruppe in einer losen Form noch. Es muss also auch positive Erlebnisse gegeben haben.
A. Purnelis Ganz sicher! Die Messie-Gruppe hatte es oft sehr lustig und dadurch entspannt miteinander. Es kam auch vor, dass sie einander konkret unterstützt haben, Besuche und Aktionen haben stattgefunden. Hilfe wurde angenommen.
LessMess

Wie war die Altersstruktur? Sind eher die älteren oder die jüngeren Mitglieder abgesprungen?

A. Purnelis

Es waren eher die älteren, die sich zurückgezogen haben.

LessMess Hat Sie die Gruppe um Unterstützung angefragt?
A. Purnelis Ja, wir waren mehrmals dabei und haben Standortbestimmungen durchgeführt. Das tun wir immer, wenn die Anfrage durch die Gruppe kommt. Wenn sich Betroffene bei uns melden, die gerne in der Selbsthilfegruppe mitmachen möchten, werden wir die ersten paar Treffen begleiten, um den Halt der Gruppe zu festigen.
LessMess

Besten Dank für die Gesprächsbereitschaft.



Die Buchkritik
„Einmal Messie, immer Messie“ von Eva Roth


Aus den Urtiefen des Messie-Seins

Johannes von Arx / 4.3.07

Eva Roth beginnt ihr Buch mit einem veritablen Paukenschlag: Sie tuckert mit ihrem mit Blumentöpfen, Sonnenschirmen, Bananenkisten, Geschirr, Kleidern usw. usf. vollgestopften VW-Bus über die Autobahn. Auf holprigem Belag neben einer Baustelle erblickt sie plötzlich Funken bei der Hinterachse und ein Autorad, das im Begriff ist, das eh schon vor dem Vorfall klapprige Gefährt zu überholen…

Ein paar Seiten später erinnert sie sich zurück an ein nicht weniger drastisches, einschneidendes Erlebnis aus ihrer Kindheit: Die kaum zweijährige Eva wird von ihren Eltern einen Nachmittag und einen Abend lang allein gelassen. Eine kleinkindliche Ewigkeit dauert nicht nur das Warten auf Mutter, Vater, Oma, sondern auch das Sitzen auf dem Töpfchen, auf dem sie zu warten gelernt hat, „bis was kommt“ sowie das riskante Suchen nach dem Lichtschalter auf dem mühsam hergerückten Stuhl. Die erwachsene Eva
schildert dieses frühkindliche Drama, die Einsamkeit in Ewigkeit, die Angst vor der Dunkelheit so eindringlich, dass LeserIn unweigerlich mit hineingezogen wird in die Gefühle der Verzweiflung.

Dass diese beiden sowie viele weitere Erfahrungen aus Kindheit und Erwachsenen(Messie)welt durchaus etwas miteinander zu tun haben, zeigt die heutige Berufsmusikerin und (Messie-)Kabarettistin in ihrem Buch auf, ohne sich in wissenschaftlicher Exaktheit zu verlieren (wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursache-Wirkungszusammenhänge gibt es ohnehin erst in Teilbereichen, aber eine umfassende „Messie-Theorie“ fehlt bis heute; Anm. jva). Umso mehr ist Evas Buch „Einmal Messie, immer Messie“ durch und durch ein authentischer, ungeschönter Einblick in den täglichen Kampf um Übersicht über das zu Viel an Gegenständen („zu gut zum Fortwerfen, zu schlecht zum Fortgeben“). Oder sie verrät das Geheimnis, warum sie – entgegen dem Rest der Welt – nicht ungern zum Zahnarzt geht: „Wegen der Wohnzeitschriften“. In deren Lektüre sie sich beim Warten auf den „Halbgott in Weiss“ von den
schönen Bildern in den tollen Farben inspirieren lässt: „Jawohl! – Gleich wenn ich nach Hause komme, fange ich an, aufzuräumen – und dann sieht’s bei mir genau so schön aus! ... wer kann es mir da schon verübeln, wenn ich erst beim Aufschliessen der Autotür merke, dass ich die Zeitschrift noch in der
Hand halte?“

Unverblümt schreibt Eva: „Ich hasse Pünktlichkeit … da steht er also vor einem: der Termin. Und es gibt kein Entrinnen, wie ein riesiger Felsbrocken versperrt er einem den Weg…“ Wer all diese Situationen aus eigener, langer Erfahrung mit Eva Roth teilt, darf sich gewiss in Messie-Solidarität mit der Autorin und ihren mitbetroffenen Kindern, Eltern, Partnern, üben. Und wer solche Situationen von Angehörigen, Freunden, Nachbarn kennt, lernt, dass das Messie-Sein tiefere Ursachen hat und selten auf Faulheit zurückzuführen ist.

Meine Kritik bezieht sich auf den formalen Aspekt: Das Buch beginnt mit den erwähnten, dramatischen Erlebnissen, fährt also gleichsam in wenigen Sekunden von Null auf Hundert. Daran knüpft Eva zahlreiche weiter Facetten aus ihrem Messie-Leben an. Sagen wir Fünfundsiebzig. Sie dehnt die Geschichte mit ihrem – echt – bösen Nachbarn gar in die Länge. Auf Hundert kommt sie noch einmal bei einem zweiten, ebenfalls sehr dramatischen Vorfall mit dem Auto (mit ebenfalls unübersehbarem Messie-Bezug). So ist meiner Meinung nach der Spannungsbogen über das ganze Buch etwas unharmonisch geraten. Da könnte Eva aus den Gesetzen der formalen Gestaltung guter Musik noch etwas in ihre weitere schriftstellerische Arbeit übernehmen. Sie schreibt nämlich bereits an ihrem dritten Buch.

Im Epilog zu „Einmal Messie, immer Messie“ beschreibt sie eine für „normale“ Leben absolut belanglose Episode: Eine Glühbirne brennt durch „peng“. Holt aus dem Sammelsurium an Glühbirnen eine raus. „Sechzig Watt – das müsste reichen … Wie schön hell es jetzt wieder ist.“ Damit hat die erwachsene Eva
einen wunderbaren Spannungsbogen zur kleinen Eva geschafft.

Einmal Messie, immer Messie – Momentaufnahmen aus einem chaotischen Leben, eine Spurensuche“ von Eva S. Roth, 172 Seiten. Verlag Dietmar Klotz, D-65760 Eschborn.
ISBN 3-88074-470-X. CHF 23.20

 

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Nr. 4 - 21.12.06


ADHS-SEMINAR RIEHEN
MESSIE-TAGUNG WIEN, 3./4. NOV. 2006 - EIN INTERVIEW
FRAGEBOGEN DER SFU WIEN
BUCHKRITIK: FENG SHUI (KINGSTON)


Grüss Euch

Schon sind wieder mehrere Monate vergangen seit dem letzten LessMess Info. In dieser Zeit trafen wir uns auch zu zwei weiteren Vorstandssitzungen. Nebst dem Dauerthema Vermieter-Mieter, an dem wir stets weiter arbeiten, schauten wir, wie wir die Dienstleistungen für Euch Mitglieder verbessern können. Da haben wir uns anfang Jahr viel vorgenommen und sind wohl nicht immer ganz zum Ziel gekommen - umsomehr als zwei bis anhin arbeitslose Vorstandsmitglieder inzwischen erfreulicherweise Arbeit gefunden haben aber leider somit ihren Einsatz für LessMess drosseln mussten - wir danken herzlich für den geleisteten Einsatz und sind auf der Suche für würdigen & notwendigen Ersatz. Für 2007 haben wir nämlich einiges vor. Das Thema 'Selbsthilfegruppen' wird uns stark beschäftigen und wir werden neue Wege suchen, diese Gruppen hilfreich zu Unterstützen. Um stets aktuell zu sein werden wir in Zukunft auch nur noch mit den bestehenden kantonalen und regionalen Selbsthilfezentren zusammenarbeiten und nicht mehr in eigener Regie eine Liste der Selbsthilfegruppen aufrecht erhalten.
Und vor allem soll die Kommunikation mit den Mitgliedern verbessert werden und neu wird im kommenden Jahr Susanne Franklin mit ihrer journalistischen Erfahrung die LessMess-Infos redaktionell betreuen. Und dies mit mehr Infos und Inhalt und besserer Gestaltung. Susanne wird beispielsweise regelmässig Kurzinterviews mit Leuten aus der Messie-Szene machen. Johannes von Arx hat diese Idee gleich aufgegriffen und jetzt schon Annina Wettstein, die bekannte Buchautorin ('Alltag zwischen Chaos und Ordnung'), interviewt.

