Hilfe beim Aufräumen

Eine schrittweise Verbesserung der Ordnung ist nur möglich, wenn nicht fortlaufend neue Dinge gehortet werden. Deshalb sollte auch thematisiert werden, welche Art von Gegenständen jemand immer wieder kauft oder sonst auf eine Weise beschafft, obwohl es keinen Platz dafür hat. Manchmal leiden Messies unter einer Kaufsucht, die zuerst angegangen werden sollte, um eine langfristige Veränderung herbeizuführen.

Es gibt mittlerweile viele professionelle Ordnungscoaches mit der nötigen Kenntnis und Erfahrung, die Unterstützung beim Aufräumen anbieten. Als öffentliche Institution sind auch viele Dienste der psychiatrischen Spitex für das Thema Messie-Syndrom sensibilisiert. Eine Verordnung für die psychiatrische Spitex können PsychiaterInnen ausstellen mit dem Verweis auf die Diagnose des Pathologischen Hortens (DSM-5).

Voraussetzung für die Hilfe beim Aufräumen ist jedoch, dass die betroffene Person ihr Einverständnis dazu gegeben hat. Denn solange keine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht, darf nicht geholfen werden, wenn ein Messie dies nicht möchte, da die Freiheitsrechte des Einzelnen höher gewichtet werden. Eigengefährdung kann bestehen, wenn man sich selbst nicht mehr versorgen kann, z.B. die Wohnung extrem kalt ist oder der Vermieter mit der Wohnungskündigung und Zwangsräumung droht, was eine Obdachlosigkeit zur Folge hätte. Eine Fremdgefährdung besteht, wenn Kinder oder sehr viele Haustiere im Haushalt leben und darunter leiden. In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit, bei der zuständigen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) eine Gefährdungsmeldung zu machen.

Damit die Hilfe beim Aufräumen gelingt, sollten wichtige Grundsätze beachtet werden, da es sonst zu juristischer Auseinandersetzung kommen kann, falls etwas unbeabsichtigt verloren geht. Deshalb hier die wichtigsten Punkte:

  • Diskretion und Schweigepflicht über alles Gesehene und Gehörte.

  • Immer zuerst den Menschen anschauen – nicht das Chaos. Wie geht es der Person, was beschäftigt sie? Wie sieht ihr Beziehungsnetz aus? Verhältnis zu Nachbarn und Vermieter?

  • Wie gross ist die Bereitschaft zum Verändern, zum Aufräumen, zum Wegräumen? Es versteht sich von selbst, dass diese Fragen keinesfalls aggressiv gestellt werden, sondern subtil und sensibel im Lauf der wachsenden Beziehung.

  • Auch auf das Positive achten und kleine Fortschritte wertschätzen.

  • Jede Helferin, jeder Helfer ist immer ein Gast.

  • Klare Abmachung treffen. Beide Parteien müssen Grenzen setzen können: Wenn es dem Betroffenen zu viel wird und wenn sich die Helfer überfordert fühlen. Dauer des Treffens im Voraus vereinbaren.

  • Ziel definieren – was genau machen wir zusammen. Beschränken auf ein Einzelprojekt. Z. Bsp. Struktur in administrativen Belangen, Küche wieder gebrauchstauglich machen, Vorbereitungen für einen Besuch von Handwerkern, einen Schrank oder eine Ecke aufräumen.

  • Den Takt der Handlungen gibt der Messie vor.

  • Keine Handlung ohne Einverständnis des Betroffenen. Immer nur in dessen Gegenwart oder mit einer von ihm bestimmten Vertrauensperson arbeiten. Jeder Gegenstand, der zur Wohnung/zum Haus hinausgeht wird auf einem Protokoll notiert, das die Betroffenen unterschreiben müssen.

  • Grösste Vorsicht ist geboten beim Zusammenbinden von Zeitungen, sonstigem Altpapier, sogar Abfall: Immer fragen, ob mit Sicherheit keine Wertsachen, Dokumente, (verstecktes) Geld, Pass, Erinnerungsstücke etc. drin sind. Auch dies ggf. auf einem Protokoll vermerken.

  • Veränderungen protokollieren.

  • Wenn immer im „Messie“-Haushalt etwas umgestellt bzw. umorganisiert wird, ganz speziell bei wichtigen Dokumenten, sollten beide Parteien besonders klare Abmachungen treffen, damit die Dinge später wieder gefunden werden.

  • Es empfiehlt sich dringend, Schränke, Tablare, Schubladen, Behälter, Karteien etc. gut anzuschreiben. Im Einverständnis mit den Klienten nimmt der Helfer die Liste der neuen Ordnung zu sich, um notfalls „Pfadfinderdienste“ leisten zu können.

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