„Selbsthilfe für Messies – Ursachen verstehen - Änderungen wagen"

von Rainer Rehberger
Ladenpreis CHF 25.90, € 17.95

Das jüngste Buch von Rainer Rehberger wendet sich fast ausschliesslich an Messie-Betroffene selbst. Er spricht sie nicht nur direkt an, sondern schliesst sich durch die Wir-Form ein. Im letzten LessMess-Info hat er dies begründet (ebenso wie die Wahl des Wortes „Selbsthilfe" im Titel). Zwar beleuchtet der Psychoanalytiker auch in diesem Werk Zusammenhänge zwischen massiven negativen Einwirkungen im frühkindlichen Alter, namentlich Zwängen und einer späteren Tendenz zum Messie-Verhalten. Aber es finden sich keinerlei Fachwörter oder lange Sätze, welche ein Verständnis erschweren. Aus seiner langjährigen psychotherapeutischen Arbeit und Leitung von Gruppen weiss er, wie empfindlich Messies auf Zwänge – ob echt oder bloss empfunden – reagieren und lässt es deshalb der Leserschaft frei, irgendwo im Buch anzufangen, zu schmökern, zu überspringen.
Rehberger geht Schritt für Schritt durch nahezu alle Begleitthemen wie Depression, Sucht, Aufschieben, Gefühlsblindheit, Beziehung, Perfektionismus – und natürlich übermässiges Sammeln. Auf diese Weise erkennen wir uns bis in Details in unseren Verhaltensauffälligkeiten.
Er erklärt auf allgemeinverständliche Weise Entwicklungspsychologie, Bindungsmuster und macht darin transparent, wie der Weg zu messiehaftem Verhalten verläuft. Eine Notlösung, die es als solche zu verstehen gilt, um von den Selbstvorwürfen wegzukommen. Der Buchautor bleibt aber nicht bei allgemeinen Betrachtungen stehen, sondern verdeutlicht mit dem „Märchen vom eigensinnigen Kind" (Grimm) verschiedene Zusammenhänge. Und am Schluss bringt er uns verschiedene Menschen aus seiner Praxis am nördlichen Ufer des Bodensees nahe – selbstverständlich anonymisiert und mit deren Einverständnis. Da finden sich erschütternde Szenen, in denen viele Messies Parallelen erkennen werden.
Vom „Müssen" zum „Wollen"
Doch im zentralen Teil des Buches geht es um die „Selbsthilfe durch Lernen." Rainer Rehberger ist überzeugt, dass auf Grund des Verstehens der aufgezeigten Zusammenhänge über mehr oder weniger lange Zeiträume Veränderungen im Verhalten möglich sind. Speziell die, dass uns das „Müssen" (sicherlich eines der am häufigsten gebrauchten Wörter von Messies, Anm. Johannes) immer wieder zum Scheitern bringt. Wie eine Art Schlüssel zur Verhaltensänderung, zur Deblockierung ist der daraus gezogene Schluss, dass wir in unserem Kopf „Müssen" durch „Wollen" ersetzen (vgl. dazu auch der Bericht zur Messie-Tagung in Bad Boll).
Wir haben jetzt also ein Buch, das mehr als jedes andere zuvor, unmittelbare, direkte Hilfestellungen für Messies anbietet. Wie gesagt primär für Betroffene selbst. Aber auch Angehörigen, Mitbetroffenen kann es eine Hilfe zum Verstehen sein. Und schliesslich kann es Fachpersonen, denen das Messie-Syndrom noch wenig bekannt ist, sozusagen als „Aufklärungsbuch" dienen. Wenn ich persönlich einen kleinen Einwand habe, ist es der, dass das eingangs erwähnte „wir" etwas zu inflationär auftaucht. Was aber den Wert des Buches in keiner Weise mindert.