Anlass dazu war die Messie-Tagung vom 3./4. November an der Sigmund Freud PrivatUniversität in Wien (SFU; www.sfu.at). Annina und Johannes konnten dort teilnehmen. Die Referate der Tagung werden gedruckt und wir werden darauf noch ausführlicher zurückkommen.

Vorab berichten wir noch über ein ADHS-Seminar im Rahmen einer jährlichen Veranstaltungsreihe. Die beiden LessMess Vorstandsmitglieder Elmira und Ursula fuhren am 24. Oktober 2006 nach Riehen.
Neu ist auch die Rubrik Buchkritik. Wir werden fortan jeweils ein Buch unter die Lupe nehmen und unverblümt unsere Meinung sagen. Die erste Besprechung von Johannes fällt ziemlich vernichtend aus, aber er verspricht, es werde künftig auch Erfreulicheres zu beschreiben geben.

So, das wärs für dieses Jahr.

Uns bleibt, euch allen erholsame Weihnachtstage und dann e gute Rutsch ins neue Jahr zu wünschen.

Soll es zahlreiche erfreuliche Momente bringen, viele mutige Schritte vorwärts und - sicher das wichtigste - eine robuste Gesundheit.

Mit herzlichen Grüssen

LessMess

"ZAPPELPHILIPP" AM RIEHENER SEMINAR VOM 24.10.2006

Liebe Leserin, lieber Leser der Less Mess - Informationen

Das Seminar in der nordöstlichen Vorstadt von Basel wird seit 17 Jahren jeweils im Oktober abgehalten. Organisiert wird es von Dr. Samuel Pfeifer, Chefarzt der Klinik Sonnenhalde, Riehen. Das diesjährige Thema lautete: "Wenn Zappelphilipp erwachsen wird"; alle Vorträge und Workshops hatten mit dem ADHS - Syndrom zu tun. (ADHS = Aufmerksamkeits-Defizit- und Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Samuel Pfeifer hatte LessMess eingeladen und uns gebeten, an einem Stand über die Messieproblematik zu informieren.

Unser Standort war ideal; er befand sich im grossen Raum, in dem alle Vorträge gehalten wurden. In den vielen Pausen kamen viele Teilnehmer zu unserem Stand, nahmen Informationsmaterial mit und/oder stellten Fragen zum Verband. Etliche haben Angehörige/Freunde, die Betroffene sind, einige sagten offen, dass sie selbst Messies sind. Es war eine tolle Möglichkeit, kurze Gespräche zu führen und unseren Verband bekannt zu machen.

Herzliche Grüsse
Ursula Blum, Riehen, 02.11.06

 

KURZINTERVIEW MIT ANNINA WETTSTEIN
Erfreuliche Begegnungen und interessante Gespräche
Johannes: Du warst anfangs November 2006 nach Wien eingeladen, um als Buchautorin über deine Erfahrungen mit Messies und ihre Problematik zu referieren. Wie wichtig findest du solche Tagungen? Bringen sie in einer derart komplexen Problematik letztlich konkrete Resultate, ein besseres Verständnis, zeigen sie Wege auf, wie man in der Erkenntnis weiter kommt?
Annina: Solche Tagungen sind wichtig für die Auseinandersetzung mit einem Thema, für Diskussion neuerer Forschungsanstäze, aber auch für das Erreichen einer Präsenz in der Öffentlichkeit über mediale Berichterstattungen. Die Tagung in Wien fand ich besonders wichtig, da sie einen sehr weiten, transdisziplinären Ansatz verfolgte und sich an Fachpersonen gleichermassen wie auch an Betroffene richtete.
Hast du an der Tagung der SFU ganz neue, überraschende Aspekte des Messie-Seins kennen gelernt?
Als Kulturwissenschaftlerin habe ich einiges über neuere psychologische Forschungs- und Therapieansätze erfahren. Sehr interessant - und gewissermassen auch beruhigend - fand ich, dass die Forschungsresultate der verschiedenen Fachdisziplinen viele Ähnlichkeiten aufweisen. Unterschiede bestehen dann nur in der Interpretation und Analyse der Daten. Die Lesung von Elfriede Gerstl und der Kurzfilm von Annkatrin Schneider zeigten zudem sehr eindrücklich, wie präsent das Thema des Zuviels der Dinge gesellschaftlich gesehen ist.
Wie wichtig sind an einem solchen Anlass die persönlichen Kontakte. Hast du da auch etwas profitiert?
Ja, an der Tagung habe ich von vielen Personen ein Feedback zu meinem Vortrag und Buch erhalten. Es waren erfreuliche Begegnungen, die zu sehr interessanten Gesprächen führten.
Aus Deutschland kam eine ganze Delegation an Besuchenden, aus der Schweiz waren wir beide die einzigen. Könnte dies damit zusammenhängen, dass in Deutschland schon etliche solcher Tagungen stattgefunden hat, wir in der Schweiz noch keine solchen Erfahrungen haben?
Ja, vermutlich schon. In der Schweiz ist das Thema "Messies" auch weniger lange in der Öffentlichkeit präsent und es gibt hier noch weniger Selbsthilfegruppen als in Deutschland. Die Gründung eures Vereins "LessMess" kann sicher helfen, dem entgegen zu wirken.
Findest du es wünschenswert und sinnvoll, auch in der Schweiz eine Tagung zu organisieren?
Das wäre sehr zu empfehlen!
Und welche Themen schlägst du vor?
Wünschenswert wäre auf alle Fälle erneut eine interdisziplinär ausgerichtete Tagung, die sich auch an Betroffene richtet. Als Kulturwissenschaftlerin interessieren mich die Fragen nach Normen und gesellschaftlicher Ausgrenzung von "Messies" sowie Definitionen von Gesundheit und Krankheit. Für die Betroffenen ist die Entwicklung eines therapeutischen Ansatzes von zentralem Intresse; in Bezug auf die Praxis, aber auch Erfahrung von TherapeutInnen mit "Messies" besteht hier eindeutig Nachholbedarf.

 

FRAGEBOGEN DER SFU WIEN

Die SFU beschäftigt sich intensiv mit der Forschung. Um mehr über die Hintergründe des Messie-Phänomens zu erfahren, haben unsere Freunde dort einen ausführlichen Fragebogen ausgearbeitet und an der erwähnten Tagung verteilt. Um möglichst repräsentative Resultate zu erhalten, hoffen sie auf eine rege Beteiligung. Wer immer die Möglichkeit hat, ist gebeten, den Fragebogen hier auszufüllen. Es öffnet sich ein Word-Dokument und kann jetzt am privaten Computer als solches direkt bearbeitet werden, d.h. man schreibt seine Antworten sogleich in die leeren Felder hinein. Spätestens beim Verlassen der Seite wird man aufgefordert, das veränderte Dokument zu speichern (oder zu verwerfen). Man wählt einen geeigneten Namen und Ort auf dem eigenen PC und speichert das ausgefüllte Dokument. Dann schickt man es sogleich als Anhang in einem email an messies@sfu.ac.at zurück. Dies sollte aber baldmöglichst geschehen. Wer keinen Internetzugang oder kein Word-programm hat kann sich von uns einen ausgedruckten Fragebogen zuschicken lassen. Bitte melden unter info@lessmess.ch
Wir danken im Namen der SFU für eure Mühe.


DIE BUCHKRITIK: FENG SHUI (KAREN KINGSTON)

"Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags" heisst das Buch von Karen Kingston. Sie vertritt darin die Meinung, dass Überflüssiges in der Wohnung Energien blockiert.

Vorab: Ich anerkenne, dass Feng Shui eine Anschauung ist, die uns hilft, unsere Umgebung aus einer anderen als der beengten Perspektive von uns Westlern wahrzunehmen oder anders gesagt, unseren geistigen Horizont mit östlichen Weisheiten erweitert. Veränderung in der Farbgestaltung, der Anordnung der Inneneinrichtung können sicherlich zu einer verbesserten Befindlichkeit beitragen ebenso wie das Befreien von Ballast. Insofern ist - wie mir versichert wird - das Buch hier und dort tatsächlich eine Hilfe. Doch wer heillos ins Chaos verstrickt ist und tief in der Verzweiflung steckt, dem müssen Weisheiten à la Kingston etwa vorkommen, wie wenn der Arzt einem Patienten mit zahlreichen Gebresten und Gebrechen eine fünfwöchige Fastenkur verschreibt. Konkret: Das Kingston-Feng Shui setzt für Messies einen derart hohen Massstab an, dass das Ziel, falls überhaupt, erst in weiter Zukunft erreicht werden kann. Dafür wird das, was in einem solchen Buch eigentlich das wichtigste ist, der psychoanalytische Aspekt, auf einer einzigen Seite abgehandelt. Ein reines Alibi

Mir kommt das ganze Buch vor wie eine überdimensionierte Werbebroschüre für ihre eigenen Workshops. Mit "Wundergeschichten" ködert die Buchautorin potenzielle Workshop-TeilnehmerInnen. Dabei sind mindestens einige dieser Geschichten offensichtlich frei erfunden. So etwa wie diejenige der Frau, die in ihren Wochenend-Workshop geht und da sie heimkommt, hat ihr "Messie"-Mann ohne äussere Intervention ein halbes Dutzend Container Gerümpel gefüllt. Angeblich hat allein die Teilnahme am Kingston-Workshop wohltuend auf ihren Mann ausgestrahlt. Wie der es geschafft hat, dies in so kurzer Zeit zu organisieren und so viel Ware hinauszutragen, das zu erklären bleibt Frau Kingston schuldig.

Buch für Messies?
Der Verdacht auf Werbebroschürenfunktion wird zusätzlich genährt dadurch, dass sich das Buch nicht explizit an Messies wendet, diese aber doch kurz anspricht. So als ob sie sich diese Klientel auch noch sichern möchte. Dabei bleibt unklar, ob sich das Wort "Gerümpel", wie es fast auf jeder Seite ein halbes Dutzend zu finden ist, auch auf Messies bezieht. In diesem Fall müsste sich Kingston den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ganz offensichtlich keinen blassen Dunst davon hat, dass dieser "Gerümpel" symbolisch für anderes, Fehlendes in der Seele steht, d.h., dass sich deshalb Messie-Betroffene mit diesem inneren Vakuum und den Zwängen am Festhalten auseinandersetzen sollten. Es mag ja sein, dass Nicht-Messies durch blosses Verändern ihrer Umgebung neues Bewusstsein erlangen, wie es das Buch verheisst. Bei "Messies" dagegen verläuft der Prozess überwiegend umgekehrt.

Am meisten aber stösst mir etwas ganz anderes auf: Kingston lässt sich detailreich aus, wie wichtig die Reinheit in der Körperpflege ist, nur in der Sauberkeit könne sich der Mensch frei entwickeln. Sie selbst aber pendelt regelmässig nach Bali, um dort irgendwelche Energien aufzutanken. Dabei schert sie sich offensichtlich keinen Deut darum, dass sie durch ihre Viel- und Weitfliegerei aktiv zur Umweltverschmutzung und zur Klimaerwärmung beiträgt. In einem gewissen Sinn ist sie eine umgekehrte Messie-Frau: makellos im persönlichen Bereich, achtlos gegen aussen.
Darum richtet sich mein frommer aber wohl vergeblicher Wunsch direkt an Frau Kingston: Legen Sie für Ihr (Mobilitäts-)Verhalten in unser aller Welt den gleich strengen Massstab an wie Sie ihn in Ihrer Innenwelt handhaben. Und dann schreiben Sie ein neues Buch, das voll und ganz auf die Bedürfnisse von leidenden Mitmenschen ausgerichtet ist. Eine wohlwollende Kritik meinerseits ist Ihnen dann gewiss.

"Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags" heisst das Buch von Karen Kingston, (Verlag: Rowohlt Tb., 192 Seiten, ISBN: 3499266253). Es scheint vergriffen, wird aber in Buchhandlungen oder antiquarisch noch zu finden sein. Erhältlich ist es als Hörbuch (Verlag: Der Audio Verlag, DAV, ISBN: 3898134040)

Johannes von Arx

 

 

LessMess Info No. 3 / 27. August 2006

Unsere heutigen Thenen:
SELBSTHILFEGRUPPE IN BERN
ERSTE ÖSTERREICHISCHE MESSIE-TAGUNG, 3./4. NOV. 2006
EIN MESSIE-FILM
DAS FORUM

Grüss euch

Nach einer längeren Sommerpause kommt wieder einmal Post von LessMess.

SELBSTHILFEGRUPPE IN BERN
In Bern gibt es mindestens 2 Personen, die sich gerne sofort einer Selbsthilfegruppe anschliessen möchten. Da es hier noch nie eine solche gegeben hat werden dringend Messies im Raume Bern gesucht, die auch eine Selbsthilfegruppe gründen möchten. Räumlichkeiten für ein regelmässiges Treffen könnten ev. zur Verfügung gestelt werden. Interessenten melden sich bitte bei info@lessmess.ch - die Anonymität ist gewährleistet.
Und Überhaupt: in seinen letzten Vorstandssitzungen hat sich der Verband vermehrt auch mit der Problematik der Selbsthilfegruppen auseinandergesetzt und eine Delegierte ernannt, die mit den (noch) bestehenden Selbsthilfegruppen den Kontakt suchen wird. Leider sind nun auch noch die restlichen der spärlich vorhandenen Daten über bestehende Selbsthilfegruppen vom Netz verschwunden: die website 'messies.ch', die Vorgängerseite von www.lessmess.ch, ist - warum auch immer - klanglos vom server gelöscht worden - der Betreiber des servers bleibt seit mitte August verschollen & unerreichbar... Wir werden uns mühe geben, bald wieder aktuelle Daten über bestehende Messie-Selbsthilfegruppen bereitstellen zu können und bitten um etwas Geduld.


ERSTE ÖSTERREICHISCHE MESSIE-TAGUNG
Soeben haben wir das Programm der längst angekündigten Tagung vom Fr/Sa. 3./4. Nov. unserer Wiener Freunde von der Sigmund Freud PrivatUniversität (www.sfu.at) erhalten. Daran nimmt aus der Schweiz auch Annina Wettstein teil, die bekannte Autorin der Lizenziatsarbeit „Messies - Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ vom Volkskundlichen Seminar der Universität Zürich.
Ihr könnt das Programm hier einsehen und euch hier anmelden, das Programm als flyer zum Verteilen kann bestellt werden bei:
LessMess
Tödistrasse 3
8304 Wallisellen
Anreise Wien: wer schon am Donnerstag um 22.40 im Wiener Walzer nach Wien fahren möchte, hat am Freitag bis zum Beginn um 17.00 noch Zeit, etwas von Dom und Kaffeehäusern mitzukriegen. Sonst müsste man bereits am Freitag um 7.40 starten, um rechtzeitig hin zu kommen oder um 9.40 im Transalpin, verpasst dann aber die ersten anderthalb Vorträge. Johannes ist gerne bereit, nähere Infos zu besorgen, da er ja eng mit den Bahnen zusammen arbeitet. Wer jetzt schon sein (unverbindliches) Interesse signalisieren will, kann sich gerne bei ihm melden (johannes@lessmess.ch, Tel. 044 310 77 10).

EIN MESSIE-FILM
An unserer Vorstandssitzung vom letzten Montag, 21. August hat sich Ueli Grossenbacher vorgestellt. Ueli ist ein Dokumentarfilmer, dessen neustes Werk "Hippie Masala - für immer in Indien" (über Europäer und Schweizer, die auf ihren Indien-Tripps in den 60-er-Jahren für immer in Indien geblieben sind) demnächst in die Kinos kommt. Nun ist er eben dran, sich intensiv mit dem Messie-Phänomen und Messie-Persönlichkeiten auseinander zu setzen, um dann schliesslich einen Dokumentarfilm zu drehen, zusammen mit Thomas, dem Copräsidenten des Verbandes LessMess (Thomas ist eigentlich ausgebildeter Regisseur/Kameramann, er hat 3 Jahre an der Filmhochschule IDHEC in Paris studiert). Einige angefragte Messies haben sich freundlicherweise bereit erklärt mitzumachen. Ueli möchte aber gerne noch mehr davon kennen lernen. Selbstverständlich ist ein erstes Gespräch völlig unverbindlich. InteressentInnen melden sich bitte bei Thomas (tm@lessmess.ch, Tel. 031 332 89 89). Das Thema 'Messie' scheint auch andere Filmer zu reizen, wenn vermutlich auch nicht unbedingt im gleichen Sinne: unter dem eher provokativen Titel 'Sieben Mulden und eine Leiche' will der Zürcher Thomas Haemmerli den Tod und die Hinterlassenschaft seiner Messie-Mutter verarbeiten. Die Kantone Zürich und Aargau haben dazu bereits Produktionsbeiträge zugesichert.

DAS FORUM
Leider wird unser öffentliches Forum auf der website von lessmess nur sehr, sehr zaghaft benutzt. Wir haben daher neu eine Rubrik eingefügt, bei der sich Angehörige von Messies (und sonst indirekt vom Messietum Betroffene) zum Wort melden dürfen und sollen! Eine rege Diskussion wäre jedenfalls wünschenswert und wir danken allen, die sich im Forum äussern. Der Anonymitätsgrad kann von jedem Teilnehmer selbst gewählt werden - wir akzeptieren anonyme Gastbeiträge (solange die den board-regeln und dem allgemeinen Anstand genügen) und selbst wenn man sich - natürlich unter einem Pseudonym - anmeldet, bleiben emailadresse und sonstige Angaben auf Wunsch versteckt.

Wir grüssen euch alle freundlichst

Johannes von Arx / Thomas Moll

 

LessMess Info No. 2 / 30. Mai 2006


Grüss euch,

Endlich, endlich wieder mal Nachrichten von uns. Entschuldigung für die Verspätung, wir alle haben mit Terminen, Aufgaben, Engagements etc zu kämpfen. Hinzu kommen leidige Unfälle, unbrauchbare Computersysteme, der schlichte Alltag und die rasende Zeit... soll niemand sagen, wir kennen die Probleme der Messies nicht !
Aber eben, wir wollen aber nicht klagen sondern sind sehr zuversichtlich:

VORAB EIN RADIO-TIPP, den uns ein Mitglied zukommen liess (danke) zu einem Buch über das Thema Messies:

Freitag, 2. Juni um 14.05 Uhr Radio DRS 1 ('Siesta'): 'Trio Literal' mit dem Multitalent Patrick Frey:

Ins 'Trio Literal' bringt er 'Der Sammler' von Evelyn Grill mit.
Sie beschreibt das Porträt eines Messies und das gibt spannenden Diskussionsstoff.
Patrick Frey arbeitet als Kabarettist, Theaterautor, Filmproduzent und Schauspieler.
Privat ist er aber auch ein grosser Büchernarr und führt einen eigenen Verlag.

Hier findest du einen Text, den wir auf dem Internet gefunden haben: Ein Gespräch mit der Autorin Evelyn Grill.

GV VOM 3.5.06

Im Kreis von etwa 20 LessMess-Mitgliedern konnten wir am 3. Mai im Coopi, wie immer, die für jeden Verband erforderliche, jährliche GeneralVersammlung abhalten. Die Traktandenliste wurde zügig aber tiefschürfend abgearbeitet, sodass wir den Rest des lauen Frühlingsabends im Freien geniessen konnten. Das Protokoll der GV sowie das Tätigkeitsprogramm und eine Kurzfassung des Jahresberichtes sind ebenfalls durch entsprechendes anklicken zu finden. Darin ist – neu – ein Abschlussbericht über die Gruppe Messie-Spitex enthalten.
Wir haben bereits das Datum der nächsten GV festgelegt: 3. Mai 2007.

ARTIKEL SIE+ER

Die Berufskollegin von Johannes, Nicole Zurbuchen hat einen einfühlsamen Bericht über eine Messie-Frau gebracht in der Sie+Er (Beilage des Sonntags-Blick). Du findest den Artikel – darfst drei mal raten – HIER


FRAGEBOGEN MESSIE-MIETER

Seit ein paar Monaten sammeln wir mit einem Fragebogen (anonyme) Informationen über die Miet-Situation von Messies. Da ist schon einiges zusammengekommen und wir möchten allen, die sich hier beteiligt haben und ev. noch beteiligen werden, herzlich danken. Abgesehen von den konkreten Daten kommt vor allem deutlich zum Ausdruck, dass sehr viele Messies in ständigen Ängsten um ihre Wohnsituation leben und ein starkes Mitteilungsbedürftnis zeigen. Wir werden genauer darüber berichten und hoffen, dass sich durch den Verband eine Lobby bilden kann, die den Messies den Rücken stärkt!

A PROPOS BEAT DÜNKI

Zwar ist es Schnee von gestern - aber dennoch: Beat Dünki ist ziemlich in den Schlagzeilen gelandet im Zusammenhang mit einem sogenanntes "Folter Camp" in Spanien u.a. Beat Dünki ist ausgebildeter Therapeut und Unternehmer und in dieser Funktion moderierte er als aussenstehende Fachperson die erste, offene Versammlung von Messies (am 12. Januar 2005 in Zürich), bei der einhellig beschlossen wurde, einen Verband zu gründen. Im weiteren wäre er vorgesehen gewesen, dieselbige Verbands-Gründungssitzung im bereits folgenden 8.September 05 zu leiten. Er blieb aber unverschuldet in einem Stau stecken und erschien zum Sitzungsende. In diesem Zusammenhang taucht sein Name auf unserer Website auf und da diese doch erstaunlich oft besucht wird, verweisen Suchmaschinen im Internet sehr schnell auf LessMess. Diese Tatsache verleitete nun reisserische Journalisten, ungehemmt lästig bei unserer Copräsidentin nachzuhaken und es ging soweit, dass wir anonyme mails aus der untersten Schublade erhalten haben. Wir bedauern, dass - zwangsläufig anonym - offen gelassene Kanäle zu solch niederen Vorverurteilungen missbraucht werden und betonen nochmals, dass LessMess in keiner weiteren Verbindung mit Beat Dünki steht.

Soviel für heute.

Wir grüssen Euch alle herzlich und geloben Besserung mit neuen LessMess-Infos noch vor den Sommerferien. Wir werden dann v.a. auch das Programm für die Messie-Tagung an der Sigmund-Freud Privatuniversität Wien vom 3./4. November 06 vorstellen, an welcher auch einige von uns beteiligt sind.

In dem Sinn bis bald

Mit herzlichen Grüssen

Johannes von Arx / Thomas Moll

 

LessMess Info 1 / 22. Februar 06

Guten Tag,

Herzlich begrüssen wir alle Mitglieder und InteressentInnen von LessMess.
Endlich und wie angekündigt sind wir daran, das newsletter-system umzustellen und hoffen, dass dieses erste 'LessMess Info' alle gut erreicht - falls die übelsten Symptome von argen Kinderkrankheiten auftreten sollten, so bitten wir dies doch gnädig zu entschuldigen und uns dies auch entsprechend zu melden: ohne Information ist eben eine Verbesserung quasi unmöglich.... Aus Kompatibilitätsgründen und mit dem Willen, FreundInnen aller MAC-, LINUX-, SUN-, PC- & sonst jeglicher Betriebssystemfamilien erreichen zu können, verzichten wir vorerst auf grandiose Grafiken und schnörkelvolle Formatierungen und halten uns im schlichten Text (notfalls halt auch in Times New Roman...) zurück - umsomehr liegt uns aber der übermitelte Inhalt wirklich am Herzen. Hauptziel des neuen Systems ist seine Selbstständigkeit - will heissen, alle AbonnentInnen können (nein: müssen...) Ihre eigenen Daten selbst verwalten. Alle, die bis anhin den 'Rundbrief' erhalten haben, sollten die LessMess Info nahtlos weiter zugestellt bekommen. Am Ende jedes Info-mails sind jeweils zwei links enthalten, die man anklicken kann. Entsprechend will man damit seine eigenen Daten abändern (wenn man etwa die email-adresse gewechselt hat / man sich einen persönlichen Namen zulegen möchte) oder man kann sich aus der Versandliste austragen (sniff). Neuanmeldungen sind jederzeit und kostenlos möglich unter www.lessmess.ch/newsletter/lm_news.php . Aus Sicherheitsgründen (wir wissen ja, dass es im Internet von - sagen wir mal Spassvögeln - nur so wimmelt...) erfolgt die Anmeldung in 2 Stufen: man trägt vorerst seine eigene emailadresse und eventuell einen persönlichen Ansprech-Namen ein und erhält auf die angegebene Adresse augenblicklich ein persönliches email mit einem weiterführenden link um die Anmeldung definitiv abzuschliessen. Soviel zum Administrativen, aber wir haben wesentlich wichtigeres zu berichten:

Das brennend Aktuelle zuerst:

MESSIE-SENDUNG VITALISSIMO AUF U1 TV, Freitag, 24. Februar, 17 UHR

U1 ist ein privater Sender, der jeden Abend um 17 Uhr unter dem Titel "Vitalissimo" ein Interview mit einer medizinischen Fachperson bringt. Für den nächsten Freitag beantwortet unser Vorstandsmitglied Johannes von Arx Fragen zum Messie-Syndrom. Der Sender U1 (www.u1tv.ch ) ist über die Kabelnetze Swisscom/Cabelcom im Grossteil aller Haushalte in der Deutschschweiz empfangbar. Am einfachsten durchzappen und auf das Symbol U1 TV links oben auf dem Bildschirm achten. Die Sendung wird wiederholt um 18.30 sowie am Samstag um 6.30.

MESSIE-ARBEITSTAGUNG VOM 5. MÄRZ IN MÜNCHEN

Marianne Bönigk-Schulz, Vorsitzende des Fördervereins zur Erforschung des Messie-Syndroms (FEM), lädt auf Sonntag, 5. März zur Arbeitstagung für Messie-Betroffene mit dem Schwerpunktthema "Lernen durch Erfahrung" ein (näheres kann man unter http://www.messie-selbsthilfe.de/Tagung/3.ArbeitstagungDortmund.pdf erfahren). Die Teilnahme ist kostenfrei.

LESSMESS UMFRAGE - MIETERSITUATION

Die homepage des Verbandes www.lessmess.ch wird laufend erweitert und aus aktuellem Anlass wurde ein Fragebogen über die Mieter-Situation von Messies eingefügt. Bitte, bitte besucht die Seite, lest das 'Brennpunkt'-Thema und füllt den dort eingefügten Fragebogen aus. Wir sind dringend auf relevante Daten angewiesen. Herzlichen Dank für die Mitarbeit.

ZEITUNGSBERICHTE

Immer wieder werden wir auf Zeitungsberichte aufmerksam gemacht, die das Thema 'Messies' behandeln. Leider gleiten davon sehr viele in plakative Darstellungen ab, die 'Messietum' a priori mit desolater Vernachlässigung gleichstellen und dies auch noch mit möglichst sensationell unappetitlich gestaltetem Bildmaterial untermalen. Auch wird das Thema etwa mit der unangenehmen Erscheinung von sog. 'Mietnomaden' vermischt - dies sind Leute, die bewusst Vermieter prellen und rücksichtslos bis mutwillig Wohngut zerstören unter dem Fittich von unendlich dehnbaren Mieterschutzartikeln. Berichterstattungen dieser Art, die mit 'wahren Messies' eigentlich gar nichts zu tun haben, sind so natürlich zu verurteilen und schaden den Interessen des Verbandes. Unser Problem ist nun, dass wir meist (wenn überhaupt) sehr viel zu spät über das Erscheinen von Artikeln über Messies (seien sie nun vorbildlich gut (auch das gibt es zum Glück!) oder eben nicht) orientiert werden und bei den verantwortlichen Redaktoren nicht mehr glaubhaft eingreifen können. Der deutschsprachige Blätterwald ist glücklicherweise immer noch dicht genug und es ist uns schlicht nicht möglich, die Presse laufend zu durchkämmen. Unsere Bitte ist einfach: falls Ihr einen Artikel mit Hauptthema 'Messies' in einer Zeitung antrefft (und sei es noch so unbedeutend lokal), so meldet uns dies doch bitte umgehend unter info@lessmess.ch und sendet ein Belegsexemplar an Lessmess/ Tödistrasse 3 / ch-8034 Wallisellen. Wir sind als Fernziel daran, eine Art Datenbank mit Presseartikeln über Messies aufzubauen. Diese sollte dazu dienen, die Bemühungen von ehrlichen Journalisten, die sich der Messieproblematik ernsthaft annehmen, unterstützend zu fördern und deutlich abzuheben von billigster Sensationspresse, die in eingefahrenen Schienen läuft und das Publikum mit Schreckensnachrichten und -bilder auf dem Buckel von tragischen Schicksalen 'unterhalten' will. Sinngemäss trifft dies natürlich auch für im Internet gefundene Artikel zu: einfach link einsenden an info@lessmess.ch


KURZBERICHT AUS WIEN VON DER SFU - Johannes von Arx

Am 31. Jan. war ich, Johannes von Arx, eingeladen zum Besuch der ersten österreichischen Selbsthilfegruppe, die von der letztes Jahr gegründeten Sigmund Freud PrivatUniversität (www.sfu.at) betreut wird. Mitbegründerin und Dozentin Elisabeth Vykoukal sowie die Lehranalysandinnen Kathy Reboly und Nassim Agdari begleiten regelmässig die Gruppe. Am andern Tag durfte ich mit dem Rektor der SFU, Alfred Pritz ein Gespräch führen, wobei wir uns auch über Perspektiven der Messie-Forschung unterhielten. Auch am Nachtessen mit Elisabeth, Kathy und Nassim - die beiden letzteren hatte ich schon an einer Tagung in Bielefeld kennen gelernt - pflegten wir einen intensiven Gedankenaustausch. Frappant, wie sehr sich die konkreten Lebenssituationen und Probleme hier wie dort ähneln. Ich möchte mich auch an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bei allen für den überaus freundlichen Empfang bedanken.

Soviel für heute - bald wird es wieder aktuell: die schweizer Zeitschrift 'annbelle' hat einen feinfühligen Messie-artikel ausgearbeitet, der demnächst erscheinen sollte - wir werden rechtzeitig orientieren.

Vielen dank für die Aufmerksamkeit und bis bald

LessMess / thomas moll / johannes von arx


 

Messie-Rundbrief vom 22. Januar 2006

Unsere neue Adresse:
LessMess
Tödistrasse 3
8304 Wallisellen
Tel. 044 831 02 78

info@lessmess.ch
www.lessmess.ch

UNSER NEUER VERTEILER, JAHRESRÜCKBLICK - AUSBLICK

Grüss euch

Mit einiger Verspätung – aber nicht minder herzlich – unser aller Glückwunsch zum angebrochenen Jahr. Möge es euch viele kleine, aber auch grössere Lichtblicke und Fortschritte bringen, Gesundheit auch und immer wieder ein Stück privates Glück (keine Pein, der Rest folgt ohne Reim).

An der zweiten Vorstandssitzung vom 16. Dezember 2005 haben wir uns eingehend mit der Neugestaltung des Rundbriefes (ab nächstem mal wird er „LessMess Info“ heissen) befasst. Da das temporäre Brief-Abo auf Ende 2005 ausgelaufen ist, haben wir uns nach gründlichen Variantendiskussionen auf folgenden Verteiler geeinigt:

1. Homepage: „LessMess Info“ top aktuell auf www.lessmess.ch
2. Emailversand: Gratis für alle
3. Briefversand: Nur für Mitglieder von LessMess

Im Detail:

1. LessMess Info sind stets top aktuell auf www.lessmess.ch (Direktzugriff www.lessmess.ch/Aktuell/akt_index.htm) allgemein zugänglich. Hier finden sich auch sehr kurzfristige Hinweise auf Veranstaltungen sowie Radio- oder TV-Sendungen. Solche werden jeweils auch per Mail versandt, jedoch verständlicherweise nicht mit Briefversand.

2. Emailversand: Alle bisherigen EmpfängerInnen des 'Rundbriefes' werden automatisch die neuen LessMess Info per Email erhalten. Neue Interessierte können die Info bald selbst abonnieren. In jedem Mail werden Links enthalten sein, mit denen man seine Daten ändern oder sich aus der Versandliste austragen kann. Nähere Informationen zu dem neuen Mailsystem folgen im ersten „LessMess Info“.

3. Briefversand: diese Dienstleistung (für Leute ohne Computer) ist ab 2006 nur noch für Mitglieder (und Gönner) des Verbandes LessMess möglich und es werden nur Informationen versandt, die nicht zu kurzfristig sind. Verbandsmitglieder mit Emailadresse erhalten die Infos vorzugsweise per Email.

Also: wer an den LessMess Info interessiert ist, braucht entweder einen PC mit Internetanschluss bzw. eine Emailadresse. Wer nichts von dem hat, ist (oder wird) Mitglied von LessMess. Oder aber lässt sich LessMess Info von KollegInnen in der Selbsthilfegruppe zukommen, setzt sich ab und zu bei einem Freund an einen PC, geht in ein Internetcafé usw.

Mitglied von LessMess werden:
- online unter diesem direkten Link hier
- Anmeldekarte anfordern bei LessMess, Tödistrasse 3, 8304 Wallisellen, Tel. 044 831 02 78

Bei der Gelegenheit: auf der Homepage gibts auch ein Forum. Betroffene wie Nichtbetroffene sind eingeladen, sich zu beteiligen und ihre Diskussionsbeiträge einzuspeisen.

Für LessMess:
Die neue Co-Präsidentin Helene Karrer und der neue Co-Präsident Thomas Moll

 

JAHRESRÜCKBLICK von Johannes von Arx

In meinem Rückblick auf 2004 und die ersten Monate des letzten Jahres konnte ich schreiben: "Wir wurden nachgerade verfolgt von lauter Glücksfällen!“. Und diese Glückssträhne ging 2005 ungebrochen weiter. Es lief so viel in der Messie-Szene Schweiz und Umgebung, dass ich zunächst die Schwerpunktthemen und anschliessend die Einzelereignisse chronologisch zusammenfasse.

Unser neues Flugi…

… ist für unsere Präsenz nach aussen das wichtigste Instrument. Nach variantenreichen, harten Diskussionen im Vorstand entworfen, konnten wir das Faltblatt „Messies sind vielseitig interessierte (…) und bringen nicht immer alles unter einen Hut“ gerade noch rechtzeitig auf die GV herausbringen. Seither liegen die Flugis in vielen Sozialstellen, Arztpraxen etc. auf. Hilf uns bitte mit, sie weiter zu verbreiten und fordere die entsprechende Anzahl bei LessMess an (s.o.). Es enthält einen Anmeldetalon. Eilige laden das Papier hier als A4-version herunter und drucken es selbst aus.

Gründung Verband LessMess

Am 12. Januar 2005 fand unser erstes offenes Treffen im Hotel Bristol Zürich unter der Leitung von Beat Dünki statt, an dem wir zahlreiche mögliche Projekte vorgestellt haben, worauf sich die Teilnehmenden in Listen zum Mitmachen bei einzelnen davon einschreiben konnten. Vor allem aber waren wir uns alle einig darüber, dass wir einen Interessenverband gründen wollen.

Am 9. Mai ging dann das zweite Treffen über die Bühne, seither (und künftig) immer im Saal des Restaurants Cooperativo Zürich (Coopi). Die Versammlung genehmigte den Namensvorschlag „LessMess – Netzwerk für Messies“.

In der ganzen Zwischenzeit vom Januar bis zur Gründung tagte die Vorbereitungsgruppe mehrmals und bereitete alle Aspekte des neuen Verbandes vor, sodass am 8. September 2005 LessMess gegründet werden konnte. Die neue Co-Präsidentin Helene Karrer (neben Thomas Moll) kann die erfreuliche Mitteilung überbringen, dass uns eine anonyme Donatorin einen ansehnlichen Geldbetrag als Starthilfe übermacht hat. Druckfrisch ist das neue Flugblatt LessMess (s.o.). Wir legen auch gleich das Datum für die erste GV fest: 3. Mai 2006.

Gruppe Messie-Spitex

Die Spitex-Gruppe hat fünf mal getagt (für unserer ausländischen Freunde: „Spitex“ steht für „spitalexterne Betreung“ und wird hauptsächlich durch die Krankenkassen bezahlt. Idee: eine Gruppe aufzubauen, welche Messies zur Verfügung steht für telefonische Beratungen, Beantwortung von Mails sowie Hausbesuche; „Messie-Spitex“ ist Arbeitstitel). Jedesmal stellte sich ein Gast zur Verfügung, welcher über ein Gebiet aus dem sozialen Bereich referierte. Wir haben uns auseinandergesetzt mit dem Helfersyndrom, dem Rollenverhalten (als HelferIn), ADS, usw. Es hat sich gezeigt, dass das Vorhaben sehr anspruchsvoll ist. Wir werden auch so rasch wie möglich mit den bestehenden Institutionen Spitex, Dargebotene Hand (war ja schon ein Abend bei uns) Kontakt aufnehmen, um die Möglichkeiten der Zusammenarbeit abzuklären. Auch an dieser Stelle noch mal allen Referenten unseren herzlichen Dank.

Kommunikation

Mit neun Rundbriefen – wie gesagt, ab nächstem mal „LessMess Info“ – haben wir eine Fülle an Informationen verbreitet. Vorab natürlich über die Verbandsgründung, Messie-Spitex, aber auch über Umfragen, Bewegungen in der Szene der Selbsthilfegruppen, Veranstaltungen im In- und Ausland etc. Wie sehr unsere Kommunikation noch im Aufbaustadium, d.h. lückenhaft ist, zeigt sich daran, dass eine SHG bis vor kurzem keine Nachrichten erhielt – offenbar gibt es auch verstopfte Mailbriefkästen… Deshalb unsere Bitte: Fragt nach in euren Kreisen, ob alle die gewünschten Infos erhalten und meldet entsprechende Mängel.

Studienarbeiten

Erfreulicherweise interessieren sich immer mehr Studis für das Messie-Phänomen und melden sich bei uns. Manchmal sind deren Vorkenntnisse noch etwas schwach, aber im Dialog können wir da nachhelfen. Solche Aussensichten sind für uns sehr wertvoll. Speziell möchte ich die umfassende Studienarbeit „Messies – Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ von Annina Wettstein würdigen. Sie bietet tiefe Einblicke die Wohnungs- und Gedankenwelt von uns Messies. Empfehlenswert auch für Nicht-Messies. Wir werden laufend über solche Studien informieren.

Weitere Ereignisse 2005

· 14. März: An der Eröffnung des Selbsthilfezentrums der Offenen Tür Zürich (OTZ) sind die Mitglieder der Messie-Gruppen besonders stark vertreten.

· 10. Oktober: Einige aus unseren Gruppen und vom Vorstand haben sich aktiv an der Info-Veranstaltung von Pro Mente Sana am 05 beteiligt. Sie haben sich eine interaktive Form der Einstimmung in die Messie-Thematik einfallen lassen, indem Thomas die Messie-Typen aus unserem Prospekt in Bildern visualisiert hat. So haben sich die Teilnehmenden mit einem Klebepunkt mit ihrem Typus identifizieren können (am meisten gabs für den „sentimentalen“ Messie). Das Echo sei sehr gut gewesen.

· 3./4. Dezember: Ebenfalls sehr gut „angekommen“ sind wir bei der Wochenend-Veranstaltung der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangserkrankung. Ich durfte dort zweimal ein Kurzreferat halten.

· Ich konnte je eine Tagung des „Fördervereins zur Erforschung des Messie-Syndroms (FEM) e. V.“ in Böblingen (24. April) und in Bielefeld (26. November) besuchen. Leider bin ich noch immer nicht dazu gekommen, die Berichte davon zu schreiben.

AUSBLICK

So, das wäre der Blick in den Rückspiegel. Jetzt gucken wir wieder nach vorne und da benötigen wir keinen Feldstecher, um nach allfälligen Aufgaben Ausschau zu halten. Im Gegenteil, es stehen u.a. an: Aufklärungsarbeit, Zusammenarbeit mit Hauseigentümern, Weiteraufbau der Messie-Spitex, Pilotversuch mit dem Sozialdienst eines Unternehmens (da bahnt sich schon was an), Ausbau von www.lessmess.ch, Förderung der Forschung usw. usf.

Bei all diesen Aktivitäten dürfen wir nie vergessen, dass es letztlich immer um Menschen in Not, manchmal in sehr grosser Not, geht und nicht um Institutionen. Wir dürfen und wollen keine „Vereinsmeierei“ betreiben! In diesem Sinn grüsst herzlichst

Johannes von Arx

 

28 Nov. 05

Grüss Euch

Vortrag und Buchvernissage - Studienarbeit Annina Wettstein

Wie letztes mal angekündigt, ist das Buch von lic. phil. Annina Wettstein „Messies – Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ erschienen. Aus diesem Anlass spricht die Autorin zu diesem Thema am

Mittwoch, 7. Dezember 2005, 18.15 Uhr
in der Universität Zürich-Zentrum,
Hörsaal 152, Rämistr. 71, 8006 Zürich (Polybähnchen vom Central)

Veranstalter ist die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.
Anschliessend findet ein Apéro statt - eingeladen sind alle.

Zum Anlass schreibt Annina:
„Für Wohlstandsgesellschaften ist ein Zuviel an Gegenständen nd Informationen typisch. Innerhalb dieser Vielfalt auszuwählen, stellt eine alltägliche Herausforderung dar und kann als kulturelle Technik verstanden werden. Bei so genannten «Messies» zeigen sich hier jedoch Überforderungserscheinungen. Die Menge der Dinge sowie deren Anordnung im Wohnraum führen oft zu Bewegungs- und Nutzungseinschränkungen und wirken sich nicht zuletzt auch auf die Zeitstruktur des Alltags und das soziale Umfeld aus.
Der Vortrag bietet Einblicke in ein Phänomen der Alltagskultur, für das es (noch) keine medizinisch-psychologische Diagnose gibt. Beim Begriff «Messie» handelt es sich um eine Selbstzuschreibung mit lebensweltlicher Bedeutung für die Betroffenen. Das Problem ist aber kein ausschliesslich individuelles: Kulturell geprägte Normalitätsvorstellungen beeinflussen unser alltägliches Denken und Handeln.“

„Messies – Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ kann zum Preis von Fr. 34.- bezogen werden bei:

Volkskundliches Seminar der Universität Zürich
Wiesenstr. 7/9
8008 Zürich

Tel. 044 634 24 33
vksek@vk.unizh.ch

FRAGEBOGEN

Der im letzten Rundbrief erwähnte Fragebogen (ihn hier herunterladen, drucken, für Freunde kopieren, ausfüllen, einschicken oder direkt hier online auszufüllen).
All das muss bis spätestens 10. Dezember geschehen !!!
Schneckenpost wird geschickt wird an:

Nathalie Bühler, Therwilstrasse 17, 4142 Münchenstein,
gemailt wird an michele_v86@hotmail.com und beim onlineausfüllen ist alles sofort erledigt...

4. MESSIE-FACHTAGUNG 26.11.05 BIELEFELD

Die Reise nach Bielefeld führte zu einer interessanten Messie-Fachtagung mit vielen guten Begegnungen in einem Uni-Hörsaal mit Turbolüftung, welche mir prompt eine starke Erkältung bescherte. Mehr dazu nach Genesung in einem späteren Rundbrief.

"Messie"-Spitex

Mit der «Messie»-Spitex mussten wir eine Zeit lang aussetzen, weil die Gründung von LessMess alle Kräfte absorbierte. Eine nächste Veranstaltung planen wir auf Januar.


Mit freundlichen Grüssen allerseits

Johannes


Johannes von Arx
Freier Journalist und Tabubrecher
Murwiesenstrasse 31
CH-8057 Zürich

Tel. 0041 44 310 77 10
johannes@dplanet.ch

6. Nov. 05

RUNDBRIEF LessMess 8
GRÜNDUNG VERBAND LessMess
1. VORSTANDSSITZUNG
2. FRAGEBOGEN
3. LIZ-ARBEIT ANNINA WETTSTEIN VERÖFFENTLICHT
4. MESSIE-FACHTAGUNG 26.11.05 BIELEFELD

Grüss Euch
Lange ists her seit dem letzten Rundbrief. Inzwischen haben wir am 8. September im Kreis von gut 30 Teilnehmenden im Coopi Zürich den Verband 'LessMess' gegründet. Sofort hat sich der Vorstand in die Arbeit gestürzt und am 28. November seine erste Sitzung abgehalten. Darüber werden wir im nächsten Rundbrief vertieft informieren.

2. FRAGEBOGEN Im Moment boomen die Untersuchungen von (Hoch)Schulen. Trotz nicht ganz unerheblicher Belastung unterstützen wir alle seriös angesetzten Umfragen, Studien etc, da sie letztendlich auch uns zugute kommen. Wir bitten allerdings speziell die Leute, welche noch über wenig Kenntnisse und Erfahrungen mit der Messie-Thematik haben, sich bei uns vorgängig zu informieren. Auch dazu stehen wir gerne zur Verfügung. So können unstimmige Ansätze vermieden werden, was der Qualität der Untersuchungen nur förderlich sein kann. Selbstverständlich geht es uns dabei keinesfalls um eine inhaltliche Beeinflussung. Damit zur aktuellen Umfrage von Vögeli & Co. Der Fragebogen (nur für Betroffene) findet sich zur Verdeutlichung hier weiter unten nochmals und kann online ausgefüllt und abgeschickt werden oder man kann ihn auch herunterladen, ausdrucken, in der Selbsthilfegruppe verteilen und von Hand ausgefüllt anonym per Post zustellen....

3. LIZ-ARBEIT ANNINA WETTSTEIN VERÖFFENTLICHT Unterdessen ist die Lizenziatsarbeit von Annina Wettstein „Messies – Alltag zwischen Chaos und Ordnung“ im Druck erschienen. Sie kann zum Preis von Fr. 34.- bezogen werden bei: Volkskundliches Seminar der Universität Zürich Wiesenstr. 7/9 8008 Zürich Tel. 044 634 24 33 vksek@vk.unizh.ch

4. MESSIE-FACHTAGUNG 26.11.05 BIELEFELD An dieser Tagung des „Fördervereins zur Erforschung des Messie-Syndroms (FEM) e. V.“ werden wiederum fünf prominente Referentinnen und Referenten das Messie-Phänomen unter psychologischen, aber auch rechtlichen Gesichtspunkten auftreten. Das Programm findet sich auf www.femmessies.de (Aktuelles) oder hier als Einladung (pdf). Auf Wunsch sende ich es gerne zu. Über die Anreise-/Unterkunftsmöglichkeiten kann ich ebenfalls Tipps geben. So, das wärs. Dies wird einer der letzten Rundbriefe sein. In einer der nächsten Vorstandssitzungen werden wir über die Neuaufteilung der Aufgaben beschliessen und dann werde ich von dieser – an sich schönen Aufgabe entlastet. In dem Sinn herzliche Grüsse
Johannes Johannes von Arx
Freier Journalist und Tabubrecher
Murwiesenstrasse 31 CH-8057 Zürich
Tel. 0041 44 310 77 10 johannes@dplanet.ch

 

Also nochmals, denselben Fragebogen:

Nach kleinen Einstiegsschwierigkeiten gibt es kurzfristig einen Fragebogen für Messies, mit dem 3 Schülerinnen eine Untersuchung machen. Bitte möglichst schnell antworten:

1) entweder hier online ausfüllen und sogleich anonym abschicken oder
2) hier als PDF ausdrucken, von Hand ausfüllen und per Post senden an:
Nathalie Bühler, Therwilstrasse 17, 4142 Münchenstein.

 

 

ARCHIV:

EINLADUNG ZUR GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG VON
LessMess – Netzwerk für Messies

am Donnerstag, 8. September 2005, 19.15 Uhr
im Saal des Restaurants Cooperativo (Coopi), Zürich

Werdplatz (Strassburgstr. 5, Haltestelle Stauffacher, 3 Haltestellen mit Tram 3 und 14 vom Bahnhofplatz)

Schneller zu Fuss von der Unterführung unter den Hallengleisen des HB: Von der Einfahrtsrichtung aus gesehen nach rechts unten durch in die Kasernenstrasse (rechterhand der Sihl), vorbei an der Sihlpost, immer geradeaus bis zur Sihlbrücke (auf der die Trams fahren), geradeaus über die Gleise und dann halbrechts weiter auf der Werdstrasse (linkerhand das Tages-Anzeiger-Gebäude). Das Coopi findet sich dann links am Werdplatz.

Traktanden  
1. Begrüssung Beat Dünki
2. Statuten vorstellen Thomas Moll
3. Ziele des Verbandes LessMess Martin Biber
4. Info Finanzen / Mitgliederbeitrag Helene Karrer-Davaz
5. Wahlen- Vorstand- Co-Präsidium
(Helene Karrer-Davaz, Thomas Moll)
Beat Dünki
6. Weitere Infos u.a. zur Messie-Spitex Johannes von Arx
7. Verschiedenes und Fragen Beat Dünki
8. Terminvorschlag: 3. Mai 2006:
1. Mitgliederversammlung LessMess
Beat Dünki

ANMELDUNG an: info@lessmess.ch oder schriftlich an
LessMess, Tödistrasse 3, 8304 Wallisellen.

Hier gibt's die Einladung schriftlich (pdf zum Ausdrucken/Ausfüllen/Einsenden)

Vorstand LessMess - wir stellen uns vor

Mitglied Motivation
Elmira Claude,
St. Gallen

Jahrgang 1944
Aus eigener (fast) lebenslanger „Sammel-Tick- und Folgen-Erfahrung“ weiss ich, wie oft sich Messies ausgegrenzt, missachtet, unverstanden, allein gelassen fühlen.
Als Rückhalt und Rückendeckung gerade auch für Messies, die anonym bleiben wollen, ist ein Verband sinnvoll und notwendig, der sich in der Öffentlichkeit vor die Messies stellt und ihre Interessen vertritt. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Helene Karrer-Davaz, Wallisellen
Jahrgang 1956

In meinem Berufsalltag erlebe ich Messies als interessante, vielseitige Menschen, welche sich oft schämen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Messies in der Öffentlichkeit einen anderen Stellenwert bekommen und sich nicht mehr verstecken müssen.

Johannes von Arx,
Zürich

Jahrgang 1943

Mir ist – nebst der direkten Hilfe an Betroffene und Mitbetroffene – das ganz grosse Anliegen, dass die Öffentlichkeit vorurteilsfrei von den Problemen hinter dem „Messie-Syndrom“ Kenntnis nimmt. Auch möchte ich, dass die Forschung intensiviert wird.

Mariann Zgraggen,
Jahrgang 1951
· Messies sind genau so wertvolle Menschen wie „Normales“ – nur eben anders!
· Messies brauchen Hilfe
· Messie brauchen eine Lobby
· „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren, die wir hinterlassen, wenn wir gehen“ (Albert Schweitzer)
In diesem Sinne möchte ich was bewegen im Leben. Nicht nur predigen, sondern aktiv etwas tun. Als Gründungsmitglied des Verbandes LessMess ist es mir ein Anliegen, einer kleinen Minderheit zu Beachtung und dringend benötigter Unterstützung in unserer Gesellschaft zu verhelfen.
Martin Biber, Mettmenstetten
Jahrgang 1956

Bei einem zufälligen Gespräch hörte ich erstmals von der Messie-Problematik. Plötzlich musste ich feststellen, dass auch bei mir gewisse Ansatzpunkte vorhanden sind. Wenn ich jetzt durch meine Tätigkeit im Verband Menschen helfen kann, erfüllt mich dies mit grosser Freude.

Thomas Moll,
Bern

Jahrgang 1952

Ich entstamme einer Messie-Dynastie. Umgeben von Messies und selbst viel zu vielseitig interessiert bin ich leider zu macht- und disziplinlos für materielle Ordnung. Ich möchte dazu beitragen, dass Messies nicht diskriminiert werden, Selbstsicherheit finden und ihre Probleme lösen können.

Ursula Blum,
Riehen

Jahrgang 1948

Ich habe noch Zeit zur Verfügung, die ich sinnvoll nutzen möchte. Die durch jahrelange Arbeit in einer psychiatrischen Klinik erworbenen Fähigkeiten, Erfahrungen und angeeignetes Wissen durch Weiterbildungen möchte ich im Verband LessMess einsetzen.

Präsidium
Helene Karrer-Davaz und Thomas Moll stellen sich als Co-Präsidium zur Wahl.

Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen und grüssen herzlich

Für die Arbeitsgruppe Verband
Johannes von Arx

Hier kann ein Entwurf der Statuten des Verbandes LessMess eingesehen werden (pdf)